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Herausforderung: Heterogenität | Bildung | bpb.de

Bildung Editorial Was ist Bildung? Bildung - Begriffsbestimmungen Nachgefragt: Was ist für Sie Bildung? Bildungsideale Alltagsbildung Bildung im Wandel Geschichte des Bildungssystems Ins System kommt Bewegung Demografischer Wandel Wissensgesellschaft Akteure der Bildungspolitik Staat als Akteur Kirchen und Religionsgemeinschaften Schüler, Studierende und Eltern Politische Parteien Unternehmerverbände, Lobbyorganisationen und Think-Tanks Bildungsverbände und Gewerkschaften Wissenschaft und Forschung Teilhabe durch Bildung Teilhabe durch Bildung Menschenrecht Bildung als Überlebensinstrument Forschungsüberblick Bildungsungleichheiten Was sind soziale Bildungsungleichheiten? Ungleichheiten in den Bildungsbereichen Ursachen von Bildungsungleichheiten Ansätze zur Verminderung von Bildungsungleichheiten Literatur Ethnische Bildungsungleichheiten Geschlechterungleichheiten Schule & Bildungsungleichheit Heterogenität Berufsbildung & Bildungsungleichheit Wie wir lernen Videos: Nachgefragt: Wo findet Bildung statt? Wie funktioniert Lernen? Lernen durch Erfahrung Wie der Stoff ins Gedächtnis gelangt Wie lernt unser Gehirn? Videos: Intelligenzforschung Lernen im Unterricht Geschichte des Lernens mit Lehre Guter Lehrer, guter Unterricht Interview: Lehrerfortbildung Digitalisierung verändert die Lehrerrolle Individuelle Förderung: Hintergrund und Fallstricke Individuelle Förderung: Gestaltungsmöglichkeiten Quiz: Wie wir lernen Unterricht und Lernstile Binnendifferenzierung in der Praxis Kleine Klassen - besseres Lernen? Bewegung und Entwicklung Wie Bewegung den Lernprozess unterstützt Bildung und soziale Ungleichheit Editorial zur Einführung Forschungsstand Digitale Spaltung Migration, Bildung und Ungleichheit Was sind soziale Bildungsungleichheiten? Ungleichheiten in den Bildungsbereichen Ursachen von Bildungsungleichheiten Stimmt's? Jungs sind an Schulen benachteiligt Geschlechterungleichheiten Stimmt's? Jungs sind in MINT-Fächern von Natur aus besser Behinderung & Bildungsungleichheit Sonderpädagogische Förderung in Deutschland Ethnische Bildungsungleichheiten Bundesländerungleichheiten Bildstrecke: Andere Bundesländer – andere Aussichten Lehrkräfte & Bildungsungleichheit Eltern & Bildungsungleichheit Zugangsbarrieren in der frühkindlichen Bildung Schule & Bildungsungleichheit Berufsbildung & Bildungsungleichheit Infografik: Soziale Herkunft & die Chance auf ein Studium Bildungsaufstieg Hörtipp: Podcast Three Miles Infografik: PISA 2018: Hohe Schulleistungen und Chancengleichheit kein Zielkonflikt Ende der Aufstiegsgesellschaft? 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Ungleichheit in der Klassengesellschaft Deutsche Migrationsgeschichte Individuelle Förderung: Hintergrund und Fallstricke Geschichte Strategien für Chancengleichheit Schulgeschichte bis 1945 Kampf um die Schulstruktur Schulgeschichte nach 1945 Von der Krippe bis zur Hochschule – das Bildungssystem der DDR Geschichte der allgemeinen Schulpflicht Bildungserträge und andere Folgen der Bildungsexpansion Bildungsgerechtigkeit – kontrovers diskutiert Das Recht auf Bildung verwirklichen. Herausforderungen für Schule und Bildungspolitik in Deutschland Bildung, Interesse, Bildungsinteresse - Essay Bildungsgerechtigkeit - Essay Gleichheit als normatives Prinzip Schule & Bildungsungleichheit Was tun? Ansätze zur Verminderung von Bildungsungleichheiten Welche Reformen für Kita und Schule befürworten Erwachsene? Chancengerechtigkeit durch Kita? "Wer kann, schickt seine Kinder auf eine bessere Schule" Brennpunktschule - ein Praxisbericht Eltern & Bildungsungleichheit Hörtipp: Gerechte Schulen Hörtipp: Baustelle Bildung Forschung Übergangsbereich Bildungsberatung Zwischenruf Für eine kluge Ungleichbehandlung Soziale Auslese und Bildungsreform Bildung und Herkunft Pro & Contra: Digitale Nachhilfe auf Knopfdruck Podcasts & Videos Hörtipp: Podcast Three Miles Hörtipp: Baustelle Bildung Hörtipp: Gerechte Schulen Hörtipp: Gene oder Bildung – Was bestimmt den Lebensweg? Grafiken: Bildungsungleichheit Karte: Klassenwiederholer:innen an allgemeinbildenden Schulen Infografik: Herkunft gleich Zukunft? Infografik: Soziale Herkunft & die Chance auf ein Studium Infografik: Wie gut können Neuntklässler:innen Mathe? Infografik: Wie gut können Grundschüler:innen Mathe? Infografik: Wie gut können Grundschüler:innen Lesen? Infografik: Wie gut können Schüler:innen am Gymnasium Mathe? Welche Reformen für Kita und Schule befürworten Erwachsene? 