I.
"Manche von Ihnen werden sich gefragt haben: Weshalb hat sich die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages so dafür eingesetzt, heute des Mauerbaus in Berlin vor 35 Jahren zu gedenken? Reicht es nicht, daß die erste Enquete-Kommission ['Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland'] dieses Ereignis in mehreren Expertisen und Anhörungen zu analysieren versucht hat? Ist nicht der 17. Juni der angemessene Gedenktag für alles das, was die SED-Diktatur bis zu ihrem Sturz im Herbst 1989 ausmachte? Ich glaube, es gibt eine ganze Menge guter Gründe dafür, auch den 13. August nicht aus dem Auge zu verlieren."
Nunmehr weitere 15 Jahre später hat die Erinnerung an den Mauerbau und das Leben in der geteilten Stadt und einer geteilten Welt ihren Platz nicht nur im Gedächtnis der Stadt, sondern in der öffentlichen Diskussion und in der kollektiven Erinnerung zurück erobert. Vielmehr verdrängte sie im 50. Jahr des Mauerbaus auch die Erinnerung an den Aufstand vom 17. Juni 1953, indem bereits im Juni 2011 nicht mehr die Erinnerung an den Volksaufstand, sondern die letzten Wochen vor dem Mauerbau medial und in wissenschaftlichen Diskussionen im Mittelpunkt standen. Nachdem die Erinnerung an die Teilung der Stadt durch das politische Berlin jahrelang stiefmütterlich behandelt wurden, forderte der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, nunmehr, Teile der Mauer zu rekonstruieren und so "Geschichte erlebbar" zu machen.
II.
Die Bilder aus der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 gehören zu den Ikonen der Weltgeschichte. Die durch die geöffneten Grenzübergänge strömenden Menschenmassen, die auf der Mauerkrone sitzenden und tanzenden Menschen sind aus dem öffentlichen Bildergedächtnis nicht mehr wegzudenken. Obwohl es für die Machthaber der SED in der DDR auch Wochen nach dem Mauerfall keineswegs ausgemachte Sache war, dass die Mauer und die Grenze dauerhaft geöffnet bleiben würden, ging bereits am 10. November 1989 eine erste Anfrage aus Bayern bei der DDR-Regierung ein, in der angeboten wurde, "nicht benötigte Teile Ihrer Grenzsicherungsanlagen" gegen Devisen zu kaufen.
Quasi über Nacht wurde die Mauer zum heiß begehrten Kaufobjekt, zu einer Trophäe des Kalten Krieges, zum Exportschlager und zu einem Symbol. Kein anderes Bauwerk in Deutschland und vielleicht sogar in Europa hatte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so gravierende Auswirkungen auf das Leben so vieler Menschen. Kein anderes Bauwerk wurde in dieser Zeit weltweit zum Symbol für Unfreiheit und Diktatur, für die Verachtung elementarer Menschenechte und letztlich für die Geiselnahme von Millionen Menschen durch ein auf Unrecht gegründetes Regime. Und kein anderes Bauwerk wurde nach dem Mauerfall 1989 von ebendiesem Symbol der Unfreiheit und Menschenverachtung zum Symbol für Freiheitswillen und Bürgermut. Nachdem in den Wochen und Monaten nach dem Mauerfall immer wieder Nachfragen nach Mauerteilen aus aller Welt eingegangen waren, beschloss die DDR-Regierung unter Hans Modrow am 7. Dezember 1989 bzw. am 4. Januar 1990, die Mauer zu verkaufen. Man erhoffte sich auf diese Weise, die vor dem Bankrott stehende DDR-Wirtschaft retten zu können. Anlass zu diesen Hoffnungen gaben Anfragen, denen zufolge für ein Mauerteil bis zu 500.000 DM geboten wurde.
1. Die DDR brauche Devisen;
2. die Mauer sei Volkseigentum; und
3. somit sollten die Erlöse der gesamten DDR-Bevölkerung, beispielsweise über soziale Projekte, zugute kommen.
Mauerfragment vor dem Imperial War Museum London.
(© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Mauerfragment vor dem Imperial War Museum London.
(© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Ungeachtet etwaiger fortbestehender Vorbehalte gegen diese Geschäfte begannen die Truppen des Grenzkommandos Mitte, die noch bis Ende Dezember 1989 die Grenze schützen und Grenzdurchbrüche verhindern sollten
Der Wunsch nach den langen Jahren der Teilung und Trennung zu einer innerstädtischen Normalität zurückzukehren, war nur zu verständlich. Kaum jemand konnte sich 1990 vorstellen, dass es einmal Forderungen geben könnte, die der Stadt und den Menschen zugefügte Wunde wieder sichtbar zu machen. Für eine möglichst schnelle Überwindung der Teilung und ihrer Folgen in der Stadt schien das möglichst vollständige Entfernen der Mauer der geeignete Weg zu sein. Zugleich nahm man damit in Kauf, dass die Vorstellung davon, was die Mauer, für die Stadt und für das Leben der Menschen bedeutet hatte, zunehmend verblasste. Nicht nur die Besucher Berlins, deren Interesse an Berlin auch in der Mauer begründet lag, fragten zunehmend ratlos: Wo war denn nun die Mauer?
Mauerfragment vor dem Sacharov-Zentrum Moskau. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Mauerfragment vor dem Sacharov-Zentrum Moskau. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Dabei hatte es bereits frühzeitig warnende Stimmen gegeben, die sich dafür einsetzten, zumindest in einigen Bereichen der Stadt die Mauer als Baudenkmal zu erhalten. In einem letzten Akt beschloss etwa der Ost-Berliner Magistrat am 2. Oktober 1990, das noch vorhandene "Ensemble" an der Bernauer Straße unter Denkmalschutz zu stellen. Trotz dieses Beschlusses schritt auch an der Bernauer Straße die rege Verkaufs- und Bautätigkeit weiter voran. Bis zur Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die Berliner Mauer sollten noch fast 15 Jahre vergehen und der allergrößte Teil der einstigen Grenzanlagen aus dem Stadtbild spurlos verschwinden. Während die Mauer mit deutscher Gründlichkeit aus der Stadt entfernt wurde, erfreuten sich Mauerteile großer Beliebtheit und Nachfrage in aller Welt. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Mauerfall wurden Denkmäler aus Mauerteilen in über 40 Ländern der Welt errichtet. Mittlerweile gibt es weltweit über 140 Denkmäler, in denen 600 Mauerteile verwendet wurden.
III.
1991 wurde in Berlin an den 30. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer erinnert. In der medialen Berichterstattung war vor allem die Realgeschichte der Zeit um den 13. August 1961 Thema. Dass in Berlin selbst kaum mehr etwas an die Teilung erinnerte, wurde hingegen kaum beachtet und nicht erwähnt. Vielmehr Beachtung fand in diesem Zusammenhang der Spruch von der "Mauer in den Köpfen" zwischen Ost- und Westdeutschen, die längst die real nicht mehr existierende Mauer abgelöst hätte.
1998 wurde der erste Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer nach dem Entwurf der Stuttgarter Architekten Kohlhoff & Kohlhoff errichtet (Aufnahme von 2004). (© Gedenkstätte Berliner Mauer, Foto: Brigitte Hiss)
1998 wurde der erste Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer nach dem Entwurf der Stuttgarter Architekten Kohlhoff & Kohlhoff errichtet (Aufnahme von 2004). (© Gedenkstätte Berliner Mauer, Foto: Brigitte Hiss)
Symbolträchtig fasste der Berliner Senat am 13. August 1991 den Beschluss, an der Bernauer Straße eine "zentrale Gedenkstätte" zu errichten. Es vergingen danach weitere drei Jahre, bis 1994 ein entsprechender künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben wurde, aus dem das Büro Kohlhoff & Kohlhoff als Sieger hervorging. Die schließlich bis 1998 realisierte Denkmalsanlage vermittelte auf einem abgetrennten Teilstück, das nur über eine Aussichtsplattform in seiner Anlage zu überblicken war, eine vage Vorstellung von der Tiefenstaffelung der Mauer und des Grenzstreifens. Zu den am häufigsten geäußerten Kritikpunkten am vollständigen Abriss der Mauer- und Grenzanlagen gehörte, dass selbst dort, wo Mauerreste noch den Abrissarbeiten entgangen waren, die eigentliche Grenzstruktur nicht mehr sichtbar war. Dadurch sei es kaum mehr möglich, eine Vorstellung davon zu vermitteln, dass eben nicht nur eine einfache Mauer, sondern eine breit "ausrasierte Stadtwunde" die Stadt geteilt habe.
