Einführung
Frauen und Jugendliche in Afrika stehen seit jeher an vorderster Front im Kampf für Gleichstellung der Geschlechter, eine effektive Regierungsführung und sozioökonomisches Wachstum auf dem Kontinent. Sie haben sich in verschiedenen Bewegungen, Organisationen und Verbänden zusammengeschlossen, um die Ungerechtigkeit, die aus den systemischen Bedingungen von Kolonialismus, Patriarchat, Kapitalismus und Neoliberalismus resultiert, zu bekämpfen – offen, mutig und leidenschaftlich. Dabei bewegen sie sich nicht nur in einem politisch vielfältigen Kontext: Einige Regierungen sind demokratisch und andere autoritär. Afrikanische Frauen und Jugendliche und ihre Bewegungen sind auch mit schwachen demokratischen Institutionen, politischer Instabilität, Korruption, unterdrückter Opposition, Konflikten, Unterrepräsentation in politischen Bereichen, hoher Arbeitslosigkeit und Gewalt in der Partnerschaft konfrontiert. Diese Probleme verschärfen sich häufig, wenn ethnische und religiöse Spannungen, wie in vielen afrikanischen Ländern der Fall, die politische Stabilität gefährden. Angesichts dessen fühlen sich afrikanische Frauen und Jugendliche häufig auf dem großen politischen Parkett verloren, unsichtbar, verleumdet und haben den Eindruck, niemand hört ihnen zu. Deshalb nutzen viele afrikanische Frauen und Jugendliche unablässig verschiedene Techniken aus der Lobbyarbeit und dem Aufbau von Bewegungen, um ihren Anliegen Ausdruck zu verleihen.
Um den Kampf für die Rechte der Frauen zu politisieren, haben die Frauenrechtsbewegungen in Afrika im Laufe der Zeit eine eigene "feministische" Identität entwickelt. Geleitet von einer intersektionalen feministischen Politik, die die Vielfalt der Erfahrungen auf der Grundlage von Klasse, Religion, Nationalität, Geschlecht, Rasse, Alter, Sexualität und Kultur anerkennt, haben feministische Bewegungen in Afrika wichtige gesellschaftspolitische Errungenschaften auf dem Kontinent vorangetrieben. In ihrem Aktivismus mussten sie aber viele Hindernisse überwinden.
Es stimmt zwar, dass alle Jugendbewegungen in Afrika verschiedene Formen des politischen Ausdrucks und des Aktivismus zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit praktizieren. Aber nicht all diese Gruppen bezeichnen sich in ihrer Kernideologie und Praxis als "feministisch". Ebenso sind nicht alle Frauenrechtsgruppen, obwohl sie sich aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter in Afrika einsetzen, konzeptionell oder praktisch "feministisch". Die bewusste Entscheidung, sich als "feministisch" zu bezeichnen, geht auf die Charta der feministischen Prinzipien für afrikanische Feministinnen (The African Feminist Charter 2006) zurück – ein Leitdokument, das im Anschluss an das Afrikanische Feministische Forum in Accra, Ghana, entstand. Dabei kamen 100 afrikanische Feministinnen in einem kollektiven Reflexionsraum zusammen, um Wege zur Stärkung der afrikanischen feministischen Bewegung aufzuzeigen. In der Präambel der Charta heißt es:
Indem sie sich "Feministinnen" nennen, lehnen afrikanische Feministinnen also die entpolitisierte Version von Gleichheit zugunsten einer transformativen Überarbeitung ab, die afrikanische Frauen in all ihrer Vielfalt befreit.
Während diese ideologischen Unterschiede innerhalb der Frauen-, Frauenrechts- und Jugendbewegungen zweifelsohne zu einer Fragmentierung der Diskurse dieser Gruppen geführt haben – insbesondere in Bezug auf die Strategien und die Sprache, die die Interessenvertretung nutzt –, haben sich auch Momente der Konvergenz herausgebildet, die das Erreichen gemeinsamer Ziele unterstützen. Zum Beispiel versammeln sich diese Gruppen oft gemeinsam gegen autoritäre Regime und beteiligen sich an Protesten, strategischen Rechtsstreitigkeiten und Lobbyarbeit und stellen die schrumpfenden zivilen Räume in Frage. Folglich ist der afrikanische Feminismus unabhängig von der Bevölkerungsgruppe, die sich auf ihn beruft, daran interessiert, Macht durch eine intersektionale Linse zu analysieren und neu zu organisieren. Gleichzeitig will er alternative feministische Lösungen anbieten, die das Leben der Menschen in Afrika verändern.
In diesem Artikel beleuchte ich die Organisationserfahrungen von Jugend- und feministischen Bewegungen in Afrika. Da beide eine starke Verbindung haben – den gemeinsamen Wunsch nach wirklicher und echter sozialer Gerechtigkeit – zeige ich, wo sich diese Bewegungen überschneiden, und berufe mich auf das feministische Ideal der Solidarität. Dieses besagt, dass diese Bewegungen sich mehr ähneln, als sie sich unterscheiden.
