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Urteilskraft und Risiko | Risikokompetenz | bpb.de

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Urteilskraft und Risiko Von der Sehnsucht nach Konformität in Krisenzeiten

Julian Nida-Rümelin Nathalie Weidenfeld

/ 19 Minuten zu lesen

Nur mit politischer Urteilskraft können moderne demokratische Gesellschaften neuen Risiken angemessen begegnen. Urteilskraft aber setzt die Fähigkeit zur Kritik und zur eigenständigen Stellungnahme auch angesichts herrschenden Konformitätsdrucks voraus.

In Nigeria bringt ein Taxifahrer eine blutende Patientin in ein Krankenhaus. Beim Abladen der Patientin erfährt er, dass diese an Ebola leidet. Er brüllt, rauft sich die Haare und schreit das Krankenhauspersonal an. Er weiß genau, dass bei einer so ansteckenden Krankheit wie Ebola diese Fahrt möglicherweise sein eigenes Todesurteil bedeutet.

Als New York von riesigen, eiskalten Flutwellen überschwemmt wird, bricht eine Massenpanik aus. Die Bewohner flüchten auf Hochhäuser, in U-Bahn-Schächte. Wer hätte gedacht, dass die nahende Eiszeit jetzt schon beginnt?

Nach einem Erdbeben wird ein Atomkraftwerk im Süden Koreas schwer beschädigt. Die Mitarbeiter wissen nicht, was zu tun ist. Der Cheftechniker rät dem Direktor des Werks, offiziell Alarm auszurufen und die Anwohner zu benachrichtigen, damit diese evakuiert werden können. Der aber weigert sich. Stattdessen herrscht er die Arbeiter an, weiterzuarbeiten. "Es gibt überhaupt keinen Grund durchzudrehen. Gehen Sie ganz normal Ihrer Arbeit nach." Die Mitarbeiter sehen ihn entgeistert an. Will er die Gefahr unbewusst verdrängen? Oder geht er bewusst ein Risiko ein, in der Hoffnung, dass die Folgen doch nicht so schlimm sein werden, wie eigentlich zu erwarten ist? Aber selbst der Präsident Südkoreas zögert, eine Evakuierung anzuordnen. Was, wenn eine Massenpanik ausbricht? Wären dann die Kollateralschäden nicht größer?

Szenen wie diese stammen aus Katastrophenfilmen wie "93 Days", "The Day After Tomorrow" und "Pandora". Leider sind Situationen wie diese aber nicht nur auf Filme beschränkt – wir hatten es in der Vergangenheit sowohl mit beschädigten Atomkraftwerken als auch mit Ebola-Epidemien zu tun, auch wenn uns eine innerhalb weniger Stunden hereinbrechende Eiszeit wie in "The Day After Tomorrow" bislang noch erspart geblieben ist. Katastrophen sind ein Teil unserer Menschheitsgeschichte. In all diesen Situationen geschieht meist das, was in Filmen auch geschieht: Politiker versuchen, Massenpanik zu vermeiden, Risiken zu beschränken und ihr Image nicht zu beschädigen. Sie sind in der schwierigen Position, sich von der Gesamtlage ein Bild machen und auf dieser Basis Entscheidungen treffen zu müssen, was vor allem angesichts sich zuweilen widersprechender Expertenmeinungen nicht einfach ist. Es droht ein Clash zwischen der Bevölkerung und der Regierung, der vorgeworfen wird, die Krise nicht gut zu bewältigen. Und dann sind da natürlich auch noch die Menschen mit ihren individuellen psychologischen Reaktionen auf Krisensituationen. Manche behalten einen kühlen Kopf, manche werden hysterisch und überschätzen die Gefahrenlage, und andere wiederum denken selbst in Krisensituationen nur an ihren eigenen ökonomischen Vorteil.

Aber es ist nicht nur das Individuum, das, konfrontiert mit Unsicherheiten und Gefahren, ratlos oder sogar kopflos werden kann, auch ganze Gesellschaften müssen sich Risiken stellen und auf diese reagieren. Ohne Verständigung über das, was gefährdet ist, und das, was eine angemessene Reaktion sein könnte, werden Gesellschaften und Kulturen in der Krise handlungsunfähig. Die Covid-19-Pandemie hat große Teile der Welt in eine anhaltende Ratlosigkeit gestürzt und nicht nur viel Leid über betroffene Familien gebracht, Todesopfer und Gesundheitsschäden verursacht, sondern auch aufgezeigt, wie vulnerabel die global vernetzte Ökonomie ist. Institutionen und Systeme wurden auf den Prüfstand gestellt, und Prüfungen solcher Art wird es auch in Zukunft geben. Daher ist es wichtig, über individuelle Risiken nachzudenken und Kriterien eines rationalen Umgangs mit diesen zu entwickeln. Wichtig ist ein sensibler, aufgeklärter, vernünftiger und moralischer Umgang mit der Realität des Risikos. Risiko ist kein Konstrukt. Es ist real. Und wir sind herausgefordert, uns mit dieser Realität zu arrangieren.

