Die Trinkwasserversorgung Afrikas südlich der Sahara ist weiterhin geprägt durch Wassermangel, schlechte Wasserqualität, Saisonalität der Wasserverfügbarkeit und weitgehende Abwesenheit des Staates bei der Versorgung seiner Bevölkerung.
Einleitung
Im September 2000 haben die Staatschefs der Welt im Rahmen des Millenniumsgipfels acht Entwicklungsziele, die so genannten Millennium Development Goals (MDG), verabschiedet. Das siebte Ziel gibt vor, bis zum Jahre 2015 den Anteil der Menschen an der Weltbevölkerung um die Hälfte zu senken, die keinen nachhaltigen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte leben die meisten der rund 1,2 Milliarden Menschen mit unzureichender Trinkwasserversorgung in Asien. Im Jahre 2000 waren es rund 655 Millionen, davon zwei Drittel in Ostasien.
Ursachen
Im Wesentlichen lassen sich drei Gruppen von Ursachen für die schlechte Trinkwasserversorgung in vielen afrikanischen Ländern anführen, die gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken können.
Erstens: Die Ressourcensituation und geographische Faktoren. In den Sahelländern herrscht zum Beispiel regional objektiver Wassermangel, das heißt: Oberflächengewässer fehlen, und Grundwasser ist nur schwer erschließbar. Letzteres trifft häufig auch für Gebiete zu, in denen es im Jahresdurchschnitt hinreichend regnet, wo jedoch die geologischen Verhältnisse die Bildung von Grundwasser erschweren. In einigen Regionen Afrikas langfristig wahrscheinlich ist auch ein Rückgang der Niederschläge, verbunden mit absinkenden Grundwasserständen. Daraus folgt, dass die Bevölkerung mit traditionellen Mitteln Wasser während der Trockenzeit kaum noch erschließen kann, auch wenn es im Untergrund in hinreichender Menge vorhanden ist. Hinzu kommt ein geographischer Faktor, der die Wasserversorgung der Menschen im subsaharischen Afrika außerhalb der Städte erschwert: die relativ dünne Besiedlung vieler Zonen, häufig nur eine Streubesiedlung. Wo 200 Menschen und mehr zusammenleben, lässt sich mit vertretbarem Aufwand und mit Blick auf die für die Wartung der Anlage benötigten Geldmittel (siehe unten) zumindest noch eine Handpumpe errichten. Was aber kann getan werden, wenn einzelne Siedlungen nur aus 30 oder 50 Menschen bestehen oder die Bevölkerung ausschließlich in weit voneinander entfernt liegenden Einzelgehöften lebt?
Zweitens: Die geringen ökonomischen Ressourcen der Bevölkerung. Vor allem Geldeinkommen sind in vielen afrikanischen Ländern extrem niedrig. Sie betragen pro Kopf in einzelnen Provinzen des Tschad oder Niger im Jahr nicht einmal 30 Euro. Auch dort, wo Wasser als Ressource hinreichend vorhanden ist, können sich die Menschen deshalb weder eine Investition in geeignete Systeme zur Trinkwasserversorgung noch deren langfristigen Betrieb und Unterhalt leisten.
Selbst wenn befestigte Brunnen, mit Handpumpen ausgestattete Bohrlöcher oder kleine zentrale Versorgungssysteme auf der Grundlage von Pumpbrunnen, Hochbehältern und Zapfstellen vom Staat oder durch die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) finanziert würden, stellt sich die Frage, wer langfristig die Betriebskosten und die Mittel für die Wartung der Anlagen aufbringen soll. Ohne Wartung kommen selbst einfache Handpumpen nicht aus. Viele Entwicklungsvorhaben der letzten Dekaden sind an der geringen Aufmerksamkeit, die diesen Aspekten geschenkt wurde, gescheitert.
Die Armut der Bevölkerung wird auch zukünftig für die Trinkwasserpolitik ein Problem darstellen. Zwischen 1990 und 2001 hat sich die Zahl der Menschen, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, in den meisten Ländern Afrikas nicht reduziert. In der Demokratischen Republik Kongo, in Togo oder in Simbabwe sind die relativen Einkommen sogar gesunken.
