In Artikel 2 der Richtlinie zur Wildtierhaltung in Zoos der Europäischen Union werden diese als dauerhafte Einrichtungen definiert, "in denen lebende Exemplare von Wildtierarten zwecks Zurschaustellung während eines Zeitraums von mindestens sieben Tagen im Jahr gehalten werden".
Mit dem Zweck der Zurschaustellung ist die Architektur im Zoo eine des Sichtbarmachens und zugleich – vor allem in jüngerer Zeit – eine des geschickten Verbergens. Ein Zootier wird einem Publikum präsentiert, damit es zur Unterhaltung, für die Bildung und zur Forschung beobachtet werden kann. Die vierte Aufgabe des Zoos, der Artenschutz, ist heute das wichtigste Argument für das Betreiben von Zoos,
Naturinszenierungen in Zoos sind Übersetzungsversuche, die – abhängig von der Zeit und der Region – Natur in abstrakter, symbolischer oder nahezu fotorealistischer Form in die Stadt holen. Dabei manifestieren sich Ideen über die Natur, Körperbilder sowie Vorstellungen zum Mensch-Tier-Verhältnis bis hin zu ganzen Weltbildern.
Von der Menagerie zum Zoo
Einrichtungen zur Wildtierhaltung sind bereits im alten Ägypten mit den Tiergehegen der Königin Hatschepsut nachweisbar.
Der erste eigenständige Baukomplex, der Gehege, Käfige und Stallungen verschiedener Tierarten vereinigte, wurde von Louis Le Vau, dem Architekten Ludwig XIV., von 1662 bis 1664 im Schlosspark von Versailles errichtet. Diese Menagerie war Vorbild für die Einrichtung zahlreicher weiterer Menagerien an Fürstenhäusern in ganz Europa und demonstrierte die Prinzipien barocker Raumkomposition. Hinter einem Lustschloss (Maison de plaisance) öffneten sich strahlenförmig auslaufende Tierhöfe für farbenprächtige Vögel und Huftiere, die von einem zentralen Pavillon aus überschaubar waren. Metaphorisch wurde das zentralisierte Blicksystem der Menagerie als Dominanz des absolutistischen Herrschers über das Tierreich und von dem Philosophen Michel Foucault als Modell einer Überwachungsstruktur interpretiert.
Unter neuen Vorzeichen – der Bildung und Unterhaltung des Volkes, der Wissenschaft und der Zucht für ökonomischen Nutzen – sollte Ende des 18. Jahrhunderts im Botanischen Garten der Akademie für Naturkunde in Paris eine neue Menagerie entstehen. Der Plan sah dabei eine Parkanlage mit klassizistischen Pavillons und Tierbauten im rustikalen Stil nach dem Vorbild des englischen Landschaftsgartens vor, der mit der Idee der Aufklärung konnotiert war.
Der Begriff "Zoologischer Garten" wurde erstmals von der Zoologischen Gesellschaft von London verwendet, die 1828 im Londoner Regent’s Park einen "Zoological Garden" einrichtete. Weitere Zoogründungen in ganz Europa, Nordamerika, aber auch in anderen Teilen der Welt folgten. Die Zoos des 19. Jahrhunderts strebten eine räumliche Systematisierung nach Gattungen, Familien, Arten und Unterarten an, beispielsweise durch Raubtier-, Huftier- oder Reptilienhäuser. Die Innenräume dieser Häuser sowie die Außengehege und Käfige an den Spazierwegen folgten unmittelbar wie Schaufenster aufeinander, damit das Aussehen der Tiere, die Morphologie, schnell verglichen werden konnte.
Hagenbecks "exotische" Landschaften
Die entscheidende Innovation, einen Zoo weniger als geordnete Parkanlage, sondern als Imitation abenteuerlicher Wildnis anzulegen, erfolgte durch Hagenbeck’s Tierpark, der 1907 im Hamburger Vorort Stellingen als Privatzoo eröffnet wurde. Der erfahrene Tierhändler und Betreiber von "Völkerschauen" und Zirkussen Carl Hagenbeck führte verschiedene Neuerungen aus Zoos, Wildparks, Gewerbeausstellungen, Naturkundemuseen und Bildmedien zusammen.
In sogenannten Panoramen bildete er die vagen Lebensräume der Tiere mit gewaltigen Kunstfelskulissen nach. Die Anlagen sollten etwa zunächst eine willkürliche Naturversion, eine paradiesische Landschaft oder das abenteuerliche Polarmeer simulieren. Durch Gräben statt Gitter abgesperrt, schienen Eisbären unmittelbar neben ihrer Beute, den Robben, über Eisschollen zu klettern. Vorbild für das Eismeerpanorama war dabei Fridtjof Nansens berühmte Polarexpedition mit dem Schiff "Fram" von 1893 bis 1896. Im Tierpark wurden die populären Pressebilder dieser Reise nacherlebbar. Ergänzend dazu erinnerte die Anlage des "Südlandpanoramas" an afrikanische Landschaften. Die Löwen lagen in einer Felsgrotte mit Blick auf die potenzielle Beute im savannenartig gestalteten "Heufressergehege". Die Absperrung der Raubtiere durch Trockengräben war für das Publikum eine Sensation: Die Gräben ermöglichten den gitterfreien Blick auf die Tiere, erlaubten ungestörtes Fotografieren und sorgten für Nervenkitzel, da wenig Wissen über das Verhalten von Raubkatzen und damit über deren tatsächliches Sprungvermögen bestand. Zunächst noch nach den Illustrationen aus Familienzeitschriften konzipiert, griffen die Planer für das 1911 errichtete Südpolarpanorama auf Fotos realer Felsformationen aus Südgeorgien zurück, sodass die dreidimensionale Landschaftskulisse einem nachgebauten Bild glich.