Gesellschaftliche Risikoeinschätzung

Wenn sich eine Gesellschaft darüber einig ist, was in welchem Maß als Schaden zu bewerten ist, dann genügt meist der Hinweis, in welchem Umfang und mit welcher Wahrscheinlichkeit dieser Schaden auftreten kann, um Risiken für diese Gesellschaft zu bestimmen. So sind wir uns fast alle einig, dass der vorzeitige Tod eines Menschen ein Übel ist, das, wenn irgend möglich, vermieden werden sollte. Daraus wird dann gerne der Schluss gezogen, dass, im Hinblick auf dieses Übel, allein die Zahl der zu erwartenden Todesfälle ausschlaggebend ist, um das Risiko zu bestimmen. Das kann jedoch zu ethisch inakzeptablen Konsequenzen führen. So dürfen wir einzelnen Menschen nicht zusätzliche Risiken auferlegen, um andere Menschen zu schützen – diese Form der Verrechnung würde dem Verbot der Instrumentalisierung widersprechen. Es ist also nicht lediglich das Aggregat, die Summe der Todesfälle, das hier relevant ist, sondern auch die Art und Weise, wie die Risiken verteilt sind.

Vorher müssen wir eine weitere Tatsache beachten, nämlich die, dass es neben der Subjektivität der Schadensbewertung auch eine Subjektivität der Wahrscheinlichkeitsbewertung gibt. Zwar wäre es irrational, wenn die Wahrscheinlichkeitsschätzungen von den verfügbaren frequentistischen Daten abwichen, aber in vielen Fällen sind solche Daten nicht verfügbar oder unzuverlässig. Um dann nicht die Grundlagen jeder rationalen Risikopraxis einzubüßen, müssen Wahrscheinlichkeitsschätzungen zugrunde gelegt werden, die jedoch nicht willkürlich sein dürfen, sondern gewisse Mindestbedingungen an Kohärenz erfüllen müssen.

Obwohl es also eine subjektive Komponente, sowohl hinsichtlich der Wahrscheinlichkeiten wie auch der möglichen Schäden, die ein Risiko ausmachen, gibt, lässt sich das Risiko in dem Maß objektivieren, in dem man sich auf Bewertungsmaße einigen kann. So ist es zum Beispiel naheliegend, im Falle technologischer Großrisiken und Naturkatastrophen als Schadensmaß die Anzahl der Todesfälle zugrunde zu legen. Sofern diese Anzahl bestimmt werden kann, ist der eingetretene Schaden objektiv bestimmbar. Ähnlich gilt für Wahrscheinlichkeiten, dass das Vorliegen von hinreichend verlässlichen und umfangreichen frequentistischen Daten Meinungsunterschiede bezüglich der Wahrscheinlichkeitsschätzungen erübrigt.

Aber auch dann, wenn man sich auf eine solche objektive Risikobestimmung einigen kann, sind Differenzierungen erforderlich, die die Beurteilung wieder verkomplizieren. Nicht erst durch die Covid-19-Pandemie, sondern schon in vielen vorausgegangenen Risikosituationen ist es üblich geworden, die Anzahl der eingetretenen Todesfälle öffentlich zu kommunizieren. Dabei handelt es sich allerdings um eine verkürzte Information, die massive Fehlinterpretationen des Risikoausmaßes nach sich ziehen kann. Nehmen wir das Beispiel der Hitzewelle im Sommer 2003. Mit insgesamt 40000 bis 75000 Todesopfern in Europa gilt sie als eine der größten Naturkatastrophen der letzten 40 Jahre. Laut der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" sorgte die Hitzewelle allein in Frankreich zusammen mit unzureichenden Klimaanlagen in Kliniken und Altenheimen für rund 15000 Todesfälle. Wenn man in die Mortalitätsstatistik blickt, ergibt sich für Frankreich eine beträchtliche Übersterblichkeit (Exzessmortalität) in der Hitzephase. Auf diese Phase überhöhter Sterblichkeit folgte allerdings auch eine Phase leicht abgesenkter Sterblichkeit, sodass über einen längeren Zeitraum hinweg die Sterblichkeit wieder weitgehend ausgeglichen wurde. Die naheliegende Interpretation für dieses Phänomen ist, dass durch die erhöhten Temperaturen Menschen gestorben sind, die ansonsten in einigen Tagen, Wochen oder Monaten gestorben wären. Der Todeszeitpunkt dieser Personen wurde also um eine vergleichsweise kurze Zeitspanne vorverlegt, und da diese Menschen in den folgenden Wochen und Monaten nicht mehr starben, wie es sonst der Fall gewesen wäre, sank anschließend die Zahl der Todesfälle in der Gesamtbevölkerung. In Deutschland etwa weist das Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst Nordrhein-Westfalen darauf hin, dass die auch in Deutschland im Sommer 2003 erkennbare Übersterblichkeit mit der in den anschließenden Monaten auftretenden Untersterblichkeit verrechnet werden muss. Dieses Phänomen darf nicht als Bagatellisierung dieser Todesfälle missverstanden werden, es sollte auch nicht als Argument für eine Verrechnung von Menschenleben herangezogen werden. Aber der Unterschied zwischen der Verkürzung eines Menschenlebens um 20 oder 40 Jahre und der Verkürzung des Lebens eines Schwerkranken um vier Wochen durch unzureichend funktionierende Klimaanlagen ist für eine rationale Risikoeinschätzung relevant.

