In kaum einem Land der OECD ist der Bildungserfolg von Kindern so stark vom Elternhaus abhängig wie in Deutschland – das haben internationale Vergleichsstudien wie PISA und IGLU immer wieder gezeigt. Ein besonders folgenreicher Moment in der Bildungskarriere junger Menschen ist der Übergang von der Grundschule in die Schulformen der Sekundarstufe (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gemeinschaftsschule usw.). Denn hier werden die Weichen für den weiteren Bildungsweg gestellt. In den meisten Bundesländern erfolgt dieser Übergang bereits nach der vierten Klasse und damit im internationalen Vergleich zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Bildungsbiografie. Den Grundschulen bleibt nur wenig Zeit, Lernrückstände von Kindern aus weniger privilegierten Elternhäusern auszugleichen. Würde die Herkunft der Kinder beim Übergang in die Sekundarstufe keine Rolle mehr spielen, müsste die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Schulformen für alle Elternhäuser in etwa gleich aussehen. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Vielmehr hängt es stark vom Bildungsniveau der Eltern ab, welche Schulform ein Kind nach der Grundschulzeit besucht: Kinder von Eltern mit Hochschulreife besuchen nach der Grundschule am häufigsten ein Gymnasium (61,7 Prozent), Kinder von Eltern mit Mittlerer Reife am häufigsten eine Realschule (48,8 Prozent) und Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss besuchen am häufigsten eine Hauptschule (38,3 bzw. 42,7 Prozent). Die meisten Schüler besuchen also die Schulform, die bereits ihre Eltern besuchten. Das heißt: In unserem Schulsystem wird Bildung in erheblichem Maß "vererbt". Allerdings schafft auch ein beträchtlicher Anteil der Schülerinnen und Schüler den Sprung auf eine höhere Schulform: Über 34 Prozent der Kinder von Eltern mit Hauptschulabschluss besuchen eine Realschule, und fast 30 Prozent der Kinder von Eltern mit Mittlerer Reife ein Gymnasium.
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