Drittens: Die schlechte Regierungsführung (bad governance) in vielen Staaten. Sie ist mitverantwortlich dafür, dass die Mehrzahl der Menschen weiterhin unter einem schwierigem Zugang zu Trinkwasser leiden muss.
Der Staat stellt in vielen Ländern praktisch keine eigenen finanziellen Mittel für die Wasserversorgung in sein Budget ein. Die Regierungen selbst der ärmsten Sahelländer könnten zwar Zölle und Abgaben sowie von den wohlhabenderen Teilen der Bevölkerung, die es auch hier gibt, Steuern erheben und zumindest teilweise in die Infrastruktur investieren. Klientelistische und korrumptive Strukturen verhindern jedoch, dass die Regierung jenes Minimum an Einnahmen erzielt, mit denen sie den staatlichen Kernaufgaben gerecht werden könnte.
Die staatlichen Ressourcen werden nur selten gezielt zur Armutsbekämpfung verwendet. Fast immer sind es die urbanen Zentren, die dem ländlichen Raum bei der Trinkwasserversorgung vorgezogen werden.
Die städtischen Betreibergesellschaften von Trinkwasserversorgungssystemen sind ihrerseits vorrangig an einer Belieferung der wohlhabenderen Klientel interessiert, weil sich hier die besseren Einnahmen erzielen lassen. Eine armutsorientierte Regierungspolitik müsste daher darauf achten, dass Fördermaßnahmen gerade auch für ärmere Siedlungen eingeleitet werden. Selbst wenn eine neue Wasserversorgung theoretisch allen Haushalten einer Gemeinde dienen könnte, verhindert immer wieder eine grassierende Korruption bei den Wasserbetrieben (Klientelismus, Begünstigung von Wählern, Nepotismus, Schmiergeldprinzip bei Hausanschlüssen etc.), dass gerade die Unterprivilegierten von der Entwicklungshilfe profitieren.
Die Wasserverschmutzung stellt vor allem im Einzugsbereich von urbanen Zentren ein weiteres und mancherorts dramatisch zunehmendes Problem für die örtliche Trinkwasserversorgung dar, wenn Grundwässer kontaminiert und Oberflächengewässer aufgrund von Direkteinleitung der städtischen Abwässer verschmutzt werden. Hinzu kommt die Konkurrenz zwischen dem Bedarf einer städtischen Trinkwasserversorgung und dem der Bewässerung in der Landwirtschaft, wenn beide Sektoren dieselben Quellen verwenden müssen. Dieses Problem ist bislang jedoch eher in Nordafrika und im Vorderen Orient akut und zeichnet sich im subsaharischen Afrika erst für die Zukunft ab. In den ländlichen Regionen sind die meisten der genannten Umweltprobleme für die Trinkwasserversorgung heute (noch) wenig relevant.
Inkonsistente Geberpolitiken
Eine Vielzahl staatlicher bilateraler Geber, multilateraler Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen (NRO) sind in den subsaharischen Staaten im Trinkwassersektor engagiert. Gefördert wird neben der städtischen und ländlichen Trinkwasserversorgung auch die vor allem urbane Abwasserentsorgung sowie - im Rahmen von Begleitmaßnahmen - das Wasserhygieneverhalten der Bevölkerung.
Über die Oberziele der Trinkwasserpolitik herrscht allerdings Unklarheit. Statt hygienisch einwandfreies Trinkwasser als ein elementares Grundrecht anzusehen, die hinreichende Bereitstellung von Wasser also als einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen zu bewerten, werden immer wieder ökonomische Ziele angeführt. So wird etwa behauptet, dass Familien bei der Versorgung mit gutem Trinkwasser Gesundheitsausgaben vermeiden könnten, wodurch das Geld anderen Zwecken zur Verfügung stünde und "entwicklungsdienlich" sei. Sicherlich können bessergestellte Haushalte die Ausgaben für Medikamente einsparen, wenn z.B. Kinder weniger krank werden. Viele Arme hatten jedoch niemals Geld für Medizin und Arztbesuch zur Verfügung und können daher auch nichts einsparen.
