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Editorial | Vereinigtes Königreich | bpb.de

Vereinigtes Königreich Editorial Der Kampf der Nostalgien The Battle of Nostalgias Vom Brexit zum Bregret? Britische Wirtschaft und Politik drei Jahre nach dem EU-Austritt Das Commonwealth. Geschichte und Gegenwart eines postimperialen Gebildes Schottlands umstrittene Zukunft Die erste britische Kolonie. Irland und das Vereinigte Königreich Long Live the King? Vergangenheit und Zukunft der britischen Monarchie Karten

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Vor nunmehr zehn Jahren, im Januar 2013, versuchte der britische Premierminister David Cameron einen politischen Befreiungsschlag gegen seine euroskeptischen Kritiker und versprach den Britinnen und Briten ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft des Vereinigten Königreiches. Der "Brexit" wurde daraufhin zum geflügelten Wort – und im Januar 2020 Realität, nachdem die Volksabstimmung im Juni 2016 knapp für den Austritt ausgegangen war und mehrjährige Verhandlungen mit der EU ein vorläufiges Ende gefunden hatten. Das politisch vielfach instrumentalisierte Thema hat die britische Gesellschaft nicht nur polarisiert wie kein anderes, sondern zugleich den Zusammenhalt des Königreiches auf eine harte Probe gestellt.

In Schottland, wo mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt worden war, erhielt die Unabhängigkeitsfrage neue Aktualität, sah man sich doch gegen den eigenen Willen aus der EU gedrängt. In Nordirland drohte bis vor Kurzem gar der 1998 mühsam errungene Frieden zwischen unionstreuen Protestanten und republikanischen Katholiken brüchig zu werden. Erst das Ende Februar 2023 mit der EU ausgehandelte "Windsor Framework" hat die Perspektive eröffnet, dass der 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens auch zum Jubiläum wird. Die Fliehkräfte im Vereinigten Königreich werden zusätzlich verstärkt von den wirtschaftlichen Folgen des EU-Austritts, die inzwischen deutlich spürbar sind.

Eine Konstante in all den Brexit-Wirren – und in den sieben Jahrzehnten zuvor – war Queen Elizabeth II. Mit ihrem Tod im September 2022 verloren das Königreich und das Commonwealth ihre wichtigste Integrationsfigur, deren Strahlkraft auch weit darüber hinaus reichte. Ihr Vermächtnis, die Bewahrung des Zusammenhalts von England, Schottland, Nordirland und Wales sowie den 55 weiteren Commonwealth-Nationen, liegt nun in den Händen ihres Sohnes und Nachfolgers Charles III.