Immer wieder müssen Schulen neue Lehrkräfte einstellen, aber nicht immer stehen auch genug vollqualifizierte Lehrkräfte zur Verfügung, um den aktuellen Bedarf zu decken. Denn eine genaue Planung des Bedarfs durch die – für die Lehramtsausbildung zuständigen – Bundesländer ist herausfordernd. Sie muss viele Faktoren berücksichtigen, von denen einige schwer vorauszusehen sind. Darunter ist die Zahl der Lehrkräfte, die etwa wegen eigener Kinder nur noch in Teilzeit arbeiten oder altersbedingt in den Ruhestand wechseln werden. Des Weiteren zu berücksichtigen sind regional unterschiedliche Geburtenraten sowie Zu- und Fortzüge von Familien (darunter auch fluchtbedingte Zuwanderung). Auch das zukünftige Schulwahlverhalten von Eltern muss antizipiert werden, denn Lehrkräfte werden schulartspezifisch ausgebildet; eine Grundschullehrerin kann nicht ohne Weiteres an einem Gymnasium unterrichten. Reaktionen auf sich verändernde Gegebenheiten können dabei immer nur zeitverzögert Abhilfe schaffen. So dauert die Ausbildung neuer Lehrkräfte mindestens fünf Jahre und setzt voraus, dass sich genügend Interessenten finden. Unter Umständen müssen zunächst einmal Ausbildungskapazitäten an Universitäten erhöht werden, was nicht einfach auf Zuruf der Politik passiert, denn die Kapazitätsplanung für die einzelnen Studiengänge fällt unter die universitäre Selbstverwaltung. Werden über längere Zeit mehr Lehrkräfte benötigt, als auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, müssen daher Behelfslösungen her. Eine solche Lösung ist die unbefristete Einstellung von sogenannten Seiteneinsteiger:innen, Personen also, die zwar einen fachlich einschlägigen (Hochschul-)Abschluss haben, jedoch weder ein Lehramtsstudium noch den üblichen Vorbereitungsdienst (Referendariat) durchlaufen haben.
Die Zahl der Seiteneinsteiger:innen unter den neu eingestellten Lehrkräften schwankt im Zeitverlauf und je nach Bundesland deutlich. Auf Deutschland insgesamt bezogen lag der Anteil der Seiteneinsteiger:innen 2007 mit 2,3 Prozent am niedrigsten und 2018 mit 13,3 Prozent am höchsten – in diesem Jahr war also bundesweit mehr als jede zehnte neue Lehrkraft ein:e Seiteneinsteiger:in. Allerdings verdeckt der gesamtdeutsche Durchschnitt, dass die Zahlen in vielen Bundesländern gerade in den jüngeren Jahren teils sehr viel höher ausfielen. So war in Sachsen im Jahr 2018 mehr als jede zweite Neueinstellung (50,6 Prozent) ein Seiteneinstieg; in Berlin waren es im selben Jahr 40 Prozent. Auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gab es seit 2014 einen sehr hohen Anteil an Seiteneinsteiger:innen. Demgegenüber gibt es aber Länder, die in den vergangenen Jahren auch zu Hochzeiten einen vergleichsweise geringen Anteil von Seiteneinsteiger:innen einstellten, so z. B. Hessen (2021: 3,2 Prozent), Rheinland-Pfalz (2018: 0,8 Prozent) und das Saarland (2021: 1,3 Prozent). In Bayern wurden seit 2013 sogar überhaupt keine Seiteneinsteiger:innen unbefristet eingestellt.