Ein weiteres Argument ist, dass Frauen durch Trinkwasserprojekte kürzere Wege zur Wasserquelle hätten und somit deutlich Zeit einsparen würden. Dies ist bei einigen Projekten in der Tat der Fall. Hier reduziert sich die Zeit teilweise erheblich, die Frauen und Mädchen, die überall in Afrika für die Wasserbereitstellung in der Familie verantwortlich sind, aufwenden müssen. Bei anderen Vorhaben werden zwar die Wege zur Wasserstelle verkürzt, aber es wird keine Zeit eingespart: Wenn ein offener Brunnen, an dem bisher ein halbes Dutzend Frauen gleichzeitig Wasser schöpfen kann, durch eine Handpumpe ersetzt wird, verlängert sich die Wartezeit sogar, da immer nur eine Frau die Pumpe bedienen kann.
Absolut abwegig ist die Verbindung des Arguments der kürzeren Wege mit dem der angeblich eingesparten Zeit für wirtschaftlich einträgliche Tätigkeiten. Afrikanische Frauen sind bereits extrem belastet.
Nicht nur bezüglich der Ziele einer Trinkwasserversorgung gibt es Unterschiede. Auch die Projektansätze der einzelnen Geber unterscheiden sich teilweise beträchtlich. Da ist z.B. eine willkürliche Technologieauswahl, die zu einem Nebeneinander von Fabrikaten unterschiedlicher Hersteller mit völlig verschiedenen Ersatzteilanforderungen geführt hat. Hierfür gibt es zwei Gründe: zum einen das Beharren einzelner Geber auf der Lieferung eigener Produkte, zum anderen die geringe Bereitschaft, sich mit anderen Gebern abzustimmen. Diese so genannte Geberkoordination bzw. ihr häufiges Fehlen ist auch verantwortlich dafür, dass es neben dem Produktchaos zahlreiche nicht aufeinander abgestimmte Projektansätze gibt. So verlangen einige Organisationen finanzielle Eigenleistungen von der Bevölkerung eventuell bereits beim Bau eines Brunnens, auf jeden Fall aber für seinen Betrieb und die Wartung. Andere Geber betrachten die Anlagen als Geschenk und machen sich keine Gedanken über deren langfristigen Unterhalt. Während zum Beispiel die deutsche staatliche EZ bei fehlenden staatlichen Strukturen stets auf eine Bevölkerungsbeteiligung bei Wasserprojekten achtet,
Auch die staatliche Verwaltung in den Partnerländern leidet unter der nicht abgestimmten Politik der Geber. Zehn verschiedene bilaterale und multilaterale Organisationen in einem Land wie Mali, die sich alle in der Unterstützung des Trinkwassersektors engagieren, haben möglicherweise ebenso viele verschiedene Verfahrensweisen bei der Prüfung von Projekten, den Bewilligungsprozessen und der Implementierung. Am Ende müssen die relativ unerfahrenen Partner sich auch noch bei der Berichterstattung über den Projektfortschritt an die unterschiedlichen Vorgaben der einzelnen Geber halten. Zu ihrer eigentlichen Arbeit kommen sie unter diesen Bedingungen kaum.
Die mit Unterstützung der Geber erarbeiteten Armutsbekämpfungsstrategien (PRSP) sehen häufig eine Harmonisierung der Geberverfahren vor,
"Funktionale" Bevölkerungsbeteiligung
Gute PRSP sehen auch eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung bei der Umsetzung der Armutsbekämpfungsstrategien vor.
Nur bei Vorhaben, die ohne dauerhafte staatliche Betriebsstrukturen auskommen müssen, ist die Partizipation umfassender, wobei sie sich jedoch primär auf die Verantwortung für Betrieb und Unterhalt von ländlichen oder auch kleinstädtischen Versorgungssystemen bezieht und weniger auf die partnerschaftliche Mitgestaltung der Betriebsstrukturen selbst oder die Tarifsysteme. Fast alle bi- und multilateralen Geber wie das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und die Weltbank verfolgen bei der Bevölkerungsbeteiligung ähnliche Ansätze.
