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Verschwörungserzählungen | Antisemitismus | bpb.de

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Verschwörungserzählungen

Es gibt zahlreiche Interner Link: Verschwörungserzählungen und vermeintliche Theorien, die hinter den Ereignissen der Welt größere Zusammenhänge vermuten. Einige dieser Erzählungen haben eine lange Geschichte, während andere erst in den letzten Jahren aufgekommen sind und besonders über das Internet eine große Verbreitung finden. Alle Verschwörungserzählungen haben gemeinsam, dass sie sich auf Vermutungen, Gerüchte und persönliche Überzeugungen stützen. Mitunter werden Versatzstücke wissenschaftlicher Erkenntnisse in die eigene Erzählung eingewoben, um dieser den Anschein von Glaubhaftigkeit zu verleihen. Verschwörungserzählungen basieren auf der Vorstellung, dass als mächtig wahrgenommene Einzelpersonen oder Gruppen wichtige Ereignisse in der Welt beeinflussen und damit der Bevölkerung gezielt schaden, während sie ihre wahren Absichten verbergen. Die Denkstruktur und Funktionsweisen von Verschwörungserzählungen ähneln denen des Antisemitismus. Allerdings wird Antisemitismus in diesem Zusammenhang oft codiert und nicht explizit ausformuliert. Verschwörungsgläubige sehen oft geheime Eliten in der Verantwortung für negative Ereignisse. Die von ihnen vermutete verschworene Gruppe, die angeblich einen Plan verfolgt, der Bevölkerung gezielt zu schaden, wird beispielsweise als "Strippenzieher", "Globalisten" oder "Krake" bezeichnet. Diese sollen angeblich "in Wahrheit" hinter Regierungen, Politiker*innen oder Medien stehen, die wiederum nur gesteuerte und fremdbestimmte "Marionetten" seien. Diese Begriffe knüpfen entweder bewusst an jahrhundertealte Codes für Jüdinnen*Juden an oder sind mindestens anschlussfähig für Antisemitismus, weil Struktur und Funktionsweisen sich so stark ähneln. Der antisemitische Gehalt von Verschwörungserzählungen muss erst entschlüsselt werden, da Jüdinnen*Juden, anders als in der klassischen Erzählung einer vermeintlichen "jüdischen Weltverschwörung" nicht explizit benannt werden. Auch wenn nicht jede Verschwörungserzählung antisemitisch ausformuliert sein muss, sind sie jedoch grundsätzlich strukturell anschlussfähig für antisemitische Weltanschauungsmodelle, da sie auf uralten antisemitischen Stereotypen basieren.

Doch warum glauben Menschen an Verschwörungserzählungen? In einer immer komplexer werdenden Welt können Menschen das Gefühl bekommen, keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben oder überhaupt das Zustandekommen bestimmter Ereignisse oder Zustände annähernd zu verstehen. Verschwörungserzählungen liefern vermeintlich einfache Antworten auf komplexe Sachverhalte, die ansonsten nur wenige verstehen und können somit dem gefühlten Kontrollverlust entgegenwirken. Sie vermitteln Verschwörungsgläubigen ein Überlegenheits- und Gemeinschaftsgefühl, weil man sich "eingeweiht" fühlen kann, betonen (vermeintliche) menschliche Handlungsfähigkeit und sind gewissermaßen sinnstiftend.

Quelle: Jessica Hoyer, Sozialwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg im Rahmen des bayerischen Forschungsverbunds „ForGeRex“.

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