Afrika südlich der Sahara war lange Zeit ein Schauplatz des Ost-West-Konflikts, auf dem primär Stellvertreterkriege ausgefochten wurden. Die Loyalität zum einen oder zum anderen Lager wurde durch Entwicklungs- und Militärhilfe erkauft. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde deutlich, daß dieser Konflikt nicht nur zum Schaden Afrikas war, sondern den Ländern der Region strategische Bedeutung gab.
Auszug aus:
Informationen zur politischen Bildung (Heft 264) - Beziehungen Afrikas zu Europa und den USA
Afrika südlich der Sahara war lange Zeit ein Schauplatz des Ost-West-Konflikts, auf dem – so schien es – primär Stellvertreterkriege ausgefochten wurden. Die Loyalität zum einen oder zum anderen Lager wurde durch Entwicklungs- und Militärhilfe erkauft. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde deutlich, daß dieser Konflikt nicht nur zum Schaden Afrikas war, sondern den Ländern der Region strategische Bedeutung gab, die sie zur Sicherung externer Finanzzuflüsse nutzen konnten und die ihnen internationalen Einfluß verlieh. Deutlich wurde auch, daß eine Interpretation der Bürgerkriege in der Region als reine Stellvertreterkriege zu kurz griff. Einige dieser Kriege fanden ihre Fortsetzung nach 1989 und entpuppten sich als reale Ressourcenkonflikte.
Der Ost-West-Konflikt war einer der wesentlichen Gründe für die Schaffung der engen Kooperation zwischen der Europäischen Union und den sogenannten AKP-Staaten (Afrika, Karibik und Pazifik). Sie umfaßt fast alle ehemaligen Kolonien der EU-Mitgliedsländer. Die in dem sogenannten Lomé-Abkommen vereinbarte Zusammenarbeit in Handel und Entwicklungspolitik sollte auf partnerschaftlicher Grundlage erfolgen. Dies erwies sich bald als Schimäre. Auch hier dominiert mittlerweile ein Geber-Nehmer-Verhältnis.
Da trotz der intensiven EU-AKP Zusammenarbeit die Entwicklungserfolge in Afrika mager blieben und der Handelsaustausch gering, steht der Lomé-Prozeß bei den gegenwärtigen Neuverhandlungen erstmals grundsätzlich zur Disposition. Zu erwarten ist ein lockeres, flexibleres Abkommen, das mehr Rücksicht auf die sich in Afrika herausbildenden Unterschiede nimmt, aber auch Ausdruck der begrenzten wirtschaftlichen und strategischen Interessen der meisten EU-Mitglieder in der Region sein wird.
Vor allem Deutschlands Interessen in der Region sind gering. Allein Südafrika ist als Handelspartner und Investitionsstandort von Bedeutung. Dennoch sollte Deutschland den Kontinent nicht aus den Augen verlieren. Neben ökonomischen und ökologischen Interessen wie dem Erhalt der einzigartigen Artenvielfalt sprechen auch langfristige sicherheitspolitische Interessen dafür, Afrika südlich der Sahara nicht sich selbst zu überlassen. Vor allem aber sind Außenpolitik und Entwicklungspolitik mehr als nur Wahrnehmung nationaler Interessen. Demokratien werden unglaubwürdig, wenn sie sich nach außen hin nicht denselben Werten verpflichtet fühlen, die sie nach innen als verbindlich erachten: Frieden, Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Gleichheit und Recht auf individuelle Entwicklung. Die meisten dieser Werte liegen in Afrika noch immer im Argen. Deutschland kann zur Überwindung dieses Mißstands einen Beitrag leisten.