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Eine Rede und ihre Folgen | Träume | bpb.de

Träume Editorial Eine Rede und ihre Folgen. 60 Jahre "I Have a Dream" Politik der Träume. Herrschaftseingebungen und Gemeinschaftsvisionen seit der Antike "Ich glaube an einen German Dream der Vielen". Ein Gespräch über "Integration", deutsche Debatten – und deutsche Träume – Interview Schöne neue Arbeitswelt – Essay Vom Ende der Welt. Apokalypse als kulturpolitische Methode Klimaschutz neu geträumt. Was der Staat und der Einzelne tun können, um effizient zu sein - Essay Der Traum von der freien Straße – noch nie so wertvoll wie heute

Eine Rede und ihre Folgen 60 Jahre "I Have a Dream"

Michael Hochgeschwender

/ 21 Minuten zu lesen

Martin Luther Kings berühmte Rede vom 28. August 1963, in der er seine Visionen für eine integrative Zukunft der USA formulierte, ist bis heute Projektionsfläche unterschiedlichster Lesarten. Diese werden der Komplexität der Rede häufig nicht gerecht.

Der 28. August 1963 war ein sonniger, heißer Tag. Seit den frühen Morgenstunden versammelte sich auf der National Mall vor dem Denkmal Abraham Lincolns, dem symbolischen Zentrum Washingtons, eine gewaltige, nahezu unüberschaubare Menschenmenge. Am Ende, so offiziöse Schätzungen, waren es wohl zwischen 200.000 und 400.000 Personen; die größte Demonstration, die es in der Hauptstadt der USA bis dahin gegeben hatte. Obwohl eine bemerkenswert friedliche Stimmung herrschte, lag eine allenfalls oberflächliche Ruhe über der Szenerie. Mit Spannung beobachteten über 1.900 reguläre Polizisten das Geschehen, im Hintergrund agierten Agenten der Bundespolizei FBI. In den benachbarten Bundesstaaten Maryland und Virginia waren 4.000 Infanteristen und 15.000 Fallschirmjäger in Alarmbereitschaft versetzt worden. Die Veranstalter hatten ihrerseits 2.000 beurlaubte oder bereits im Ruhestand befindliche Polizisten aus New York City zusammengezogen, die allesamt schwarz waren, ganz so, wie 75 Prozent der anwesenden Demonstranten.

Schon im Vorfeld hatte der "National March for Jobs and Freedom", besser bekannt als "Marsch auf Washington", für erhebliche Unruhe auf allen Seiten gesorgt. Zum ersten Mal war es gelungen, sämtliche moderate und sogar einige radikalere schwarze Bürgerrechtsorganisationen an einen Tisch zu bringen und in die Vorbereitung einer Massenveranstaltung einzubinden. Neben dem National Council of Churches, der Katholischen Kirche und dem American Jewish Committee hatten sich die traditionsreiche, sehr moderate National Urban League (NUL), die nicht minder bekannte, seit Jahrzehnten aktive National Association for the Advancement of Coloured People (NAACP) sowie jüngere und aktivistischere Bürgerrechtsbewegungen – so etwa der eher im Norden aktive Congress on Racial Equality (CORE), das jüngst erst gegründete Student Non-Violent Coordinating Committee (SNCC) und die Southern Christian Leadership Conference (SCLC) – zusammengetan, um der schwarzen Bürgerrechtsbewegung neue Impulse zu geben. Über alle weltanschaulichen und taktischen Unterschiede und Friktionen hinweg hatte man sich auf diese Großdemonstration geeinigt, um, für alle sichtbar, weitere Schritte auf dem langen Weg zur völligen Gleichberechtigung der schwarzen Minderheit in den USA zu tun.

Diskriminierung und Segregation

Und dies war zweifellos notwendig. 1963 lebten 12 Millionen von 19 Millionen Schwarzen noch immer in der rassistischen Kastengesellschaft des Südens mit seinen strengen Gesetzen zur Rassentrennung, den segregationistischen "Jim Crow Laws", die faktisch ein Apartheidsystem darstellten, das einzig der weißen Bevölkerung demokratische Teilhabe ermöglichte. Nur 0,5 Prozent der schwarzen Schulkinder besuchten zu diesem Zeitpunkt öffentliche Schulen, an denen sich auch weiße Kinder befanden, obwohl der Oberste Gerichtshof der USA die Rassentrennung im öffentlichen Schulsystem bereits 1954 in seinem bahnbrechenden Urteil Brown v. Board of Education of Topeka aufgehoben hatte. In den hochkonservativen Staaten South Carolina, Alabama und Mississippi, in denen die weißen Südstaatendemokraten, die lily whites, faktisch ein Einparteiensystem etabliert hatten, lag die Quote bei sage und schreibe 0 Prozent. Im Schnitt durften gerade einmal 8,3 Prozent der Schwarzen im Süden wählen, in vielen ländlichen Regionen lag dieser Anteil gleichfalls bei null. Obendrein war es Schwarzen weiterhin verboten, als Jurymitglieder an Gerichtsverfahren teilzunehmen, eine Maßnahme, die das Oberste Bundesgericht eigentlich schon im Jahre 1879 im Urteil Strauber v. West Virginia untersagt hatte, worum sich aber im tiefen Süden niemand scherte. Dort wurde das Segregationssystem ohnehin nicht allein mit legalen Instrumenten aufrechterhalten. Ganz im Gegenteil herrschte ein Klima der permanenten, hemmungslosen Gewalt. Zwischen 1882 und 1963 waren 3444 Schwarze, nahezu ausschließlich Männer, auf bestialisch grausame Art und Weise durch rituelle Lynchmorde zu Tode gekommen, für die in der Regel niemand juristisch oder politisch zur Verantwortung gezogen wurde.