Zeitgleich wurden in den Naturkundemuseen die populären Dioramen entwickelt, Schaukästen, in denen modellierte oder präparierte Tierarten in zoogeografischen Zusammenhängen gezeigt wurden.
Diese "Revolution" in der Zoogestaltung bedeutete auch Veränderungen für die Tierhaltung. Beispielsweise wurden Tiere unterschiedlicher Arten gemeinsam gehalten, um durch "Spiel" die Aktivität auf der Anlage zu erhöhen.
Zwar war Hagenbeck’s Tierpark in der Zoofachwelt umstritten, der Publikumserfolg der Felskulissen und gitterlosen Panoramen sorgte jedoch für eine globale Verbreitung des Konzeptes. "Das Tier" sollte im lebensweltlichen Kontext gezeigt werden und nicht mehr wie ein museales Exponat in den galerieartigen Tierhäusern des 19. Jahrhunderts.
Natur aus Beton
Die Landschaftskulissen wurden durch die Architekturmoderne abgelöst.
Parallel zur Optimierung der Veterinärmedizin und Hygiene verbreitete sich ab den 1930er Jahren auch das Interesse für die neue biologische Disziplin der Tierpsychologie. Der Schweizer Zoologe und Zoodirektor Heini Hediger versammelte verschiedene Erkenntnisse zur Zootierhaltung in seiner Publikation "Wildtiere in Gefangenschaft" und etablierte damit die Tiergartenbiologie. Die Neugründung der Internationalen Union von Direktoren Zoologischer Gärten – später umbenannt in Weltverband der Zoos und Aquarien – förderte ab 1946 zudem die Professionalisierung der Zoos und die Standardisierung von Tierhaltungstechniken.
Hediger forderte, dass eine Zooanlage auf der Grundlage der tierlichen Wahrnehmung und seiner Umweltfaktoren basieren solle und versuchte, anthropozentrische Vorurteile zu berichtigen: "Das freilebende Tier lebt nicht frei – weder in räumlicher Hinsicht noch in Bezug auf sein Verhalten gegenüber anderen Tieren."
Hedigers abstrahierte Version der Natur sorgte jedoch für ein willkommenes Missverständnis: Sie legitimierte die Enge der modernistischen Betonbauten.
Für den Artenschutz wurden die Tierindividuen im Zoo als Vertreter oder Botschafter ihrer Artgenossen in den gefährdeten Habitaten angesehen. Eine Imitation der originären Landschaften war nicht mehr notwendig, da sowohl die Tiere als auch die Landschaften als Stellvertreter "sekundärer Natur" angesehen wurden.
Ökosysteme und Megastrukturen
Im Zuge der Bürgerrechts- und Umweltbewegungen in den USA der 1960er Jahre gerieten die Zoos in starke Kritik. Fotos von Tieren, insbesondere von Menschenaffen in engen Käfigen oder von verhaltensauffälligen Raubkatzen und Bären hinter Gittern, kursierten und machten Missstände deutlich. Auch vermittelten das Fernsehen und das Kino inzwischen allzu deutlich, wie die originären Landschaften aussahen und sich die Wildtiere in freier Wildbahn außerhalb der engen Käfige bewegten. Feldforscher:innen wie Jane Goodall, Dian Fossey oder George Schaller brachten nicht nur neue Erkenntnisse, sondern waren auch bildmedial erfolgreich. Das Bild der Wildnis wandelte sich: War Regenwald als vermeintlich undurchdringliches Chaos noch bis zur Jahrhundertmitte negativ besetzt, änderte sich die Einstellung und die "jungfräuliche", unberührte Natur der Regenwälder wurde als schützenswerte Landschaft definiert.
Dass Zoobesucher:innen sich nicht für besonders seltene Tierarten interessierten, die nur Expert:innen kennen würden, hatte indes Bill Conway, Direktor des Bronx Zoos in New York, schon 1968 in seinem einschlägigen Aufsatz "How to Exhibit a Bullfrog" ("Wie man einen Ochsenfrosch ausstellt") betont. Stattdessen sei die Inszenierung des Habitats des Ochsenfroschs, also sein Sumpf, eine Möglichkeit, das Publikum emotional zu erreichen.