Als das Denkmal 1998 an der Bernauer Straße eingeweiht wurde, hagelte es Kritik an der kalten und abstrakten Gestaltung, die keine Vorstellung davon gebe, was die Mauer eigentlich gewesen war. Gleichzeitig wurde von Opfervertretern immer wieder das Desinteresse am 13. August und den Opfern gerügt – eine Klage, die bereits 1996 zum 35. Jahrestag von Klaus-Peter Eich als Vertreter der Opfer formuliert worden war. Die 1998 eingeweihte Anlage an der Bernauer Straße änderte daran nichts Grundlegendes. Zum einen wurde das Denkmal und die Erinnerungsarbeit am Ort nach wie vor von einem vor allem ehrenamtlich arbeitenden Verein und der Kirchgemeinde betrieben. Die Finanzierung und die personelle Ausstattung waren über lange Jahre hinweg mehr als prekär. Dass der Ort "Bernauer Straße" sich zu dem Erinnerungsort an die Berliner Mauer entwickeln konnte, hatte vor allem mit dem Engagement der Enthusiasten vor Ort zu tun. Für die Politik schien die Erinnerung an die Mauer und das 1998 eingeweihte Denkmal außerhalb der Gedenktage am 13.8. und am 9.11. in Vergessenheit geraten zu sein.
IV.
Am 24. August 1961 wurde Günter Liftin an der Grenze nach West-Berlin erschossen. In einer früheren Führungsstelle der DDR-Grenztruppen ist seit 2003 eine Gedenkstätte eingerichtet. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Am 24. August 1961 wurde Günter Liftin an der Grenze nach West-Berlin erschossen. In einer früheren Führungsstelle der DDR-Grenztruppen ist seit 2003 eine Gedenkstätte eingerichtet. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Der 40. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August 2001 machte schließlich die unterschiedlichen Erwartungen an eine würdige und ernsthafte Erinnerung an die Mauer und die Teilung und darüber vermittelt an die SED-Diktatur als Ganzes offensichtlich. Auf dem Höhepunkt der (N)Ostalgiewelle prägten Spekulationen um eine rot-rote Koalition in Berlin die Erinnerung an den Mauerbau 40 Jahre zuvor. In den Medien standen Kommentare über die politische Instrumentalisierung des Jahrestags im Vordergrund, die – wie es beispielsweise in einem Kommentar von Rolf R. Lautenschläger in der "tageszeitung" zum 13. August 2001 hieß – "beschämend" sei.
Für die Opfer der SED-Diktatur waren die rot-roten Planspiele unerträglich. Sie erneuerten ihre Forderungen nach einem würdigen, in der Mitte Berlins angesiedelten Denkmal, und sie drohten mit einem Boykott der Gedenkveranstaltungen. Als Vertreter der PDS bei der Gedenkveranstaltung an der Bernauer Straße mit einem Kranz erschienen, wurde dieser von Alexander Bauersfeld, einem politischen Häftling der DDR, unter lautem Protest von der Gedenkmauer entfernt und zertreten. Bauersfeld wurde von der Polizei festgenommen.