Angesichts dieser weißen Gewaltkultur im Süden, die aber auch im Norden und Westen durchaus Anklang fand, war die gespannte Atmosphäre entlang des Lincoln Memorial Reflecting Pools kein Wunder. Man musste jederzeit mit gezielten Terroranschlägen durch den Ku-Klux-Klan und andere gewaltbereite rassistische Organisationen rechnen. Die liberale Kennedy-Administration sorgte sich zu Recht um das Image der USA im Ausland, zumal die Bilder dieses Tages live nach Westeuropa übertragen wurden. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges wäre ein Anschlag auf die Demonstranten eine außenpolitische Katastrophe für den Hegemon der "freien Welt" gewesen. Umgekehrt lag den Veranstaltern das Bild eines friedlichen und geordneten Ablaufs am Herzen. Sie wussten um die vielen weißen Amerikaner, die sich vor einer Revolution der Schwarzen fürchteten, zumal allein seit dem Frühjahr 1963 landesweit in 186 Städten über 700 Demonstrationen radikaler schwarzer Gruppen stattgefunden hatten, die zu annähernd 15.000 Verhaftungen geführt hatten. Laut Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Gallup standen 63 Prozent der amerikanischen Bürger dem Marsch auf Washington zumindest skeptisch gegenüber. Schließlich hielt der Direktor des FBI, J. Edgar Hoover, immerhin einer der mächtigsten Männer des Landes, die schwarze Bürgerrechtsbewegung für eine kommunistische Tarnorganisation. Aus all diesen Gründen hatte sich eine enge Kooperation der Veranstalter mit der Kennedy-Regierung als unabdingbar erwiesen, um eine sichere Durchführung zu gewährleisten. Für sämtliche Beteiligte stand viel auf dem Spiel.

Wege und Ziele

Vor diesem spannungsgeladenen Hintergrund verfolgte der Marsch auf Washington gleich eine ganze Reihe von Zielen. Als erstes ging es darum, über die politische und gesellschaftliche Teilhabe der Schwarzen deren Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz Wirtschaftswachstums und Vollbeschäftigung verdienten Afroamerikaner deutlich weniger für dieselbe Arbeit als weiße Amerikaner; ihr Aufstieg in die Mittelschicht wurde etwa durch informelle Netzwerke von Vermietern und Maklern verhindert, die sich weigerten, schwarze Mieter in qualitativ gehobene, vornehmlich weiße Nachbarschaften ziehen zu lassen. Schwarze waren deutlich stärker von Arbeitslosigkeit und einem Abrutschen in die Armut betroffen als Weiße, und dies galt nicht nur für den Süden. Zum zweiten galt es, Druck auf John F. Kennedy und seine Demokraten auszuüben. Nachdem die schwarze Führung im Wahlkampf 1960 große Hoffnungen auf den dynamischen, jungen Kandidaten aus der irischen Oberschicht Bostons gesetzt hatte, verzögerte Kennedy den anstehenden Civil Rights Act aus der berechtigten Furcht heraus, weiße Stimmen im Süden für seine Wiederwahl einzubüßen. Das dritte Ziel lag tiefer in der Struktur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung begründet. Sowohl die legalistische Taktik von NUL und NAACP, die seit den 1920er Jahren vor US-Gerichten erhebliche Erfolge gezeitigt hatte, als auch der medienorientierte Aktivismus der SCLC in den 1950er Jahren hatten ihre Grenzen erreicht, da sie vornehmlich unmittelbar sichtbare Erfolge in der konkreten Auseinandersetzung mit der legalen Segregation anstrebten. Insbesondere die SCLC hatte in Athens, Georgia eine schwere Schlappe hinnehmen müssen, nachdem der dortige Sheriff als Ergebnis seiner Lektüre der Werke Gandhis im Gegensatz zu seinen Kollegen in Montgomery und Birmingham darauf verzichtete, die Aktivisten ins Gefängnis zu sperren oder Demonstrationen gewaltsam zu zerschlagen. Ohne Bilder von Gewalt im TV und in den Zeitungen aber erwies sich die Taktik der provokanten Gewaltlosigkeit als ein Schlag ins Wasser. Die SCLC und ihre Führung zogen unverrichteter Dinge wieder ab, ohne das System der Segregation außer Kraft gesetzt zu haben.

Immerhin hatte es im März 1963 in Birmingham, einer der gewalttätigsten Metropolen des Südens ("Bombington"), Erfolge gegeben, da der dortige Sheriff, Eugene "Bull" O’Connor, genau so reagierte, wie man es von ihm erwartete, indem er Hunde auf schwarze Schulkinder und Frauen hetzte. Die Fernsehbilder erzürnten Präsident Kennedy derart, dass er in einer Ansprache an die Nation dieses Vorgehen mit klaren Worten verurteilte. Dennoch war ein Neuanfang sichtlich notwendig. Gerade im Norden fehlte es am mächtigen Rückhalt der schwarzen, evangelikalen Kirchen und ihrer Prediger, die im Süden eine führende Rolle einnahmen. Auch waren dort die sozialen Probleme komplexer und subtiler, weshalb gerade bei CORE und SNCC junge Aktivisten, darunter Stokely Carmichael und Staughton Lynd, auf mehr Radikalität und revolutionäre Rhetorik setzten und auch revolutionäre Gewalt nicht mehr vollkommen ausschlossen.

