Herr Professor Hurrelmann, können Sie sich noch daran erinnern, welchen Berufswunsch Sie als Jugendlicher hatten? Wollten Sie schon damals Forscher oder Professor werden?
Klaus Hurrelmann: Nein, das lag weit außerhalb meiner Perspektive. Ich komme aus einer Familie, in der nie jemand ein Gymnasium besucht, geschweige denn eine akademische Ausbildung gemacht hatte. Aber was mich immer schon interessierte, das war zu unterrichten. Ich bin sehr gerne mit Kindern zusammen gewesen, die jünger waren als ich, und habe ihnen was erzählt oder habe mit ihnen gespielt, sodass ich schon immer wusste, es könnte ein Beruf im pädagogischen Umfeld sein.
Wann wurden dann die Weichen für Ihren Beruf gestellt?
Klaus Hurrelmann: Ich hatte Anfang der Sechzigerjahre die Chance, von einer Fachkraft der damaligen Bundesanstalt für Arbeit beraten zu werden. Die Schule, die ich seinerzeit besuchte, hatte das arrangiert. Dabei wurde im Wesentlichen bestätigt, dass ich nicht eine einseitige Orientierung oder Begabung habe. Aus dem Test ging hervor, dass ich in verschiedenen Bereichen Fähigkeiten habe, vor allem auf der Ebene der Vermittlung und Kommunikation. Das wird in meinem elften oder zwölften Schuljahr gewesen sein und war eine Weichenstellung, die mich in meiner eigenen Idee bestätigte.
Angebote zur Berufsorientierung beginnen heute oft schon in Klasse sieben. Welche Rolle spielt das Thema Beruf für Jugendliche in diesem Alter?
Klaus Hurrelmann: Mir fällt auch auf, dass die erste Hinführung zur Berufswahl sehr früh in der Schullaufbahn von Kindern platziert wird. Auch wenn meine eigene Erfahrung Jahrzehnte zurückliegt, so macht sie deutlich, dass die Entscheidung für ein ganz bestimmtes Berufsfeld doch sehr viel später als im siebten Schuljahr erfolgte. Und das gilt heute umso mehr. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen, die eine Ausbildung im dualen System beginnen, ist in den letzten 15 Jahren kontinuierlich gestiegen. Zuletzt lag es bei 20 Jahren. Das bedeutet, auch diejenigen, die eine praktische Berufsausbildung wählen, treffen ihre Entscheidung zu einer Zeit, zu der die meisten die Schule bereits verlassen haben. Eine Berufsorientierung im siebten Schuljahr halte ich grundsätzlich für sehr sinnvoll. Zu diesem Zeitpunkt kann Jungen und Mädchen ein Signal gegeben werden, wo sie besondere Stärken haben. Das, was wir heute unter Potenzialanalyse verstehen, passt sehr gut in diese Altersphase. Wir sollten allerdings im Blick behalten, dass eine wirkliche Weichenstellung auf einen konkreten Beruf hin auch erst einige Jahre später erfolgen kann.
Die Shell-Studie aus dem Jahr 2010 zeichnet das Bild einer sehr leistungsorientierten und -bereiten Jugendgeneration. Was ist den jungen Menschen wichtig mit Blick auf ihre berufliche Zukunft?
Klaus Hurrelmann: Aus der Studie können wir die Schlussfolgerung ziehen, dass die Krisenjahre ihre Spuren hinterlassen haben. Die Erfahrung, dass man ohne oder mit einem niedrigen Schulabschluss nicht in den Beruf hineinkam, hat die jungen Leute dazu gebracht, ganz nüchtern in ihre Bildung zu investieren. So gesehen sind das mehrheitlich sehr pragmatische, leistungsorientierte junge Leute. Es wird spannend, ob die nächste Shell-Studie hier Veränderungen aufzeigen wird. Als jüngste Untersuchung haben wir die McDonald’s Ausbildungsstudie, und da kann man erkennen, dass sich noch nichts verschoben hat. Allenfalls diejenigen, die einen ganz hervorragenden Abschluss haben und angesichts rückläufiger Bewerberzahlen heute auch schon recht gute Angebote bekommen, können sich allmählich entspannen. Die große Mehrheit aber empfindet nach wie vor den Druck, dass es keineswegs selbstverständlich ist, in den Wunschberuf hineinzukommen. Entsprechend richten die jungen Menschen ihre ganze Haltung darauf aus, sich fit für die Berufswahl und die Berufseinmündung zu machen.