Der Umgang mit frequentistischen Daten birgt ein großes Missbrauchspotenzial. So wird zum Beispiel aus der Tatsache, dass in Deutschland in Phasen sommerlicher Hitzeperioden die Sterblichkeit der Bevölkerung zunimmt, geschlossen, dass ein Temperaturanstieg in Deutschland durch den Klimawandel entsprechend die Sterblichkeit erhöhen würde. Für Großbritannien versuchte der Umweltepidemiologe Shakoor Hajat, die Folgen der erwarteten Erderwärmung auszurechnen, und kam zu dem Schluss, dass sich in den nächsten Jahren die Zahl der Hitzetoten verdreifachen könnte. Der Denkfehler liegt auf der Hand: Auch wenn in allen Ländern der Welt jeweils in Hitzeperioden die Sterblichkeit erhöht ist, heißt dies keineswegs, dass durch Temperaturanstieg die Sterblichkeit erhöht wird. Süditalien hat eine höhere Lebenserwartung als Norddeutschland, trotz 7 Grad höherer Durchschnittstemperatur. Auch in Ländern mit großem Nord-Süd-Gefälle, wie etwa Russland, ist kein Zusammenhang zwischen höheren Durchschnittstemperaturen und der Lebenserwartung erkennbar, obwohl wir annehmen können, dass für all diese Regionen gilt, dass in Hitzeperioden, und sei es in Sibirien, die Sterblichkeit zunimmt.

Generell gilt für Wahrscheinlichkeitsabschätzungen, dass es auf die konkrete Verteilung ankommt. Es ist nicht richtig, jeweils die Durchschnittswahrscheinlichkeit zur Bestimmung eines Risikos heranzuziehen, schon deswegen nicht, weil unterschiedliche Schadenswahrscheinlichkeiten manche Menschen besonders treffen, während andere so gut wie keinem Risiko ausgesetzt sind. Die Verteilung ist dann doppelt relevant: zum einen hinsichtlich der Zumutbarkeit für die einzelnen Personen und zum anderen hinsichtlich der Gerechtigkeit der Risikoverteilung.

Risiken haben immer zwei Komponenten: das Ausmaß des möglichen Schadens und die Wahrscheinlichkeit, mit der dieser Schaden eintreten könnte. Beide haben sowohl einen objektiven wie auch einen subjektiven Aspekt. Die Rationalität der Risikobeurteilung und der darauf beruhenden Praxis ist nicht erst dann möglich, wenn eine vollständige Objektivierung dieser beiden Komponenten erfolgt. Sie hängt davon ab, dass wir uns in der Gesellschaft auf einen Korridor verständigen können, innerhalb dessen sich unsere Wahrscheinlichkeits- und Schadenseinschätzungen bewegen. Doch diese Verständigung ist mitunter schwierig – und gerade in Krisenzeiten von hohem Konformitätsdruck geprägt.

"Die Welle"

In der Romanverfilmung "Die Welle" aus dem Jahr 2008 bekommt der coole Lehrer Rainer Wenger, gespielt von Jürgen Vogel, von seiner Direktorin für die Projektwoche der Abiturienten das Thema "Autokratie" aufgedrückt. Als die Jugendlichen beteuern, dass eine autokratische Herrschaft heutzutage niemals funktionieren würde, beschließt er, seinen Schülern durch ein Experiment zu verstehen zu geben, was passieren kann, wenn eine charismatische Figur einer Gemeinschaft das Gefühl von Identität, Zugehörigkeit, Macht und Überlegenheit vermittelt.

