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Liebesglück im Westzug | Deutsche Teilung - Deutsche Einheit | bpb.de

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Liebesglück im Westzug Frank Ruhnke

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Auf der Fahrt mit dem Westzug traf Frank Ruhnke seine jetzige Ehefrau – ein besonderer Tag für die beiden. Die wichtigste Erinnerung für Ruhnke ist, dass die Menschen in der ehemaligen DDR relativ gleich waren. Es habe keine sehr Armen und keine sehr, sehr Reichen gegeben.

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Auf der Fahrt mit dem Westzug traf Frank Ruhnke seine jetzige Ehefrau – ein besonderer Tag für die beiden.

1. Wie haben Sie den Herbst 1989 erlebt?
Sehr aufregend fand ich die Zeit. Ich kann mich noch entsinnen, mein Nachbar, der hatte noch nicht mal einen Fernseher. Der kam wohl jeden Abend um acht zu mir, um die Nachrichten zu sehen. Und jeden Abend war was ganz Tolles im Fernsehen. Wir waren also jeden Abend komplett platt. Ungefähr drei Wochen später, nach Grenzöffnung, ich weiß es nicht mehr ganz genau, also etwa drei Wochen später, sind wir mit dem Zug in den Westen gefahren, um uns erst mal diese 100 DM abzuholen. Natürlich, das ist ja klar. Das hat mein weiteres Leben ganz, ganz wesentlich geprägt und beeinflusst, denn ich habe in diesem Westzug Früh meine jetzige Frau kennengelernt. Und wir sind immer noch zusammen und haben auch zusammen ein Kind und alles. Und wir feiern das jedes Jahr immer noch, indem wir an diesem Tag mit dem Zug noch in diese West-, in die heutige deutsche Stadt natürlich, fahren. Aber im Prinzip wird das noch so gefeiert, als Jahrestag sozusagen.

2. Was hat sich nach dem Ende der DDR für Sie verändert?
Zunächst ist erst mal alles so geblieben. Wir hatten natürlich dann dieses Westgeld, diese D-Mark, und die Betriebe lösten sich dann alle so nach und nach in Wohlgefallen auf. Nach so zwei Jahren war ich dann auch überflüssig. Da bin ich dann entlassen worden. Also nicht nur ich, sondern auch noch sechs-, siebenhundert andere Leute. Ich fand dann in einer Computerschule eine neue Anstellung. Ich war zunächst arbeitslos, habe dann, weil ich das Computerprogramm schon kannte, sofort eine neue Anstellung gefunden. Und jetzt bin ich selbständig, schon seit etlichen Jahren.

3. Wie haben Sie sich 1989 die Zukunft vorgestellt?
Wir waren überaus euphorisch. Wir haben nun geglaubt, alle Probleme seien gelöst, es kommt nun so der ganze Segen über uns. Wahrscheinlich war das auch ein bisschen ein materielles Denken. Es gab wenig in der DDR. Man konnte kaum etwas kaufen, und nach jedem musste man rennen, und überall musste man anstehen, überall musste man jemanden kennen, um was zu haben. Und das war natürlich eine tolle Erleichterung, wie dann der erste Baumarkt aufmachte. Das war ja ein Wunderland, kann man schon sagen, eigentlich.

4. Welche Erinnerung an die DDR ist für Sie die wichtigste?
Die wichtigste Erinnerung an die DDR ist eigentlich, dass wir mehr oder weniger alle relativ gleich waren. Es gab keine sehr Armen und es gab keine sehr, sehr Reichen. Das habe ich immer als sehr gut empfunden. Das hat sich heute sehr krass geändert, aber das ist eigentlich so die wichtigste Erinnerung an die DDR.

5. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir von der Politik, dass die offenen Fragen der Menschen mit klaren und eindeutigen Antworten versehen werden. Ich weiß, dass das unheimlich schwierig ist. Aber man muss irgendwo mal, wahrscheinlich auch mit der EU-Erweiterung, einen Anfang tun und muss einmal sagen: Hier ist unsere Fahrtrichtung, dahin steuert das Schiff. Und das scheint mir in der heutigen Gesellschaft das Problem zu sein. Diese Ziellosigkeit oder Konzeptlosigkeit, die viele Leute zweifeln lässt, ob die Politiker überhaupt wissen, wohin das Schiff fährt.

Juni 2004

Fussnoten

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