Für den Woodland Park Zoo von Seattle wurden beispielsweise 1976 Immersionslandschaften von dem Landschaftsarchitekturbüro Jones & Jones entwickelt.
Landschaftsimmersion gilt seither als Designziel zahlreicher Zoos weltweit und wurde vielfach kopiert. Häufig fehlt es jedoch an Zeit, Geld und einer komplexen, langfristig angelegten Planung, sodass die Zoolandschaften als Kunstfelskulissen wirken und keinen dreidimensionalen Raum erzeugen. Neben der Kritik am mangelhaft ausgeführten Design und den hohen Kosten stellt sich dabei die Frage nach der Transparenz der Landschaftsinszenierung. Eine Emotionalisierung des Publikums soll über die Zootiere in der authentisch erscheinenden Immersionslandschaft geleistet werden. Die Bedingungen von Zootierhaltung bleiben daher gezielt unsichtbar.
Mit dem Fokus auf Ökosysteme, deren Präsentation seit 1993 auch als Leitidee des Weltverbands der Zoos und Aquarien kommuniziert wurde, entstanden vor allem in Europa Biosystem- oder Tropenhallen.
Zoos der Zukunft
Seit der "Welt-Zoo-Naturschutzstrategie" von 1993 ist Naturschutz als ein Ziel des Weltverbands der Zoos und Aquarien definiert. Mit Leitthemen wie dem Schutz natürlicher Lebensräume und der Erhaltung der Biodiversität dienen die Landschaftsinszenierungen als informelle Kommunikationsmittel dieser Strategie. In der Zootierhaltung stellt sich jedoch zugleich weiterhin die Frage nach dem Wohl des Tieres beziehungsweise der Tiere, insbesondere danach, wie Strukturen für komplexeres Verhalten geschaffen werden können.
Auch der ökonomische Druck, etwa durch die Konkurrenz zu Freizeitparks, sorgt dafür, dass neue Attraktionen wie Großaquarien und aufwendige Landschaftsinszenierungen für populäre Arten entstehen. Die Erlebnisarchitektur arbeitet dabei mit Immersionstechniken und versetzt das Publikum in ein kohärent erzähltes Landschaftsszenario, in dem Tiere "entdeckt" werden. Durch die emotionale Nähe zu den Tieren, die mit dem Erlebnis aufgebaut wird, soll das Publikum motiviert werden, gegenüber Artenschutzthematik aufmerksam zu werden und sich tiefergehend zu informieren.
Eine andere Möglichkeit, Aufmerksamkeit und vor allem Ansehen für Zoothemen zu erzeugen, besteht im Engagement von Stararchitekten. Im Zoo von Kopenhagen wird beispielsweise die Leitidee verfolgt, diese für den Entwurf von Tieranlagen zu gewinnen, um über die Gestaltung die Wertschätzung des Bauens für Tiere zu betonen. Das von Norman Foster entworfene Elefantenhaus von 2008 erzeugte bereits eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Und die Bjarke Ingels Group entwickelte rund zehn Jahre später eine Pandaanlage in Form eines Yin-Yang-Symbols, in der für die Pandas mögliche Rückzugsräume jedoch wenig berücksichtigt sind.
Abbildung 2: Big Cat Crossing, Zoo360, Philadelphia Zoo, Pennsylvania, USA. (© Philadelphia Zoo)
Abbildung 2: Big Cat Crossing, Zoo360, Philadelphia Zoo, Pennsylvania, USA. (© Philadelphia Zoo)
Über das Tierverhalten versucht dagegen das Büro CLRDesign aus Philadelphia, die Raumqualität zu erhöhen, ohne dass notwendigerweise mehr Platz in Anspruch genommen wird. Ihren "flexiblen Anlagen" liegt das Konzept zugrunde, dass verschiedene Tierarten ihre Gehege tauschen und Witterung der anderen Art, eines Raubtiers oder einer Beute aufnehmen, um vielfältigere Sinneseindrücke zu erhalten. In Philadelphia werden seit 2012 unter dem Motto "Zoo360" die ursprünglich kleinen Anlagen des ältesten Zoos der USA mit Wegsystemen aus vergitterten Laufgängen erweitert.
Diese Orientierung hin zum individuellen Verhalten des Zootieres geht mit Überlegungen zum Wohlbefinden einher. Maßgeblich waren seit 1965 die sogenannten fünf Freiheiten: die Freiheit von (1) Hunger und Durst, (2) haltungsbedingten Beschwerden, (3) Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten, (4) Angst und Stress sowie (5) die Freiheit zum Ausleben natürlicher Verhaltungsmuster.
Die Zooarchitektur und -landschaft erscheint damit einerseits als gemeinschaftliche Erinnerung an idealisierte Landschaftsszenarien mit ihren friedlich erscheinenden Bewohner:innen. Andererseits werden an sie die Anforderungen gestellt, einen vollständigen Lebensraum zu entwickeln, worin ihr utopisches Potenzial in Hinblick auf den Entwurf eines Zusammenlebens von Menschen und Tieren besteht.