Zunächst beginnt es recht harmlos: Die Schüler sollen ihn stets mit "Herrn Wenger" anreden und aufstehen, wenn sie mit ihm reden – natürlich nur, wenn er sie dazu auffordert. Dann sollen die Schüler mit körperlichen Ertüchtigungen, wie im Gleichschritt auf- und abzumarschieren, ein Gefühl für Gleichtakt und gemeinschaftliche Stärke bekommen. Dann entscheiden sich Herr Wenger und seine Schüler dazu, eine Uniform zu tragen: Die Wahl fällt auf ein weißes Hemd. Die einzige, die sich gegen die wachsende Konformität zur Wehr setzt, ist die Schülerin Karo. Sie weigert sich, die neue Uniform anzuziehen und betritt am nächsten Morgen in einem roten T-Shirt das Schulgebäude. Rot, die Farbe der Revolution, der Individualität, des Lebens. Als sie das Klassenzimmer betritt, sticht sie sofort heraus. Genervt setzt sie sich auf ihren Platz und starrt auf die Tafel, auf der "Macht durch Disziplin" und "Macht durch Gemeinschaft" geschrieben steht.

Die Gruppe beschließt, sich einen Namen zu geben. Die Vorschläge reichen von "Die Basis", "Der Pakt", "Das Zentrum" bis hin zu: "Die Welle". Karo schlägt "Die Veränderer" vor, bekommt hierfür aber keine einzige unterstützende Stimme. Im Laufe der nächsten Tage entwickelt sich die "Welle" zu einer echten Bewegung, die zunehmend mit faschistischen Methoden arbeitet. Mitglieder der eigenen Gruppe werden unterstützt, Andersdenkende ausgegrenzt. Karo entscheidet sich dazu, gegen die "Welle" vorzugehen. Sie fertigt Flugblätter an und versucht, ihre Mitschüler von der Gefährlichkeit der "Welle" zu überzeugen – auch wenn sie zunehmend Angst bekommt, von den Mitgliedern gemobbt, ja womöglich auch verletzt zu werden. Am Ende muss der Lehrer einsehen, dass sein Versuch zwar gelungen, dafür aber die Menschlichkeit der Schüler im Laufe des Experiments verloren gegangen ist. Als der Lehrer vor die Klasse tritt und das Experiment für beendet erklärt, holt ein Schüler, der sich besonders mit der "Welle" identifiziert hat, eine Pistole heraus. Ohne die "Welle" kann er nicht mehr leben, und so schießt er erst auf einen Mitschüler und dann auf sich selbst. Der Schüler stirbt und lässt einen verzweifelten Lehrer und eine traumatisierte Schulklasse zurück.

Gruppen und Konformität

Der Film und das Buch "Die Welle" basieren auf einem echten, 1967 in Kalifornien durchgeführten Versuch eines Geschichtslehrers, an einer High School innerhalb einer Woche eine faschistische Bewegung entstehen zu lassen, um die Schüler hautnah miterleben zu lassen, warum und wie die Nazi-Bewegung in Deutschland Fuß fassen konnte. Wie im Film war auch der echte Lehrer nicht nur erstaunt darüber, wie erfolgreich das Experiment war, sondern auch darüber, wie sehr er selbst dem Zauber der Machtergreifung und der Konformität erlegen war. Er brach den Versuch ab, zum Glück ohne versuchten Mord und Selbstmord.

Schon zuvor hatte es in der Psychologie und der Soziologie immer wieder Studien zum menschlichen Grundbedürfnis nach Konformität und Zugehörigkeit gegeben. So konnte etwa 1951 der Psychologe Solomon Asch anhand eines Experiments, das als das "Konformitätsexperiment" bekannt ist, feststellen, dass zwei Drittel der Probanden sich der jeweiligen Mehrheitsmeinung anschlossen, auch wenn ihnen klar war, dass diese Meinung offensichtlich falsch war. Zwar ging es in Aschs Experiment nur um die Einschätzung der Länge von Linien, doch schloss er aus diesem Verhalten auf das generelle Verhalten von Menschen, die bekanntlich nicht nur gemeinsam über Linien zu urteilen haben, sondern mitunter auch über wichtige politische Entscheidungen.

