In Reaktion auf das überraschend schlechte Abschneiden deutscher Schüler:innen bei der ersten PISA-Studie wurden hierzulande auf Initiative der Interner Link: Kultusminister:innen-Konferenz (KMK) erstmals deutschlandweit einheitliche Externer Link: Bildungsstandards formuliert. In ihnen ist festgelegt, was genau Schüler:innen zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Bildungskarriere in einem bestimmten Fach (in der Sekundarstufe auch abhängig vom angestrebten Schulabschluss) wissen und können sollen, etwa in Mathematik, Deutsch, Fremdsprache(n) und Naturwissenschaften. Um zu überprüfen, inwieweit es den Schulen tatsächlich gelingt, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln, führt das hierfür gegründete Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in regelmäßigen Abständen Kompetenztests mit einer repräsentativen Auswahl von Schüler:innen aller Bundesländer durch, den sogenannten Externer Link: „IQB-Bildungstrend“.
Diese Grafik zeigt die Testergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 für Schüler:innen des Gymnasiums in der 9. Klassenstufe im Fach Mathematik (für Testergebnisse über alle Schularten hinweg siehe Grafik „), wobei der für den Mittleren Schulabschluss (MSA) geltende Bildungsstandard Maßstab für die Zuordnung auf die fünf Kompetenzstufen ist.
Die prozentuale Verteilung der Schüler:innen auf die einzelnen Kompetenzstufen zeigt, dass auch an den Gymnasien ein beträchtlicher Anteil der Neuntklässler:innen mathematische Kompetenzen aufweist, die unterhalb der für den Mittleren Schulabschluss (!) erwarteten Regelstandards liegen. Knapp 17 Prozent der getesteten Gymnasiasten und Gymnasiastinnen erreicht hier nur den Mindeststandard, weitere 1,8 Prozent verfehlen selbst diesen und fallen somit sogar in die Risikogruppe kompetenzarmer Schüler:innen (über alle Schulformen hinweg ist diese Gruppe mit gut 24 Prozent allerdings sehr deutlich umfangreicher). In einigen Bundesändern ist der Anteil kompetenzarmer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten aber deutlich größer; in Berlin etwa liegt er bei mehr als 8 Prozent, in Bremen sogar bei über 11 Prozent. Aber auch generell fällt das Leistungsniveau der Schüler:innen geringer aus, als man mit Blick auf die traditionelle Rolle des Gymnasiums als einer zur Studienaufnahme befähigenden Schulform annehmen könnte. So gibt es in nahezu allen Bundesländern eine große Gruppe von Neuntklässler:innen, deren mathematischen Fähigkeiten lediglich dem für den Mittleren Schulabschluss definierten Mindest- oder Regelstandard entsprechen – im Bundesdurchschnitt summieren sich die Schüler:innen-Anteile auf den Kompetenzstufen II und III auf 58,1 Prozent. Schüler:innen auf den darüber liegenden Kompetenzstufen sind in aller Regel also in der Minderheit – und zwar teils deutlich. Einzig in Bayern und Sachsen stellen Neuntklässler:innen, die den Regelstandard Plus oder den Optimalstandard in Mathematik (Kompetenzstufen IV und V) erreichen, mit 60,3 bzw. 60,0 Prozent (VI und V) eine klare Mehrheit der Lernenden an Gymnasien.