Die Ergebnisse der ersten PISA-Studien haben das deutsche Bildungssystem aufgerüttelt. Im Zuge der durch PISA eingeleiteten "empirischen Wende“ müssen bildungspolitische Akteure ihre Programmatik zunehmend mit Blick auf die vorliegenden Erkenntnisse der Bildungsforschung begründenRegierungen und Parlamente sind bei ihren bildungspolitischen Entscheidungen nicht zuletzt auf den Rat unabhängiger Wissenschaftler und auf deren Forschungsergebnisse angewiesen. Die Politik kann sich hierbei auf eine zunehmend empirisch ausgerichtete Bildungsforschung stützen. Diese untersucht mit Hilfe unterschiedlichster Daten und Indikatoren die Voraussetzungen, Prozesse und Ergebnisse von Bildung in den verschiedenen Bildungsbereichen und dokumentiert damit die Stärken und Potentiale, vor allem aber auch die Schwächen und Problemlagen im Bildungssystem. Das in der Bildungsforschung gewonnene Wissen wird heute weithin genutzt, um die Qualität des Bildungswesens zu sichern und weiterzuentwickeln. Dies gilt verstärkt seit dem sogenannten PISA-Schock, der einen spürbaren bildungspolitischen Handlungsdruck erzeugt hat. Im Zuge der durch PISA eingeleiteten "empirischen Wende“ müssen bildungspolitische Akteure ihre Programmatik zunehmend mit Blick auf die vorliegenden Erkenntnisse der Bildungsforschung begründen bzw. die Folgen bildungspolitischer Entscheidungen durch unabhängige Wissenschaftler untersuchen lassen (Evaluation).
Entsprechende Beratungsleistungen oder Forschungsprojekte werden von den bildungspolitischen Entscheidungsträger im Bund und in den Ländern in Auftrag gegeben. Dies kann etwa der Ministerpräsident oder das Kultusressort eines Landes sein, während überregional die Kultusministerkonferenz (KMK), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) oder auch Bund und Länder gemeinsam entsprechende Initiativen ergreifen. Die Beratung selbst kann in ganz unterschiedlichen Formen erfolgen. So vergibt die Politik Forschungsaufträge, organisiert wissenschaftliche Tagungen und Kongresse oder richtet spezielle Beratungsgremien ein, in denen Politik und Wissenschaft regelmäßig zusammenarbeiten: wissenschaftliche Beiräte in den Ministerien, Enquetekommissionen in den Parlamenten, gemeinsame Bund-Länder-Gremien oder auch themenspezifische Expertenkommissionen in den Ländern. Die Arbeitsergebnisse werden zumeist als Bildungsberichte, Gutachten oder Expertisen dokumentiert und den politischen Entscheidungsträgern vorgelegt.
Angeboten wird diese unabhängige wissenschaftliche Bildungsberatung durch Einrichtungen, die überwiegend oder ganz aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Zu nennen sind zunächst die Hochschulen und Universitäten, die selbst Bildungsforschung betreiben. Eine Sonderstellung nehmen hier einige überregional und gesamtstaatlich ausgerichtete Institute ein, wie das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der Universität Dortmund, das Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel (IPN) oder das HoF Wittenberg-Institut für Hochschulforschung Wittenberg e.V. an der Universität Halle-Wittenberg.
Daneben wurden in den letzten Jahrzehnten gezielt außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aufgebaut, die ebenfalls aus öffentlichen Mitteln finanziert werden und vor allem in der empirischen Bildungsforschung aktiv sind. Die älteste und bedeutendste überregionale Institution ist das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt, das von Bund und Ländern gemeinsam getragen wird. Es erbringt nicht nur umfassende Serviceleistungen im Bildungsbereich, sondern betreibt auch umfangreiche anwendungsorientierte Forschung. Unter seiner Federführung erstellt eine Autorengruppe, der Mitarbeiter renommierter wissenschaftlicher Einrichtungen und der Statistischen Ämter angehören, seit 2006 alle zwei Jahre einen nationalen Bildungsbericht für Deutschland. Mit diesem Bildungsmonitoring werden die Leistungen und Entwicklungen des gesamten Bildungssystems systematisch beobachtet und sich daraus ergebende Herausforderungen benannt.
Ebenfalls von Bund und Ländern gemeinsam gefördert wird das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, das sich in seiner Grundlagenforschung mit der Entwicklung und Bildung im individuellen Lebensverlauf beschäftigt. Es hat zwar keinen unmittelbaren Beratungsauftrag, doch wurden unter seiner Federführung die PISA-Studie und die Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) in Deutschland erstellt. Und beide Studien übten einen großen Einfluss auf die Bildungspolitik aus.
Das ebenfalls in Berlin ansässige Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ist ein wissenschaftliches Institut, das im Auftrag der KMK die Bundesländer bei der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung im allgemeinbildenden Schulsystem unterstützt. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die von der KMK beschlossenen Bildungsstandards, wobei das IQB regelmäßig überprüft, inwieweit diese Ziele in den Schulen auch erreicht werden. Ferner unterstützt das IQB die Länder darin, die länderübergreifenden Bildungsstandards auch umzusetzen.
Weitere Einrichtungen sind der Ressortforschung der Ministerien zuzurechnen. So wird das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) aus Bundesmitteln finanziert. Es steht unter der Rechtsaufsicht des BMBF und befasst sich als Service- und Kompetenzzentrum umfassend mit der Forschung und Entwicklung im Bereich der beruflichen Bildung und Ausbildung. Auf regionaler Ebene schließlich arbeiten in allen Bundesländern Staatsinstitute, die zumeist im Verwaltungsbereich der Kultusministerien stehen. Sie erbringen überwiegend praxisbezogene Unterstützungs-, Service- oder Forschungsleistungen für den schulischen Bereich.