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Region in permanenter Unordnung | Indien | bpb.de

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Region in permanenter Unordnung Im Nordosten Indiens gibt es seit Jahrzehnten gewaltsame Konflikte

Subir Bhaumik

/ 11 Minuten zu lesen

Im Nordosten Indiens entstanden nach der Unabhängigkeit von Großbritannien nach und nach sieben Bundesstaaten – Arunachal Pradesh, Assam, Manipur, Meghalaya, Mizoram, Nagaland und Tripura. Liebevoll werden sie die "Sieben Schwestern" genannt. Doch "Mutter Indien", so sagen viele, meint es nicht gut mit ihren Töchtern. Bereits 1947 griffen in den Naga-Bergen die ersten Gruppen zu den Waffen, um gegen die neuen "Besatzer" zu kämpfen. Auch andere Ethnien lehnten sich auf. Bis heute ist die Region nicht zur Ruhe gekommen. Ändern könnte sich das langfristig durch wirtschaftliche Entwicklung und die Öffnung des Nordostens in Richtung China und Südostasien.

Slogan der separatistischen Revolutionären Volksfront (Revolutionary People's Front) an einem Gebäude in Imphal, Hauptstadt des Bundesstaates Manipur (© Stefan Mentschel)

Der Nordosten Indiens mit seinen zahlreichen Bergketten, Flüssen und Wäldern liegt eingeklemmt zwischen Bhutan, dem zur Volksrepublik China gehörenden tibetischen Hochland, Myanmar (Burma) und Bangladesch. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1947 gibt es in der 225.000 Quadratkilometer große Region mit ihren mehr als 200 verschiedenen Volksgruppen separatistische Bewegungen und blutige ethnische Auseinandersetzungen. Diese haben in den vergangenen Jahrzehnten ein Ausmaß erreicht, dass Experten von einer Durable Disorder – einer permanenten Unordnung oder Instabilität – sprechen. Nur durch einen 21 Kilometer breiten Korridor mit dem Rest Indiens verbunden, haben auch die oft unberechenbaren Nachbarn maßgeblichen Anteil an der Durable Disorder im Nordosten.

Militärisierung und Menschenrechtsverletzungen

Der indische Staat antwortet auf die Konflikte mit einer Strategie aus Kompromissen, finanziellen Anreizen, politischer Vereinnahmung und der gezielten Spaltung einzelner Bewegungen und Organisationen, die Delhis Autorität herausfordern. Vor allem aber zeigt die Regierung militärische Härte. Zehntausende hochgerüstete Sicherheitskräfte von Landes- und Bundespolizei, paramilitärische Einheiten und reguläre Truppen der Armee sind in der Region gegen Aufständische im Einsatz. Drakonische Sonderermächtigungsgesetze wie der Armed Forces Special Powers Act (AFSPA) räumen ihnen dabei faktisch unbeschränkte Befugnisse ein. So haben sie das Recht, Verdächtige gezielt zu töten – selbst wenn das eigene Leben nicht in Gefahr ist. Konsequenzen müssen sie nicht befürchten, AFSPA gewährt ihnen Schutz vor Strafverfolgung.

"Lang lebe Manipur" – Demonstration in Manipurs Hauptstadt Imphal, 2001
Foto: Ratan Luwangcha

Diese Militarisierung der Region und der damit einhergehende oftmals zügellose Einsatz von Gewalt hatten und haben immer wieder massive Menschrechtsverletzungen zur Folge, verursacht von staatlichen Sicherheitskräften aber auch von den Aufständischen selbst. Nach Erhebungen der Delhier Externer Link: Organisation South Asia Terrorism Portal forderten die Konflikte im Nordosten allein zwischen 1992 und 2013 mehr als 20.000 Tote, etwa die Hälfte davon waren Zivilisten.

Aufgrund der angespannten Sicherheitslage konnten sich in der Region auch nur mit Mühe Ansätze einer funktionierenden Zivilgesellschaft entwickeln. Ein weiterer Grund dafür ist die anhaltende politische Instabilität in Bundesstaaten wie Manipur oder Nagaland, die durch die oft enge Verbindung von Regierungs- wie Oppositionsparteien mit noch aktiven oder ehemaligen Rebellenorganisationen mitverursacht wird. Zudem ist der Nordosten eine Region im postkolonialen Südasien, in der für viele aufständische ethnische Gruppen der Griff zu den Waffen meist die erste und nicht die letzte Option des Widerstands ist.