Wenn sich die Kommunikationskanäle zwischen den Anhängern gegensätzlicher Auffassungen in diskursiven Gemeinschaften, etwa in den Sozialen Medien, verschließen, wird ein solcher Mechanismus noch verstärkt. Eine solche diskursive Abschottung ist heute in weit höherem Umfang möglich als vor der Entstehung der Internetkommunikation. Eigene Publikationsorgane konnten sich in früheren Zeiten nur mühsam gegen Massenmedien behaupten. Unterdessen ist es recht einfach geworden, Gruppen zu bilden, deren Zugehörigkeiten durch geteilte Überzeugungen bestimmt sind. Innerhalb dieser Filterblasen der Social-Media-Kommunikation wirkt sich der Konformismus in Form ideologischer Abschließung aus. Kritische Einwände kommen erst gar nicht mehr ins Bewusstsein. Wenn sich Vorurteile gegen andere verfestigt haben, ist aber genau dieser Austausch wichtig – zumindest als ein erster Schritt, wie der Psychologe Muzafer Sherif in seinem berühmt gewordenen "Ferienlagerexperiment" gezeigt hat. Sherif erforschte, wie negative Gruppendynamiken entstehen, wie sie wirken und wie sie wieder abgebaut werden können. Sein Experiment zeigte sehr deutlich, wie schwierig es für Gruppen ist, Vorurteile und Animositäten anderen Gruppen gegenüber, die sie als "feindlich" abgestempelt hatten, wieder abzubauen.

In der ersten Phase des Experiments lernten sich alle Teilnehmer zunächst untereinander kennen – 20 bis 24 Jungen im Alter von 10 bis 12 Jahren, die allesamt aus "normalen" Mittelklassefamilien stammten. In der zweiten Phase wurde die Gruppe geteilt. Jede Gruppe sollte sich einen eigenen Namen geben (in diesem Fall waren es die "Bulldogs" und die "Red Devils") und dann gemeinsam Dinge unternehmen. In der dritten Phase sollten die Gruppen gegeneinander antreten. In diesem Stadium war zu beobachten, wie starke Konkurrenz und Animosität entstand. Die Jungs nahmen sich gegenseitig als negativ wahr und unterschieden deutlich in "Wir" und "Die". In der vierten Phase brachte man die beiden Gruppen wieder zusammen, allerdings reichte dies nicht aus, um sie miteinander zu versöhnen. Erst als die Teilnehmer gemeinsam Aufgaben lösen mussten, gemeinsam Freude und gemeinsam Not empfanden, konnten Vorurteile und Animositäten allmählich wieder abgebaut werden.

Konformität in der Coronakrise

Auch in der Coronakrise konnte man in der Gesellschaft ein starkes Bestreben nach Konformität bei gleichzeitiger Abwehr gegen Dissidenten feststellen. Als sich etwa kurz nach dem ersten Lockdown "Corona-Kritiker" zu Wort meldeten – sei es, weil sie kritisierten, dass die Einschätzungen der Bundesregierung falsch seien, weil die Gefahr nicht so schlimm sei wie behauptet, sei es, weil sie meinten, dass die Maßnahmen unangemessen seien, weil zu viele Kollateralschäden drohten und Bürgerrechte verletzt würden – war die Reaktion auf diese Kritik überraschend heftig, obwohl die Sorgen nicht nur vonseiten unseriöser Verschwörungstheoretiker formuliert wurden, sondern auch von seriösen Wissenschaftlern, Ärzten, Epidemiologen, Philosophen, Psychologen und Soziologen. Die Öffentlichkeit teilte sich angesichts der Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung in Windeseile in Pro- und Contra-Fraktionen. Positionen wurden auf emotionale Weise im Netz geäußert und verteidigt. Die Auseinandersetzungen wurden auf Twitter und Facebook ausgetragen und fanden ihren Weg bis in private Beziehungen, für die die Coronakrise nicht selten zum Stresstest wurde. Aber auch in den Leitmedien tobte ein Krieg: Die Krise wurde in ein melodramatisches Narrativ gepackt, das bekanntermaßen nach einem Gut-Böse-Schema funktioniert und in dem das Erkennen und Entlarven des wahrhaft Schuldigen ein zentrales Motiv ist, das mit allen zur Verfügung stehenden emotionalisierenden Mitteln dramatisiert wird. Das war keineswegs nur ein deutsches Phänomen. Auch in anderen Ländern wie etwa in Frankreich konnte man dieses Muster feststellen. Dort war es der renommierte und mit Auszeichnungen überhäufte Epidemiologe und Leiter eines Instituts für Infektionskrankheiten, Didier Raoult, der mit seinen Äußerungen zu Corona für viele Menschen in Frankreich zu einer wichtigen Stimme wurde, von den meisten Leitmedien aber zum gefährlichen Propagandisten für falsche Medikamente und falsche Corona-Maßnahmen stilisiert wurde. Von den Medien wurde Frankreich in zwei abgrenzbare Lager eingeteilt: in die "Pro-Raoultdianer" auf der einen Seite und die "Contra-Raoultdianer" auf der anderen.