Der Organisationskontext
Um die strukturellen Gegebenheiten, die als Grundlage für die Entwicklung von Jugend- und Frauenbewegungen in Afrika dienen, zu verstehen, muss der organisatorische Rahmen zunächst gründlich analysiert werden. Obwohl einige afrikanische Staaten bedeutende wirtschaftliche und sozialpolitische Fortschritte erzielt haben, muss man sich darüber im Klaren sein, dass es immer noch viele Hindernisse gibt, die die volle Wahrnehmung der errungenen Rechte verhindern. Auf einem Kontinent mit 54 Staaten, die sich alle in verschiedenen Stadien der Demokratie befinden, ist die bürgerliche Sphäre nach wie vor restriktiv. Dies gilt insbesondere in autoritären Verhältnissen, in denen Andersdenkende mit Verhaftung, Verbannung oder sogar Tod rechnen müssen. Erst im Januar 2023 wurde in Eswatini der prominente Menschenrechtsanwalt Thulani Maseko in seinem Haus erschossen. Er hatte die Justiz und die Regierung des Landes öffentlich kritisiert. Dr. Stella Nyanzi, eine Exil-Feministin aus Uganda, verbrachte 18 Monate im Gefängnis, weil sie in einem Gedicht, das das Gericht als obszön einstufte, die 35-jährige Herrschaft des ugandischen Präsidenten in Frage gestellt hatte. In Eritrea, Uganda, Kamerun, Sudan, Äquatorialguinea und der Republik Kongo regiert seit mehr als 30 Jahren derselbe Präsident. Dort wird nicht nur die politische Opposition unterdrückt. Individuelle Freiheiten sind dort selten, Randgruppen wie Frauen und Jugendliche werden zensiert, langfristige soziale, wirtschaftliche und politische Instabilität wird geschaffen, Innovation und Kreativität unterdrückt und die wirtschaftliche Mobilität eingeschränkt.
Darüber hinaus schränken restriktive Rahmenbedingungen in Afrika das Recht auf friedliche Versammlungen ein. So sehen sich Demonstrant/-innen häufig ungerechtfertigten Gerichtsverfahren und Inhaftierungen, negativer Medienberichterstattung über ihr Anliegen sowie Sicherheitsrisiken durch die Polizei und Eindringlinge ausgesetzt. In einer Studie der Initiative für Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung (INEND) aus dem Jahr 2022, die die Protestszene in Kenia untersuchte, berichteten 66,7 % der befragten Aktivisten, dass sie bei der Teilnahme an Demonstrationen festgenommen worden waren. In demselben Bericht betonten 54 % der Befragten, dass sie bei Protesten verletzt wurden, als sie vor Tränengas und Gummigeschossen der Polizei flohen. 75 % der Befragten hatten bei ihrer Verhaftung keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand.
Afrika wird auch als der "jüngste Kontinent der Welt" bezeichnet und wird bis 2030 voraussichtlich 42 % der Jugend der Welt stellen. Laut der Jugendpolitik der Afrikanischen Union sind 75 % der afrikanischen Bevölkerung zwischen 0 und 35 Jahre alt, 12,4 % sind arbeitslos und 40 % der afrikanischen Jugendlichen sind mit ihrer Lebensqualität in Afrika unzufrieden. Diese Unzufriedenheit und der Wunsch nach besseren materiellen Verhältnissen haben Jugendbewegungen dazu veranlasst, den bestehenden Status quo in Frage zu stellen und sich für bessere Realitäten einzusetzen.
Darüber hinaus müssen sich die LGBTQIA+-Gemeinschaft und Personen, die sich als geschlechtsuntypisch identifizieren, weiterhin in einem stark homophoben Umfeld bewegen, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen in 32 Ländern kriminalisiert werden. In vier dieser Länder wird sogar die Todesstrafe verhängt. Zum Beispiel in Uganda: Dort hat erst vor kurzem das Parlament das Anti-Homosexualitätsgesetz verabschiedet, das als homosexuell Identifizierte mit dem Tod bestraft. Auch in Kenia wurde das Gesetz zum Schutz der Familie, das Homosexualität kriminalisiert und Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare verbietet, in das kenianische Parlament eingebracht.
Angesichts der Tatsache, dass patriarchalische Strukturen in Afrika nach wie vor die männliche Vorherrschaft im öffentlichen und privaten Bereich, also auch in zwischenmenschlichen Beziehungen, legitimieren, waren Frauen und Mädchen zu Beginn der COVID-19-Pandemie unverhältnismäßig stark von der Zunahme sexueller und häuslicher Gewalt betroffen. So riefen beispielsweise die Regierungen von Sierra Leone und Nigeria aufgrund der Häufigkeit von Fällen sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt während der Pandemie jeweils den nationalen Notstand aus. Darüber hinaus wurden mehr als 3.964 Mädchen in Kenia und Uganda von engen Familienangehörigen vergewaltigt und während der COVID-19-Lockdowns schwanger. Infolge der Einschränkung der Bewegungsfreiheit haben Polizisten in Kenia in den ersten zehn Tagen des Lockdowns sechs Menschen in armen Gegenden getötet.
Die Jugend- und Frauenbewegungen stellen diesen repressiven Kontext in Frage und haben im Laufe der Jahre durch verschiedene Strategien und Wege eine kollektive Macht entwickelt. Damit ziehen sie ihre Regierungen zur Rechenschaft und verändern die rückschrittlichen soziokulturellen Bedingungen, die das Leid ständig reproduzieren.
