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Editorial | Sowjetunion I: 1917-1953 | bpb.de

Sowjetunion I: 1917-1953 Editorial Phänomen Sowjetunion Der Sieg der Bolschewiki Stalinismus Karten Zeittafel Glossar Literaturhinweise und Internetadressen Impressum

Editorial

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1917, vor fast 100 Jahren, begann ein "Experiment", das mit Hoffnungen und Erwartungen, aber auch mit Enttäuschungen und Gewalt verbunden war: Die Bolschewiki übernahmen nach dem kurzen Zwischenspiel einer bürgerlichen Regierung die Macht im russischen Vielvölkerreich und verwandelten es im Zeichen ihrer kommunistischen Ideologie in die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Die Folgen dieses Experiments sind bis in die Gegenwart spürbar. Dies haben zuletzt wieder die Ereignisse des Jahres 2014 in der Ukraine gezeigt.

Anlass genug, im Rahmen dieser Heftreihe eine völlig neu bearbeitete Geschichte der Sowjetunion in zwei aufeinanderfolgenden Ausgaben zu präsentieren. Im ersten Heft beschreibt ein Team von Wissenschaftlerinnen, unter Federführung von Frau Professorin Susanne Schattenberg von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, die Geschehnisse vom Revolutionsjahr 1917 bis zum Tod Stalins 1953.

Darin wird deutlich, wie die Bolschewiki nach der Oktoberrevolution 1917 ihre Macht festigen und beginnen, den Staat nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Die agrarisch orientierte Sowjetunion soll in kürzester Zeit eine moderne Industrienation unter Führung der Arbeiterklasse werden, ihre Bewohner zu "Neuen Menschen" geformt werden. All denjenigen, die diesem Ideal nicht entsprechen, wird der Kampf angesagt. Unter Stalin, der sich nach Lenins Tod im Politbüro durchsetzt und mit brutalen Methoden seine Macht festigt, artet diese Politik in Gewaltexzesse aus. Erst mit seinem Tod endet das Schreckensregime.

Zahlreiche zeitgenössische Bilder und Plakate lassen den geschilderten Zeitraum auch visuell lebendig werden. Dabei ist zu vergegenwärtigen, dass in der Frühphase der Darstellung Fotografien noch eher selten waren und – wenn sie aufgenommen wurden – häufig einen propagandistischen Zweck verfolgten. So wollten die Bolschewiki ihre Vorstellungen dem Volk und der internationalen Öffentlichkeit nahebringen und für ihre Ideale und Ziele werben. Andere Fotos, offensichtlich nicht zu Propagandazwecken entstanden, konfrontieren den Betrachter aber auch mit harten Realitäten.

Diese werden auch in den Quellentexten deutlich. Hier spiegeln sich die Verordnungen der Politik wider, zeigt sich die Paranoia der Säuberungswellen. Die Berichte der Zeitzeugen vermitteln einen Eindruck vom Alltagsleben in der Sowjetunion und von den Härten, denen die Bevölkerung ausgesetzt war. In diesen Quellentexten haben wir aus Gründen der Werktreue die dort häufig benutzte wissenschaftliche Umschrift belassen, während im Fließtext zur Vereinheitlichung die in der Publizistik gebräuchliche Umschrift gewählt wurde.

Eine Zeittafel bis 1953 und ein Glossar runden die Darstellung ab, ebenso wie die Karten, die eigens für diese Ausgabe gestaltet wurden.
Das zweite Heft, das sich mit der Geschichte der Sowjetunion ab 1953 bis zu ihrem Ende im Dezember 1991 beschäftigen wird, geht auch auf die Haltung der sowjetischen Nachfolgestaaten zu Russland, die Sowjetnostalgie und deren Wirkungsmacht in der Gegenwart ein.

Jutta Klaeren