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Frühkindliche Bildung Grundlagen & Reformen Rechtsgrundlagen und familienpolitische Maßnahmen Kindertagespflege Fachkräftemangel Ausbau Initativen und Reformen Bildungsinhalte Entwicklungspsychologie Schulreife Bildungspläne Interview Bildungsauftrag Qualitätssicherung Qualität Interview Qualität Interview Krippenpädagogik Chanchengerechtigkeit / Teilhabe für alle Zugangsbarrieren in der frühkindlichen Bildung Interview Ungleichheiten Chancengerechtigkeit durch Kita? Erzieher:innen Ausbildung Fachkräfteabwanderung Fachkräftemangel Schule Eine Frage – viele Antworten: Was macht gute Schule aus? Corona-Pandemie und Schule Als hätte es Corona nicht gegeben Schulgestaltung Brennpunktschule - ein Praxisbericht G8 versus G9 Zeitleiste: G8 oder G9? Ganztagsschule Zweigliedrigkeit Interview: Schulbau Schulnoten Klassenwiederholung Vom G8 zum G9 und zurück? Infografik: 16 Bundesländer - 16 Schulsysteme Infografik: Schulabschlüsse in Deutschland Demokraten fallen nicht vom Himmel! 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Infografik: Wie gut können Neuntklässler:innen Mathe? Infografik: Wie gut können Schüler:innen am Gymnasium Mathe? Ungleichheiten Bundesländerungleichheiten Bildungsungleichheiten - mögliche Ursachen Lehrkräfte & Bildungsungleichheit Schule & Bildungsungleichheit Brennpunktschule - ein Praxisbericht Infografik: Herkunft gleich Zukunft? "Wer kann, schickt seine Kinder auf eine bessere Schule" Geschichte Geschichte der allgemeinen Schulpflicht Schulgeschichte bis 1945 Kampf um die Schulstruktur Demokratisierung der Schulkultur Infografiken: Welche Schulen besuchten Achtklässler:innen in Deutschland, 1960-2012? Infografik: Welche Abschlüsse erreichten Schüler früher und heute? Datenreport 2021: Allgemeinbildende und berufliche Schulen Infografiken: Schule Infografik: 16 Bundesländer - 16 Schulsysteme Infografik: Welcher Anteil des Jahrgangs macht Abitur? Infografik: Verteilung der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf die Förderschwerpunkte (2013/14) Infografiken: Welche Schulen besuchten Achtklässler:innen in Deutschland, 1960-2012? Infografik: Welche Abschlüsse erreichten Schüler früher und heute? Infografiken: Welcher Anteil der jungen Erwachsenen je Bundesland erlangte das (Fach-)Abitur? (1995-2008) Grafik: Wie verbreitet sind Privatschulen und wer betreibt sie? Kleine Klassen - besseres Lernen? Wie Bewegung den Lernprozess unterstützt Berufliche Bildung Berufsbildungsgesetz Berufsbildungsgesetz Zeitleiste: Berufsbildungsgesetz Duale & schulische Berufsausbildung Datenreport: Duale Ausbildung Duale Berufsausbildung Schulische Ausbildung Qualität dualer Ausbildung Dual und schulisch im Vergleich Bildungs-Schisma Ausbildungschancen Übergangsbereich Forschung Übergangsbereich Teilhabe durch Ausbildung Ausbildungschancen von Hauptschülern Interview: Geflüchtete Ausbildungsreife Berufswahl Interview: Berufsorientierung Berufswahl und Geschlecht Podcast: Berufswahl Grafiken zur Beruflichen Bildung Interaktive Grafik: Ausbildung, Übergangsbereich oder Studium? Interaktive Grafik: Bildungswege nach der Schule Infografik: Schulabschlüsse von Berufsanfänger/innern Infografik: Anteil der 25-34-Jährigen ohne Berufsabschluss Grafik: Berufsbildung für Jugendliche mit max. mittlerem Abschluss Grafik: Übergangsbereich oder Berufsausbildung? Interaktive Grafik: Schützt Bildung vor Arbeitslosigkeit? Interaktive Grafik: Arbeitslosigkeitrisiko Infografik: Wie hat sich die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt entwickelt? Infografik: Bildungschancen verschiedener sozialer Klassen Infografik: Wie unterscheidet sich die Ausbildungsteilhabe zwischen jungen Menschen deutscher und nicht-deutscher Herkunft? Hochschule Studiengebühren? Bildungsaufstieg Interview: Powerpoint Qualitätspakt Lehre Hochschulen im Wettbewerb Hochschulen in Deutschland Interview: "Die Vergangenheit wird idealisiert" Grafiken zu Hochschule Infografik: Wie das Elternhaus den Bildungsweg prägt Interaktive Grafik: Nutzen eines Hochschulstudiums Interaktive Grafik: Entscheidung für das Studienfach Infografik: Wie sicher war die Entscheidung für ein Studium? Interaktive Grafik: Was haben Studierende aus ihrem bisherigen Studium mitgenommen? Grafik: Für wen stand ein Studium von vornherein fest? Infografik: Das monatliche Budget von Studierenden Infografiken: Welcher Anteil der jungen Erwachsenen je Bundesland erlangte das (Fach-)Abitur? (1995-2008) Infografik: Wachsender Studentenberg – Entwicklung der Studierendenzahlen in Deutschland Interaktive Grafik: Beliebte Studienfächer Geschichte des Bildungssystems Bildungsgeschichte im Überblick Überblick Geschichte des Bildungssystems Strategien für Chancengleichheit Entwicklung der Bildungsbereiche Frühkindliche Bildung Zeitleiste der frühkindlichen Bildung Schulgeschichte bis 1945 Schulgeschichte nach 1945 Abitur im Wandel Kampf um die Schulstruktur Demokratisierung der Schulkultur Strategien für Chancengleichheit Lebenslanges Lernen Bildungsexpansion Folgen der Bildungsexpansion Bildung, Erziehung und Lernen Helene Lange Bildung in der DDR Wie der sozialistische Staat die