In dieser verzwickten Lage hatte A. Philipp Randolph, ein Veteran der Bewegung, die Initiative ergriffen. Seit 1925 leitete er die International Brotherhood of Sleeping Car Porters, die mächtigste schwarze Gewerkschaft. Er war bestens vernetzt und ein erfahrener Organisator. Als Stabschef rekrutierte er Bayard Rustin, der gleichfalls schon lange als Aktivist tätig war. Rustins Wahl kam etwas überraschend, weil NUL und NAACP ihm skeptisch gegenüberstanden, da er bekennender Sozialist, Homosexueller, Quäker und Israelfreund war, was in den Augen der moderaten Führer alles keine Empfehlungen waren. Dessen ungeachtet konnte Randolph sich durchsetzen und Rustin leistete, trotz widriger Umstände, eine großartige Arbeit. Ihm gelang es sogar, den SNCC-Führer John Lewis zu bewegen, seine Ansprache im Ton zu mäßigen, um auf diese Weise das Erscheinen des katholischen Erzbischofs von Washington, Patrick O’Doyle, zu sichern, der dann auch am 28. August das Eröffnungsgebet sprach. Dank des Einsatzes von Harry Belafonte und Sidney Poitier erschienen zudem mit Marlon Brando, James Garner, Charles Bronson und Burt Lancaster einige der bekanntesten Schauspieler Hollywoods, was für sich bereits mediale Aufmerksamkeit sicherte. Unter anderem sorgten überdies Camilla Williams, Joan Baez und Mahalia Jackson für die künstlerische Untermalung, während neben Erzbischof O’Doyle ein jüdischer Rabbi und ein baptistischer Prediger weitere Gebete sprachen und den Segen spendeten. Ab 9 Uhr morgens wurden fünf große Ansprachen von Gewerkschaftern und führenden Aktivisten, allesamt Männer, gehalten. Der Höhepunkt der sorgfältig orchestrierten Veranstaltung aber kam zum Schluss. Ganz bewusst hatte man Martin Luther King, Jr. als finalen Redner eingesetzt. Er war ein echter Charismatiker, dessen mitreißenden Reden und unbestreitbare mediale Präsenz ihm einen prominenten Platz in der Regie sicherten.

Die Rolle Martin Luther Kings

King hatte eine im Grunde privilegierte Kindheit durchlebt. Als Sohn eines baptistischen Predigers zählte er zur schwarzen Mittelklasse und hatte an überwiegend weißen Colleges und Universitäten im Norden eine solide, zeitgemäße theologische Grundausbildung erhalten. Nicht zuletzt über seine Dissertation hatte er erhebliches soziales Kapital akkumuliert. Allerdings war auch sein Leben von der strukturellen Gewalt des Segregationsregimes nicht unberührt geblieben, zumal sein Vater in seiner Jugend ein Lynching hatte miterleben müssen. Mitte der 1950er Jahre, mit dem von Rosa Parks ausgelösten "Montgomery Bus Boycott", war King zum unbestrittenen Chef des SCLC aufgestiegen und hatte sich zu einem der bedeutendsten Köpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung entwickelt, nicht zuletzt wegen seiner geschickt inszenierten medialen Präsenz. Dabei war er nicht unumstritten: Andere Geistliche, wie Fred Shuttlesworth oder Ralph Abernathy, sahen sich in den Hintergrund gedrängt, manche schwarze Frauen litten unter seinem Machismus, und viele junge Leute hatten in wachsendem Maße Probleme mit seinem rigiden Festhalten am Prinzip der Gewaltlosigkeit und seinen Vorstellungen von christlicher Nächstenliebe auch gegenüber den weißen Unterdrückern. Dennoch kam man um ihn als Hauptredner nicht herum, schon wegen seiner mitreißenden rhetorischen Fähigkeiten.

Und King lieferte. Inhaltlich knüpfte er teilweise an Kennedys Ansprache nach den brutalen Polizeiattacken in Birmingham und an Mahalia Jacksons Gospelsong an, zusätzlich berief er sich auf die Emanzipationserklärung Abraham Lincolns aus dem Jahr 1863 und stellte sich selbst in dessen Tradition als neuer Moses der Schwarzen. Darüber hinaus baute er Standardelemente seiner Reden seit 1956 ein, die in seinem Manuskript gar nicht erst auftauchten, weil er sie frei beherrschte. Dazu zählten ausgerechnet die beiden bekanntesten Teile seiner Rede, die berühmte Traumsequenz, die der Rede ihren Titel gab, sowie die anschließende Let Freedom Ring-Passage, in denen er seinen Visionen für eine integrative Zukunft der USA Ausdruck verlieh. Nicht zufällig beschränkte sich die unmittelbare Reaktion vieler Zuhörer aus der Führungsriege der Bürgerrechtsbewegung darauf, festzustellen, es habe sich um eine typische Martin-Luther-King-Predigt gehandelt, wenn auch mit besonderem rhetorischem Schliff. Und in der Tat, King bot an diesem Tag nichts wirklich Neues, sondern eher eine Summe seiner bis dahin etablierten Ideenwelt.

