Das Schulsystem in Deutschland steht seit Längerem unter dem Druck vielseitiger und gleichzeitiger Herausforderungen: unter anderem der strukturelle Wandel zu integrierten Schulformen, die Individualisierung von Lehren und Lernen, Inklusion von Kindern mit einer Beeinträchtigung und die Digitalisierung von Unterricht und Schulorganisation. Hinzu kommen die Notwendigkeiten, mehr Chancengleichheit für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen herzustellen und ebenso Kinder mit unterschiedlichen Zuwanderungsgeschichten und Herkunftssprachen besser im Bildungssystem zu integrieren.
Nicht zuletzt haben auch die nationalen wie internationalen Kompetenz-Studien wieder deutlich gezeigt: Es gibt hierzulande noch immer – und nicht erst seit der Corona-Pandemie – zu viele Schüler:innen an Grund- und weiterführenden Schulen, denen die grundlegenden Fähigkeiten in Lesen und Mathematik fehlen und die somit auf ihrem weiteren Bildungsweg absehbar große Schwierigkeiten haben werden. All diesen Herausforderungen, soviel ist inzwischen auch klar, muss in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund eines sich vielerorts verschärfenden Lehrkräftemangels begegnet werden. Welche dieser Herausforderungen stellen sich in den Augen Erwachsener in Deutschland als besonders drängend dar? Welche weniger?
Das Externer Link: "ifo-Bildungsbarometer", eine repräsentative Befragung 18- bis 69-Jähriger in Deutschland, die das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) jährlich durchführt, zeigt, dass für mehr als drei Viertel der Befragten der Lehrkräftemangel ein ernsthaftes bzw. sehr ernsthaftes Problem ist (77 Prozent). Gut zwei Drittel der Befragten machen zudem eine mangelnde finanzielle Ausstattung der Schulen als drängende Herausforderung aus (68 Prozent „ernsthaftes“ bzw. „sehr ernsthaftes Problem“), fast ebenso viele bemängeln eine Trägheit des Schulsystems, in dem Veränderungen zu viel Zeit brauchen (67 Prozent „ernsthaftes“ bzw. „sehr ernsthaftes Problem“). Immer noch eine deutliche Mehrheit Erwachsener problematisiert die unzureichende Digitalisierung der Schulen ebenso wie nicht ausreichend sanierte Schulgebäude (jeweils 61 Prozent „ernsthaftes“ bzw. „sehr ernsthaftes Problem“).
Mit Blick auf unterschiedliche Formen der Benachteiligung von Schüler:innen im Schulsystem scheinen die Einschätzungen der Befragten hingegen weiter auseinanderzuliegen: Eine klare Mehrheit sieht eine mangelnde Chancengleichheit von Kindern aus ungünstigen sozialen Verhältnissen als wichtiges Problem (57 Prozent „ernsthaftes“ bzw. „sehr ernsthaftes Problem“), knapp über die Hälfte der Befragten auch eine mangelnde Integration von Kindern mit Migrationshintergrund (52 Prozent "ernsthaftes“ bzw. „sehr ernsthaftes Problem“). Letzteres ist aber auch für jede:n Fünfte:n kein oder lediglich ein kleines Problem (20 Prozent). Die Inklusion von Schüler:innen mit Behinderung ist für jede:n vierte:n Befragte:n eher kein oder nur ein kleines Problem (24 Prozent), wenngleich immerhin 41 Prozent der Befragten hier eine (sehr) ernste Herausforderung für das Schulsystem wahrnehmen.