Bildungseinrichtungen prägte Von der Krippe bis zur Hochschule – das Bildungssystem der DDR Literatur Zahlen und Infografiken Grafiken: Soziale Rahmenbedingungen Infografik: Bevölkerungsstruktur in Deutschland Infografik: Wie veränderten sich die Geburtenzahlen in den Bundesländern? (1990-2012) Infografik: Arbeitnehmer im Inland nach Wirtschaftssektoren (1950-2012) Grafiken: Frühkindliche Bildung Infografik: Kita-Besuch Kinder unter 3 Jahre Kita-Besuch Kinder > 3 Jahre Bildungsbeteiligung Kinder < 3 Jahre Infografik: Betreuungsbedarf nach Bundesländern Infografik: Bildungsbeteiligung Kinder > 3 Jahre Infografik: Kitanutzung Infografik: Bildungsbeteiligung Kinder < 3 Jahre Migrationshintergrund Infografik: Kitabetreuung OECD-Länder Infografik: Betreuungsverhältnisse in der Krippe Infografik: Personalschlüssel Kita Infografik: Ausgaben OECD Infografik: Betreuungskosten OECD Grafiken: Schule Infografik: Schulabschlüsse in Deutschland Inwieweit glauben junge Menschen an gleiche Bildungschancen? Gute Bildung – wovon hängt sie ab? Das denken junge Leute Infografik: PISA 2022: Mathe-Kompetenzen sinken Grafiken: Berufsbildung Interaktive Grafik: Ausbildung, Übergangsbereich oder Studium? Infografik: Schulabschlüsse von Berufsanfänger/innern Infografik: Anteil der 25-34-Jährigen ohne Berufsabschluss Grafik: Berufsbildung für Jugendliche mit max. mittlerem Abschluss Grafik: Übergangsbereich oder Berufsausbildung? Infografik: Bildungschancen verschiedener sozialer Klassen Infografik: Wie unterscheidet sich die Ausbildungsteilhabe zwischen jungen Menschen deutscher und nicht-deutscher Herkunft? Infografik: Wie hat sich die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt entwickelt? Grafiken: Hochschule Infografiken: Welcher Anteil der jungen Erwachsenen je Bundesland erlangte das (Fach-)Abitur? (1995-2008) Infografik: Wachsender Studentenberg – Entwicklung der Studierendenzahlen in Deutschland Interaktive Grafik: Beliebte Studienfächer Infografik: Wie sicher war die Entscheidung für ein Studium? Interaktive Grafik: Nutzen eines Hochschulstudiums Interaktive Grafik: Entscheidung für das Studienfach Interaktive Grafik: Was haben Studierende aus ihrem bisherigen Studium mitgenommen? Infografik: Wie das Elternhaus den Bildungsweg prägt Infografik: Das monatliche Budget von Studierenden Grafiken: Private Bildung Infografik: Wie verbreitet sind Privatschulen und wer betreibt sie? Infografik: Bildungseinrichtungen in privater Trägerschaft Infografik: Entwicklung öffentlicher und privater Bildungsangebote Infografik: Anzahl der Privatschulen in Deutschland, 1992-2012 Infografik: Anzahl der Privatschulen in Deutschland nach Schularten, 1992 - 2012 Infografik: Anteil der Privatschülerinnen und -schüler an der Schülerschaft in Deutschland, 1992-2012 Infografik: Wer nimmt Nachhilfeunterricht in Anspruch? Infografik: Wieviel wird jährlich für Nachhilfe je Schüler:in ausgegeben? Grafiken: Bildungsungleichheit Karte: Klassenwiederholer:innen an allgemeinbildenden Schulen Infografik: Herkunft gleich Zukunft? Infografik: Soziale Herkunft & die Chance auf ein Studium Infografik: Wie gut können Neuntklässler:innen Mathe? Infografik: Wie gut können Grundschüler:innen Mathe? Infografik: Wie gut können Grundschüler:innen Lesen? Infografik: Wie gut können Schüler:innen am Gymnasium Mathe? Welche Reformen für Kita und Schule befürworten Erwachsene? Sonderpädagogische Förderung in Deutschland Infografik: PISA 2018: Hohe Schulleistungen und Chancengleichheit kein Zielkonflikt Infografik: Welcher Anteil aller Schüler:innen lernt an einer Förderschule? Armut und Grundschulen Infografik: Förderung durch Eltern Infografik: Leistungsniveau und Chancengleichheit Grafiken: Erträge von Bildung Infografik: Bildungsleistungen und langfristiges Wirtschaftswachstum (1960-2000) Infografik: Entwicklung der Arbeitslosenquote je nach Bildungsstand (1975-2011) Infografik: Erwerbsstatus von Erwachsenen mit geringen Lese- und Schreibfähigkeiten (2010) Infografik: Durchschnittliches Brutto-Einkommen von Frauen und Männern je nach Bildungsabschluss (2010) Infografik: Politisches Interesse je nach Schulabschluss (2010) Infografik: Wie beeinflussten Alter und Bildungsabschluss die Teilnahme an der Bundestagswahl 2009? Infografik: Welchen Einfluss hat der Schulabschluss auf die Teilnahme an politischen Aktivitäten? (2008) Infografik: Wie beeinflusst der Schulabschluss die Mitgliedschaft in Vereinen und Organisationen? (2010) Interaktive Grafik: Schützt Bildung vor Arbeitslosigkeit? Interaktive Grafik: Arbeitslosigkeitrisiko Infografik: Bevölkerungsstruktur in Deutschland Infografik: Wie veränderten sich die Geburtenzahlen in den Bundesländern? (1990-2012) Infografik: Arbeitnehmer im Inland nach Wirtschaftssektoren (1950-2012) Glossar Redaktion Digitalisierung und Bildung Stimmt's? “Am Anfang wollte ich einfach nur Mathe schwänzen”