Feministische und Jugendbewegungen in Afrika
Die Anerkennung des afrikanischen feministischen Erbes sowohl in der vorkolonialen als auch in der kolonialen Zeit bildet die Grundlage für den heutigen afrikanischen Feminismus. Junge Menschen und Frauen in Afrika haben sich oft organisiert, sei es, um Zugang zu Eigentum und Besitz zu erlangen, um in Führungspositionen zu gelangen oder um Entkolonialisierungsaktivitäten auf dem Kontinent zu planen und zu unterstützen. Ihre ständige Präsenz und Macht im Laufe der Geschichte ist unbestreitbar, auch wenn sie nicht gefeiert wird.
Die Anerkennung ihrer Arbeit ist von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die aktuellen sozialen Bewegungen zu inspirieren, die Erinnerungen zu bewahren, neue Organisationstechniken zu erlernen und afrikanische Jugendliche und feministische Aktivistinnen als qualifizierte Expertinnen ihrer Lebenswirklichkeit zu würdigen. Dieser grundlegende Aktivismus ebnete den Weg für die Existenz und den Nährboden der heutigen sozialen Bewegungen auf dem Kontinent.
Vorkoloniales und koloniales Afrika
Wie im Senegal, in Ghana, Kenia und Nigeria zu sehen ist, waren Frauen und Mädchen im vorkolonialen Afrika handlungsfähig und autonom. So übernahmen Frauen in der nigerianischen Iyede-Gemeinschaft die volle Kontrolle über wirtschaftliche Aktivitäten wie den Ackerbau, interkommunalen Handel, das Mahlen von Getreide, Bierbrauen, handwerkliche Produktion, Korbflechten, Weben und die Palmölverarbeitung. In Ghana standen die mächtigen Queen Mothers an der Spitze der Führung und genossen aufgrund ihres mächtigen Status als Matriarchinnen die volle sozioökonomische Vorherrschaft in ihren Gemeinschaften. Das rein weibliche Militär des Königreichs Dahomey (dem heutigen Benin), das traditionell als Mino bekannt war und von europäischen Händlern den Spitznamen Dahomey-Amazonen erhielt, nahm an Konflikten teil und verteidigte den König. Soziokulturell gesehen waren die afrikanischen Frauen die Hüterinnen der Kultur, hielten die verwandtschaftlichen Beziehungen aufrecht und übernahmen religiöse Führungsrollen als Heilerinnen, Priesterinnen und Gottheiten.
Es stimmt zwar, dass afrikanische Frauen im vorkolonialen Afrika ihre soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Macht aktiv ausübten, aber sie mussten dennoch sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich um ihre Stimme und ihren Platz verhandeln und kämpfen. So konnten Frauen in bestimmten Teilen des vorkolonialen Afrikas ihren sozialen Status nur durch Heirat erlangen, hatten keinen Zugang zu direkter politischer Macht und wurden häufig beschnitten – eine moralisch fragwürdige Maßnahme zur Wahrung ihrer "Tugend". Frauen protestierten gegen diese Zustände oft, indem sie Dörfer massenhaft verließen, was die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten lähmte und die Männer folglich zwang, zu verhandeln und die Missstände zu beheben.
Als sich der Kolonialismus in Afrika ausbreitete, entstanden regelmäßig antikoloniale soziale Bewegungen, die von jungen Menschen, Frauen und Männern, angeführt wurden. Sie spielten eine entscheidende Rolle dabei, ihren Ländern zur Freiheit zu verhelfen. So kam es in Südafrika zu anhaltenden Aufständen von Oberschülerinnen gegen die diskriminierenden Schulvorschriften und die vom britischen Kolonialregime auferlegte Rassentrennung. In ähnlicher Weise gründete die radikale Bewegung "Comité de la Voix de l'Étudiant Zaytounien" (CVEZ), deren Hauptziel die Ablehnung und Vernichtung des französischen Kolonialismus war, 1949 die erste Studentengewerkschaft in Tunesien mit über 14.000 Mitgliedern.
Winnie Madikizela Mandela aus Südafrika, Feldmarschall Muthoni und Mekatilili wa Menza aus Kenia, Lat Dior, der Herrscher von Cayor (dem heutigen Senegal), und Samori Ture vom Madinka-Reich in Westafrika sind ebenfalls bemerkenswerte Beispiele für Frauen und junge Menschen, die in ganz Afrika Dekolonisierungsprojekte anführten. Diese Beispiele kolonialen Widerstands – die auch heute noch auf dem Kontinent präsent sind, da Frauen und Jugendliche weiterhin gegen den Neokolonialismus in Afrika mobilisieren – dienten als Katalysator für die Ausbreitung von Frauen- und Jugendbewegungen auf dem gesamten Kontinent.
Zeitgenössische feministische und Jugendbewegungen
Feministische und Jugendbewegungen auf dem Kontinent organisieren sich heute, um geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden, den Zugang von Frauen und Jugendlichen zu politischen Räumen zu fördern, Unternehmen zu finanzieren, die Verfassung zu reformieren, für LGBTQIA+-Rechte, wirtschaftliche Gerechtigkeit, Demokratie, Meinungsfreiheit, Klimagerechtigkeit, um bewaffnete Konflikte zu beenden und, neben weiteren Themen, für digitale Sicherheit und Entkolonialisierung. Auch wenn afrikanische Feministinnen und junge Menschen heute eine Vielzahl von Techniken und Plattformen nutzen, sind die Anliegen, für die sie sich einsetzen, auf dem gesamten Kontinent recht ähnlich. In Nordafrika beispielsweise dominieren derzeit direkte Aktionen und antiautoritäre Proteste, während sich Feministinnen und junge Menschen in Subsahara-Afrika eher in gemeinnützigen Organisationen zusammenschließen und dabei Strategien der politischen Bildung, der Interessenvertretung, der Forschung, des Engagements bei Regierungen und der digitalen Organisation einsetzen.