Wassertarife
Der Hauptgrund für die Bevölkerungsbeteiligung ist also weiterhin weniger ein Empowerment der Menschen
Bei Hausanschlüssen kann ein Pauschalbetrag vorgesehen werden oder, wenn möglich, ein Fixpreis je Kubikmeter. Wo die Bevölkerung zu arm ist, um die Kosten für den Hausanschluss bezahlen zu können, werden zentrale Verteilerstellen eingeplant. Solche Zapfstellen werden öffentlich zugänglich an den Straßen errichtet. Um die Wassergebühren eintreiben zu können und den pfleglichen Umgang mit den Wasserhähnen zu garantieren, betraut man zumeist Verwalter oder Verwalterinnen mit dem Management der einzelnen Zapfstellen. Diese kassieren üblicherweise an Ort und Stelle je gefülltes Gefäß einen einheitlichen Geldbetrag. Oft ist das Wasser an solchen Zapfstellen wegen des erheblichen Verteilungsaufwandes pro Kubikmeter allerdings teurer als das komfortabel gelieferte Wasser von Hausanschlüssen, obwohl die Menschen (fast immer Frauen und Mädchen) jeden Liter von der Zapfstelle auf dem Kopf nach Hause tragen müssen.
Die meisten dieser Trinkwassersysteme funktionieren erstaunlich gut. Interne und externe Evaluierungen, zuletzt auch eine Studie des Verfassers im Auftrag des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik,
Ein Haushalt mit zehn Personen hat im ländlichen Afrika oft weniger als 300 Euro im Jahr an Bargeld zur Verfügung. Häufig beträgt der Preis für einen Kubikmeter Wasser rund 1,5 Euro. Bei durchschnittlich 20 Liter Verbrauch pro Person und Tag sind dies neun Euro im Monat oder 108 Euro im Jahr, mehr als ein Drittel des verfügbaren Einkommens. Dabei sollte nach Vorstellungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Anteil des Einkommens, der für Trinkwasser ausgegeben wird, nicht mehr als fünf Prozent betragen. Selbst wenn die ärmere Bevölkerung nur ihr Trinkwasser aus den Systemen beziehen würde, also etwa fünf Liter am Tag, würde sich die Wasserrechnung noch auf 27 Euro oder neun Prozent des Einkommens belaufen. Jemand, der sich schon heute nicht hinreichend ernähren kann, müsste jede zusätzliche finanzielle Belastung mit einem weiteren Verzicht auf Nahrung oder Nahrungsqualität ausgleichen. Hinzu kommt die bereits erwähnte Tatsache, dass wegen der wachsenden Unfähigkeit zahlreicher Staaten, ihren Bürgern selbst so einfache Grunddienste wie Basisbildung und -gesundheitsversorgung bereitzustellen, heute auch Schulen und Gesundheitszentren unter erheblicher Kostenbeteiligung der Bevölkerung errichtet und betrieben werden müssen.
Lösungsmöglichkeiten
Auch wenn die Forderung nach einem dauerhaften Engagement internationaler Geber beim Betrieb unter anderem von Wasserversorgungssystemen bisher noch wenig Unterstützung bekommt, muss sich eine armutsorientierte EZ Gedanken darüber machen, wie sauberes Trinkwasser auch und gerade für Arme und sehr Arme zugänglich gemacht werden kann - und zwar ohne negative Folgen für die betreffenden Familien. Der gelegentlich vorgetragene Hinweis, die extrem Armen könnten mit den Mitteln der EZ nicht erreicht werden, wäre die Bankrotterklärung eines ganzen Politikbereiches. Die Ärmeren und nicht die Bessergestellten sind die erklärte Zielgruppe der deutschen EZ wie auch der Entwicklungspolitik der meisten anderen Geber. Jedoch wird zwischen den entsprechenden Leistungen noch zu wenig differenziert.