Aufstand in den Naga-Bergen

Den Weg für den Aufstand gegen die Zentralregierung in Delhi ebnete der Nationalrat der Volksgruppe der Naga (Naga National Council, NNC). Einen Tag bevor Jawaharlal Nehru am 15. August 1947 die staatliche Souveränität Indiens verkündete, erklärte der NNC seinerseits die Unabhängigkeit der Naga-Berge, die damals ein Teil Assams waren. Es dauerte allerdings fast ein Jahrzehnt, bis die Naga zu den Waffen griffen. Der NNC berief sich dabei auf sein Recht, der Indischen Union nicht beitreten zu müssen. Delhi indes lehnte das ab und verstärkte seine administrative und militärische Kontrolle über die Naga-Berge. Besessen von der Vorstellung, so viel wie möglich vom einstigen britischen Kolonialreich in das neue Staatsgebiet zu integrieren, hatte die Zentralregierung kein Interesse, sich auf ein Abkommen einzulassen, dass die eben erst gewonnen Souveränität auch nur im Geringsten unterminiert.

Die separatistische Bewegung der Naga existiert bis heute. Erbe des NNC und ideologischer Bannerträger ist dabei das in zwei verfeindete Fraktionen gespaltene National Socialist Council of Nagaland (NSCN). Beide Gruppen –NSCN/Isak-Muivah und NSCN/Khaplang – haben inzwischen Waffenstillstandsabkommen mit Delhi unterzeichnet. Allerdings gilt ihre Forderung, den heutigen Bundesstaat Nagaland mit allen von Naga bewohnten Gebieten in Arunachal Pradesh, Assam und Manipur zu einem "Groß-Nagaland" – dem so genannten Nagalim – zu vereinen, als größte Hürde für eine endgültige Beilegung von Südasiens ältestem ethnischem Konflikt. Darüber hinaus bekämpfen sich die beiden NSCN-Fraktionen mit unerbittlicher Härte gegenseitig. Die Sicherheitskräfte halten sich aus der Fehde heraus, obwohl die Zivilbevölkerung in Nagaland erheblich darunter leidet – sei es direkt durch Gewalt und Vertreibung oder indirekt durch das Ausbleiben wirtschaftlicher Entwicklung.

Hungersnot als Auslöser der Mizo-Rebellion

Anders als die vom NNC geführte Rebellion entwickelten sich separatistische Bewegungen in anderen Teilen des Nordostens meist aufgrund des Scheiterns oder der Unfähigkeit Delhis, Missständen wirkungsvoll entgegenzutreten. Ein Beispiel dafür ist eine Hungersnot in den Mizo-Bergen im Südosten Assams um 1960. Grund dafür war ein Naturereignis, das nur etwa alle 50 Jahre auftritt, die sogenannte Mautam (sinngemäß: Bambustod). Der in weiten Teilen der Region verbreite Bambus begann zu blühen, was die Stämme der Pflanze süß werden ließ. Das wiederum zog Ratten an, die sich binnen kurzer Zeit explosionsartig vermehrten. Mit ihrem Heißhunger zerstörten die Tiere auch einen Großteil der landwirtschaftlichen Erträge.

Die verheerenden Folgen für die Bevölkerung wurden von der Zentralregierung ignoriert, Hilfe blieb aus, viele Menschen verhungerten. Hunderte junge Mizos griffen schließlich unter dem Dach der Mizo National Famine Front (später Mizo National Front, MNF) zu den Waffen und kämpften einen mehr als 20 Jahre andauernden blutigen Guerillakrieg gegen den indischen Staat. Der Konflikt endete 1986 mit einem Friedensvertrag zwischen MNF und der Regierung in Delhi. Ein Jahr später wurden die Mizo-Berge ein eigenständiges Bundesland innerhalb der Indischen Union. Zwei ehemaligen Rebellenführer – Laldenga und Zoramthanga – übernahmen später sogar das Amt des Ministerpräsidenten im neuen Staat Mizoram.

Widerstand gegen Masseneinwanderung in Tripura

(© Stefan Mentschel)

In Tripura zettelten Kader der Kommunistischen Partei im Oktober 1949 – unmittelbar nach Anschluss des einst unabhängigen Königreiches an Indien – den ersten Aufstand der indigenen Bevölkerung an. Doch bald schon distanzierten sie sich vom bewaffneten Kampf und wurden Teil des politischen Mainstreams. Der Unmut der einheimischen Stammesbevölkerung über die anhaltende Einwanderung von Menschen aus Ost-Pakistan und später Bangladesch führte in den folgenden Jahrzehnten allerdings zur Gründung eigener bewaffneter Gruppen. Durch die Zuwanderung ist die indigene Stammesbevölkerung zu einer Minderheit im eigenen Land geworden, denn inzwischen sind rund drei Viertel der Bewohner Tripuras bengalische Zuwanderer oder deren Nachfahren.