Herausforderung: Heterogenität

Annedore Prengel

/ 6 Minuten zu lesen

In unseren Schulen lernen Mädchen und Jungen verschiedener Leistungsmöglichkeiten, aus diversen Schichten und Ländern, Menschen mit Behinderung und ohne. Wie wird Unterricht dieser Vielfalt gerecht?

Erstklässler in NRW (© dpa)

Die inklusive Schule als Gegenmodell zum gegliederten Schulsystem

In Schulen, Kindertageseinrichtungen und anderen pädagogischen Arbeitsfeldern macht das Modell der Inklusion ein Angebot, in dem die Gleichheit und die Freiheit der verschiedenen Lernenden solidarisch berücksichtigt werden sollen. Es geht dabei nicht "nur", wie vielfach angenommen, um das Einbeziehen von Menschen mit Behinderungen in die Regelschule. Betont wird vielmehr die Individualität jeder Person, unabhängig vom Geschlecht, vom kulturellen Hintergrund oder von der sozialen Schicht. Alle Kinder und Jugendlichen besuchen in diesem Modell gemeinsam ihre wohnortnahe Kita und Schule. In den inklusiven Gruppen und Schulklassen wird ein individualisierendes pädagogisches Angebot bereitgestellt.

Die inklusive Schule mit ihren heterogenen Lerngruppen bildet das Gegenmodell zum in Deutschland vorherrschenden gegliederten Schulsystem, in dem Lernende frühzeitig auf unterschiedliche Schulformen aufgeteilt werden (dazu gehören die Hauptschule, die Realschule, das Gymnasium sowie elf Sonderschularten). Mit dieser Aufteilung der Lernenden soll Heterogenität gerade vermieden werden: Im gegliederten Schulsystem werden "homogene Lerngruppen" angestrebt, in denen die Schülerinnen und Schüler jeweils als Gleiche angesprochen werden und auf gleichem Niveau das Gleiche lernen sollen. Hinzu kommen weitere "sortierende" Maßnahmen": Zurückstellungen am Schulanfang, Sitzenbleiben, Abschulungen und die Bildung von Leistungsniveaukursen.

Die Idee, dass Kinder eine früh feststehende Begabung haben (etwa eine eher praktische oder theoretische) und für einen bestimmten Bildungs- und Lebensweg bestimmt sind, entstammt der vordemokratischen Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts, in der unser Schulsystem entstand. Hier dienten die Schulen dazu, Kinder für das Leben in dem Stand zu erziehen, in den sie hineingeboren worden waren. Die Vorstellung feststehender Begabungen wirkt in Deutschland bis heute nach und viele einflussreiche Gruppen sind vom Lernen im dreigliedrigen (um die Sonderschule einzubeziehen besser gesagt: im viergliedrigen) Schulsystem nach wie vor überzeugt.

In der Geschichte hat es international schon früh die Vorstellung gegeben, dass alle Kinder gemeinsam in einer Schule lernen sollten. Zwar führten entsprechende Forderungen in der ersten Demokratie auf deutschem Boden, der Weimarer Republik, zur Einführung der Grundschule als gemeinsame Schule für fast alle Kinder während der ersten vier (in machen Bundesländern sechs) Schuljahre. Darüber hinausgehende Forderungen konnten sich jedoch auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht durchsetzen. Auch in anderen Industrienationen – etwa in Russland, England, Schweden oder Finnland – gab es lange ständisch gegliederte Schulen. Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden fast überall integrativere Bildungssysteme eingerichtet (die man in Deutschland vor allem unter der Bezeichnung "Einheitsschule" kennt). Mit der sehr frühen Aufteilung der Kinder auf ungleiche Schulformen stellt Deutschland heute international eine Ausnahme dar. Dieser "deutsche Sonderweg" wird seit Jahrzehnten immer wieder kritisiert, nicht zuletzt weil Bildungserfolg und soziale Herkunft hier besonders stark zusammenhängen.

InfoboxDie Kritik am gegliederten Schulsystem

Die Argumente gegen das gegliederte Schulsystem mit seinen gleichschrittig lernenden, homogen gedachten Schulklassen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

  • Es ist grundsätzlich nicht möglich, homogene Lerngruppen zu bilden, weil sich die Lernenden stets unterscheiden: Der gleichschrittig geführte Unterricht verfehlt gleichermaßen die schneller und die langsamer lernenden Schülerinnen und Schüler. Maßnahmen wie Zurückstellung, Sitzenbleiben, Abschulung und Überspringen von Klassen lassen außer Acht, dass Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Fächern unterschiedliche Leistungsstände aufweisen.

  • Das gegliederte Schulsystem verzichtet weitgehend auf individuelle Förderung und produziert daher eine große Zahl von "Bildungsverlierern". Da es Lernrückstände von Kindern aus weniger privilegierten Elternhäusern nicht ausgleicht, reproduziert es unter dem "Deckmantel der Leistungsgerechtigkeit" die bestehende soziale Schichtung. Im Lehrerhandeln zeigen sich nicht selten Vorurteile über die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern, sodass es an objektiven Leistungsbeurteilungen vor allem bei den Übergangsempfehlungen fehlt.

