Das Wiederholen einer Klassenstufe gilt in Deutschland noch immer als probates Mittel, um schulische Leistungsrückstände aufzuholen. Die Idee: Die Klassenwiederholer:innen nehmen den im Laufe des Schuljahres behandelten Stoff, den sie zuvor nicht ausreichend beherrschten, noch einmal durch, füllen Wissenslücken, festigen ihre Fähigkeiten und können so im nächsten Schuljahr dem Unterricht in der höheren Klassenstufe wieder folgen. In der Forschung wird diese Maßnahme jedoch überwiegend kritisch gesehen. Denn ein gesamtes Schuljahr zu wiederholen – und damit eben nicht nur einzelne Fächer, in denen Lernrückstände bestehen – verursacht höhere Kosten, führt Studien zufolge jedoch eher nicht dazu, dass Schüler:innen Lernlücken nachhaltig schließen können. Zudem kann für die Betroffenen ein damit verbundenes Ausscheiden aus dem Klassenverband demotivierend wirken und erhebliche soziale und emotionale Belastungen mit sich bringen (siehe Beitrag
In jüngeren Jahren lag der Anteil der Schüler:innen, die eine Klassenstufe erneut durchlaufen, deutschlandweit meist zwischen 2,3 und 2,4 Prozent – bei einigen Unterschieden zwischen den Bundesländern (siehe Infografik:
Bezieht man neben den OECD-Ländern auch OECD-Partnerländer in den internationalen Vergleich mit ein und ordnet die Länder ausgehend von niedrigsten Anteilen an Klassenwiederholer:innen aufsteigend an, so liegen 44 von 75 Ländern weltweit, also mehr als die Hälfte, unterhalb des OECD-Durchschnitts von 9,4 Prozent. Deutschland befindet sich in dem Drittel mit den höchsten Anteilen auf Platz 61 von 75 Ländern.