Insofern markierte die "I Have a Dream"-Rede zugleich den Höhepunkt und den Anfang vom Ende der spezifischen Form der Bürgerrechtsbewegung der 1950er und frühen 1960er Jahre, die in der präsidentiellen Rhetorik John F. Kennedys ihr gleichfalls liberales, universalistisches und optimistisches Gegenstück fand. Die Ermordung beider Protagonisten, Kings und Kennedys, sollte ein unmittelbares Anknüpfen an diese Rhetorik für Jahrzehnte unmöglich machen. Bei allen inhaltlichen Ähnlichkeiten und Überschneidungen unterschieden sich King und Kennedy gleichwohl erheblich voneinander. Den Reden des Präsidenten merkte man bis in den Tonfall und die Akzentuierung des Englischen an, wie sehr ihn und seine Redenschreiber das geistige Klima der Eliteuniversitäten von Harvard, Yale und Princeton geprägt hatte, aber auch den Erfahrungshintergrund der irisch-katholischen Oberklasse Bostons. King verleugnete demgegenüber niemals seine Herkunft aus dem evangelikalen Pfarrhaus und sein geistliches Amt in einer Historically Black Church (HBC), ganz im Gegenteil. Seine Ansprachen, aber selbst seine Schriften, bezeugten immer den Pfarrer. Der effektgeladene, repetitive, stets die Gemeinde unmittelbar ansprechende und zur Antwort auffordernde Redestil waren typische Produkte dieser schwarzen Kirchlichkeit. King beherrschte ihn wie kaum ein anderer.

Dies schlug sich selbstredend immer wieder inhaltlich nieder. King war ein profunder, durchaus systematischer, wenn auch mitunter etwas eklektischer Synthetiker, dem es gelang, die liberale, neo-orthodoxe Theologie seiner akademischen Lehrer an der Boston University mit Elementen zeitgenössischer existentialistischer und personalistischer Philosophie zu verbinden. In einzelnen Äußerungen zog er sogar die Naturrechtslehre des mittelalterlichen Philosophen Thomas von Aquin für seine Argumente gegen die Rassensegregation als in sich ungerechtes positives Recht heran. Dies verknüpfte er mit einem genuin liberalen Weltbild, insbesondere dem tiefen Glauben an die Universalität der allgemeinen Menschenrechte und der historischen, bislang allerdings uneingelösten Menschheitsmission der USA im Namen von Freiheit und Gleichheit. Hier war die Schnittmenge mit Kennedy zweifellos am Größten. Für King stand indes die Idee im Vordergrund, dass die Unabhängigkeitserklärung des Sklavenhalters Thomas Jefferson und die Verfassung der USA primär bislang uneingelöste Verheißungen einer besseren Zukunft beinhalteten. Bis zu diesem Punkt stand seine politische Theologie unverkennbar in der Traditionslinie des weißen Mittelklasseprotestantismus. King jedoch verband diese Variante der Neo-Orthodoxie sowohl mit der Tradition des Sozialprotestantismus, des social gospel, als auch mit Elementen aus den Traditionen der HBCs.

Universalismus ohne "Farbenblindheit"

Insbesondere zwei Punkte aus dem schwarzen Evangelikalismus standen dabei im Vordergrund: Zum einen die Vision vom mosaischen Exodus, zum anderen die Notwendigkeit eines prophetischen Wächteramts der christlichen Kirche, wie man sie gleichfalls in der Theologie Karl Barths finden konnte. King sah sich selbst als Propheten einer neuen, besseren, friedlichen Welt der Gleichberechtigung und der sozialen Reform und berief sich bevorzugt auf die sozialkritischen alttestamentarischen Propheten Amos und Jesaia, während er die negative Tradition der puritanischen Jeremiade ablehnte. Überdies stilisierte er sich als neuer Moses, der das verheißene Land Kanaan oder Israel zwar erblicken, nicht aber mehr erleben würde. Gelegentlich referierte er auf Josua, der das auserwählte Volk einst ins Heilige Land geführt hatte. Seiner prophetischen Vision wiederum legte er universalistische Visionen des Neuen Testaments, allen voran des paulinischen Schrifttums, zugrunde. Nicht zufällig spielt der Rekurs auf Gal. 328, 1. Kor. 1213, Röm. 1012 und Kol. 311 bei King eine zentrale Rolle. Dort geht es um die Aufhebung aller Unterschiede zwischen Freien und Sklaven, Heiden und Juden, Männern und Frauen in Christus. Diesen christlichen Universalismus verband King dann mit der spezifischen Erlöserfunktion der amerikanischen Schwarzen, eine geschickte Art, Mythen des weißen Mittelklasseamerikas gewissermaßen umzudrehen und als verkürzende, selbstbezügliche Fehldeutungen zu entlarven.

