Wie ist dieses Phänomen aber nun eigentlich verbreitet? Es gibt mittlerweile unterschiedliche Studien, die versuchen, genau diese Frage zu beantworten.
Laut der Mitte-Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, die seit 2006 im Zweijahresrhythmus antidemokratische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung untersucht, glaubte 2019 beinahe die Hälfte aller Deutschen (46 %), dass es geheime Organisationen gäbe, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen ausübten. 24 Prozent waren überzeugt: Die Medien und die Politik stecken unter einer Decke. Die Mitte-Studie hat auch verdeutlicht, dass Männer stärker an Verschwörungen glauben als Frauen. Alter hat in diesen Studien keine Rolle gespielt. Die bisher vorhandenen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind auch mittlerweile verschwunden.
Im Gesundheitsbereich gibt es ebenfalls immer wieder unterschiedliche Verschwörungserzählungen. Knapp jeder Fünfte glaubte nach einer YouGov-Umfrage 2018 an eine Verschwörung hinter Impfungen, neun Prozent dachten, dass AIDS absichtlich in einem Labor gezüchtet und von geheimen Organisationen auf der ganzen Welt verbreitet wurde. Siebzehn Prozent waren der Meinung, die Pharmaindustrie würde gezielt Krankheitserreger verbreiten, um danach mehr Medikamente verkaufen zu können. Darüber hinaus glaubten laut dieser Studie 35 Prozent der Bevölkerung, die Regierung verheimliche, wie viele Migrantinnen und Migranten wirklich in Deutschland leben, und jeder Fünfte (20 %) meinte, die Einwanderung von Muslimen sei Teil eines geheimen Plans, Muslime zur Mehrheit werden zu lassen. Diese Verschwörungserzählung wird oft auch als "Der große Austausch" oder "Umvolkung" bezeichnet und kann für Geflüchtete und Muslime sowie diejenigen, die sich für ihre Belange und Integration einsetzen, gefährliche Konsequenzen haben.
All diese Studien zeigen: Der Glaube an Verschwörungserzählungen ist kein Randphänomen, sondern weit verbreitet. Und das gilt nicht nur in Deutschland – sondern weltweit.
Verbreitung von Verschwörungserzählungen
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Neuere Umfragen zeigen die prozentuale Verbreitung von Verschwörungsglauben in der deutschen Bevölkerung. Verschwörungserzählungen kreisen um allgemeine politische Entscheidungen genauso wie um den Gesundheitsbereich oder die Zuwanderung. Sie sind weder ein Randphänomen noch auf Deutschland beschränkt.
Pia Lamberty ist Doktorandin am Lehrstuhl Sozial- und Rechtspsychologie der Universität Mainz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Verschwörungsmentalität und Verschwörungsglauben, Kognitive Verzerrungen, Psychologische Reaktionen auf Terrorismus und Repräsentationen von Geschichte und Intergruppenbeziehungen. Zum Thema Verschwörungsmythen, auch in Hinblick auf deren Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, hat sie schon verschiedene Veröffentlichungen vorgelegt. Darunter zuletzt 2020 gemeinsam mit Katharina Nocun: Fake Facts. Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen.
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