Welche Lösungen sind praktikabel? Die in Osteuropa zwar niedrige, überall aber existente staatliche Sozialhilfe für besonders arme Familien entfällt in vielen afrikanischen Ländern als ernsthafte Option für die Übernahme von Wasserkosten angesichts der oft extrem schlechten Regierungsführung. Hier würde von bereitgestellten Fördergeldern häufig nichts bei der Bevölkerung ankommen. Um dennoch den berechtigten Gesichtspunkten der ökonomischen und technischen Nachhaltigkeit gerecht zu werden, also den Betrieb und Unterhalt von preiswerten Handpumpen oder von teureren zentralen Wassersystemen auf Dauer zu sichern, sollten zumindest die folgenden drei Optionen untersucht werden.
Erstens: Die Quersubventionierung von Wasser aus verschiedenen Systemen bzw. Installationen mit unterschiedlichem Technikniveau. Wo ein Versorger verschiedene Trinkwassersysteme mit unterschiedlicher Klientel betreibt, ist es möglich, gestaffelte Tarife einzuführen. Aus dem Betrieb städtischer Systeme erwirtschaftete Gewinne könnten zum Beispiel die ländlichen Systeme subventionieren. Wer Wasser innerhalb ein und desselben Systems per Leitung ins Haus bekommt, kann mehr für den Kubikmeter zahlen als jene, die ihr Wasser von öffentlichen Zapfstellen auf dem Kopf nach Hause tragen müssen. Ein Problem könnte bei diesem Ansatz sein, dass es zu wenige wohlhabende Eigentümer von Hausanschlüssen in einem Versorgungssystem gibt.
Zweitens: Die Gewährung von "Einstiegstarifen" (life line tariffs) für eine minimale Wassermenge. Um nicht das gesamte Wasser eines Versorgungstyps subventionieren zu müssen, kann auch nur ein Minimum an Wasser, zum Beispiel 10 Liter pro Person und Tag, besonders billig abgegeben werden. Dies ist an Zapfstellen kaum zu kontrollieren, wäre aber bei Hausleitungen mit Wasserzählern möglich. Das Argument der von der ärmeren Bevölkerung nicht zu bezahlenden Anschlusskosten wiegt hier natürlich schwer. Aber ist es unvorstellbar, dass ein Projekt, das 25 000 Euro für einen Brunnen mit Handpumpe ausgibt, nicht auch bei 250 000 Euro Gesamtkosten jeweils 100 Euro Anschlusskosten für 250 Familien aufbringen kann?
Drittens: Der afrikanische Staat beteiligt sich an den Kosten der Trinkwasserversorgung, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das setzt eine Entwicklungsorientierung und ein Minimum an guter Regierungsführung voraus, damit das Geld auch bei den Wasserdienstleistern ankommt. Gründe, die häufig gegen eine staatliche Subvention von Basisdiensten angeführt werden ("fördert Anspruchshaltung", "lähmt Eigeninitiative" usw.), sind aufgrund vorliegender negativer Erfahrungen sicher ernst zu nehmen. Aber es ist unehrlich, wenn jene Länder sie vortragen, die jedes Jahr Milliarden Euro nicht nur in die Subventionierung von staatlichen Sozialleistungen im eigenen Land investieren, sondern auch in die Unterstützung sehr leistungs- und ertragsstarker privater Firmen. Unlogisch ist auch, wenn dieselben Geber gleichzeitig ohne Zögern die Infrastruktur für die besser Verdienenden in den Entwicklungsländern finanzieren und deren Unterhalt durch den Staat fordern (z.B. Schnellstraßen, Fernbahnen, Flughäfen, Stromversorgung).
Eine in der staatlichen EZ bisher noch verfemte, letztlich aber für das Erreichen der Millennium Development Goals zwingend notwendige Lösung könnte darin bestehen, dass die internationale Gebergemeinschaft ihre Verantwortung nicht mit Fertigstellung eines Trinkwassersystems beendet, sondern sich langfristig in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Bevölkerung engagiert und an den Betriebskosten beteiligt.