16. Shell Jugendstudie
Seit 1953 beauftragt Shell Deutschland unabhängige Forschungseinrichtungen damit, die Lebenssituation, Einstellungen und Orientierungen Jugendlicher in Deutschland zu erheben. Die 16. Shell Jugendstudie 2010 stützt sich auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 2.604 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren. Die Interviews wurden als persönlich-mündliche Befragung im Zeitraum von Mitte Januar bis Ende Februar 2010 anhand eines standardisierten Fragebogens von TNS Infratest Sozialforschung durchgeführt. Im Rahmen einer qualitativen Vertiefungsstudie wurden zudem 20 Fallstudien auf der Basis von explorativen Interviews mit Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren durchgeführt.
Veröffentlichung: Shell Deutschland Holding (Hrsg.): Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich. Frankfurt a.M. 2010 – URL: Externer Link: http://www.shell.de/aboutshell/our-commitment/shell-youth-study/2010.html
Inwiefern unterscheiden sich die Haltungen weiblicher und männlicher Jugendlicher?
Klaus Hurrelmann: Deutliche Unterschiede sind nach wie vor bei der Berufswahl erkennbar; sie folgt entlang der Geschlechterstereotypen. Bei den Jungen dominieren technische Berufe, bei den Mädchen kommunikative Berufe. Es ist auch auffällig, dass bei den Mädchen und jungen Frauen die materielle Orientierung noch geringer ausgeprägt ist als bei den Jungen und jungen Männern. Insgesamt aber haben sich die beiden Geschlechter angeglichen. Der Blick auf die berufliche Zukunft ist stark geprägt durch die Sehnsucht, eine Berufstätigkeit zu finden, die einen persönlich erfüllt, in der man Gestaltungsmöglichkeiten hat und seine individuellen Fähigkeiten entfalten kann.
Laut McDonald’s Ausbildungsstudie findet über die Hälfte der Jugendlichen die Entscheidung, was sie werden wollen, schwer. Was macht die Berufswahl für Jugendliche so schwierig?
Klaus Hurrelmann: Das ist in allererster Linie der sehr komplexe Ausbildungsmarkt. Zwar hat sich in den letzten Jahrzenten die Zahl der Ausbildungsberufe deutlich reduziert, aber es ist doch immer noch schwer zu überschauen, was davon für einen selbst gut passt. Eine weitere grundsätzliche Entscheidung kommt hinzu und wird immer bedeutsamer: Soll ich in eine berufliche Ausbildung gehen oder soll ich studieren? Sie wird nach meiner Einschätzung zur Schlüsselfrage. Und wir sehen, dass diejenigen, die das Abitur schaffen – und das sind mittlerweile über 50 Prozent – über kurz oder lang studieren wollen und dies auch faktisch tun. Vielleicht machen einige von ihnen zuvor noch eine berufliche Ausbildung. Aber der Anteil wird schmelzen. Es wird immer charakteristischer werden, dass man mit dem Abitur direkt ins Studium hineingeht. Und damit ist die Entscheidung für einen Beruf natürlich nochmal wieder aufgeschoben.