  • Die Zuweisung zu einer bestimmten Schulform führt dazu, dass die Lernenden ihr Selbstbild danach ausrichten und so entmutigt oder ermutigt werden, je nachdem auf welche Schulform sie überwiesen werden. Die Vorstellung, es gebe den "schlechten Schüler" ist kinderfeindlich und schädlich für die psychosoziale und kognitive Entwicklung.

  • Das gegliederte Schulsystem widerspricht unserer demokratischen Verfassung und den Menschenrechten, weil es die Verwirklichung von Chancengleichheit und die Einlösung des Rechts auf Bildung beeinträchtigt. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, fordert inklusive Bildung (Artikel 24) und steht damit im Gegensatz zum gegliederten Schulsystem.

Fußnoten

  1. Solga, Heike (2005): Ohne Abschluss in die Bildungsgesellschaft. Die Erwerbschancen gering qualifizierter Personen aus soziologischer und ökonomischer Perspektive. Opladen: Barbara Budrich. Klemm, Klaus / Preuss-Lausitz, Ulf (2011): Auf dem Weg zur schulischen Inklusion in Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bereich der allgemeinen Schulen. Essen und Berlin. URL: Externer Link: http://www.bug-nrw.de/cms/upload/pdf/NRW_Inklusionskonzept_2011__-_neue_Version_08_07_11.pdf (letzter Zugriff: 19.3.2013).

Möglichkeiten der inklusiven Schule

Skandinavische Länder mit ihren Einheitsschulsystemen schneiden bei internationalen Schuluntersuchungen wie PISA gut ab und verdeutlichen damit, dass individuelle Förderung in heterogenen Lerngruppen die Bildungsungleichheit zwischen den Schichten verringern und den einzelnen Kindern und Jugendlichen bessere Schulleistungen ermöglichen kann. Allerdings führt inklusive Pädagogik nicht dazu und strebt es auch nicht an, dass alle Lernenden den gleichen Leistungsstand erreichen. Es geht vielmehr darum, dass jede Schülerin und jeder Schüler in seiner Einzigartigkeit anerkannt wird, dass jeder individuell bestmögliche Leistungen erreicht, dass niemand als "schlechter Schüler" abgestempelt wird, dass jeder Mitglied der Schulgemeinschaft ist und dass niemand Angst haben muss, in eine andere Schule überwiesen zu werden. Vor diesem Hintergrund müssen sich alle damit auseinandersetzen, dass es Leistungshierarchien gibt, dass also in bestimmten Bereichen einige mehr und andere weniger können und dass dies beim Übergang in die Ausbildung und ins Berufsleben auch Folgen hat. In der Sprache der Wissenschaft formuliert: Die Sozialisations- und die Qualifikationsleistungen der Schule werden im inklusiven Modell verbessert, die Selektionsfunktion der Schule wird aber nicht außer Kraft gesetzt. Die destruktive, kinder- und leistungsfeindliche Form der Selektion, die wir in unserem gegliederten Schulsystem erleben, wird jedoch durch einen humaneren und demokratischeren Umgang mit Leistungsdifferenzen ersetzt. Jedes Kind, jeder Jugendliche soll erleben, dass alle gleichermaßen in ihrer Würde anerkannt werden, dass alle gleichermaßen gefördert werden, auch wenn sie unterschiedliche Kompetenzen erreichen.

Inklusive Schulentwicklung in Deutschland

In jüngster Zeit wurden in vielen Bundesländern verschiedene Ansätze entwickelt, die zwar nicht flächendeckend, aber punktuell umgesetzt werden und in eine integrativere Richtung weisen: Bei der Einschulung werden die Kinder eines Jahrgangs ohne Tests und Zurückstellungen ins erste Schuljahr aufgenommen. Haupt- und Realschulen werden unter verschiedenen Namen wie zum Beispiel Gemeinschaftsschulen oder Oberschulen zusammengelegt. Sitzenbleiben und Abschulungen sollen reduziert werden. Der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung breitet sich langsam aus; während deutschlandweit heute durchschnittlich 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung eine Regelschule besuchen, sind es in Schleswig-Holstein inzwischen ca. 50 Prozent. Diese Ansätze sind umstritten und stellen das herrschende Modell der schulischen Selektion bisher nicht grundlegend infrage. Doch in allen Bundesländern gibt es einzelne Schulen, die sich erfolgreich der individuellen Förderung und der Partizipation der Kinder und Jugendlichen widmen. Solche Schulen sind oft Preisträger, zum Beispiel des "Deutschen Schulpreises", des "Jakob Muth-Preises für inklusive Schule" oder des "Cornelsen Stiftungspreises Zukunft Schule", und erhalten in Schulvisitationen gute Bewertungen.

