Eine Klassenstufe zu wiederholen ist im deutschen Schulsystem noch immer gang und gebe, wenn Schüler:innen Anschluss an den Lernstoff verloren haben. Doch seit langem steht das „Sitzenbleiben“ auch in der Kritik. Es gilt als teuer, als emotional belastend für die betroffenen Schüler:innen und mit Blick auf das Ziel, durch Wiederholen des Schuljahres Lernrückstände aufzuholen, letztlich auch als wenig erfolgreich. Vorrang sollten daher begleitende Maßnahmen der individuellen Förderung, etwa in Form von Förderstunden oder Sommerkursen, haben, so eine durchaus auch in der Schulpolitik verbreitetes Mantra. Dennoch sinkt der Anteil der Schüler:innen, die eine Klassenstufe wiederholen, in Deutschland nur langsam. Waren es im Schuljahr 2002/03 deutschlandweit noch drei Prozent der Schüler:innen, die den Sprung in die nächste Klassenstufe nicht schafften, lag der entsprechende Anteil im Schuljahr 2021/22 – fast 20 Jahre später – noch immer bei 2,4 Prozent. Dabei gibt es zwischen den Bundesländern allerdings große Unterschiede sowohl hinsichtlich der Verbreitung von Klassenwiederholungen als auch der Dynamik ihres Rückgangs. So lag der Anteil der Wiederholer:innen im Schuljahr 2002/03 etwa in Bremen (4,3 Prozent) und Bayern (4,0 Prozent) noch auf fast gleichem Niveau. In Bayern sank er bis 2021/22 jedoch nur um 0,7 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent, während er sich in Bremen im selben Zeitraum um gut zwei Drittel auf nur noch 1,5 Prozent reduzierte – ein Wert der nur noch von Berlin (1,2 Prozent) unterschritten wird, das schon im Jahr 2002/03 einen deutlich niedrigeren Anteil von Sitzenbleiber:innen aufwies (2,6 Prozent). Vergleichsweise wenig verbreitet sind Klassenwiederholungen inzwischen auch in Thüringen (1,6 Prozent) und Hamburg (1,7), eine größere Rolle spielen sie hingegen neben Bayern vor allem in Sachsen Anhalt (3,4 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (5,0 Prozent) – in diesem Land liegt der Wert für das Schuljahr 2021/22 jedoch deutlich höher als in den Vorjahren, was wohl mit der zeitweiligen Lockerung der Regelungen zur freiwilligen Klassenwiederholung zusammenhängt, die aufgrund der schwierigen Lernbedingungen während der Corona-Pandemie beschlossen wurde.
Sitzenbleiben! Zwei Jahrzehnte Klassenwiederholung
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Klassenwiederholung gilt als teuer, emotional belastend und wenig erfolgreich. Doch der Anteil an Wiederholer:innen sinkt in Deutschland nur langsam und je nach Bundesland in unterschiedlichem Maß.
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Dr. Benjamin Edelstein, geb. 1983, ist Politikwissenschaftler und forscht am Externer Link: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zu schulpolitischen Themen, insbesondere im Kontext sozialer Bildungsungleichheit. Er ist Ko-Leiter des Externer Link: Expert:innenforums Startchancen, Redaktionsvorsitzender der Zeitschrift Externer Link: DDS - Die Deutsche Schule und Redakteur des Online-Dossier Bildung.
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