Bereits im Rahmen meines Studiums habe ich mich mit dem Wahl-O-Mat auseinandergesetzt. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man auf spielerische Art etwas über Politik lernen kann. Mittlerweile ist er nicht nur bei den Jüngeren bekannt, sondern wird auch von älteren Generationen genutzt. Wie ich dazu gekommen bin, in der Wahl-O-Mat-Redaktion mitzuarbeiten? Eigentlich ganz einfach. Während der Arbeit an meiner Masterthese habe ich das Materialangebot der Bundeszentrale für politische Bildung genutzt und bin dabei zufällig auf die Ausschreibung für den Wahl-O-Mat-Workshop aufmerksam geworden. Ein wenig Neugier steckte natürlich dahinter: Wie funktioniert der Wahl-O-Mat, welche Leute arbeiten daran, wie viel Mitspracherecht hat man wirklich? Mir gingen viele Fragen durch den Kopf. Die Bewerbung hab ich abgeschickt, ohne wirklich etwas zu erwarten oder zu wissen, was die eigentliche Aufgabe ist. Umso überraschter und voller Vorfreude war ich, als die Zusage und Einladung der Redaktion kam.
Eine gemeisterte Herausforderung
Vom 7. bis 9. Juni war es dann endlich so weit. Ich war gespannt, nicht nur auf das, was kommen würde, sondern auch wer da kommen würde. Drei Tage lang mit mir Unbekannten zusammen in einem Hotel in Köln zu sein, an Ideen für den Wahl-O-Mat zu arbeiten und damit so gut wie alle politischen Themenbereiche abzudecken, erschien mir als eine große Herausforderung. Im Saal des Hotels angekommen, fiel mir sofort auf, wie viele Menschen dort auf mich warteten. Mit 25 Jahren war ich eine der Älteren im Team. Es war erstaunlich, wie viele wissbegierige und kritische junge Leute dort saßen und darauf brannten, sich mit anspruchsvollen Themen auseinanderzusetzen.
Die Frauenquote im Ressort Innenpolitik
Zu Beginn wurden wir von unserem Team aus Experten in sechs Ressorts aufgeteilt: Bildung und Familie, Gesundheit, Soziales und Arbeit, Europa und Außenpolitik, Energie, Infrastruktur und Umwelt, Finanzen und Wirtschaft sowie Innenpolitik und Sicherheit. Besonders begehrt schien das Ressort Innenpolitik, die Plätze waren dementsprechend schnell besetzt. Ich pochte auf mein Interesse für Demokratisierungsprozesse und konnte schließlich die bis dahin vorwiegend mit männlichen Teilnehmern besetzte Gruppe verstärken. Die anschließende kurze Einführung führte uns schließlich hin zur eigentlichen Aufgabe der kommenden drei Tage. Wir sollten die Thesen für den Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2013 entwickeln. Das Geheimnis um unsere Aufgabe war also gelöst. Was sich im ersten Moment gar nicht so schwierig anhörte, sollte später zu einer alles andere als einfachen Aufgabe werden. Es ging auch direkt los. Jedes Team hat sich für ein paar Stunden zurückgezogen und über aktuelle Themen, Skandale oder Probleme diskutiert. Beim Brainstorming wurden bestimmte Themen stärker debattiert, weil sie beispielsweise gerade in den Medien präsent waren. Alle Stichpunkte wurden sortiert und gefiltert, um dann im Plenum den anderen Gruppen vorgestellt zu werden. Hier wurden Thesen ausgetauscht, weiter diskutiert und neue Thesen hinzugefügt: Passt das Thema ‚Sprachkurse für Immigranten’ jetzt wirklich zum Ressort Bildung und Familie, Arbeit und Soziales oder gehört es doch zur Innenpolitik?
Diskutiert ihr noch oder formuliert ihr schon?
Die Diskussionen führten wir auch am nächsten Tag weiter, diesmal unter der Prämisse: Welche Themen müssen unbedingt im Wahl-O-Mat auftauchen? Und wie kann man eventuell bestimmte Teilbereiche zusammenfügen? Nach einer Kaffeepause ging es dann wieder in die einzelnen Gruppen. Aus allen Stichpunkten wurden dann Thesen formuliert. Das war allerdings gar nicht so einfach. Formuliert man die Thesen negativ oder positiv? Dürfen wir Zahlen vorgeben oder sagt man besser „soll abgeschafft werden“? Da jedes Team natürlich von einem Experten/-in begleitet wurde, kam die Hilfestellung immer zum richtigen Zeitpunkt. Unsere gesammelten Thesen wurden dann im Plenum vorgestellt und wir diskutierten erneut. Wie das bei vielen Dingen so ist: Bei manchen Thesen war es einfacher als bei anderen. Die Debatten waren sehr konstruktiv. Manchmal sah man vor lauter Worten die Thesen nicht mehr. Hier halfen die anderen und gaben Tipps, wo wir nicht mehr weiter wussten. Die Pausen für Mittagessen und Kaffee nutzen wir zum weiteren Kennenlernen und zum Diskutieren zwischen den Ressorts. In diesen Momenten wurde mir auch bewusst, wie toll wir alle zusammen arbeiteten.
Der Endspurt
Nach einem anstrengenden Samstag ging es dann am Sonntagmorgen in die letzte Runde. Jedes Team nominierte seine 15 besten Thesen. Im Plenum wurde abgestimmt und erklärt, warum es welche Thesen in das Finale geschafft haben. Am Ende waren es 120 Thesen, die uns durch Qualität und Vielfalt überzeugen konnten. Nach so einem langen und schönen Wochenende war es gar nicht so leicht, aufzubrechen und der späten Mittagssonne ins Auge zu blicken. Man kann sich nach diesem Wochenende nur annähernd vorstellen, wie schwierig es im Bundestag sein muss, über so wichtige Themen mit Menschen zu diskutieren, die anderer Auffassung sind und andere Schwerpunkte setzen. Ich bin natürlich gespannt, wie erfolgreich der Wahl-O-Mat in diesem Jahr sein wird. Fest steht jedenfalls, dass Familie und Freunde ab dem 29. August nicht darum herumkommen werden, den Wahl-O-Mat zu spielen und sich mit unseren Thesen auseinanderzusetzen.