Unterricht in heterogenen Lerngruppen

Formen und Möglichkeiten des binnendifferenzierenden Unterrichts werden seit Langem erfolgreich entwickelt und erprobt. Die schon in der Reformpädagogik seit Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen didaktischen Methoden der Freiarbeit und der Projektarbeit dienen dazu, dass jede und jeder einen passenden Lernweg finden kann. Dabei sind für heterogene Lerngruppen zwei Lernziele besonders wichtig: Zum einen sollen von Erwachsenen verbindlich festgelegte Kompetenzen in wichtigen Kulturtechniken (wie Lesen, Schreiben, Rechnen und andere) erworben werden. Dazu müssen die Aufgaben und Lernmaterialien von den elementarsten Stufen an so aufgefächert werden, dass ausnahmslos jeder Schülerin und jedem Schüler entsprechend seiner individuellen Lernausgangslage ein angemessener Zugang zu den Kulturtechniken ermöglicht wird. Zum anderen sollen eigene, für die Erwachsenen zunächst unbekannte, Themen und Interessen der Kinder und Jugendlichen bearbeitet werden. Dazu werden den Lernenden zeitliche Freiräume eröffnet, in denen sie sich mit selbstgestellten Fragen auseinandersetzen können.

Wenn alle Kinder gemeinsam die heterogenen Lerngruppen in inklusiven Einrichtungen und Schulen besuchen, sollen sie schließlich auch lernen, sich selbst und andere zu achten und für die eigenen Rechte und die Rechte der anderen einzutreten. Organisationen und Initiativen, die diesem Ziel verpflichtet sind, zeigen das häufig in Bildmaterialien, welche die Verschiedenheit und Gemeinsamkeit der Kinder betonen. So zeigen entsprechende Kitas und Schulen häufig Fotos aller Kinder in den Gruppen- oder Klassenräumen, im Eingangsbereich finden sich Begrüßungsformeln in allen Herkunftssprachen der Kinder.

Für die Aus- und Fortbildung von Lehrern und pädagogischen Fachkräften wurden Anleitungen mit Bausteinen aus theoretischen Grundlagen und praxisnahen Übungen erarbeitet, die eine Einführung in das komplexe Thema Heterogenität ermöglichen. Gleichwohl gibt es immer noch viele Pädagoginnen und Pädagogen in schulischen und außerschulischen Arbeitsfeldern, bildungspolitische Entscheidungsträger und Eltern, die der inklusiven Pädagogik skeptisch gegenüberstehen und sich nicht vorstellen können, wie Lernen in heterogenen Gruppen funktionieren kann. Darum sind wissenschaftliche Untersuchungen zu den Möglichkeiten von flächendeckenden Unterrichtsreformen sowie Aufklärung und Fortbildung erforderlich. Dokumentarfilme geben Einblicke in den Alltag des Lernens in heterogenen Lerngruppen. Sie zeigen, dass zahlreiche Kitas und Schulen erfolgreiche Modelle entwickelt haben, die Heterogenität beachten und wertschätzen. Sie bilden zwar keine heile Welt, denn auch hier arbeiten und lernen Menschen mit Stärken und Schwächen, aber es gelingt ihnen, in vielen Schritten zur Demokratisierung des Lernens beizutragen.

InfoboxHeterogenität als Herausforderung für demokratische Gesellschaften

Der Begriff "Heterogenität" taucht in vielen gesellschaftlichen Debatten auf, etwa wenn über unterschiedliche Lebensweisen und Milieus, über Zuwanderung und Integration oder über Herausforderungen im Bildungswesen diskutiert wird. Politiker, Medien, Wissenschaftler, Bürgerrechtler und vielen andere verwenden den Begriff allgemein, um auf die die Unterschiedlichkeit der Menschen aufmerksam zu machen, die in unserer pluralistischen Gesellschaft zusammenleben. Doch was genau heißt eigentlich "Heterogenität"? Wodurch zeichnen sich heterogene Gruppen aus und was haben sie mit sozialen Bewegungen zu tun?

Zur Bedeutung des Begriffs Heterogenität: „Gleichheit und Freiheit für Vielfalt“

Seit 2008 arbeitet der kanadische Künstler Tim van Horn daran, die kanadische Gesellschaft, die sich wegen ihrer Zusammensetzung aus indianischen Ureinwohnern und Menschen aus den verschiedensten Weltgegenden „Canadian Mosaic“ nennt, in einem Patchwork abzubilden, das aus tausenden Portraitfotos kombiniert wird. Patchworks und Assemblagen veranschaulichen bildlich, was Heterogenität bedeutet. Der Begriff „heterogen“ kommt ursprünglich aus dem Altgriechischen und bezeichnet Beziehungen zwischen Verschiedenen, die einander nicht untergeordnet werden. Heterogene Gruppen sind also Gruppen, in denen sowohl die Verschiedenheit als auch die Gleichberechtigung der Mitglieder anerkannt werden. In solchen Gruppen soll jeder ohne Angst verschieden sein können, zum Beispiel hinsichtlich Lebensweise, Leistungsfähigkeit, Religion, Kultur oder Alter. Dieses Ziel entspricht den grundlegenden Prinzipien von Menschenrechten und Demokratie, die auch für das Bildungswesen maßgeblich sind.

Menschenrechtserklärungen und demokratische Verfassungen haben die Aufgabe, mit ihren zentralen Prinzipien Gleichheit, Freiheit und Solidarität zu stärken. Sie bieten damit Orientierung in den Kämpfen gegen die überall auf der Welt – wenn auch in unterschiedlichem Maße – vorherrschenden Ungleichheiten, Unfreiheiten und Ausbeutungen. Das Prinzip der Gleichheit umfasst, dass die verschiedenen Menschen gleiche Rechte haben sollen; das Prinzip der Freiheit bedeutet, dass die gleichberechtigten Menschen frei sein sollen, ihr Leben verschieden zu gestalten; das Prinzip der Solidarität besagt, dass jeder sich sowohl für die eigene Gleichheit und Freiheit als auch für die der anderen einsetzen soll. Wenn von Heterogenität die Rede ist, wird betont, dass die in den Menschenrechtserklärungen und demokratischen Verfassungen verankerte Gleichberechtigung von Menschen in sehr verschiedenen Lebenslagen und mit sehr verschiedenen Lebenswünschen in Anspruch genommen wird und dass den Menschen in ihrer Vielfalt das Freiheitsrecht auf ein selbst gewähltes Leben zukommt.