Gruppen wie die Tripura National Volunteer Force (TNV) sowie später die National Liberation Front of Tripura (NLFT) und die All Tripura Tiger Force (ATTF) wollten die Einwanderung aus Bangladesch mit Waffengewalt stoppen. Zum Teil strebten sie sogar die Unabhängigkeit Tripuras von Indien an. Zuletzt waren NLFT und ATTF jedoch hauptsächlich in kriminelle Machenschaften verstrickt, was einen rapiden Mitgliederschwund zur Folge hatte. Die politische Nachfolgeorganisation der TNV, die Indigenous Nationalist Party of Twipra (INPT), ist derzeit mit einem Abgeordneten im Landtag von Tripura vertreten.

Ungebrochener Zulauf für Rebellen in Manipur

Manipur gehört wie Tripura seit 1949 zur Indischen Union. Fast genauso lange kämpfen vor allem Angehörige der Meitei – sie stellen die ethnische Mehrheit in dem rund 2,3 Millionen Einwohner zählenden Vielvölkerstaat – gegen den aus ihrer Sicht erzwungenen Anschluss. Nach dem Abzug der Briten 1947 hatte sich Manipur, das auf eine 2000 Jahre alte Kultur- und Zivilisationsgeschichte zurückblicken kann, zunächst als unabhängiger Staat mit einer konstitutionellen Monarchie konstituiert.

Bis heute hat Manipurs Separatistenbewegung großen Zulauf. Gründe dafür sind unter anderem die angesprochene Forderung der NSCN, alle von Nagas bewohnten Gebiete zu einem "Groß-Nagaland" zu vereinen. Aus Sorge um die territoriale Integrität Manipurs, aber auch aus Verzweiflung über die verheerenden wirtschaftliche Lage, die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie die Unfähigkeit und Ignoranz der politisch Verantwortlichen schlossen sich in den letzten Jahren Hunderte den Rebellen an. Obwohl die Meitei – viele beten als Vaishnaviten den Hindu-Gott Vishnu an – Indien kulturell eigentlich recht nahe stehen, ist seit inzwischen rund 40 Jahren eine zunehmende Entfremdung von Delhi zu beobachten, die durch repressiven Maßnahmen des indischen Staates weiter verstärkt wurde.

Den indischen Sicherheitskräfte ist es bisher jedoch nicht gelungen, die Hochburgen der Meitei-Rebellen in den schwer zugänglichen Gebirgsregionen entlang der Grenze zu Myanmar einzunehmen. Aus diesem Grund brachte Delhi um die Jahrtausendwende zahlreiche Vereinbarungen mit bewaffneten Gruppen kleinerer Ethnien wie den Kuki auf den Weg, um sie als Verbündete gegen die Meitei-Rebellen zu gewinnen und so den militärischen Erfolg herbeizuführen.

Doch dieses Vorhaben scheiterte. Keine der großen Meitei-Gruppen erklärte sich bislang zu Gesprächen mit Delhi bereit. Im Gegenteil: Die 1964 gegründete United National Liberation Front (UNLF), die mehrere Tausend Kämpfer in ihren Reihen haben soll, fordert seit Jahren eine Volksabstimmung unter Aufsicht der Vereinten Nationen, in der über den Verbleib Manipurs in der Indischen Union entschieden werden soll. Weitere einflussreiche Gruppen sind die People's Liberation Army (PLA) sowie die People´s Revolutionary Party of Kangleipak (PREPAK).

Die Meitei-Rebellen sind zudem die einzigen separatistischen Organisationen im Nordosten, die auch die Rolle von "Moralpolizisten" übernehmen. Vor allem die Kanglei Yawol Kanna Lup (sinngemäß: Organisation zur Rettung Manipurs, KYKL) hat in der Vergangenheit wiederholt korrupte Lehrer und Beamte oder Drogendealer "bestraft" – meist durch Schüsse in die Beine. Diese Aktionen haben ihren Rückhalt in der Bevölkerung gestärkt.