Während der digitale Aktivismus in Ostafrika zunimmt, haben Feministinnen und Jugendaktivistinnen in Zentralafrika Probleme aufgrund hoher Internetkosten und Sprachbarrieren festgestellt. Der aktuelle feministische Online-Diskurs wird derzeit von anglophonen Ländern dominiert. In Westafrika bleibt der Ökofeminismus ein verbindendes ideologisches Prinzip unter Feministinnen in Nigeria, Togo und Sierra Leone. In ihrer Konzeption des Ökofeminismus wenden sich westafrikanische Feministinnen insbesondere gegen die neokoloniale Ausbeutung von Ressourcen und Mineralien aus Afrika, die ausbeuterischen Arbeitspraktiken westlicher Unternehmen in Afrika, die unverhältnismäßig viele afrikanische Frauen, Jugendliche und Kinder betreffen, sowie gegen die sich überschneidenden negativen Auswirkungen des Klimawandels.
Darüber hinaus organisieren sich afrikanische Feministinnen und Jugendliche in sehr unterschiedlichen politischen Kontexten; einige agieren in einem eher demokratischen politischen Umfeld, während andere sich in autoritären Verhältnissen organisieren. Während die Sichtbarkeit und Widerstandsfähigkeit von Bewegungen in autoritären Kontexten negativ beeinflusst werden kann, sind Jugend- und feministische Bewegungen in Zeiten großer Unruhen entstanden und haben sowohl an Dynamik als auch an Sichtbarkeit gewonnen. Während des Arabischen Frühlings zu Beginn der 2010er Jahre beispielsweise strömten junge Menschen in ganz Nordafrika auf die Straße, um anhaltende Demonstrationen gegen autoritäre Regierungen in Nordafrika zu organisieren. Diese Demonstrationen wirkten sich positiv auf den Übergang Tunesiens zu einer demokratischen und verfassungsmäßigen Regierung aus.
Darüber hinaus können Momente des Widerstands entweder zu langanhaltenden Bewegungen führen, die noch lange nach dem Wegfall der ursprünglichen Motivation für die Organisation gegen unterdrückerische Systeme kämpfen. Oder sie können stagnieren oder aufhören, sobald das spezifische Ziel der Bewegung erreicht ist. So kamen beispielsweise die Proteste des Arabischen Frühlings nach einiger Zeit zum Stillstand, wurden aber im Sudan, in Ägypten und Algerien gegen den Autoritarismus neu entfacht und hielten an, was zu bedeutenden politischen Veränderungen führte, einschließlich des Rücktritts des langjährigen ägyptischen Präsidenten, des verstorbenen Hosni Mubarak. In ähnlicher Weise wurde 2019 die Bewegung "Feminists in Kenya" (FIK) gegründet, um auf die zunehmenden Fälle von Femizid in Kenia zu reagieren. Drei Jahre später besteht sie immer noch als einflussreiche feministische Bewegung, die feministische politische Bildung und Praxis in ganz Afrika fördert.
Es zeigt sich, dass zeitgenössische feministische und Jugendbewegungen in Nord-, Süd-, West-, Ost- und Zentralafrika eine ganze Reihe sich überschneidender Anliegen verfolgen. So sind in allen genannten Teilen Afrikas geschlechtsspezifische Gewalt, Homophobie und Menschenschmuggel Anliegen dieser Bewegungen. Die nachstehende Tabelle verdeutlicht weitere sich zum Teil überschneidende Anliegen.
Strategien zur Organisation
Feminist/-innen und Jugendaktivist/-innen haben unterschiedliche Organisationsstrategien gewählt, um ihre transformativen Ziele zu erreichen. So wie sich Bewegungen im Laufe der Zeit weiterentwickeln, haben sich auch diese Taktiken verändert. Abgesehen von entscheidenden Momenten werden beispielsweise direkte Aktionen und bewaffneter Widerstand nur selten eingesetzt, können aber je nach Situation dennoch vorkommen.
Heute findet der Aufbau von Bewegungen in stärker formalisierten Strukturen wie internationalen und gemeinnützigen Organisationen statt. Diese haben Aufsichtspflichten übernommen. Sie ziehen Regierungen für Verstöße gegen internationale und nationale Gesetze zur Rechenschaft und empfehlen fortschrittliche Maßnahmen. Zu diesen Organisationen gehören das African Women's Development and Communication Network (FEMNET) mit Sitz in Kenia, eine der ältesten Frauenrechtsorganisationen des Kontinents. Akina Mama wa Afrika (Women of Afrika), eine panafrikanische feministische Organisation mit Sitz in Uganda, die sich an vorderster Front für die Rechte von Frauen und Mädchen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit einsetzt.
