Der Antizionismus entstand als Gegenreaktion zum Interner Link: Zionismus Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und stellte sich gegen dessen Ziele und Ideen. Da die zionistische Bewegung seinerzeit die Schaffung eines eigenen Staates anstrebte und dieses Ziel mit der Interner Link: Gründung Israels 1948 erreicht wurde, gilt Antizionismus heute gemeinhin als Ablehnung der Existenz des Staates Israel als jüdischen Staat. Gleichzeitig ist nicht jede Kritik an Israel antizionistisch. So gibt es beispielsweise ultraorthodoxe Jüdinnen*Juden, nach deren Glauben Israel nur durch die Ankunft des Messias als legitimer jüdischer Staat errichtet werden darf. Sie betrachten daher den von Menschen geschaffene Staat als illegitim. Im Bereich des Antizionismus bilden diese Beispiele aber eher die Ausnahme. In der Regel schreiben Antizionist*innen Israel Eigenschaften zu, die im Antisemitismus „den Juden“ zugeschrieben werden: Es sei etwa ein „künstliches Gebilde“, das andere vermeintlich „natürlich gewachsene“ Staatengemeinschaften und „Völker“ zu „zersetzen“ drohe und dessen Gebiet Jüdinnen*Juden unrechtmäßig besiedelt hätten. Der Antizionismus hat ideologisch unterschiedliche Wurzeln und ist nicht an eine bestimmte Partei oder Weltanschauung gebunden. In der heutigen Gesellschaft, in der offener Antisemitismus tabuisiert ist, nutzen manche den Antizionismus als Umwegkommunikation. Sie äußern so – bewusst oder unbewusst – antisemitische Ressentiments auf sozial akzeptierte(re) Weise.
Quelle: Jessica Hoyer, Sozialwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der OTH Regensburg im Rahmen des bayerischen Forschungsverbunds „ForGeRex“.