Zum Gedenken der Mauer-Opfer legte der Künstler Ben Wargin 1990 das "Parlament der Bäume" auf dem ehemaligen Grenzstreifen an. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Zum Gedenken der Mauer-Opfer legte der Künstler Ben Wargin 1990 das "Parlament der Bäume" auf dem ehemaligen Grenzstreifen an. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Wer gehofft hatte, dass sich der Berliner Senat nach dem 40. Jahrestag des Mauerbaus daran machen würde, die Erinnerung in der Stadt sichtbar zu halten, sah sich enttäuscht. Die Denkmalsanlage an der Bernauer Straße wurde weiterhin vor allem ehrenamtlich und über befristete Projektfinanzierungen betreut. Eine Änderung dieser stiefmütterlichen Behandlung des als offizielle Gedenkstätte bezeichneten Erinnerungsortes an die Berliner Mauer und die Teilung war nicht abzusehen. Dessen ungeachtet gab es in der Stadt eine Vielzahl privater Initiativen, um an die Mauer und deren Opfer zu erinnern.
Sei es der einstige Grenzwachturm an der Kieler Straße, der vom Bruder des ersten erschossenen Maueropfers, Günter Litfin, mit viel ehrenamtlichem Engagement betrieben wird, sei es die vom Aktionskünstler Ben Wargin gestaltete Erinnerungsstätte "Parlament der Bäume" oder die East-Side-Gallery am Spreeufer. Auch der von Michael Cramer initiierte "Mauerradweg" gehört zu diesen Initiativen, die auf vielfältige Weise versuchten, die Erinnerung an die Mauer und das geschehene Unrecht wach und im Gedächtnis der Menschen und der Stadt zu halten.
V.
In diese offizielle Leerstelle platzte 2004 zum 15. Jahrestag des Mauerfalls eine Initiative der Chefin des Mauermuseums "Haus am Checkpoint Charlie". Mit einem als temporär angekündigten Mahnmal auf einer Brachfläche am Checkpoint Charlie rüttelte Alexandra Hildebrandt nicht nur die Berliner Politik auf. Das Mahnmal, das aus einem Imitat der Mauer und über 1.000 zumeist namentlich gekennzeichneten Holzkreuzen bestand, befriedigte das Bedürfnis vieler nach einem als authentisch empfundenen Erinnerungsort an die Mauer. Es machte deutlich, dass es ein unbefriedigtes öffentliches Bedürfnis sowohl der Einwohner der Stadt als auch der Touristen nach einem anschaulichen Ort gab, an dem die Mauer und die Teilung der Stadt vermittelt werden könne. Der Verweis auf die Bernauer Straße lief ins Leere. Auch viele Opfer fühlten sich zum ersten Mal in ihren Forderungen nach einem emotional ansprechenden Denkmal mit einer eindeutigen Formensprache ernst genommen.
Mauerkreuze am Checkpoint Charlie – Installation 2005. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Mauerkreuze am Checkpoint Charlie – Installation 2005. (© Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Die Kritik gegen das Mahnmal richtete sich gegen die Vielzahl der Kreuze, die eine konkrete Zahl an Opfern vorgebe, die so nicht nachzuweisen sei. Auch die angebliche Orientierung an der Formensprache des kurz zuvor eingeweihten Mahnmals für die Ermordung der europäischen Juden wurde kritisiert: Mit der Analogie – dort über 6.000 Betonquader, hier über 1.000 Holzkreuze – werde eine Gleichsetzung von Nationalsozialismus und SED-Diktatur betrieben, lautete der Vorwurf. Unbeirrt von den kritischen Stimmen gegen das Mahnmal wehrte Hildebrandt sich schließlich – wie in anderen Fällen zuvor auch – gegen den Abbau ihres als ursprünglich befristete Aktion gedachten Denkmals. Sie organisierte Mahnwachen; Opfer der kommunistischen Diktatur ketteten sich an den Kreuzen fest, um gegen den Abriss der Kreuze zu protestieren. Sie argumentierten, dies sei der einzige Ort in der Berliner Mitte, der den Opfern der SED-Diktatur eine angemessene Erinnerung im öffentlichen Bewusstsein ermögliche. Dieses "Guerillagedenken" gab der Berliner Politik einen Schub. Noch im November 2004 lagen dem Abgeordnetenhaus schließlich zwei Anträge von CDU und Bündnis 90/Die Grünen vor, in denen der Berliner Senat aufgefordert wurde, ein Konzept für den Erhalt der noch bestehenden Mauerbauwerke und zur Erinnerung an die SED-Diktatur vorzulegen. In beiden Anträgen wurden vom Senat mehr Initiativen gefordert, um an die zweite deutsche Diktatur und deren Opfer in Berlin zu erinnern. Es gebe nicht nur "Defizite bei der sichtbaren Erinnerung an die Mauer als Symbol für die Geschichte der Teilung der Stadt, Deutschlands und der Welt, sondern auch bei der umfassenden Darstellung der SED-Diktatur, in ihren Bereichen Herrschaft, Alltag, Widerstand."