Die Pan African Lawyers Union, die sich durch strategische Rechtsstreitigkeiten für die Menschenrechte auf dem Kontinent einsetzt, und die Pan African Women's Union, die sich für LGBTIQ+-Afrikaner/-innen engagiert. Internationale Organisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und die International Planned Parenthood Federation haben durch ihr Engagement ebenfalls erhebliche Fortschritte bei den Menschenrechten in Afrika erzielt. Diese Institutionen werden als formal betrachtet, da in den meisten afrikanischen Ländern nationale Gesetze ihre Gründung, Registrierung, geografische Tätigkeit und Besteuerung regeln. Zusätzlich zu dieser Überwachungsfunktion verhandeln gemeinnützige Organisationen oft mit den Staaten mittels kontinuierlicher Lobbyarbeit, um soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Gemeinnützige Organisationen mussten auch mit den Regierungen verhandeln, um willkürliche Sanktionen zu vermeiden und ihre Arbeit fortsetzen zu können. In einigen Fällen wurden solche Verhandlungen jedoch als Anbiederung an die Regierungen angesehen, insbesondere wenn sie zu einer Entpolitisierung der Politik und der Arbeit gemeinnütziger Organisationen, zur Wiederholung schädlicher Arbeitspraktiken und zur Professionalisierung der sozialen Gerechtigkeit geführt haben – und somit dem Ziel des afrikanischen Feminismus, einer vollständigen Systemüberholung für transformativen Wandel, zuwiderlaufen.
Informelle Strukturen
Am anderen Ende des Spektrums wenden junge Feminist/-innen und Jugendliche unkonventionelle Organisationsstrategien an. Sie mobilisieren in inoffiziellen, losen Netzwerken, Kollektiven und Allianzen, um gegen systemische Unterdrückung vorzugehen. Mit Methoden wie Artivismus (der Einsatz von Kunst zur Bekämpfung von Unterdrückung), Archivaktivismus (ein dekolonialer Ansatz zur Bewahrung der Erinnerung und zur Förderung der Kontinuität von Bewegungen) und Protesten verschaffen sie sich Sichtbarkeit und Gehör. Im Mai 2013 ließen kenianische Jugendliche beispielsweise Schweine vor dem kenianischen Parlament frei, um gegen Gier und Korruption der Politiker zu protestieren. Wegen ihrer vermeintlich radikalen Politik und Strategien werden diese Kollektive oft unterfinanziert, unterbewertet und unterschätzt. Sie unterstützen sich aber gegenseitig und teilen ihre Macht und haben so auch Sichtbarkeit erlangt. Ihre Entscheidung, unregistriert zu arbeiten, ist oft eine politische Entscheidung. Sie lehnen traditionelle Organisationsmethoden ab, weil diese potenziell zu einer Kooptation, Entpolitisierung ihrer Ziele und einer Politik der Respektabilität führen könnten. Darüber hinaus sind manche nicht registriert, weil sie die nötigen Ressourcen nicht haben, um die zeitaufwändigen administrativen und rechtlichen Registrierungsverfahren zu bewältigen, oder weil sie befürchten, nach der Registrierung staatlich überwacht zu werden.
Direkte Aktion
Proteste und Demonstrationen haben in ganz Afrika eine große Rolle gespielt und gehören zu den wirksamsten und überzeugendsten Strategien, die von Frauen- und Jugendgruppen in ihrer Lobbyarbeit eingesetzt werden. In Liberia und Togo zum Beispiel haben Frauen bereits Sexstreiks durchgeführt, um gegen die Diktatur zu protestieren, und gelegentlich kam es zu spontanen Protesten als Reaktion auf aufkommende Ungerechtigkeiten. Darüber hinaus organisieren Arbeiter/-innen häufig Streiks, während Gegner/-innen des Autoritarismus häufig Unruhen organisieren.
In Kenia hat der Gesetzgeber das öffentliche Entkleiden unter Strafe gestellt und die Nationale Verkehrsbehörde beauftragt, einen neuen geschlechtsspezifischen Fahrschullehrplan einzuführen, nachdem die Proteste unter dem Motto #MyDressMyChoice gegen das gewaltsame öffentliche Entkleiden von Frauen als obszön empfunden wurden.
Auch in Mali und Burkina Faso kam es zu Demonstrationen gegen Frankreich, bei denen der Abzug der französischen Truppen aus den beiden Ländern gefordert wurde, da diese die diplomatischen Partnerschaften nicht einhielten und die Rebellengruppen nicht vertrieben. Diese Demonstrationen führten zum Abzug der französischen Truppen aus Burkina Faso und Mali. Auch die deutschen Truppen in Mali beendeten aufgrund zunehmender diplomatischer Spannungen zwischen den Truppen und der malischen Militärregierung ihren Einsatz 2023.
Organisationen der Zivilgesellschaft klären die Bewegungen zunehmend über die Vor- und Nachteile von Protesten auf in dem Bemühen, "Bewegungen lebendig zu halten", einen Wandel zu erreichen und die Sicherheit der Aktivist/-innen zu gewährleisten.
Die öffentliche Wahrnehmung von Protesten wird durch die Art des Protests beeinflusst. Spektakel und Krawalle rufen meist öffentliche Kritik hervor, oft von nicht betroffenen Menschen. Das Ausmaß der eingesetzten Polizeigewalt und die Medienberichte über den Protest bestimmen ebenfalls seine öffentliche Wahrnehmung. Eine 2017 in Südafrika durchgeführte Studie ergab, dass 47 % der Bevölkerung der Meinung sind, dass die Anwendung von Gewalt durch die Polizei bei Protesten in manchen Situationen gerechtfertigt ist, was die Rechtmäßigkeit einer solchen Gewaltanwendung weiter unterstützt.