Klaus Hurrelmann: Die McDonald’s Ausbildungsstudie hat aber auch konkret bei jenen nachgefragt, die sich für die berufliche Ausbildung im dualen System entschieden haben. Danach sind es die verschiedenen inhaltlichen Anforderungen, die Perspektiv- und Karrieremöglichkeiten, die den jungen Leuten nicht ganz klar sind und die Entscheidung schwer machen. Es ist typisch für die heutige Situation, dass es sehr viele Wahlmöglichkeiten gibt. Die jungen Menschen leiden aber durchaus darunter, wenn sie nicht genau wissen, welche Prioritäten sie setzen sollen. Ich glaube, das ist ein Zug unserer Zeit, der sich auch in diesen Wahlschwierigkeiten mit ausdrückt.
McDonald’s Ausbildungsstudie
Mit der Studie sollen Vorstellungs- und Erfahrungswelten der Jugendlichen am Übergang Schule – Beruf in Deutschland abgebildet werden. Die Studie repräsentiert die deutschsprachige Bevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren. Befragt wurden insgesamt 3.068 Personen. Die Interviews wurden als persönlich-mündliche Befragung in der Zeit vom 11. Mai bis 5. Juni 2013 anhand eines standardisierten Fragebogens vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von McDonald’s Deutschland durchgeführt.
Veröffentlichung: Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2013. Pragmatisch glücklich: Azubis zwischen Couch und Karriere. München 2013 – URL: http://mcdw.ilcdn.net/MDNPROG9/mcd/files/pdf/090913_ Publikationsstudie_McDonalds_Ausbildungsstudie.pdf
Welche Unterstützung wünschen sich die Jugendlichen bei dieser schwierigen Entscheidung?
Klaus Hurrelmann: Es fällt auf, wie wichtig die Eltern sind. Sie rangieren ganz oben als Berater in allen Lebensfragen, so auch bei der Berufs- und Studienwahl. Das ist auf den ersten Blick sehr schön, denn es signalisiert, dass Mütter und Väter Vertrauenspersonen für die jugendlich gewordenen Kinder bleiben. Auf den zweiten Blick kommen einem Bedenken, denn die Eltern können ja nicht eine komplette Übersicht über den Ausbildungsmarkt haben. Sie sind in einer anderen Zeit in den Beruf hineingekommen und erleben auch andere Aspekte, als die nächste Generation sie erleben kann. Ansonsten orientieren sich die jungen Leute stark in ihrem persönlichen Umfeld, an Freunden; und sie nutzen auch häufig das Internet. Allerdings wünschen sie sich, dass sehr viel systematischer und auf einer viel transparenteren und vertrauten Basis Angebote zur Verfügung stehen. Man kann aus der Befragung erkennen, dass vorhandene Angebote von den jungen Leuten als zu abstrakt und nicht auf ihre eigene Lebenssituation zugeschnitten wahrgenommen werden. Letztlich wünschen sie sich so eine Art Bildungscoach, eine richtige Begleitung, die man ihnen zur Seite stellt. Wir sollten überlegen, ob man Ansätze davon im schulischen und berufsschulischen System nicht viel stärker als bisher installiert.
Sie haben die Schlüsselrolle der Eltern angesprochen, verweisen aber auch auf mögliche Unsicherheiten, wenn es darum geht, ihre Kinder bei der Berufswahl zu unterstützen. Sollten Eltern bei Angeboten zur Berufsorientierung stärker einbezogen werden? Wo und wie könnte das erfolgen?
Klaus Hurrelmann: Letztlich sind die Betriebe gefragt, oder auch Berufsfachverbände. Ich könnte mir vorstellen, dass zu Informationsveranstaltungen nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihre Eltern eingeladen werden. Universitäten machen das bereits zunehmend, weil auch sie beobachten, dass Eltern eine Schlüsselrolle bei der Auswahl des Studienfachs und -orts haben. Ich denke, das muss auch in den unternehmerischen Bereich hinein. Beispielsweise könnten die Kammern Informationsveranstaltungen anbieten, die ausdrücklich auch für Eltern geöffnet sind, damit sie bei der Unterstützung ihrer Kinder nicht nur allein aus ihren eigenen konkreten Berufserfahrungen schöpfen. So können sie ihrer faktischen Coachingrolle besser gerecht werden.
