Seit jeher greifen Menschen auf Drogen zurück – sei es, um in Trance Göttern zu huldigen, die körperliche oder geistige Ausdauer zu steigern, Furcht zu vergessen, Schmerzen zu lindern, zu entspannen oder sich in einen euphorischen Rausch zu versetzen. Viele psychoaktive Substanzen sind uns wohlvertraut und legal zu erwerben, etwa Kaffee, Nikotin oder Alkohol. Andere wiederum sind nur auf illegalem Wege erhältlich, und wer sie besitzt, macht sich strafbar. Wie Nutzen und Risiken bewertet werden, welche Stoffe also erlaubt und gesellschaftlich akzeptiert sind, ist historisch und kulturell bedingt und durchaus wandelbar.
Dass ein solcher Wandel indes nicht zu erzwingen ist, zeigt die Prohibition in den USA: Das allgemeine Alkoholverbot von 1920 bis 1933 führte keineswegs zur "Austrocknung" des Landes, vielmehr ermöglichte es den Aufstieg von Gangstern wie Al Capone, die vom verbotenen Handel mit den begehrten Spirituosen profitierten. Ähnlich verhält es sich mit dem war on drugs, den die USA in den 1970er Jahren ausriefen und der seither das Drogenkontrollsystem der Vereinten Nationen maßgeblich prägt. Das Ziel einer "drogenfreien Welt" wurde weit verfehlt, stattdessen werden nach wie vor Milliarden auf illegalen Drogenmärkten umgesetzt.
Spätestens seit den 2000er Jahren zeichnet sich ein Umdenken ab, und immer mehr Länder erproben alternative Ansätze in der Drogenpolitik, die auf die Dekriminalisierung bestimmter Substanzen und/oder Schadensreduzierung und Gesundheitsförderung setzen. Deutschland befindet sich hier in einer Mittelposition: Während harm reduction mittlerweile eine etablierte Säule der akzeptierenden Drogenarbeit ist, scheint die Legalisierung von Cannabis, wie unter anderem in Portugal, Kanada und mittlerweile 15 US-Bundesstaaten vollzogen, hierzulande noch in weiter Ferne. Eine Welt der vollständig legalisierten Drogen ist wohl ebenso utopisch (und ebenso wenig wünschenswert) wie eine Welt ohne Rauschmittel.