Normalerweise sahen sich die Amerikaner gerade vor dem Hintergrund des Kalten Krieges als redeemer nation, als Nation, die andere, in Unfreiheit lebende Nationen befreit und erlöst. Während King den antikommunistischen Kontext dieser Vorstellung nicht aktiv infrage stellte, hielt er den Amerikanern gleichzeitig prophetisch die eigene Erlösungs- und Gnadenbedürftigkeit wie einen Spiegel vor das Gesicht. Damit aber gab er den Leiden der Schwarzen gerade angesichts der Brutalität im Süden einen vertieften, christlichen Sinn. Die Schwarzen brachten in ihrem gewaltlosen Widerstand das Versöhnungsopfer dar, das Gott mit seinem neuen auserwählten Volk in Beziehung setzen sollte. Aus diesem Opfer ergab sich die zukünftige Verheißung eines gleichberechtigten und von Nächstenliebe geprägten Miteinanders der "Rassen" beziehungsweise ethnischen Gruppen. Erst dieses Opfer schuf die Grundlagen für die prophetische Verheißung eines neuen Israel, indem es Schwarze und Weiße in einem neuen amerikanischen Traum, einem Traum aller Amerikaner gleich welcher Hautfarbe, Klasse, sektionaler Herkunft oder Religion, verknüpfte und mithin sämtliche uneingelösten Wechsel der zivilreligiösen Heiligen Schriften (Unabhängigkeitserklärung und Verfassung) in die Realität eines ganz neuen Landes unter Gottes Herrschaft, das Königreich Gottes nämlich, überführte. Mit dem religionsübergreifenden Ansatz knüpfte King dann neuerlich an die liberale Theoriebildung der 1950er Jahre an, freilich mit einer eschatologischen Wendung. Mit der Trennung von Staat und Kirche in der US-Verfassung war dies problemlos zu vereinbaren, da das Gottesreich nach protestantischem Verständnis einerseits inwendig begann und andererseits nicht auf eine bestimmte kirchliche Institution beschränkt war, wie ja bereits die Unterscheidung zwischen civitas dei und civitas terrena im "Gottesstaat" des Hl. Augustinus nahelegte.

Kings komplexes Gedankengut war auf Synthese, Ausgleich und Vermittlung angelegt, aber es griffe interpretatorisch erheblich zu kurz, darin lediglich einen Ausfluss des "weißen" Liberalismus und Universalismus zu sehen. King war sich seiner Rolle als schwarzer Prediger vollkommen bewusst. Sein zweifellos vorhandener Universalismus, seine Bereitschaft zum Ausgleich und zur Vergebung, seine ganz prophetische Vision von Freiheit und Gleichheit beruhte gerade nicht auf einer postethnischen Farbenblindheit. Wie beim Hl. Paulus blieben Männer und Frauen, Griechen und Heiden, Freie und Sklaven auch in Christus das, was sie waren. Für King lösten sich die unterschiedlichen Erfahrungshintergründe von Schwarzen und Weißen, von Protestanten, Juden und Katholiken, von Südstaatlern und anderen Amerikanern nicht einfach wie durch ein Wunder auf, sondern sollten visionär, in versöhnter Verschiedenheit, zusammengeführt werden. Genauer: Jeder Mensch war Ebenbild Gottes, aber funktional und historisch auf eine je spezifische Weise. Insofern war für King der von modernen Interpreten gerne aufgetane Widerspruch von "weißer" und "schwarzer" Theologie wenig bedeutungsvoll. Beide gründeten auf der Lektüre der einen Bibel. Das protestantische Formalprinzip sola scriptura wirkte sich hier unmittelbar aus. Aber für Schwarze standen in dieser einen Bibel notwendig andere Dinge im Vordergrund als für Weiße, und daran würde sich auch zukünftig nichts ändern. Gleichzeitig hinderte dies Schwarze aber nicht daran, von Weißen zu lernen – und umgekehrt.

Zentrale soziale Referenzgruppe, das eigentliche "Wir" seiner Reden, blieb für King indes "the American Negro", ein Begriff, der in der Traumrede mehr als ein Dutzend Mal prominent vorkommt. Weder rekurrierte er auf eine farbenblinde Gesellschaft, die so tut, als existierten keinerlei Differenzen, noch auf den "African American" der radikalen Bürgerrechtler, denen es wichtiger war, Differenz zu markieren, als die Gemeinsamkeiten der Kinder Gottes zu betonen. Die Schöpfungsordnungen von Volk und Ethnie blieben weiterhin gültig und wurden vom Reich Gottes bloß überformt, nicht aber aufgehoben – eine deutlich kulturpluralistische Wendung in Kings liberalem und theologischem Universalismus. Universal waren primär die Rechte auf Freiheit, Gleichheit und Partizipation. Weder ein reiner Assimilationismus im Sinne einer Totalanpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft, noch ein schwarzer, nationalistischer Segregationismus standen demnach für King auf der Tagesordnung, sondern eine religiös-philosophisch legitimierte Integration auf der Basis prozeduraler und personaler Gleichheit der Kinder Gottes im Königreich Gottes, im Wissen um das jeweils eigene Erbe – was für den stolzen "Negro" King letztlich die erlösende Akzeptanz des historischen Opfergangs der schwarzen Amerikaner im Allgemeinen, aber auch die christozentrische Hinnahme des eigenen, stellvertretenden Todes im Interesse der Gesamtheit bedeutete. King war also niemals ein devoter "Uncle Tom", sondern propagierte ein sehr besonderes, in seiner religiösen Dimension kaum zu überbietendes Selbstbewusstsein, das jedoch außerhalb einer religiösen Rezeptionssphäre kaum reproduzierbar war.