Digitale Organisation
Aufgrund der Ausbreitung der Digitalisierung in ganz Afrika nutzen junge und feministische Aktivist/-innen nun Online-Plattformen wie Twitter, TikTok, Facebook und Instagram, um ihre Forderungen zu äußern und sich für verschiedene Anliegen der sozialen Gerechtigkeit einzusetzen. Die Organisation übers Internet hat entscheidend dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit auf Themen wie Rassenungleichheit und sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt zu lenken, um nur einige zu nennen. So haben zum Beispiel die #FeesMustFall-Proteste in Südafrika, #BringBackOurGirls sowie die #MyDressMyChoice-Bewegung und viele andere Bewegungen online an Zugkraft gewonnen.
Take Back the Tech! und andere feministische Non-Profit-Organisationen sensibilisieren zunehmend für die Ausweitung der Menschenrechte auf den digitalen Raum und haben gemeinsam mit anderen feministischen Aktivist/-innen in Afrika die sogenannten Feministischen Prinzipien des Internets entwickelt. Diese sollen ein Leitfaden sein, um Unterdrückung im Internet zu verstehen und zu bekämpfen und gleichzeitig Autonomie und Handlungsfähigkeit zu gewährleisten, insbesondere für marginalisierte Internetnutzerinnen. Für einen einfacheren und breiteren Zugang wurden diese Konzepte ins Arabische, Swahili, Französisch, Spanisch, Amharisch und Afaan Oromo (gesprochen in Äthiopien und Kenia) übersetzt.
Hindernisse wie mangelnder Internetzugang und Sprachbarrieren schränken jedoch weiterhin den Einfluss und die Sichtbarkeit von feministischen und jugendlichen Stimmen im nicht anglophonen Afrika ein. Diese Plattformen wurden auch genutzt, um LGBTQIA+-Aktivist/-innen zu outen, was sie in die Gefahr physischer und emotionaler Übergriffe brachte. Der digitale Autoritarismus hat die Meinungsfreiheit, die Privatsphäre und die Versammlungsfreiheit von Aktivist/-innen sowie ihre Bürgerbeteiligung beeinträchtigt. Die Gründe dafür sind eine zunehmende Überwachung, die Gewährung weitreichender Durchsuchungs- und Beschlagnahmungsbefugnisse für die Strafverfolgungsbehörden und die erzwungene Erfassung biometrischer Daten.
Kunst und Musik
Afrikanische feministische und jugendliche Aktivist/-innen nutzen auch Geschichtenerzählen, Musik, Archivierung und Kunst, um sich gegen unterdrückerische Systeme zu wehren und ausgelöschte historische Erinnerungen wiederzuerlangen. Die Bewegungen Balai Citoyen („Bürgerbesen“) in Burkina Faso und die Y'en a Marre (YEM) („Wir haben die Schnauze voll“) im Senegal beispielsweise nutzen Rap und Hip Hop für die politische Bildung. Damit wollen sie die Bevölkerung dazu inspirieren, die Politiker/-innen zur Verantwortung zu ziehen. Die Sistah Sistah Foundation in Sambia veranstaltete kürzlich ein feministisches Festival als Raum für radikale Erholung und Gemeinschaft.
Erfolge
Die Teilnahme afrikanischer Frauen an verschiedenen Konferenzen, die den Weg für die Schaffung internationaler Menschenrechtsinstrumente ebneten, wurde weitgehend von ihrem Wunsch nach Raum und Handlungsfähigkeit innerhalb der etablierten feministischen Bewegung bestimmt. Wie Aili Mali Trip schreibt, beteiligten sich afrikanische Frauen aktiv an der Planung sowohl der Internationalen Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung in Kairo 1994, die sich mit den Nuancen der Bevölkerungskontrolle befasste, als auch der UN-Frauenkonferenz 1985 in Nairobi, ein wichtiges Forum für die Verhandlung von Frauenrechten.
Als Ergebnis anhaltender feministischer Bemühungen wurde 1979 das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) verabschiedet. Das räumt Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt wesentliche Rechte ein und berücksichtigt die Perspektiven afrikanischer Frauen in ihrer ganzen Vielfalt. Darüber hinaus wurde mit der Verabschiedung des Maputo-Protokolls im Jahr 2003, das auch als Protokoll zur Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker über die Rechte der Frauen in Afrika bekannt ist, eine solide rechtliche Grundlage für zivilgesellschaftliche Organisationen geschaffen. Es fordert afrikanische Regierungen aktiv auf, die im Protokoll verankerten Rechte einzuhalten. Weil es Frauenrechte übergreifend und umfassend einfordert, wird das Maputo-Protokoll als eines der fortschrittlichsten Dokumente im Bereich der Frauenrechte gefeiert. Es sieht insbesondere starke Rechte im Bereich der reproduktiven Gesundheit vor, wie den Zugang zu medizinischem Schwangerschaftsabbruch, und verpflichtet die Vertragsstaaten, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um schädliche traditionelle Praktiken wie Kinderheirat und weibliche Genitalverstümmelung abzuschaffen.
