In Reaktion auf das überraschend schlechte Abschneiden deutscher Schüler:innen bei der ersten PISA-Studie wurden hierzulande auf Initiative der Interner Link: Kultusminister:innen-Konferenz (KMK) erstmals deutschlandweit einheitliche Externer Link: Bildungsstandards formuliert. In ihnen ist festgelegt, was genau Schüler:innen zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Bildungskarriere in einem bestimmten Fach (in der Sekundarstufe auch abhängig vom angestrebten Schulabschluss) wissen und können sollen, etwa in Mathematik, Deutsch, Fremdsprache(n) und Naturwissenschaften. Um zu überprüfen, inwieweit es den Schulen tatsächlich gelingt, die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln, führt das hierfür gegründete Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in regelmäßigen Abständen Kompetenztests mit einer repräsentativen Auswahl von Schüler:innen aller Bundesländer durch, den sogenannten Externer Link: „IQB-Bildungstrend“.
Diese Grafik zeigt die Testergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 für Grundschüler:innen der vierten Klassenstufe im Lesen (für Testergebnisse im Bereich der mathematischen Kompetenz siehe Grafik „Interner Link: Wie gut können Grundschüler:innen Mathe?“). In der prozentualen Verteilung der Schüler:innen auf die einzelnen Kompetenzstufen zeigt sich, dass deutschlandweit mehr als die Hälfte (57,6 Prozent) der getesteten Viertklässler:innen Lesekompetenzen zeigten, die dem Regelstandard entsprechen oder darüber hinausgehen (Kompetenzstufen III-V). Während ein knappes Viertel (23,6 Prozent) der Viertklässler:innen in den Kompetenztests immerhin noch den Mindeststandard erreichte, verfehlte fast ein Fünftel der getesteten Schüler:innen (18,8 Prozent) selbst diesen untersten Standard der für die Altersgruppe erwarteten Lesefähigkeiten. Diese sogenannte Risikogruppe kompetenzarmer Schüler:innen ist in einigen Bundesländern sogar noch erheblich größer. In Bremen etwa umfasste sie mit 31,0 Prozent fast ein Drittel der getesteten Grundschüler:innen. Aber auch in Berlin (27,2 Prozent) war der Anteil der Viertklässler:innen, die aufgrund ihrer schwachen Lesefähigkeit der Risikogruppe zuzurechnen sind, deutlich größer als im Bundesdurchschnitt. Am kleinsten war die Risikogruppe in Sachsen (12,9 Prozent) und Bayern (14,1 Prozent), wo zugleich auch mehr als jede:r zehnte Schüler:in zu den besonders starken Leser:innen gehört, deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (7,8 Prozent). Auch in Hamburg (10,9 Prozent) und im Saarland (9,4 Prozent) erreichten vergleichsweise viele Viertklässler:innen Ergebnisse in dem IQB-Kompetenztest, die dem „Optimalstandard“ entsprechen.
In diesen Zahlen, so ist allerdings hervorzuheben, kommen in erheblichem Maße soziale Bedingungen zum Tragen, die sich zwischen den Bundesländern deutlich unterscheiden. So zeigt zum Beispiel ein Abgleich mit der Grafik Interner Link: „Welcher Anteil der Kinder erhält Sozialleistungen nach SGB II?“, dass der Anteil der Schüler:innen, der die Mindestkompetenzstandards nicht erreicht, typischerweise gerade in jenen Ländern besonders hoch ausfällt, in denen zugleich auch ein besonders hoher Anteil der Schüler:innenschaft in Armutsverhältnissen aufwächst. Denn welche Kompetenzen Schüler:innen im Laufe ihrer Bildungskarriere erreichen, hängt bekanntermaßen stark mit der sozialen Lage ihrer Herkunftsfamilie zusammen.