VI.
Ehemaliger Grenzstreifen in Berlin. (© AP)
Ehemaliger Grenzstreifen in Berlin. (© AP)
Vor dem Hintergrund des von Alexandra Hildebrandt initiierten und von großem Publikationserfolg begleiteten Erinnerungsorts am Checkpoint Charlie hatte der Berliner Kultursenator, Thomas Flierl (PDS), bereits im Sommer 2004 begonnen, ein Konzept für die Ausgestaltung des Mauergedenkens zu entwickeln. Dieses Konzept sah zum einen vor, noch bestehende Mauerreste zu sichern und zu erhalten und die wenigen noch vorhandenen Freiflächen, die eine Vorstellung von Mauer und Todesstreifen in ihrer räumlichen Ausdehnung geben könnten, vor weiterer Bebauung zu schützen. Zum anderen sollten die bereits bestehenden Erinnerungsorte und Denkmäler besser sichtbar gemacht werden und aufeinander verweisen. Denn bereits zu jenem Zeitpunkt gab es etwa 60 Einzeldenkmäler, die an ermordete Flüchtlinge erinnerten, oder zu Denkmälern umgebaute Mauerreste, wie auf dem Potsdamer Platz. Hierzu gehörte auch die doppelte Pflastersteinreihe, die bereits seit Anfang der Neunzigerjahre im Straßenverlauf die Mauer kennzeichnete. Jedoch wurde deren Sicht- und Erkennbarkeit dadurch beeinträchtigt, dass dieser Typ Pflastersteine nicht exklusiv für die Kennzeichnung des Mauerverlaufs verwendet wurde, sondern auch für die Reparatur der chronisch schlechten Straßen. Für das lückenlose Einbringen des Metallbandes mit den Daten von Mauerbau und Mauerfall, das in der Mauerkennzeichnung eine eindeutige Zuordnung und Orientierung ermöglichen sollte, fehlte schlicht das Geld.
Luftbild (© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth)
Luftbild (© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth)
Gedenkstätte Berliner Mauer, Blick auf den neugestalteten Abschnitt B entlang der Bernauer Straße, Ecke Ackerstraße, 2011. (© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth )
Gedenkstätte Berliner Mauer, Blick auf den neugestalteten Abschnitt B entlang der Bernauer Straße, Ecke Ackerstraße, 2011. (© Stiftung Berliner Mauer, Foto: Jürgen Hohmuth )
Das Konzept wurde im Juni 2006 fertiggestellt.
Bereits in den vergangenen Jahren war immer deutlicher geworden, dass die Erinnerung an den Mauerbau und an seine dramatischen Folgen für die in der DDR eingesperrten Menschen zu der bestimmenden Erinnerung an die zweite Diktatur in Deutschland werden würde. Wie 2011 im Juni bereits bei der Wahrnehmung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 zu besichtigen, beginnt die Erinnerung an die Mauer jene an andere traumatische Ereignisse der SED-Diktatur in den Hintergrund zu drängen. Wir können gespannt sein, ob die Erinnerung an den Mauerbau und an das tödliche Grenzregime – weil sie mit eindrücklichen Bildern und konkreten Bauwerken im Stadtraum verbunden sind – auch künftig das Gedenken an die kommunistische Diktatur in der DDR dominieren wird.
aus: Deutschland Archiv 7/2011