Rezeption und Wirkung

Diese Synthese aus neo-orthodoxer und evangelikaler Theologie sowie moderner Philosophie, aus akademischer Intellektualität und persönlicher Erfahrung vor dem konkreten Zeithintergrund der Jahre um 1960 ließ sich dementsprechend nicht dauerhaft durchhalten. King selbst rückte im Zuge des eskalierenden Vietnamkriegs und der offenkundig rassistischen Behandlung schwarzer Soldaten in Südostasien allmählich davon ab. Er wurde radikaler und näherte sich in Rhetorik und Forderungen an den schwarzen Nationalismus an. Insbesondere seine Kampagnen in Chicago scheiterten, weil die Strukturbedingungen schwarzen bürgerrechtlichen Aktivismus in den Industriemetropolen des Nordens und Mittelwestens ganz anders waren als im Süden. Der Martin Luther King von 1968, dem Jahr, in dem er ermordet wurde, war ein anderer als der von 1963, obwohl er an zentralen Topoi seines Denkens und Handelns, allen voran dem gandhistischen Prinzip der Gewaltlosigkeit, unbeirrt festhielt. Sowohl dieser Wandel als auch die Komplexität von Kings ursprünglicher Synthese trugen dann dazu bei, die Rezeption der Traumrede erheblich zu erschweren. Insbesondere ging in nahezu sämtlichen Rezeptionsstufen die theologische Tiefendimension von Kings Ansatz verloren.

Erst einmal aber fand die Rede über den Tag hinaus kaum weitergehende Beachtung. Sie war eben lediglich eine von vielen. Erst nach der Ermordung Kings im Jahr 1968 und dem nachfolgenden Prozess staatlichen und medialen Gedenkens rückte sie in den Vordergrund, um schließlich zu der Rede Kings schlechthin zu mutieren. Vor allem mit der Ritualisierung der Erinnerung durch den Martin Luther King Day als nationalem Feiertag bekam die Ansprache, insbesondere die Traumsequenz und die Let Freedom Ring-Sequenz, durch die permanente mediale Erinnerungsschleife ikonischen Charakter. Bald lernten amerikanische Schulkinder sie als Musterfall nationaler Rhetorik kennen. In einem weiteren Schritt wurde King zur dominierenden Figur, stellenweise zum einzigen Gesicht der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Im Verlauf der 1970er bis 1990er Jahre wurde er schließlich in der Erinnerung weißer Liberaler und auch vieler Konservativer zu einer im Grunde harmlosen Gestalt, einem menschenfreundlichen, liberalen Universalisten, der jegliche Gewalt strikt verwarf, und damit zum beliebten Gegenbild zu den radikalen, antiliberalen schwarzen Nationalisten und Segregationisten. Weder der späte, deutlich radikalere King, noch die Tiefe seiner theologisch-philosophischen Spekulationen wurden einbezogen. Der Baptistenprediger stieg zum Leitbild eines im Grunde harmlosen, sozial stabilisierenden, postethnisch-farbenblinden Reformliberalismus auf.

Selbst jene schwarzen Politiker und Prediger, die unmittelbar aus seiner Bewegung hervorgingen, vermochten die Komplexität seiner Synthese nicht aufrechtzuerhalten. Wenn sich beispielsweise Jesse Jackson, der Anführer der demokratischen Regenbogenkoalition, in antisemitischen Äußerungen über Juden als "Hymies" erging, mochte er rhetorisch formal noch so sehr an King anschließen, inhaltlich verfehlte er ihn. Noch schlimmer erging es King postum in den Kreisen der verschiedenen radikalen schwarzen Bewegungen, von der Nation of Islam über die Black-Power-Bewegung, die Black Panther Party bis hin zu den Antirassisten der Critical Race Theory und den Aktivisten von Black Lives Matter. Sie alle verstanden ihn im Kern exakt so, wie ihn die reduktionistische Erinnerungskultur des weißen, liberalen Amerika medial verkaufte, nämlich als universalistischen Liberalen. Zusätzlich interpretierten sie die heiligen Texte der amerikanischen Zivilreligion nicht mehr als uneingelöstes Versprechen oder als Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sondern als von Beginn an durch die Erbschuld eines inhärenten, strukturellen Rassismus verdorbenes Ideologiekonstrukt weißer Suprematie. Interessanterweise adaptierten sie auf diese Weise einen ahistorischen Essentialismus, der auf dem Mythos des Uranfangs beruht und keine weitere historische Dynamik mehr zulässt, womit sich gerade postmoderne Antirassisten in Widerspruch zu ihrem neohistoristischen, antiessentialistischen Relativismus setzen. Ein Verständnis für Kings synthetisches Denken war und ist auf dieser Basis nicht zu gewinnen. Kings Ansatz wurde in einen schablonenhaften, manichäischen Dualismus von "schwarz" und "weiß" in einem sich wechselseitig ausschließenden Verständnis gepresst, er selbst als Chamäleon oder als angepasster "Onkel Tom" denunziert, ja sogar selbst als Rassist kritisiert.

