Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Problemaufriss | Unternehmen und Produktion | bpb.de

Unternehmen und Produktion Editorial Problemaufriss Von der Selbstversorgung zum Weltmarkt Organisation von Unternehmen Gewinne oder Verluste - die ökonomische Seite Kooperation und Konflikt - Menschen im Unternehmen Zwischen Regulierung und Deregulierung Schöne neue Arbeitswelt? - die Zukunft der Arbeit Literaturhinweise und Internetadressen Autorinnen und Autoren, Impressum

Problemaufriss

Birgit Weber

/ 2 Minuten zu lesen

Fabrikarbeiter produzieren Glas bei der "Cristalux" Glas Fabrik in Buenos Aires, Argentinien. (© AP)

Von Autos für Fernost bis zur Tiefkühlkost für den Supermarkt um die Ecke, Unternehmen produzieren Güter und Dienstleistungen für den Fremdbedarf. Sie wirtschaften selbstständig und sind darauf ausgerichtet Gewinn zu erzielen. Ohne dass es ihr direktes Handlungsmotiv ist, dienen sie der Befriedigung von Bedürfnissen Dritter. Sie sind in den Wirtschaftskreislauf eingebunden und als Marktteilnehmer mit vielfältigen Märkten verflochten. So tragen sie zur Güterversorgung, zur Einkommensentstehung und zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen bei. Um Güter und Dienstleistungen zu "produzieren" und "bereitzustellen", müssen sie die dafür erforderlichen Ressourcen auf Beschaffungs-, Arbeits- und Geldmärkten besorgen, diese in Güter und Dienstleistungen umwandeln und sie schließlich auf Absatzmärkten anbieten.

Unternehmen sind komplexe ökonomische Systeme, die in Konkurrenz mit anderen um die Gunst Dritter unter Unsicherheit handeln. Um ihre Ziele zu realisieren, benötigen sie eine adäquate Organisation. Gewinn und Verlust sind dabei die steuernden, wenngleich auch nicht die alleinigen Entscheidungskriterien: Denn schließlich steht bei dauerhaften Verlusten die Existenz eines Unternehmens auf dem Spiel.

Unternehmen sind aber auch komplexe soziale Systeme, in denen Menschen mit unterschiedlichen Interessen agieren, die miteinander in Einklang zu bringen sind. Müssen und können diese Menschen allein ökonomischen Funktionszwängen unterworfen sein und reibungsfrei zugunsten der Unternehmensziele funktionieren? Ohne die Berücksichtigung der Bedürfnisse, Interessen und Ideen der Beschäftigten wirtschaften Unternehmen unterhalb ihrer Möglichkeiten, aber auch ethische Erwägungen erfordern, die im Unternehmen tätigen Menschen nicht allein als bloßen Produktionsfaktor zu begreifen und wie eine am Arbeitsmarkt erworbene Ware zu behandeln.

Unternehmen sind schließlich auch ökologische Systeme, die nicht allein aufgrund ihrer erforderlichen Marktbeziehungen in engen Beziehungen zu ihrer Umwelt stehen, sondern auch durch den gesellschaftlichen Wertewandel und das staatliche Handeln beeinflusst werden. Dies bedeutet für die Unternehmen häufig eine zusätzliche Kostenbelastung und eine Einschränkung der eigenen Handlungsspielräume, die sie ungern auf sich nehmen. Wie also sollen die Rahmenbedingungen gestaltet sein, damit die Unternehmen zum Wohle aller angemessen agieren?

Während Menschen als Konsumenten in der Regel als selbstverständlich hinnehmen, dass Unternehmen sie mit Gütern versorgen und sie die Außenbeziehungen von Unternehmen in ihren Rollen als Wirtschaftsbürger beurteilen und in Grenzen beeinflussen können, sind sie in ihrer Berufswahl und als Erwerbstätige von den gegenwärtigen und künftigen Entwicklungen der Arbeitswelt direkt betroffen. Viele stellen sich die besorgte Frage, wie die Zukunft der Arbeit aussieht. Gibt es künftig für alle eine Beschäftigung, die nicht nur die Existenz sichert, sondern auch interessante und attraktive Entfaltungsmöglichkeiten bietet? Bestimmen über diese Frage allein anonyme Marktkräfte, oder können die Betroffenen auch selbst Einfluss nehmen?

Dr. phil., Jahrgang 1959, vertritt gegenwärtig die Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld. Sie war von 1989 bis 2006 tätig im Bereich Wirtschaftswissenschaft und Didaktik der Wirtschaftslehre an der Universität Siegen.Dort leitete sie ein Projekt zur Förderung der unternehmerischen Selbstständigkeit in der Lehrerausbildung (2000 - 2002) als Geschäftsführerin im Zentrum für Lehrerbildung. Als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung hat sie die Entwicklung von Bildungsstandards für die ökonomische Bildung mit vorangetrieben. Ihre fachlichen Schwerpunkte sind neben grundsätzlichen Fragen der Didaktik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vor allem Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit, Umweltökonomie sowie Fragen des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft.

Kontakt:birgit.weber@uni-bielefeld.de ;birgit.weber@uni-siegen.de