Zurück zu den Jugendlichen. Bei der Beschäftigung mit ihrer beruflichen Zukunft bringen sie nicht nur unterschiedliche Erwartungen, sondern auch unterschiedliche Voraussetzungen mit. Wie kann Berufsorientierung dieser Vielfalt im Sinne inklusiver Bildung gerecht werden?
Klaus Hurrelmann: Die Kompetenzprofile der Jugendlichen sind sehr breit gestreut. Von der Spitzengruppe über ein großes Mittelfeld bis hin zu einer immer noch erschreckend großen Gruppe mit niedrigen Qualifikationen ist alles vertreten. Natürlich besteht ein Wettbewerb um diejenigen mit guten Qualifikationen. Auf der Strecke bleiben dabei jene mit schlechteren Abschlüssen und Qualifikationen. Hier scheint mir die Kluft größer geworden zu sein. Jugendliche ohne oder mit einem schwachen Hauptschulabschluss sind sehr schlecht für die moderne Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft und das entsprechende Berufsspektrum aufgestellt. Wir müssen uns daher sehr viel mehr Gedanken machen und Aktionen einleiten für diese etwa 15 bis 20 Prozent starke Gruppe. Das haben die Shell Jugendstudie und die McDonald’s Ausbildungsstudie noch einmal bestätigt. Es sind Jugendliche, bei denen die Kompetenzen in verschiedensten Bereichen fachlich, intellektuell, sozial, kommunikativ bis hin zu persönlichen Umgangsformen wirklich sehr schwach sind. Die Aufgabe, sie im Rahmen der Ausbildung zu trainieren, ist für Unternehmen so groß, dass sie es allein nicht schaffen können. Hier sind neue Herausforderungen entstanden. Wir müssen schauen, ob wir nicht Angebote zu Nachqualifizierungen bei einem großen Teil dieser Gruppe in unsere Arbeitsprogramme einbeziehen. Leicht gesagt, schwer getan!
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Potenzialanalysen bzw. Verfahren zur Kompetenzfeststellung? Was dürfen wir mit Blick auf die von Ihnen angesprochenen Zielgruppen von diesen Instrumenten erwarten?
Klaus Hurrelmann: Von denen dürfen wir heute eine sehr präzise und differenzierte Diagnose erwarten. Das ist in der Tat ganz wertvoll für die relativ Schwachen, für jene mit verschütteten oder nur wenig ausgeprägten Kompetenzen. Die Potenzialanalyse kann genau hier ansetzten. Sie kann diese verschütteten, brachliegenden und in Rohform vorhandenen Kompetenzen identifizieren, dann kann gezielt ein Trainings- und Ausbildungsprogramm darauf aufgebaut werden. Auf Basis der uns vorliegenden Daten würde ich vermuten, dass knapp die Hälfte dieser Benachteiligten solche Potenziale hat. Und damit sind wir schon einen erheblichen Schritt weiter. Bleibt noch die Gruppe – wenn meine Schätzung stimmt – von ungefähr zehn Prozent der jungen Leute, die aus den verschiedensten persönlichen Entwicklungsgründen sehr geringe Qualifikationen haben. Hier müssen wir uns Gedanken machen, ob wir sie auf irgendeine Weise in den Arbeitsmarkt hineinnehmen können, ob es für sie einfache Arbeitsplätze, einfache Ausbildungsstrukturen geben könnte oder ob wir sie zur Seite schieben wollen. Das ist dann eine Grundsatzfrage, die nicht nur ökonomisch gelöst werden kann, sondern die auch politische und durchaus auch moralisch-ethische Dimensionen hat.
Helfen möglicherweise Betriebspraktika weiter? Sie bieten schulmüden oder benachteiligten Jugendlichen Einblicke in die Arbeitswelt und gleichzeitig die Möglichkeit, über das praktische Tun eigene Stärken zu entdecken.
