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Editorial | Widerstand gegen den Nationalsozialismus | bpb.de

Widerstand gegen den Nationalsozialismus Editorial Widerstand gegen den Nationalsozialismus – eine Einführung Widerstand als Reaktion auf NS-Machtübernahme und NS-Herrschaftspraxis Widerstand als Reaktion auf Krieg und NS-Gewaltverbrechen Die Wahrnehmung des Widerstands nach 1945 Literaturhinweise und Internetadressen Impressum und Anforderungen

Editorial

Jutta Klaeren

/ 2 Minuten zu lesen

Widerstand in der nationalsozialistischen Diktatur war immer die Haltung von sehr wenigen, von einzelnen und oft sehr einsamen Menschen. In diesem System mit totalitärem Anspruch riskierten Menschen, die Widerstand leisteten, ihr Leben. Umgeben waren sie von einer Bevölkerung, die sich in ihrer Mehrheit anpasste, ja vom Nationalsozialismus begeistert zeigte und das Regime trug.

Um die Vielfalt der Motive und Handlungen zu veranschaulichen, aus denen heraus eine kleine Minderheit tätig wurde, ist dieses Heft stark biografisch ausgerichtet. Was veranlasste Einzelne, Widerstand zu leisten, was motivierte sie zu ihren Aktionen, wer unterstützte sie? Welche Folgen mussten sie gewärtigen? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, wird hier beispielhaft das breite, vielfältige Spektrum des deutschen Widerstands gezeigt, das sich nur schwer in Kategorien fassen lässt.

Um eine Übersicht zu ermöglichen, werden im Heft die Widerstandshandlungen vor dem Zweiten Weltkrieg und während des Krieges behandelt und gesellschaftlichen Gruppen zugeordnet, die sich auf vielfältige Art und Weise widersetzten. Dazu gehörten Hilfen für Verfolgte, Untergetauchte und Zwangsarbeiter, die Herstellung und Verteilung von Flugblättern und Klebezetteln, das Abhören und Verbreiten von Nachrichten ausländischer Radiosender, das Bemalen von Wänden mit Parolen gegen die NS-Herrschaft, das Verweigern und die Desertion vom Kriegsdienst, die Information über die nationalsozialistischen Verbrechen, die Vorbereitung von Attentaten auf den Diktator und die nationalsozialistische Führung.

Für die Mehrheit der Zeitgenossen waren Menschen, die Widerstand leisteten, "Volksverräter". Doch Widerstand ist vielfältig interpretierbar und kann im Laufe der Zeit anders gedeutet werden. Heute werden viele derjenigen, die sich dem NS-Regime widersetzten, für ihren Mut und ihre Zivilcourage angesichts eines verbrecherischen Regimes öffentlich gewürdigt und mit Erinnerungszeichen und Denkmälern geehrt.
Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen aus der NS-Zeit wurde im Grundgesetz Artikel 20 Absatz 4 verankert, um die Verfassungsprinzipien der Bundesrepublik Deutschland, die freiheitliche demokratische Grundordnung, die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenwürde, zu schützen: "Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."

Das Beispiel der Menschen, die im Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, kann Anstoß geben, darüber nachzudenken, welche Handlungsmöglichkeiten und -spielräume dem Einzelnen bleiben, wenn die demokratische Ordnung gefährdet ist.

Widerstand komme, so Klaus von Dohnanyi, Sohn des 1945 hingerichteten Widerstandskämpfers Hans von Dohnanyi, immer zu spät. Entscheidend sei, dass Zivilcourage und Ordnung vorher gewahrt werden.

Jutta Klaeren