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Umwegkommunikation | Antisemitismus | bpb.de

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Umwegkommunikation

Die Tabuisierung und Sanktionierung von Antisemitismus nach 1945 hat dazu geführt, dass dieser heute meist nicht mehr offen, sondern über eine „Umwegkommunikation“ geäußert wird. Dies geschieht teils bewusst, um zum Beispiel strafrechtliche Verfolgung zu umgehen, teils unbewusst, weil einige Codes und Chiffren seit Jahrhunderten im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Während früher konkret "die Juden" für alles Übel in der Welt verantwortlich gemacht wurden, werden die gleichen Stereotype heute beispielsweise auf Israel oder "die Globalisten" projiziert. So wird die Ritualmordlegende mit Bezug auf den Nahostkonflikt unter dem Slogan "Kindermörder Israel" neu aufgegriffen. Auch in Verschwörungserzählungen zeigt sich diese Form der Umwegkommunikation. Antisemitische Ressentiments manifestieren sich zudem häufig in Kapitalismuskritik, indem zum Beispiel der Begriff "Finanzjudentum" durch "internationales Finanztum" ersetzt wird. Dieser "Antisemitis-mus ohne Juden" fällt auch unter den Begriff des strukturellen Antisemitismus genannt.

Quelle: Jessica Hoyer, Sozialwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg im Rahmen des bayerischen Forschungsverbunds „ForGeRex“.

Fussnoten