Heterogenität und soziale Bewegungen

Für ihre Gleichheits- und Freiheitsrechte kämpften und kämpfen sehr unterschiedliche Gruppen in vielen Ländern und auf allen fünf Kontinenten der Erde, beispielsweise auf Farmen schuftende Sklaven, in Familie, Beruf und Politik untergeordnete Frauen, in Fabriken ausgebeutete Arbeiter, in schulischen und außerschulischen Ausbildungs- und Arbeitsstätten unterdrückte Kinder und Jugendliche, in ihrer Lebensweise diskriminierte Lesben und Schwule, von Einwanderern überwältigte Ureinwohner und Angehörige der vielen diskriminierten Kulturen, Subkulturen und Religionen. Auch in einem demokratischen Rechtsstaat wie unserem ist die umfassende Verwirklichung von Gleichheits- und Freiheitsrechten eine fortdauernde Herausforderung, wie die häufig prekäre Lebenssituation von Flüchtlingen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus, ökonomisch marginalisierten Einheimischen- und Migrantengruppen oder durch Barrieren beeinträchtigten Menschen mit Behinderungen verdeutlicht. Im Laufe der Geschichte erhoben immer wieder andere soziale Gruppen ihre Stimme und es ist damit zu rechnen, dass dies auch weiterhin auf immer wieder neue und unvorhersehbare Weise geschehen wird.

Bei der Klärung ihrer Ziele müssen soziale Bewegungen gemeinsam mit ihren Verbündeten vielfältige Probleme bearbeiten, die in den folgenden vier Punkten kurz umrissen werden:

  • Wenn Gruppierungen sich entschließen, für ihre Rechte zu kämpfen, geht ihr Kampf meist in zwei Richtungen: sie fordern sowohl Gleichstellung mit den privilegierten Gruppen als auch Freiheit für die Wahl ihrer eigenen Lebensweise. Je nach politischer Situation müssen sie herausfinden, ob sie jeweils entweder die Richtung der Gleichheit oder die Richtung der Freiheit betonen wollen. Beide Richtungen gehören untrennbar zum Verständnis von Heterogenität.

  • Soziale Bewegungen müssen sich damit auseinandersetzen, dass ihre Mitglieder zwar wichtige Erfahrungen teilen, dennoch nicht miteinander identisch sind. Auch sie bilden in sich heterogene Gruppen, die aus Untergruppen und aus Individuen bestehen, die auf dem Hintergrund ihrer besonderen Erfahrungen auch besondere Lebenswünsche entwickeln. Denn jeder Mensch gehört mehreren Gruppierungen zugleich an, etwa einem Geschlecht, einer Kultur, einer Altersgruppe, einer sozialen Klasse oder Schicht, und ist zudem eine einzigartige Person. Diese sogenannten Heterogenitätsdimensionen überschneiden sich. Heterogenität bedeutet darum immer auch Vielschichtigkeit einer Person oder einer Gruppe. Es ist kaum möglich, viele Heterogenitätsdimensionen gleichzeitig zu beachten, darum wird oft eine von ihnen besonders betont.

  • Gruppenzugehörigkeit muss nicht dauerhaft sein, sie ist vielmehr häufig von Veränderungen in der Zeit bestimmt. So wandern zum Beispiel manche Einwanderer von Stadt zu Stadt oder Land zu Land, religiöse Vereinigungen, Kulturen und Gemeinschaften verändern sich und jeder einzelne Mensch wechselt von einer Altersgruppe in die andere und hat so eine wechselhafte biografische Entwicklung. Wenn wir von Heterogenität sprechen, benennen wir also soziale Zusammenhänge, die zwar Kontinuität aufweisen, aber immer auch veränderlich sind.

  • Mit dem Begriff Heterogenität wird also auf Verschiedenheit, Vielschichtigkeit und Veränderlichkeit von menschlichen Lebenszusammenhängen zugleich aufmerksam gemacht. Doch wie lassen sich dann heterogene Gruppierungen angemessen benennen? Verwendet man zum Beispiel sogenannte Kategorien wie Mädchen, Jungen, Behinderte, Nichtbehinderte, Einheimische oder Migranten, so ist verständlich, wovon die Rede ist. Werden aber mit solchen Begriffen feststehende und verallgemeinernde Aussagen getroffen, können diese auch Vorurteile bestärken. Unsere Begriffe sind wie Schubladen, die uns helfen, mit Worten die soziale Welt zu ordnen. Doch es ist gefährlich, Menschen mit Worten in Schubladen zu sortieren und so falsche pauschale Aussagen zu treffen. Man sollte nicht vergessen, dass die Menschen vielschichtiger und veränderlicher sind, als die Worte klingen. Daher muss eine Sprache gefunden werden, die der Vielschichtigkeit und Veränderlichkeit gerecht wird.

Fragen zur Widersprüchlichkeit von Heterogenität

Soziale Bewegungen, die sich für die gleiche Freiheit aller Gruppen in der Gesellschaft einsetzen, sind oft mit einer Reihe von Fragen konfrontiert, die sich auf mögliche Widersprüche beziehen. Drei Fragen werden im Folgenden behandelt:

Muss man auch menschenfeindliche Haltungen anerkennen, wenn man das Prinzip der gleichen Freiheit für Heterogenität befürwortet?

