1. Wie haben Sie den Herbst 1989 erlebt?
Ja, man hat das Tage zuvor schon, durch die Demonstrationen, durch das Fernsehen, die Medien, mitgekriegt. Auf einmal hieß es: Die Mauer ist weg. Und jeder konnte über die Grenze gehen. Und dann sind wir auch gleich zum nächsten Dorf, wo alles zerstört war. Wir sind erstmal rüber gegangen und haben uns alles angeguckt, weil man es ja vorher überhaupt nicht kannte. Viele Gespräche, auch mit den Westbürgern. Man wurde auch freundlich empfangen, was heute schon meist gar nicht mehr so ist.
2. Was hat sich nach dem Ende der DDR für Sie verändert?
Das ging Schlag auf Schlag. Als erstes war die Arbeit weg. Ich war damals Zootechnikerin in einer Schweineanlage. Das brauchte auf einmal keiner mehr, hier im Osten. Dann bin ich durch Zufall zur Stadt gekommen, als Gärtnerin.
3. Wie haben Sie sich 1989 die Zukunft vorgestellt?
Ja, wer hat keine Träume? Wir haben dann ein Haus ausgebaut. Wir hatten da ja eigentlich schon alles: Ein Haus, ein Auto – das war zwar nur ein Trabant, aber man hatte eigentlich erstmal, was man wollte.
4. Welche Erinnerung an die DDR ist für Sie die wichtigste?
Allein der Zusammenhalt, der war viel besser früher. Schon mit den Nachbarn. Wenn ich heute über Nachbars Zaun gucke, heißt es: "Da guck' mal, die Neugierige. Die schaut schon wieder rüber". Und das war früher, da konntest du mal mit dem Nachbarn noch ein Bier trinken. Das ist heute nicht mehr. Da ist der eine des anderen Feind.
5. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ja, für die Zukunft: Dass mein Mann wieder Arbeit kriegt, der ist auch schon sehr lange zu Hause. Und dass die Kinder eine ordentliche Ausbildung bekommen und anschließend auch gleich eine Lehrstelle. Vielleicht auch noch ein Lottogewinn.
Juni 2004