Wer immer sich fortan an King orientieren wollte, musste damit leben, zwischen der Skylla einer defizitären liberalen Erinnerungskultur und der Charybdis schwarzen, nationalistischen Unverständnisses zu navigieren. Am ehesten gelang dies Barack Obama, der allerdings die religiöse Dimension von Kings Denken gleichfalls weithin ausblendete, obwohl er über Jeremiah Wright, den Pastor der Trinity United Church of Christ, nach agnostischen, säkular humanistischen Anfängen durchaus in einer – freilich radikalen – Lesart der Theologie der HBC religiös sozialisiert worden war. Daher ersetzte er die Opfertheologie und das prophetische Selbstverständnis Kings durch den impliziten und expliziten Verweis auf die vermittelnde Funktion seines eigenen "mixed-race"-Körpers. Von Kings Rhetorik übernahm er zuvörderst die liberal-fortschrittsoptimistischen Konzepte von hope und change sowie den Verweis auf den dynamischen Charakter der US-Verfassung als Versprechen einer großartigen Zukunft. Obamas Denken war dabei stark von postethnischen Konzepten einer integrationistischen, farbenblinden Gesellschaft geprägt, stand also dem Liberalismus näher als sein Vorbild. Dies wurde intensiviert durch Obamas Rückbezug auf Abraham Lincoln, Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson und sogar auf den notorisch optimistischen konservativen Visionär Ronald Reagan. Obama suchte dementsprechend Anschluss an die integrative, synthetische Kraft von Martin Luther King, aber auf Kosten von dessen genuin religiöser Motivik, die den eigentlichen Kern seiner Vorstellungswelt ausmachte.

Da Obama über ein eigenes, herausragendes rhetorisches Talent verfügt, konnte er dieses Defizit, das den gewandelten Zeitumständen geschuldet war, problemlos überspielen. Gerade der amerikanische Liberalismus hatte seit den 1960er Jahren eine intensive Säkularisierung durchlebt, die Kings Denken ähnlich verständnislos gegenüberstand wie der Antirassismus und der schwarze Nationalismus. Insofern beschränkt sich dessen zeitgenössische Rezeption derzeit eher auf rhetorische Annäherungen, wie man sie etwa auch bei der Vizepräsidentin Kamala Harris zu erkennen vermag. Martin Luther King, Jr. wird mit seiner synthetischen Kraft auf absehbare Zeit wohl ein Solitär bleiben.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. David A. Bobbitt, The Rhetoric of Redemption. Kenneth Burke’s Redemption Drama and Martin Luther King, Jr.’s "I Have a Dream" Speech, Lanham 2004, S. 17–26.

  2. Vgl. etwa Drew D. Hansen, The Dream. Martin Luther King, Jr. and the Speech That Inspired a Nation, New York 2003, S. 1–12.

  3. Vgl. dazu die bemerkenswert gründliche Studie von Manfred Berg, Lynchjustiz in den USA, Hamburg 2014; allgemein Grace Elizabeth Hale, Making Whiteness. The Culture of Segregation in the South, New York 1998. Zur Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung im Kontext der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg vgl. u.a. Andrew Hartman, A War for the Soul of America. A History of the Culture Wars, Chicago 2015; William H. Chafe, The Unfinished Journey. America Since World War II, New York 1999; James T. Patterson, Grand Expectations. The United States, 1945–1974, New York 1997; Mary L. Dudziak, Cold War Civil Rights. Race and the Image of American Democracy, Princeton 2000. Siehe neuerdings auch Bruce J. Dierenfield, The Black Freedom Struggle in America, New York 2021; Jonathan Scott Holloway, The Cause of Freedom. A Concise History of African Americans, New York 2021; Thomas C. Holt, The Movement. The African American Struggle for Civil Rights, New York 2021. Zur Geschichte der Historiografie und ihren Debatten vgl. Kevern Verney, The Debate on Black Civil Rights in America, Manchester 2006.

  4. Vgl. etwa James Zeigler, Red Scare, Racism, and Cold War Radicalism, Jackson 2015, dessen Ausführungen indes daran kranken, die außenpolitischen Rahmenbedingungen kommunistischer Expansion in Osteuropa beziehungsweise stalinistischer und poststalinistischer Herrschaftspraktiken nicht zu reflektieren.

  5. Vgl. Manfred Berg, The Ticket to Freedom. Die NAACP und das Wahlrecht der Afro-Amerikaner, Frankfurt/M. 2006.

  6. Vgl. Bobbitt (Anm. 1), S. 17f.

  7. Vgl. Hansen (Anm. 2), S. 12.

  8. Vgl. Bobbitt (Anm. 1), S. 2f.

  9. Vgl. Hansen (Anm. 2), S. 17–25, Bobbitt (Anm. 1), S. 23ff.

  10. Vgl. John D’Emilio, Lost Prophet. The Life and Times of Bayard Rustin, Chicago 2004; Nicole Hirschfelder, Opposition as Process. The Case of Bayard Rustin, Heidelberg 2014.

  11. Vgl. Bobbitt (Anm. 1), S. 26–30.

  12. Vgl. zur Biografie die sehr anregende Studie von Britta Waldschmidt-Nelson, Gegenspieler. Martin Luther King – Malcolm X, Frankfurt/M. 2000.

  13. Vgl. Hansen (Anm. 2), S. 65–98 und allgemein Carolyn Calloway-Thomas/John Louis Lucaites (Hrsg.), Martin Luther King and the Semantic Power of Public Discourse, Tuscaloosa 1993.