Klaus Hurrelmann: Ganz genau! Neben der Potenzialanalyse spielen solche handfesten und traditionellen Formen der Berufsorientierung eine sehr große Rolle. Man muss sich nicht immer darauf verlassen, was durch ein diagnostisches Instrument zum Vorschein kommt. Man sollte auch auf seine eigenen Erfahrungen und Intuition, beispielsweise als Ausbilder, setzen. Die Zeiten, in denen wir es uns leisten konnten, 20 Prozent gar nicht erst in eine Berufsausbildung und in den Beruf hineinzulassen, sind endgültig vorbei. Deshalb müssen wir uns Gedanken machen, wie wir diese Jugendlichen ansprechen. Es ist sehr wertvoll, wenn wir sie in ein Schnupperpraktikum hineinbekommen. Wenn man einige Wochen miteinander verbringt, lassen sich anfängliches Misstrauen und Kontaktschwierigkeiten überwinden. Nach drei bis vier Wochen kann man durchaus einschätzen, ob es geht und ob Kompetenzen und Fähigkeiten bei den jungen Leuten entdeckt werden, die man vorher so nicht gesehen hatte. Wir benötigen also eine Mischung aus Erfahrung, Intuition, konkretem Handeln plus genauer Diagnose. Das dürfte wohl das Entscheidende sein.
Wo sehen Sie weitere Ansatzpunkte, um die Qualität in der Berufsorientierung weiterzuentwickeln und allen Jugendlichen berufliche Perspektiven zu ermöglichen?
Klaus Hurrelmann: Bei der Perspektive ist mir wichtig, dass wir die Traditionen des deutschen Ausbildungs- und Hochschulsystems berücksichtigen. Wir haben seit Jahrzehnten dieses System der dualen beruflichen Ausbildung, und wir merken, dass es unter Druck gerät – durch den Trend zum Abitur mit anschließender akademischer Ausbildung. Wenn wir diesen Mechanismus nicht in den Griff bekommen, entsteht für das duale Ausbildungssystem eine völlig neue Situation. Der Anteil der Schulabsolventen, der in dieses System einmündet, wird kleiner; er liegt ja heute schon deutlich unter dem, der ein Studium beginnt. Hier sollten wir alle Weichen stellen, damit die praktische Berufsausbildung und die akademisch unterfütterte Ausbildung nicht zwei getrennte Welten sind. Dazu müssen wir die Überschneidungsbereiche betonen und sie hoch attraktiv machen. Neben dem Gymnasium wünsche ich mir eine viel beherztere Einrichtung von Schulen, die in den Fächern nicht die wissenschaftliche Disziplinorientierung in den Vordergrund stellen, sondern das projektartige, interdisziplinäre und themenorientierte Lernen fördern. Eine solche berufliche Komponente bildet sich auch in einer eigenen Oberstufe ab. Und hier entsteht jetzt ein zweiter Weg, der ebenso in eine akademische Ausbildung führt, wobei hier der Prototyp die duale Hochschule, also eine Kombination von praktischer Berufsausbildung mit theoretischer, systematischer Aufarbeitung wäre. Wir sollten darauf achten, dass die Akademisierungswelle nicht am deutschen Berufsbildungssystem vorbeirauscht, sondern dass sie dieses Berufs- und Ausbildungssystem mitnimmt und in eine höhere Qualifizierungsstufe bringt. Das muss meiner Ansicht nach bereits in der Mittelstufe des Schulsystems beginnen. Solche Strukturreformen halte ich für das Entscheidende, wenn wir wirklich programmatische Veränderungen erreichen und jungen Leuten ein breites Spektrum von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten bieten wollen. Das wird nicht nur der modernen wirtschaftlichen Entwicklung gerecht, sondern trägt auch den Interessen und Anforderungen der jungen Leute Rechnung. Wir kommen um solche Strukturschritte nicht umhin!
Das Interview führte Christiane Jäger.
Zuerst erschienen in der Zeitschrift Externer Link: "Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis" 1/2014, S. 8-11.
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