Schülerinnen und Schüler
Zu Beginn des Schuljahres 2016/2017 wurden in Deutschland 720.700 Kinder eingeschult. Dies entspricht einer Zunahme um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber 2006 ging die Zahl der Schulanfängerinnen und Schulanfänger in Deutschland um 9,1 % zurück. Hintergrund hierfür sind demografische Entwicklungen: Ende 2006 lag die Zahl der Fünf- bis Sechsjährigen in Deutschland insgesamt bei 741.000, Ende 2016 bei nur noch 710.000. Bundesweit begannen 94 % der Schulanfängerinnen und Schulanfänger ihre Schullaufbahn an Grundschulen, 3,0 % an Förderschulen, 2,5 % an Integrierten Gesamtschulen und 0,9 % an Freien Waldorfschulen. Der Trend zum längeren gemeinsamen Lernen hat dazu geführt, dass mehrere Länder an Integrierten Gesamtschulen seit 2012 auch einen Primarbereich (Klassenstufen 1 bis 4) anbieten. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil der Einschulungen an Integrierten Gesamtschulen bei 0,3 %.
Die Einschulungen wirken sich entsprechend zeitversetzt auf die Schülerzahlen in allen Bildungsbereichen aus. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen sank in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich von 9,4 Millionen im Jahr 2006 auf 8,4 Millionen im Jahr 2016. Während 34 % der Schülerschaft auf eine Schule des Primarbereichs gingen, besuchten 50 % aller Schülerinnen und Schüler den Sekundarbereich I. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich II lag bei 12 %. Eine Förderschule besuchten 3,8 %.
Der größte Teil der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen des Sekundarbereichs I besuchte ein Gymnasium, im Jahr 2016 waren dies 34 %. Der Anteil der Realschülerinnen und Realschüler lag bei 21 %, und 10 % besuchten eine Hauptschule. Rund 18 % der Schülerschaft der Sekundarstufe I waren an einer Integrierten Gesamtschule, 13 % an Schularten mit mehreren Bildungsgängen. Nur ein geringer Anteil der Schülerschaft der Sekundarstufe I besuchte die Schulartunabhängige Orientierungsstufe und die Freien Waldorfschulen. Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine Hauptschule besuchen, um knapp 9 Prozentpunkte verringert. Da viele Länder Hauptschulen abgeschafft haben oder abschaffen, gehört diese Schulart nicht mehr zum Angebot in allen Bundesländern und die Schülerschaft hat sich mehr als halbiert. Deutlich zurück ging auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die eine Realschule besuchten. Demgegenüber stieg im Zeitverlauf der Anteil für die Integrierten Gesamtschulen um rund 10 Prozentpunkte und für die Schularten mit mehreren Bildungsgängen um 6 Prozentpunkte. Der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in der Sekundarstufe I fiel im Zeitverlauf um knapp 1 Prozentpunkt.
Neben den bereits genannten Schularten gibt es Förderschulen, an denen körperlich, geistig oder seelisch benachteiligte oder sozial gefährdete Kinder unterrichtet werden. Im Jahr 2016 besuchten 317.600 Kinder eine Förderschule, dies sind 3,8 % der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die außerhalb von Förderschulen an den übrigen allgemeinbildenden Schulen – insbesondere an Grundschulen – unterrichtet werden, mehr als verdoppelt. Während 2006 bundesweit lediglich 72.900 sogenannte Integrationsschülerinnen und Integrationsschüler sonstige allgemeinbildende Schulen besuchten, waren es 2016 bereits 179.800. Insgesamt wurde somit im Schuljahr 2016/2017 in Deutschland bei knapp 497.400 Schülerinnen und Schülern von einem sonderpädagogischen Förderbedarf ausgegangen. Das waren 7,1 % der gesamten Schülerschaft in den Klassenstufen 1 bis 10, vor zehn Jahren waren es 5,9 %.
