Aktuelle Schulleistungsuntersuchen zeigen, dass sich das Leistungsniveau der deutschen Schüler:innenschaft in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert hat. Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die Corona-Pandemie verwiesen, in der Schüler:innen aufgrund von Schulschließungen, Wechsel- und Distanzunterricht mit ungünstigen Lernbedingungen konfrontiert waren. Die Befunde der jüngsten PISA-Studie aus dem Jahr 2022 scheinen diese Annahme zu bestätigen: Im Vergleich zu den Kompetenzwerten, die bei PISA-2018, also vor der Corona-Pandemie, erreicht wurden, schneiden deutsche Schüler:innen erheblich schlechter ab – und das obwohl Bund und Länder ein
Die vorliegende Grafik, in der die bei PISA gemessenen Mathematik-Kompetenzen der 15-Jährigen für ausgewählte Länder über einen Zeitraum von 20 Jahren dargestellt sind, zeichnet ein vielschichtiges Bild und hilft die aktuellen Befunde einzuordnen. Zunächst einmal wird deutlich: Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern ist das Leistungsniveau der Schüler:innen trotz aller bildungspolitischen Bemühungen im Zuge der Corona-Jahre eingebrochen. Finnland, Frankreich, Italien, Kanada, die Tschechische Republik, die Schweiz und selbst die Niederlande, die im internationalen Vergleich je Schüler:in die mit Abstand höchsten Summen für Kompensationsmaßnahmen ausgaben – sie alle verzeichnen bei PISA-2022 einen deutlichen Rückgang der gemessenen Mathematikleistungen. Unter den hier abgebildeten Ländern weicht nur Japan von diesem Entwicklungstrend ab; hier sind die Kompetenzwerte gegenüber der letzten PISA-Studie sogar gestiegen. Was die Grafik aber ebenfalls zeigt: In den meisten Ländern hat der nun so öffentlichkeitswirksam thematisierte Negativ-Trend schon lange vor der Corona-Pandemie eingesetzt. In Deutschland etwa sind die Mathematik-Kompetenzen der 15-Jährigen schon seit 2012 rückläufig. Mit den jüngsten Kompetenzeinbußen setzt sich hierzulande also eine langjährige Entwicklung fort, wenn sich diese in den Corona-Jahren auch verschärft hat. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang vielleicht die Entwicklung in den einstigen PISA-Siegerländern Finnland, Kanada und den Niederlanden: In allen drei Ländern sind die bei PISA gemessenen Mathematik-Kompetenzen über (fast) den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg kontinuierlich gesunken.