Zoos sind laut Bundesnaturschutzgesetz "dauerhafte Einrichtungen, in denen lebende Tiere wild lebender Arten zwecks Zurschaustellung während eines Zeitraumes von mindestens sieben Tagen im Jahr gehalten werden". Die Faszination vieler für den Besuch der teils Jahrhunderte alten Einrichtungen liest man aus dieser durchaus trocken anmutenden Definition nicht zwingend heraus. Allein die im Verband der Zoologischen Gärten organisierten professionell geführten Zoos verzeichneten 2019 in Deutschland über 36 Millionen Besuche. Publikumsmagneten wie der Berliner Eisbär Knut oder das Leipziger Opossum Heidi haben in der Vergangenheit wiederholt für ein internationales Medienecho und vermarktungsstrategischen Jubel gesorgt.
Der Zoo ist für viele Menschen nicht nur fester Bestandteil ihrer Freizeit. Die Institution und ihre Inszenierungsformen von Natur spiegeln die Geschichten der jeweiligen Umgebung ebenso wider wie gesellschaftliche Transformationsprozesse und weltpolitische Entwicklungen, bei denen Weißkopfseeadlern oder Pandabären mehr als die Rolle gefiederter oder pelziger Attraktionen zukommt. Neben Überlegungen, wie Tiere in Zoos gehalten werden (können), lässt sich daher auch über die Frage, warum dies geschieht und ob beziehungsweise wie die Haltung "wilder" Tiere legitimiert werden kann, trefflich diskutieren.
In den vergangenen Jahrzehnten ist angesichts des weltweit dramatischen Verlustes an Biodiversität der Anspruch, Arten zu schützen, verstärkt auf die Tagesordnung gerückt. Auch die Debatten darüber, welche Argumente und welche rechtlichen und ethischen Güter es dabei abzuwägen gilt, zeigen: Der Zoo ist und bleibt mitsamt sämtlichen in ihm vertretenen Akteuren auch ein politischer Ort. Die gesellschaftlichen Fragen, die an ihm verhandelt werden, reichen weit über seine Zäune hinaus.