In Krisen und angesichts neuer oder unklarer Risiken werden Fragen darüber, was richtig und was falsch ist, oft ideologisiert. Es geht dann nicht mehr um ein Abwägen von Gründen, um Pro und Contra, sondern um die Frage, zu welchem Lager man gehört. Differenziertere Positionen wie etwa solche, die sowohl den Gesundheitsschutz als auch die ökonomische, soziale und kulturelle Vitalität der Gesellschaft im Auge haben, werden dann häufig diffamiert.

Die mediale und auch persönliche Sehnsucht nach Konformität mag in einer Krise, in der Menschen verängstigt sind, psychologisch verständlich sein. Gut für die Demokratie ist sie nicht. Politisches Handeln verlangt vor allem Urteilskraft. Jedes Argument ist zu prüfen, unabhängig von der Person, die es vorbringt. Nur eine inklusive, möglichst viele Positionen einbeziehende Auseinandersetzung mit der Herausforderung und ihren unterschiedlichen Bewältigungsstrategien kann am Ende zu einer Praxis führen, die allgemein zustimmungsfähig ist. Denk- und Diskussionsverbote gibt es weder in der Wissenschaft noch in der demokratischen Politik – zumindest sollte es sie nicht geben. Die Kritikerinnen und Kritiker der Anti-Corona-Maßnahmen mögen sich in manchen ihrer Einschätzungen getäuscht haben – aber auch die diversen Einschätzungen der öffentlichen Unterstützer der Maßnahmen waren nicht über jeden Zweifel erhaben. Gerade in Krisenzeiten müssen sich Menschen genügend Raum für Fallibilismus lassen – auch wenn dies dem psychologischen Bedürfnis nach einer unantastbaren einheitlichen Meinung widerspricht.

Irrtum und Gewissheit

In der Philosophie versteht man unter Fallibilismus die Auffassung, dass alle Überzeugungen irrtümlich sein können, dass es keinen festen Bestand an Behauptungen gibt, die jedem Zweifel grundsätzlich entzogen sind. Die Gegenposition zum Fallibilismus ist der Fundamentalismus. Demnach gibt es ein sicheres Fundament, von dem ausgehend man alles Wissen generieren könne. Seit einigen Jahrzehnten haben vor allem religiöse Fundamentalisten wieder Auftrieb, also jene, die bestimmte Wahrheiten für unumstößlich halten und ihr gesamtes Welt- und Menschenbild an ihnen ausrichten. Typischerweise können Fundamentalisten unterschiedlicher Prägung nicht mehr miteinander diskutieren, da eine solche Diskussion die gegenseitige Akzeptanz ganz unterschiedlicher Glaubenssysteme im weitesten (nicht nur religiösen) Sinne voraussetzen würde. Auch politische Ideologien sind Formen eines Fundamentalismus: Für Marxisten gelten die Thesen von Karl Marx als unumstößlich, während für Anhänger völkischer Ideologien rassistische Behauptungen "wahr" sind.

Die Demokratie aber setzt voraus, dass Bürgerinnen und Bürger offen bleiben für das Argument, dass sie nicht lediglich Gläubige unterschiedlicher Ideologien sind. So bequem es auch ist, Menschen einzusortieren, in Schubladen zu stecken, sie abzustempeln und damit zu diskreditieren – diese Praxis ist mit der Demokratie unvereinbar. In Krisensituationen haben viele Menschen verständlicherweise Angst. Wenn die Herausforderungen neu sind, wie etwa bei ungekannten Infektionskrankheiten, neigen viele Menschen dazu, eine geradezu kindliche Haltung einzunehmen, zu regredieren, wie das Psychologen nennen. Sie sehnen sich dann nach jemandem, der ihnen die Ängste nimmt und Zuversicht einflößt. Das erklärt die Tendenz zum Konformismus in Krisensituationen. Abweichende Meinungen werden als bedrohlich empfunden und die Zugehörigkeit zur Mehrheitsmeinung als beruhigend. Allerdings: Wenn sich die Akteure kein umfassendes Bild mehr machen, nicht mehr alle Optionen wägen, sondern unkritisch dem folgen, was der allgemeinen Stimmungslage entspricht, kann dies unter Umständen die Krise noch verschärfen.

