Die Welt rückt zusammen, die wechselseitigen Abhängigkeiten wachsen. Globalisierung, die stetig enger werdende Vernetzung von Menschen, Informationen, Gütern und Kapital, wirkt auf alle Lebensbereiche ein. Sie bietet Entwicklungschancen, hat aber auch Risiken im Gefolge, die sich ebenfalls grenzüberschreitend auswirken. Damit schafft sie Herausforderungen, denen auf nationalstaatlicher Ebene nicht mehr wirksam begegnet werden kann. Internationale Kooperation und Regulierung, Global Governance genannt, sind notwendiger denn je; manche Beobachter sprechen bereits von "Weltinnenpolitik". Was ist mit "Regieren jenseits des Nationalstaates" gemeint?
In diesem Heft werden in vier Einführungskapiteln zunächst querschnittartig die großen Entwicklungslinien von Global Governance und zentrale Trends vorgestellt. Diese werden anschließend in sieben Handlungsfeldern vertieft, die besonders intensiv mit den Herausforderungen der Globalisierung konfrontiert sind.
Das erste, begriffsklärende Kapitel zeigt, wie grenzüberschreitende Problemlagen im Zuge der Globalisierung immer weiter zunehmen und damit ein Regieren jenseits des Nationalstaates immer stärker notwendig machen. Die Querschnittskapitel behandeln die zunehmende Verrechtlichung internationaler Kooperation, die Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure sowie die Bildung informeller Foren (zum Beispiel die Staatengruppe der G 7 bzw. G 8 oder der G 20), die sich jeweils eigenständig und freiwillig Regeln setzen, schließlich die Frage nach der Legitimität supranationalen Regierens. Eine zunehmend kritische Öffentlichkeit äußert Zweifel an der Effektivität globalen Regierens und fordert größere Transparenz und mehr demokratische Mitspracherechte.
Diese Entwicklungslinien werden in den nachfolgenden Kapiteln in spezifischen politischen Handlungsfeldern betrachtet: Umwelt, Migration, Sicherheit, Menschenrechte, Entwicklung, Handel und Finanzen. In jedem dieser Kapitel werden zunächst die wichtigsten Globalisierungsherausforderungen im jeweiligen Feld vorgestellt, bevor im Folgenden beschrieben wird, welchen Rahmenbedingungen trans- oder supranationales Regieren unterliegt und welche zentralen internationalen Institutionen vorhanden sind. Abschließend wird untersucht, wie Verrechtlichung, neue Formen internationaler Zusammenarbeit und Politisierung auf den jeweiligen Gegenstandsbereich einwirken.
Bei der Arbeit an diesem Heft ist uns deutlich geworden, wie komplex die internationale Zusammenarbeit mittlerweile beschaffen ist – aber auch, wie schwierig es ist, sie effizient und demokratisch zu gestalten.
Christine Hesse
Editorial
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