Allerdings erlauben derzeit nur drei afrikanische Staaten – Südafrika, Kap Verde und Tunesien – uneingeschränkt den Zugang zu medizinischem Schwangerschaftsabbruch. In den meisten afrikanischen Staaten sind Abtreibungen nur unter bestimmten Umständen erlaubt, etwa wenn das Leben der Frau in Gefahr ist, ihre körperliche Gesundheit gefährdet oder sie den Eingriff aus sozioökonomischen oder psychologischen Gründen benötigt (Sambia) . Da die Befürworter/-innen weiterhin auf Verlangen der Frauen fordern, dass medizinische Schwangerschaftsabbrüche uneingeschränkt verfügbar sind, wurde die allmähliche Abkehr von einem völligen Verbot des Verfahrens als Fortschritt gefeiert. Denn diese rechtlichen Errungenschaften dienten schließlich als Grundlage für das Gender-Mainstreaming in den staatlichen Institutionen und führten in den meisten afrikanischen Ländern dazu, dass nationale Gleichstellungskommissionen und Gender-Ministerien eingerichtet wurden.
Es stimmt zwar, dass Frauen und junge Menschen in politischen Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind. Aber der Demokratieindex zeigt, dass ihre Zahl stark zugenommen hat. So stellen Frauen beispielsweise 26 % der Gesetzgeber in Subsahara-Afrika, wobei in Ruanda 60 % der Parlamentarier/-innen Frauen sind. Ein bemerkenswerter Anstieg seit den Parlamentswahlen 2017 wurde in Kenia verzeichnet, wo 7 Frauen als Gouverneure, 29 als Abgeordnete und 115 als Mitglieder von Bezirksversammlungen gewählt wurden. Eine 2019 von der Interparlamentarischen Union durchgeführte Studie zeigte, dass der Anteil von Frauen in Ministerämtern in Afrika insgesamt gestiegen ist, wobei Südafrika (48,6 %), die Seychellen (45,5 %), Uganda (36,7 %) und Mali (34,4 %) die höchsten Prozentsätze aufwiesen. Derzeit sind Tansania und Äthiopien die einzigen afrikanischen Länder mit einer Präsidentin: Samia Suluhu und Sahle-Work Zewde.
Die Herausforderungen
Sicherheitsrisiken
Weil zunehmend Autokratien entstehen, zivilgesellschaftliche Räume schrumpfen und religiöser Extremismus zunimmt, sind das Leben, der Lebensunterhalt und das Wohlergehen von Aktivistinnen zunehmend in Gefahr. Laut der FRIDA-Studie von 2014 zur Unterstützung junger Feministinnen leiden feministische und jugendliche Aktivistinnen in Nordafrika unter den größten Sicherheitsbedrohungen. Dem FRIDA-Bericht zufolge berichten digital aktive Feministinnen und junge Menschen, dass sie Opfer von gezielten Belästigungen, Vergewaltigungsdrohungen, Verleumdungskampagnen und geschlechtsspezifischer Online-Gewalt werden, ohne ihre Zustimmung als queer geoutet werden und erpresst werden. Feministische und jugendliche Aktivistinnen und Aktivisten sind von diesen Bedingungen emotional und körperlich betroffen und werden häufig nicht ganzheitlich unterstützt. Der FRIDA-Bericht betont außerdem, dass jüngere Feministinnen einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt sind, da sie aufgrund ihres Engagements sowohl öffentlich als auch privat Stigmatisierung und Scham ausgesetzt sind. Dies führt häufig zu gesundheitlichen Problemen als Folge von Burnout, Stress und Erschöpfung durch den Aktivismus.
Die Heroisierung von Feministinnen und Jugendaktivistinnen
Oft werden Aktivistinnen und Aktivisten für ihre Tapferkeit und Widerstandskraft gefeiert und gelobt. Das führt aber häufig dazu, dass die Kämpfe, die sie ausfechten, in den Hintergrund geraten. Und statt für ihre Bemühungen um soziale Gerechtigkeit die erforderliche materielle Unterstützung, den nötigen Rückhalt und Schutz zu erhalten, werden einzelne Aktivist/-innen oder Kollektive heroisiert.
Diese Heroisierung ist nicht nur oberflächlich, sie ist auch kontraproduktiv: Aktivist/-innen betonen häufig, dass es nicht heldenhaft ist, Schmerzen und Traumata zu erleben, ohne tatsächliche Unterstützung zu erhalten. Das führt nur zu Burnout, individualisiertem Aktivismus und manchmal sogar zur Aufgabe der Sache.
Degradierung der feministischen und Jugendarbeit
Feministische und jugendliche Aktivistinnen und Aktivisten sprechen oft unpopuläre und unkonventionelle Themen an und sind daher den meisten Gegenreaktionen, Angriffen und Schikanen ausgesetzt. Nachdem diese "Tabu"-Themen allgemeine Anerkennung gefunden haben, wird ihre Arbeit häufig vergessen, ignoriert oder, wenn sie anerkannt wird, heroisiert. Auch jugendliche und feministische Aktivist/-innen werden aufgrund ihrer radikalen politischen Ansichten häufig aus dem Mainstream-Umfeld ausgegrenzt oder in ihrer Arbeit delegitimiert.
