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Kennzeichnungspflicht

Auf Synoden und Konzilien wurden im Mittelalter Gesetze erlassen, um Christ*innen und Jüdinnen*Juden zu separieren, mit dem Ziel, letztere aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Demnach waren Eheschließungen zwischen Christ*innen und Jüdinnen*Juden, die gemeinsame Speiseeinnahme sowie die Konversion zum Judentum verboten. Eine weitere Zuspitzung erfuhr die soziale Ausgrenzung der Jüdinnen*Juden mit der Einführung einer Kennzeichnungspflicht ab 1215, die auf dem 4. Laterankonzil durch Papst Innozenz III. eingeführt wurde. Die Art und Weise der Kennzeichnung überließ man den jeweiligen Herrschern in ihren Gebieten. Die Pflicht für Jüdinnen*Juden, auffällige Kennzeichen wie einen gelben Kreis oder einen Spitzhute zu tragen, machte sie in der christlichen Mehrheitsgesellschaft leicht erkennbar. Dies führte zu einer Verschärfung der Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung. Die Farbe Gelb wurde im Übrigen nicht zufällig gewählt: In der mittelalterlichen Symbolik war Gelb mit negativen Assoziationen wie Ekel und Schande behaftet.

Später griffen die Nationalsozialist*innen auf die Praxis der Kennzeichnungspflicht zurück. Die Einführung des "Gelben Sterns" 1941 – auch bekannt als "Judenstern" – steht wie kaum ein anderes Symbol für die Ausgrenzung, Verfolgung, und Ermordung der europäischen Jüdinnen*Juden, markierte sie doch den Übergang zu den Deportationen in die Ghettos und Vernichtungslager. Neben dieser Kennzeichnungspflicht wurden während des Nationalsozialismus auch Gebäude mit einem Davidstern markiert, um jüdische Bewohner*innen kenntlich zu machen und ihre spätere Verfolgung zu erleichtern. Ähnliche Praktiken waren nach dem Angriff der radikalislamischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zu beobachten, als in Deutschland Häuser und Wohnungen von Jüdinnen*Juden mit einem Davidstern gekennzeichnet wurden.

Quelle: Jessica Hoyer, Sozialwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg im Rahmen des bayerischen Forschungsverbunds „ForGeRex“.

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