Inwieweit interessieren sich Jugendliche und junge Erwachsene überhaupt für Politik? Diese Frage wird immer wieder neu gestellt, wenn es etwa um die Zustandsbeschreibung einer jungen Generation geht, oder darum, ab welchem Alter junge Menschen an Wahlen teilnehmen, oder auf welche Weisen sie mit ihren Interessen die Politik mitgestalten können sollten.
Galt die „Generation Y“ der zwischen 1985 und 2000 Geborenen als eher unpolitisch, so wird Jugendlichen und jungen Erwachsenen der nach der Jahrtausendwende geborenen „Generation Z“ wieder eine Hinwendung zur Politik attestiert. Dies belegen nicht zuletzt Daten aus der aktuellen Shell Jugendstudie (2024), einer seit 1953 etwa aller vier Jahre durchgeführten repräsentativen Untersuchung zu Einstellungen, Werten und Sozialverhalten junger Menschen in Deutschland.
Wie die Grafik zeigt, ist das allgemeine Interesse an Politik unter den 12- bis 25-Jährigen insgesamt deutlich angestiegen. Gab 2002 nicht einmal jede oder jeder dritte von ihnen an, sich (stark) für Politik zu interessieren (30 Prozent), waren es im Jahr 2024 die Hälfte aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen (50 Prozent), die sich mit Politik beschäftigen. Deutlich wird aber auch: Das politische Interesse unterscheidet sich in Abhängigkeit vom Bildungshintergrund der Befragten, der hier anhand des angestrebten bzw. erreichten Schulabschlusses abgebildet wird: Von den jungen Menschen ohne Schulabschluss und jenen, die den Hauptschulabschluss anstreben oder bereits haben, äußerten im Jahr 2002 nur 15 Prozent ein (starkes) politisches Interesse. Unter den Gleichaltrigen mit (angestrebtem) Realschulabschluss – in manchen Bundesländern auch als Mittlerer Schulabschluss bezeichnet – war das politische Interesse mit 23 Prozent schon deutlich stärker ausgeprägt, aber immer noch weit entfernt von der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit (angestrebtem) Abitur, in der 42 Prozent der Befragten ein (starkes) Interesse an Politik äußerten. Betrachtet man die Entwicklung über die Zeit, so ist festzustellen, dass der Anteil der politisch Interessierten zwischen 2002 und 2024 in allen drei Bildungsgruppen stark gestiegen ist: Unter jenen ohne Schulabschluss oder mit (angestrebtem) Hauptschulabschluss hat sich der Anteil der politisch (stark) Interessierten annähernd verdoppelt (29 Prozent im Jahr 2024). Bei jenen mit (angestrebten) mittlerem Schulabschluss stieg der entsprechende Anteil auf mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent). Aber auch zum aktuellsten Betrachtungszeitpunkt gilt: Das mit Abstand größte politische Interesse findet sich unter den 12- bis 25-jährigen, die das Abitur anstreben oder bereits erlangt haben. Hier gab im Jahr 2024 weit über die Hälfte der Befragten an, sich für politische Themen (stark) zu interessieren (60 Prozent).
Alles in allem zeigen die Daten: Wer behauptet, dass sich junge Menschen kaum für Politik interessieren, irrt. Das Gegenteil ist der Fall: Das Interesse der jungen Generation an Politik und damit an der Gestaltung von Gesellschaft ist heute in allen Bildungsgruppen so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr.
(Zur Einordnung der Daten vergleichen Sie die Grafik