An den Grundschulen, an denen in der Regel alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden, waren Mädchen (49 %) und Jungen (51 %) etwa gleich verteilt. An den weiterführenden Schularten war der Mädchenanteil unterschiedlich: Die Spanne reichte 2016 von 53 % an Gymnasien über 49 % an Realschulen, 48 % an Integrierten Gesamtschulen bis zu 43 % an Hauptschulen. An Förderschulen betrug der Anteil der Schülerinnen 35 %.
Ein großer Teil der Jugendlichen beginnt nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schulen eine Berufsausbildung im dualen System von Teilzeit-Berufsschule und Betrieb. Die Berufsschule ergänzt im dualen Ausbildungssystem die gleichzeitige praktische Ausbildung im Betrieb. Daneben wird die Teilzeit-Berufsschule auch von Jugendlichen unter 18 Jahren ohne Ausbildungsvertrag besucht, die noch der Schulpflicht unterliegen und keine andere Schule besuchen. Insgesamt wurden 2016 in Deutschland 1,4 Millionen Jugendliche an Teilzeit-Berufsschulen unterrichtet. In den vergangenen zehn Jahren sank ihre Zahl um 15 %.
Neben den Berufsausbildungen im dualen System gibt es weitere Formen der schulischen Berufsausbildung, die im Wesentlichen an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens angeboten werden. Dabei handelt es sich neben den Sozial- und Gesundheitsdienstberufen vor allem um Assistenzberufe wie Kaufmännische Assistentin beziehungsweise Kaufmännischer Assistent. Rund 379.200 Jugendliche befanden sich 2016 in einer schulischen Berufsausbildung. Das waren 21 % aller Jugendlichen, die eine Berufsausbildung absolvierten.
In den letzten Jahren ist das Interesse an Privatschulen deutlich gestiegen. Den rechtlichen Rahmen für die Gründung und den Betrieb von Privatschulen legen die jeweiligen Schulgesetze der Länder fest. Privatschulen können von natürlichen und juristischen Personen (wie Kirchen, Vereinen) errichtet und betrieben werden. Im Jahr 2016 besuchten 750.600 Schülerinnen und Schüler private allgemeinbildende Schulen und 239.800 private berufliche Schulen. Das entsprach einem Anteil von 9,0 % der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und 9,5 % an beruflichen Schulen. Im Vergleich dazu lagen 2006 die Anteile der Privatschülerinnen und Privatschüler an allen Schülerinnen und Schülern der allgemeinbildenden Schulen bei 7,0 % und der beruflichen Schulen bei 8,5 %.
Allgemeinbildende und berufliche Abschlüsse
Im Jahr 2016 wurden 855.600 junge Menschen (mit und ohne Schulabschluss) aus den allgemeinbildenden Schulen entlassen. Das sind 12 % weniger als 2006. Von den Schulentlassenen 2016 blieben 5,7 % ohne Abschluss, 16 % erwarben den Hauptschulabschluss und 35 % die allgemeine Hochschulreife. Diese Struktur hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Vor zehn Jahren verließen noch 7,8 % der Jugendlichen die allgemeinbildenden Schulen ohne einen Abschluss und 24 % mit einem Hauptschulabschluss. Lediglich 25 % erwarben 2006 die allgemeine Hochschulreife. Im Bereich der mittleren Abschlüsse ist zwischen 2006 und 2016 eine leichte prozentuale Zunahme von 41 % auf 43 % zu verzeichnen. Diese ist jedoch überwiegend methodisch begründet, da seit 2014 der schulische Teil der Fachhochschulreife zu den mittleren Schulabschlüssen gezählt wird.
Junge Männer verließen 2016 die allgemeinbildenden Schulen im Durchschnitt mit einem niedrigeren Abschlussniveau als junge Frauen: 7,2 % der männlichen Schulentlassenen erreichten keinen Abschluss, gegenüber 4,8 % bei den jungen Frauen. Von den männlichen Absolventen erhielten 31 % die Studienberechtigung, bei den Frauen waren es 39 %.