Wenn wir mit Risiken konfrontiert sind, wissen wir typischerweise nicht, welche Folgen unser Handeln am Ende haben wird. Erst im Nachhinein stellt sich heraus, welche kausale Rolle unsere Entscheidung für den weiteren Weltverlauf gespielt hat. Manchmal ist auch im Nachhinein diese Rolle nicht wirklich aufzuklären. Aber einmal angenommen, wir haben uns in einer Situation des Risikos für eine der offenstehenden Handlungsoptionen entschieden. Wir haben etwa eine Geldanlage getätigt in der Erwartung, dass der Aktienwert deutlich steigen wird. Zwei Jahre später stellt sich heraus, dass das ein Irrtum war. Dieser Aktienwert ist gefallen, ja, hat sich halbiert, ein großer Geldverlust ist die Folge. Wissen wir nun, dass es falsch war, diese Anlageform zu wählen? Ja und nein.

Bei der Interpretation stellen sich einige philosophische Fragen: Für Deterministen etwa steht der Weltverlauf immer schon fest. Es gibt keine Zufälle, streng genommen könnte man aus der vollständigen Kenntnis aller Gesetze und der vollständigen Kenntnis eines einzelnen Zustands der Welt, zum Beispiel des aktuellen, alle zukünftigen Weltzustände ableiten. Für Deterministen ist es in diesem Fall daher naheliegend zu sagen, dass die damals getroffene Entscheidung objektiv falsch war. Denn schon zum damaligen Zeitpunkt lag aus dieser Perspektive objektiv fest, dass sich aus ihr negative Konsequenzen ergeben würden. Andererseits ließe sich einwenden, dass es zum damaligen Zeitpunkt für die entscheidende Person unmöglich war, dies richtig abzuschätzen. Immer noch mag man sagen: Die Entscheidung war objektiv falsch, aber diese Tatsache kann man der Person nicht vorwerfen. Die Anlageentscheidung ist nach bestem Wissen erfolgt, die Person hatte sich zuvor hinreichend informiert, mehr zu verlangen wäre nicht zumutbar gewesen.

Für Probabilisten hingegen ist der Weltverlauf nicht determiniert. Zum Zeitpunkt der Entscheidung liegt also noch nicht fest, wie sich die Welt weiterentwickeln wird, die weiteren Pfade der Weltentwicklung haben lediglich eine bestimmte Wahrscheinlichkeit. Richtig ist aus dieser Perspektive eine Entscheidung dann, wenn sie den Erwartungswert ihrer Folgen optimiert. Daher bleibt eine solche Entscheidung – wenn sie den Erwartungswert ihrer Folgen optimiert – auch dann richtig, wenn am Ende das Unwahrscheinliche Realität wird und ein großer Geldverlust eintritt. Die Entscheidung war auch dann objektiv richtig, unabhängig davon, welche Folgen sie hatte.

Urteilskraft in Zeiten des Risikos

Im öffentlichen Diskurs werden diese beiden Aspekte der Bewertung – war die Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt richtig, und welche Folgen hatte die Entscheidung? – immer wieder verwechselt, meist zum Nachteil des Diskussionsgegners. Nehmen wir ein gravierendes historisches Beispiel: Nach einer Phase langanhaltender Prosperität, zunehmender Globalisierung und kulturellen Austauschs spitzten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Konflikte zwischen europäischen Nationalstaaten zu, und in Windeseile verbreitete sich in nahezu allen Staaten eine völlig irrationale Kriegsbegeisterung, die auch die klügsten Köpfe erfasste. Die Fin-de-Siècle-Stimmung und die Belle Époque hatten offenbar einen Überdruss erzeugt, und die Aussicht auf eine existenzielle Herausforderung schien vor allem junge Menschen mit Lebenssinn zu erfüllen. Vielleicht handelte es sich auch um eine Überforderung durch die rasche Modernisierung, die schon damals viele als solche empfanden. Nur sehr wenige kluge Köpfe stellten sich diesem Strom der Begeisterung und des nationalen Überschwangs entgegen. Vier Jahre später, als den meisten klar geworden war, dass der Erste Weltkrieg eine große europäische Katastrophe bedeutete und die beteiligten Nationen leichtsinnig hineingeschlittert waren, als das Volk gegen die Mächtigen aufstand und es in fast ganz Deutschland zu revolutionären Erhebungen kam, die die alten Machteliten stürzten, wollte niemand von den Irrtümern hören, die erst vier Jahre zurücklagen. Die wenigen Mahner und Kritiker wurden nicht rehabilitiert, wenn man einmal von der vorübergehend erstarkten Rolle der linkssozialdemokratischen Abspaltung USPD in den Revolutionswirren absieht. Ja, der Volkszorn richtete sich vor allem gegen diejenigen, die es schon immer besser gewusst hatten.