Friedensverhandlungen in Assam

Während es in Meghalaya und Arunachal Pradesh kaum Rebellen-Aktivitäten gibt, wird der Unionsstaat Assam seit langem von Aufständen geschüttelt – angefacht durch die von der Volksgruppe der Asomiya beherrschte United Liberation Front of Asom (ULFA) sowie Gruppen kleinerer Ethnien wie der Bodo, Dimasa und Karbi. Die ULFA entstand Ende der 70er Jahre aus einer Massenbewegung gegen die illegale Einwanderung von Menschen aus Bangladesch. Bald wandte sie sich jedoch gegen den indischen Staat, dem sie vorwarf, Assams Bodenschätze – vor allem Erdöl – rücksichtslos auszubeuten. Inzwischen hat sich die Organisation gespalten. Während die Fraktion um den von Bangladesch an Indien ausgelieferten ULFA-Chef Arabinda Rajkhowa seit Jahren Friedensverhandlungen mit der Regierung in Delhi führt, kämpfen Anhänger des radikalen Flügels von ihren Stützpunkten in Myanmar aus weiter mit Waffengewalt gegen den indischen Staat.

Ideologische und politische Zerwürfnisse

Den unterschiedlichen Rebellen-Bewegungen im Nordosten ist es bislang nicht gelungen, eine taktische Einheit im Kampf gegen den gemeinsamen Feind (Delhi) zu bilden. Vielmehr haben die ideologischen und politischen Zerwürfnisse, die bisweilen das Verhältnis der einzelnen Gruppen prägen, dem indischen Geheimdiensten dabei geholfen, erfolgreich das Konzept des Divide and Rule (Teile und Herrsche) anzuwenden.

So sorgte in den letzten Jahren vor allem die Forderung der NSCN nach Schaffung eines "Groß-Nagaland" bei den früheren Bündnispartnern in Manipur und Assam für böses Blut. Dieses Beispiel zeigt, dass es für den seit mehr als 60 Jahren anhaltenden Konflikt im indischen Nordosten oftmals ganz unterschiedliche Gründe gibt und die Gruppen keineswegs die gleichen Ziele verfolgen. Ähnlich sind sie sich allein in der Wahl der Mittel: Gewalt.

Die Konflikte lassen sich dabei in drei Hauptkategorien einordnen: (A) Aufstände basierend auf einem tief verwurzelten Glauben an die eigene Unabhängigkeit, der sich zu einem Sezessionskrieg gegen Indien entwickelt hat, getragen etwa von der UNLF in Manipur oder den Naga-Rebellen. In den letzten Jahren ist jedoch zumindest die NSCN von ihrer Forderung nach vollständiger staatlicher Souveränität abgerückt und verlangt stattdessen eine "außerordentliche föderale Beziehung" innerhalb der Indischen Union. (B) Rebellen, die der Rhetorik nach die Unabhängigkeit anstreben, im Bestreben jedoch mit einer gewissen Autonomie zufrieden sind. Die meisten Aufstände im Nordosten fallen in diese Kategorie, unter anderem der Konflikt in Tripura oder der Konflikte der Volksgruppe der Bodo im Westen Assams. (C) Aufstände mit anfänglich scharfem separatistischem Beiklang, die durch Verhandlungen und Zugeständnisse des Staates beendet wurden wie der Mizo-Konflikt.

Grundsätze uralter hinduistischer Staatskunst

Um die Aufstände im Nordosten zu neutralisieren, hat Delhi in der Vergangenheit zu gleichen Teilen auf politische Vereinnahmung und militärische Stärke gesetzt. Militäreinsätze waren stets eine direkte Antwort, doch sobald die Aufstände eingedämmt waren, begann ein politischer Dialog mit dem Ziel der vollständigen Beilegung des Konflikts. Das Friedensabkommen schließlich beinhaltete größere politische und administrative Autonomie, mehr staatliche Gelder für die wirtschaftliche Entwicklung und ein ausdrückliches Bekenntnis zur Förderung einheimischer Kultur und Interessen.

Die Freigabe staatlicher Gelder in Form "spezieller Entwicklungspakete", die Gespräche und Verhandlungen mit Rebellengruppen, massive Militäroperationen sowie die Spaltungen, die Geheimdienstagenten in den Reihen der Rebellen bewirkten, weisen auf die kombinierte Anwendung von vier Prinzipien hinduistischer Staatskunst hin, die schon Kautilya in seinem zu Zeiten Alexanders des Großen veröffentlichten Staatsrechtsbuch Arthashastra empfahl: Sham (Aussöhnung), Dam (Bestechung), Danda (Gewalt) und Bhed (Aufspaltung).