Seit der Bildungsreform in den 1970er-Jahren können auch an beruflichen Schulen allgemeinbildende Abschlüsse erworben werden. Rund 33.900 Jugendliche bestanden 2016 an beruflichen Schulen den Hauptschulabschluss und 156.000 Jugendliche erlangten die Studienberechtigung. Im Vergleich dazu erwarben an allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2016 rund 297.200 Absolventinnen und Absolventen die Berechtigung, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Somit betrug die Studienberechtigtenquote, die den Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung zeigt, 52 %. Die Studienberechtigtenquote 2006 lag damals noch bei 43 %. Hier zeigt sich ein deutlicher Trend zur Höherqualifizierung. Teilweise schlagen sich in diesem Wert allerdings auch doppelte Abiturjahrgänge nieder – infolge der Umstellung von G9 auf G8, der Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre.
Lehrkräfte
Im Jahr 2016 unterrichteten in Deutschland 673.000 hauptberufliche Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen und 125.000 an beruflichen Schulen. An allgemeinbildenden Schulen waren 38 % der hauptberuflichen Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit beschäftigt. An beruflichen Schulen betrug dieser Anteil nur 31 %. Auch die Geschlechterverteilung ist bei allgemeinbildenden und beruflichen Schulen unterschiedlich: Rund 73 % der hauptberuflichen Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen waren Frauen, an beruflichen Schulen betrug dieser Anteil nur 52 %. Den höchsten Frauenanteil hatten Schulkindergärten mit 95 %, Grundschulen mit 89 % sowie Vorklassen mit 85 %. Mit steigendem Bildungsziel der Schularten sank der Frauenanteil an den Lehrkräften, lag aber dennoch stets über 50 %. An Gymnasien betrug der Anteil im Jahr 2016 rund 60 %, an Abendschulen und Kollegs 57 %.
Im Schuljahr 2016/2017 waren insgesamt 14 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen 60 Jahre und älter. Die größte Altersgruppe der Lehrkräfte bildeten die 40- bis 49-Jährigen mit fast 27 %, gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen und den 30- bis 39-Jährigen mit jeweils 26 %. Unter 30 Jahre waren lediglich 7,2 % der Lehrkräfte. Der geringe Anteil jüngerer Lehrkräfte ist zum einen auf die Länge der Hochschulausbildung zurückzuführen. Zum anderen wurden aufgrund des Schülerrückgangs in den letzten zehn Jahren weniger Lehrkräfte eingestellt.
Ausgaben je Schülerin und Schüler
Die Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen sind ein Maß dafür, wie viele Mittel der Staat jährlich im Durchschnitt für die Ausbildung zur Verfügung stellt. Die Ausgaben setzen sich aus Personalausgaben (einschließlich unterstellter Sozialausgaben für verbeamtete Lehrkräfte sowie Beihilfeaufwendungen), laufendem Sachaufwand und Investitionsausgaben zusammen, wobei die Personalausgaben die dominierende Ausgabenkomponente sind.
Die öffentlichen Haushalte gaben 2015 bundesweit durchschnittlich 6.900 Euro für die Ausbildung einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers an öffentlichen Schulen aus – das waren rund 2.000 Euro mehr als im Jahr 2005. Die Ausgaben je Schülerin und Schüler schwankten stark nach Schularten: Die allgemeinbildenden Schulen waren mit 7.500 Euro teurer als die beruflichen Schulen mit 4.700 Euro.
Innerhalb der allgemeinbildenden Schulen lagen Grundschulen (6.000 Euro) und Realschulen (6.400 Euro) unter dem Durchschnitt, Gymnasien (7.900 Euro), Integrierte Gesamtschulen (8.000 Euro), Schulen mit mehreren Bildungsgängen (8.000 Euro) und Hauptschulen (8.900 Euro) darüber. Die vergleichsweise niedrigen Aufwendungen von 3.000 Euro je Schülerin und Schüler bei den Berufsschulen im dualen Ausbildungssystem sind auf den dort praktizierten Teilzeitunterricht zurückzuführen.