Eine ähnliche Dynamik zeigte sich nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Herrschaftssystems in Mittel- und Osteuropa. Diejenigen, die sich frühzeitig gegen Diktatur und Gängelung gestellt hatten, spielten zwar eine zentrale Rolle in der Phase des Übergangs zur Demokratie, wurden danach aber rasch marginalisiert. Auch hier zeigt sich ein ähnliches Muster: Die Dissidenten gegen kollektive und individuelle Fehleinschätzungen gelten zunächst als Sonderlinge oder schwer erträgliche Besserwisser, die sich dem Volkswillen entgegenstellen, um dann, wenn sich dieser "Volkswille" als irrtümlich herausstellt, als unliebsame Zeugen des eigenen Irrtums ausgegrenzt zu werden. Man möchte nicht daran erinnert werden, dass es schon früher die Möglichkeit gegeben hätte, die Situation richtig oder zumindest anders zu beurteilen. Irrtümer von Mehrheiten entfalten einen Sog durch den verbreiteten Konformismus, das Bemühen, zu den Stärkeren zu gehören. Irrtümer von Minderheiten müssen sich behaupten gegen den Konformismus der Mehrheit. Richtige Überzeugungen von Mehrheiten bedürfen überdies keiner aufwendigen Begründung, während richtige Überzeugungen, die sich gegen den Irrtum der Mehrheit stellen, eine aufwendige Begründungspraxis erfordern, um sich behaupten zu können. Nur mit einer entwickelten politischen Urteilskraft können Gesellschaften die großen Herausforderungen in Krisenzeiten bestehen. Urteilskraft aber setzt voraus, dass wir uns unsere Fähigkeit zur Kritik und zur eigenständigen Stellungnahme jenseits von Konformismus auch in Zeiten der Angst und des Risikos nicht nehmen lassen.

Der Text ist ein überarbeiteter Auszug aus dem 2021 im Piper-Verlag erschienenen Buch "Realität des Risikos. Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren".

Fussnoten

Fußnoten

  1. Frequentistische Daten beschreiben die relative Eintrittshäufigkeit eines Ereignisses.

  2. Vgl. "Die Zahl der Todesfälle durch Hitze steigt", 13.12.2018, Externer Link: http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-12/klimawandel-shakoor-hajat-hitzewellen-hitzetote-stadtplanung-temperatur-gesundheitsrisiko.

  3. Vgl. Solomon E. Asch, Effects of Group Pressure Upon the Modification and Distortion of Judgments, in: Harold Guetzkow (Hrsg.), Groups, Leadership and Men. Research in Human Relations, Pittsburgh 1951, S. 177–190.

  4. Vgl. Muzafer Sherif et al., Intergroup Conflict and Cooperation: The Robbers Cave Experiment, Oklahoma 1954/1961.

  5. An dieser Stelle stellt sich die interessante Frage, ob diese Verbindung von philosophischem Determinismus und Entscheidungstheorie überhaupt vereinbar ist. Wenn wir Handlungen nach ihren kausalen Folgen für den Weltverlauf beurteilen, aber zugestehen, dass wir nicht jeweils individuell die einzigen sind, die darüber entscheiden, dann scheint es nur zwei Möglichkeiten zu geben: Entweder, unsere Entscheidungen sind ebenfalls Teil der umfassenden Determination, dann scheint das Bemühen um rationale Kriterien richtiger Entscheidungen gegenstandslos zu sein, dann gäbe es nichts zu wählen, weil alles immer schon festliegt. Oder aber der Weltverlauf wäre eben nicht determiniert, weil nicht nur ich selbst, sondern auch andere Personen handelnd intervenieren. Man kann es auch so formulieren: Die Möglichkeit rationaler Entscheidung setzt den Indeterminismus der Welt voraus.

  6. Die SPD hatte sich über die Frage der Kriegskredite und des nationalen Burgfriedens während des Krieges in einen "mehrheitssozialdemokratischen" (MSPD) und einen "unabhängigen" (USPD) Teil gespalten. Der kriegskritische Teil der USPD gehörte 1918 zu den treibenden Kräften der Revolution.

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lehrt Philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er war Staatsminister für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt und ist unter anderem Mitglied der Berlin-Brandenburgischen und der Europäischen Akademie der Wissenschaften.
E-Mail Link: nida-ruemelin.sekretariat@parmenides-foundation.org

ist promovierte Kulturwissenschaftlerin und Autorin.
E-Mail Link: weidenfeld@nida-ruemelin.de