  14. Vgl. Hansen (Anm. 2), S. 172f.; Bobbitt (Anm. 1), S. 14f.

  15. Vgl. Michael Hochgeschwender, War Martin Luther King ein Linksevangelikaler? Eine historisch-theologische Untersuchung, in: Zeitschrift für Theologie und Gemeinde 23/2018, S. 288–304.

  16. Siehe dazu Bobbitt (Anm. 1), S. 8–10, S. 101–122.

  17. Zu dieser Diskussion vgl. Fredrik Sunnemark, Ring Out Freedom! The Voice of Martin Luther King, Jr. and the Making of the Civil Rights Movement, Bloomington 2004, S. 8.

  18. Vgl. ders., An Inescapable Network of Mutuality. Discursivity and Ideology in the Rhetoric of Martin Luther King, Jr., Göteborg 2001, S. 260–309.

  19. Zur Gandhi-Rezeption bei King vgl. Bobbitt (Anm. 1), S. 6.

  20. Zur Rezeption und dem Erbe Kings siehe Michael Haspel/Britta Waldschmidt-Nelson (Hrsg.), Martin Luther King. Leben, Werk und Vermächtnis, Weimar 2008; Britta Waldschmidt-Nelson/Marcia Chatelain/Sharon Monteith (Hrsg.), Staging a Dream. Untold Stories and Transatlantic Legacies of the March on Washington, Washington, D.C. 2015. Vgl. auch Hansen (Anm. 2), S. 167–206. Einzig der Direktor der Domestic Intelligence Division des FBI, William Sullivan, sah in einem Memorandum vom 30.8.1963 in King die größte Gefahr für die nationale Sicherheit der USA. Für den Hinweis danke ich Dr. Andreas Etges, LMU München.

  21. Vgl. zum historischen Kontext der Folgezeit allg. James T. Patterson, Restless Giant. The United States from Watergate to Bush v. Gore, New York 2005; Philip Jenkins, Decade of Nightmares. The End of the Sixties and the Making of Eighties America, New York 2006; Robert V. Daniels, The Fourth Revolution. Transformations in American Society from the Sixties to the Present, New York 2006, S. 97–118; Daniel T. Rodgers, Age of Fracture, Cambridge 2011, S. 111–143.

  22. Vgl. Hansen (Anm. 2), S. 212–215.

  23. Vgl. Edward P. Morgan, The Good, the Bad, and the Forgotten. Media Culture and Public Memory of the Civil Rights Movement, in: Renee C. Romano/Leigh Raiford (Hrsg.), The Civil Rights Movement in American Memory, Athens 2000, S. 137–166.

  24. Vgl. zum Verhältnis von Liberalismus und Rassismus die luzide Studie von Charles W. Mills, Black Rights/White Wrongs. The Critique of Racial Liberalism, New York 2017.

  25. Vgl. das einschlägige Essay von David A. Hollinger, Postethnic America. Beyond Multiculturalism, New York 1995.

  26. Vgl. allg. Grace Elizabeth Hale, A Nation of Outsiders. How the White Middle Class Fell in Love with Rebellion in Postwar America, New York 2011, S. 204–236; siehe auch Bobbitt (Anm. 1), S. 104–111.

  27. Vgl. Franziska Meister, Racism and Resistance. How the Black Panthers Challenged White Supremacy, Bielefeld 2017.

  28. Vgl. z.B. Ibram X. Kendi, Gebrandmarkt. Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika, München 2016; Ijeoma Oluo, Das Land der weißen Männer. Eine Abrechnung mit Amerika, Hamburg 2021; Wulf D. Hund, Rassismus und Antirassismus, Köln 20222; Richard Delgado/Jean Stefancic, Critical Race Theory. An Introduction, New York 2012. Speziell zu Black Lives Matter vgl. Allen Devin (Hrsg.), No Justice, No Peace. From the Civil Rights Movement to Black Lives Matter, New York 2022; Christopher Cameron (Hrsg.), Race, Religion, and Black Lives Matter, Nashville 2021; Cedric Johnson, The Panthers Can’t Save Us Now. Debating Left Politics and Black Lives Matter, New York 2022. Zu den historischen Kontexten vgl. Ulrike Heider, Schwarzer Zorn und weiße Angst, Frankfurt/M. 1996. Zur Kritik s.v.a. die formallogischen Analysen des neuscholastischen Philosophen Edward Feser, All One in Christ. A Catholic Critique of Racism and Critical Race Theory, San Francisco 2022, S. 71–98; John McWhorter, Die Erwählten. Wie der neue Antirassismus die Gesellschaft spaltet, Hamburg 2021; Sabine Beppler-Spahl (Hrsg.), Schwarzes Leben, weiße Privilegien? Zur Kritik an Black Lives Matter, Frankfurt/M. 2020.

  29. Vgl. Jonathan Rieder, The Word of the Lord is Upon Me. The Righteous Performance of Martin Luther King, Jr., Cambridge 2008.

  30. Vgl. Morgan (Anm. 23), S. 129–166.

  31. Vgl. dazu Jens Kabisch, Innocent Nation. Barack Obama und die Politik der Authentizität, Wien 2013.

  32. Zum Niedergang der spezifisch schwarzen Religiosität in den USA siehe Curtis J. Evans, The Burden of Black Religion, New York 2008, S. 223–265.

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ist Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte, Empirische Kulturforschung und Kulturanthropologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
E-Mail Link: michael.hochgeschwender@lmu.de