Darauf gibt es eine klare Antwort: Rassistische, antisemitische, ausländerfeindliche, frauenfeindliche, homophobe, behindertenfeindliche und altersfeindliche Einstellungen können keine Anerkennung im Namen von Menschenrechten und Demokratie beanspruchen. Im Gegenteil. Weil sie demokratische Verhältnisse zerstören und die Verwirklichung der Menschenrechte bekämpfen, ist es notwendig, ihre inhumane Denkweise zu kritisieren, sie an ihrem aggressiven Tun zu hindern und die Rechte der Opfer zu schützen.

Kann die Forderung nach Anerkennung verschiedener Lebensweisen ernst genommen werden, wenn in der Realität demokratischer Gesellschaften, trotz ihrer menschenrechtlich fundierten Verfassungen, Menschen diskriminiert, ausgegrenzt und ausgebeutet werden?

Dazu muss man sich bewusst machen, dass es keine hierarchiefreien Gesellschaften gibt, dass also auch demokratische Gesellschaften unterschiedlich stark von Hierarchien dominiert sind. Darum gilt es, international und in der eigenen Gesellschaft für die Stärkung von Gleichheits- und Freiheitsrechten einzutreten. Dies bleibt eine im Grunde nie zu einem Abschluss kommende Aufgabe der Demokratisierung, die sich in jeder Generation auf neue Weise stellt.

Kann die Forderung nach Anerkennung verschiedener Lebensweisen ernst genommen werden, wenn soziale Bewegungen und ihre Organisationen selbst nicht hierarchiefrei sind, sich oft nur für die eigenen Interessen einsetzen und die Rechte anderer Gruppen vernachlässigen?

Soziale Bewegungen setzen oft eigene Schwerpunkte und übergehen dabei die Belange anderer Gruppen. So wurde zum Beispiel die Frauenbewegung mit dem Argument kritisiert, sie habe zeitweilig die Interessen von weißen Mittelschichtfrauen ins Zentrum gerückt und die ganz anderen Lebensbedingungen von farbigen oder armen Frauen ausgeblendet. Daran wird deutlich, dass Interessengruppen nicht immer alle berechtigten Interessen von anderen im Blick haben. Es ist eine dauerhafte Aufgabe für soziale Bewegungen, die eigenen blinden Flecken zu entdecken und die Interessen anderer zu respektieren. Darum ist die Orientierung an den universellen Menschenrechten so wichtig, denn sie sind für alle Menschen gültig und werden in den nacheinander verabschiedeten Menschenrechtsdeklarationen immer wieder für weitere Gruppierungen ausdifferenziert. Eine solche Anerkennung der eigenen Grenzen von politischen Aktivisten schützt auch vor Absolutheitsansprüchen und totalitären, inhumanen Fehlentwicklungen.

Prof. Dr. Annedore Prengel, emeritiert, Universität Potsdam. Schwerpunkte: Heterogenität in der Bildung, Menschenrechtsbildung, Lehrer-Schüler-Beziehungen, Pädagogische Diagnostik, Inklusion in Kita und Schule, Qualitative Forschungsmethoden. In Kürze erscheint von ihr „Pädagogische Beziehungen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz“, Verlag Barbara Budrich Opladen/Farmington Hills 2013

Fussnoten

Fußnoten

  1. Kuhlemann, Frank-Michael (1992): Modernisierung und Disziplinierung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

  2. Susanne Wiborg (2010): Why is there no comprehensive education in Germany? A historical explanation. In: History of Education: Journal oft he History of Education Socielty, 39:4, S. 539-556.

  3. Prengel, Annedore (2002): "»Ohne Angst verschieden sein?« – Mehrperspektivistische Anerkennung von Schulleistungen in einer Pädagogik der Vielfalt." In: Hafeneger, Benno / Henkenborg, Peter / Scherr, Albert (Hg.): Pädagogik der Anerkennung – Grundlagen, Konzepte, Praxisfelder. Schwalbach/Taunus: Wochenschauverlag, S. 203-221.

  4. Der deutsche Schulpreis, Externer Link: http://schulpreis.bosch-stiftung.de/content/language1/html/index.asp , Jakob Muth-Preis für inklusive Schule, Externer Link: http://www.jakobmuthpreis.de/, Cornelsen Stiftungspreis Zukunft Schule, Externer Link: http://www.stiftungspreis-zukunft-schule.de/wettbewerb/ (abgerufen 1.3.2013).

  5. Vgl. zum Beispiel: Uwe Sielert, Katrin Jaenecke et al. (2009): Kompetenztraining "Pädagogik der Vielfalt" Grundlagen und Praxismaterialien zu Differenzverhältnissen, Selbstreflexion und Anerkennung. Weinheim.

  6. Siegert, Hubertus (2004): Klassenleben – Dokumentarfilm Flämingschule Berlin; Wenders, Hella (2012): Berg Fidel – Eine Schule für Alle. Dokumentarfilm Schule Berg Fidel Münster.

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Prof. Dr. Annedore Prengel, emeritiert, Universität Potsdam. Schwerpunkte: Heterogenität in der Bildung, Menschenrechtsbildung, Lehrer-Schüler-Beziehungen, Pädagogische Diagnostik, Inklusion in Kita und Schule, Qualitative Forschungsmethoden. In Kürze erscheint von ihr "Pädagogische Beziehungen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz", Verlag Barbara Budrich Opladen/Farmington Hills 2013. (Foto: Karla Fritze)