Gemeinsame Aktionen mit den Nachbarstaaten

Einen wesentlichen Anteil am Fortbestand der separatistischen Bewegungen im Nordosten haben aber auch Indiens rivalisierende Nachbarstaaten China und Pakistan sowie bis vor ein paar Jahren Bangladesch. Hilfe bei der Ausbildung und Bewaffnung der Kader sowie die logistische und finanzielle Unterstützung sind zum Teil bis heute von enormer Bedeutung für die Rebellen. Auch die unzugänglichen und nur schwer zu kontrollierenden Grenzregionen zu Bhutan, Bangladesch oder Myanmar wurden und werden von den verschiedenen Gruppen als Stützpunkte genutzt.

(© Stefan Mentschel)

Delhi hat in den vergangenen Jahren mit einer Mischung aus Überzeugungsarbeit, finanziellen Anreizen und sanftem Druck versucht, die Nachbarstaaten als Partner im Kampf gegen die Rebellen zu gewinnen. Bhutan hat im Dezember 2003 diesem Druck nachgegeben und mit einer massiven Militäroperation die Stützpunkte verschiedener in Assam operierender Gruppen zerschlagen.

Seit der Regierungsübernahme der Awami League in Bangladesch 2009 bekommt Delhi auch von dieser Seite Unterstützung. Anders als zuvor gehen die Sicherheitskräfte unter der Regentschaft von Miniserpräsidentin Sheikh Hasina nun massiv gegen die indischen Rebellen vor. Zahlreiche ranghohe Kader verschiedener Gruppen wurden inzwischen an Indien ausgeliefert, darunter 2009 Arabinda Rajkhowa, der Chef der ULFA aus Assam, und 2010 Rajkumar Meghen, der einflussreiche Chairman der UNLF aus Manipur. Das harte Durchgreifen hat die betroffenen Gruppen zum Teil erheblich geschwächt. Allerdings gelang es etwa der UNLF ihre Stützpunkte von Bangladesch nach Myanmar zu verlegen, von wo sie weiter aktiv ist.

Auch Indiens östlicher Nachbar ist zwischenzeitlich verstärkt gegen Rebellen im Grenzgebiet vorgegangen. Die Regierung von Myanmar erhielt dafür im Gegenzug große Mengen militärischen Geräts und andere Hilfsleistungen. Die Aktionen gegen die Aufständischen hatten aber bei weitem nicht die Durchschlagskraft wie in Bhutan und Bangladesch und haben in letzter Zeit kaum noch stattgefunden.

Indiens "Blick nach Osten"

Für die indische Außenpolitik ist Myanmar aber auch aus einem anderen Grund von großer Bedeutung. Im Rahmen seiner Look East Policy (sinngemäßig: nach Osten gerichtete Politik) hat Indien in den vergangenen Jahren verstärkte Anstrengungen unternommen, um den Nordosten zur Drehscheibe für intensivere Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit den Ländern Südostasiens zu machen – was unter anderem mit Hilfe einer durchgehenden Straßenverbindung geschehen soll.

Zudem hat sich Indien bereiterklärt, an der Erschließung des sogenannten BCIM-Korridors (Bangladesch, China, Indien, Myanmar) mitzuwirken. Die Verbindung soll von der chinesischen Pronvon Yunan druch den Nordosten bis nach Kolkata führen und ebenfalls die wirtschaftlichen Beziehungen stärken. Die ersten offiziellen Gespräche zwischen den vier beteiligten Ländern fanden dazu im Dezember 2013 statt.

Sollten diese länderübergreifenden Verbindungen eines Tages Realität werden, könnte auch der indische Nordosten erheblich davon profitieren. Allerdings ist die Infrastruktur in der Region nach jahrzehntelangen gewaltsamen Konflikten in sehr schlechten Zustand. Auch die für solche Projekte notwendige politische Stabiliät ist bislang nicht in Sicht. Deshalb wird es für Delhi nicht einfach werden, den Nordosten als "Brückenkopf" in Richtung China und Südostasien zu entwickeln.

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Subir Bhaumik war viele Jahre lang Ostindien-Korrespondent der BBC. Der Journalist und ehemalige Queen Elizabeth Fellow an der Oxford University hat mehrere Bücher über Indiens Nordosten geschrieben, darunter "Troubled Periphery" und "Insurgent Crossfire".