Außerdem wird ihnen vorgeworfen, sie seien faul, politisch gleichgültig, würden als Zuschauer ihrer eigenen Arbeit behandelt oder seien nur Alibifunktionäre. Während der kenianischen Parlamentswahlen im Jahr 2022 wurde häufig über die Apathie der Wähler gesprochen, wobei die Hauptaussage lautete, dass die Jugend politisch apathisch sei. Diese Narrative degradierten Jugendliche, ohne zu berücksichtigen, dass sie sich häufig in verschiedenen Formen des politischen Engagements außerhalb des Mainstreams engagieren. Sie haben auch die Sichtbarkeit ihrer Arbeit verringert und ihre Möglichkeiten eingeschränkt, Mittel zur Unterstützung ihrer Organisationsbemühungen zu erhalten.
Generationsübergreifende Kluft
Während ältere Feministinnen jüngere Feministinnen wegen Altersdiskriminierung und der Vernichtung ihrer Beiträge zur Bewegung kritisiert haben, haben jüngere Feministinnen ältere Feministinnen dafür kritisiert, dass sie in ihrem Feminismus keine intersektionale Analyse vornehmen und sich bei ihrer feministischen Arbeit auf eine Politik der Respektabilität einlassen. Jüngere Feministinnen haben auch die "Gatekeeping"-Praktiken älterer Feministinnen kritisiert und darauf hingewiesen, dass jüngere Feministinnen oft von wichtigen Interessenvertretungen ausgeschlossen werden. Diese Kluft zwischen den Generationen hat zu Spannungen und einer Zersplitterung des Diskurses und der Individualität, einem Mangel an gemeinsamem Raum und einer Isolierung von der Bewegung geführt.
Ko-optation
Feministische und Jugendbewegungen laufen weiterhin Gefahr, dass ihre Ziele kompromittiert oder entpolitisiert werden. Denn historisch gesehen sind sie eine Gefahr für den Status quo. Mit Ko-optation wird die Glaubwürdigkeit einer Bewegung oder eines Aktivisten methodisch untergraben, um ihre Politik und ihren Einfluss auf den sozialen Wandel zu verwässern. Dies kann durch mehrere Strategien geschehen. Zum einen, indem einem Aktivisten ein politischer Posten angeboten wird, um seinen Aktivismus zu kompromittieren und ihn in die Schuld der Eliteklasse zu bringen. Zum anderen können Kapitalist/-innen und Politiker/-innen sich die Sprache und Symbole von Aktivist/-innen aneignen. Sie können Bewegungen finanzieren, um ihre eigene Agenda voranzutreiben. Oder gezielt belästigen, um Angst zu erzeugen, damit die Aktivist/-innen ihr Ziel aufgeben. Zum Beispiel durch Polizeigewalt, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen. Und zuletzt können sie durch die kapitalistische Verwendung und Aneignung von Sprache und Symbolen der Aktivist/-innen ihre politische Bedeutung verwässern.
Ideologische Differenzen
Feministische und Jugendorganisationen sind ideologisch gespalten, wenn es um Themen wie LGBTQIA+-Rechte, die Einbeziehung von Trans-Frauen in feministische Räume, die Analyse von Geschlecht als Spektrum, Sexarbeit und transformative, abolitionistische Gerechtigkeitswege für Überlebende von Gewalt geht. Abolitionistische Feministinnen kritisieren auch die Zusammenarbeit zwischen Feministinnen und dem Staat und weisen darauf hin, dass solche Allianzen eher Scheinreformen ausbeuterischer Strukturen begünstigen als deren vollständige Überwindung.
Diese ideologischen Meinungsverschiedenheiten haben dazu geführt, dass soziale Bewegungen zersplittert sind, dass es ihnen an Solidarität mangelt und dass sie in interne Konflikte verwickelt sind, was ihre Solidarität und ihr transformatives Potenzial beeinträchtigt.
Schlussfolgerung
Auch wenn es noch eine Weile dauern wird, bis die Auswirkungen vergangener kolonialer Realitäten und anderer sich entwickelnder ausbeuterischer Institutionen in Afrika vollständig rückgängig gemacht werden können, haben die afrikanischen Länder dank der engagierten und kollektiven Arbeit von feministischen und jugendlichen Aktivistinnen und Aktivisten bedeutende Fortschritte erzielt.
In diesem Text wurden die grundlegenden Schwierigkeiten hervorgehoben, mit denen diese Bewegungen konfrontiert sind, und es wurde gezeigt, dass die größeren strukturellen Probleme nur durch eine unerschütterliche Solidarität mit und Unterstützung für feministische und Jugendbewegungen überwunden werden können. Dazu braucht es afrikanische feministische und jugendliche Aktivistinnen und Aktivisten, die ihre Geschichten selbst erzählen und Lösungen vorschlagen, die ihrer Situation gerecht werden. So können ihre Bewegungen gedeihen. Die Erkenntnis, dass wir Aktivisten ehren, schätzen und mit ihnen in Verbindung treten können, ohne ihre schwierigen Umstände zu romantisieren, ist eine reflektierende kollektive Lektion. Von entscheidender Bedeutung ist, dass feministische und Jugendbewegungen zwar nicht die gleichen ideologischen Positionen oder Strategien vertreten, aber durch den Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit vereint sind. Um weiterhin eine unerschütterliche Stimme für den Wandel zu sein, müssen diese Bewegungen weiterhin eine gemeinsame Basis und Solidarität untereinander und mit anderen Bewegungen pflegen.
Der Text wurde aus dem Englischen übersetzt.