Die "heiteren" Olympischen Spiele von München sollten, nur 36 Jahre nach den Propagandaspielen der Nationalsozialisten von Berlin, das Bild eines jungen, modernen und demokratischen Deutschlands in die Welt senden. Das ganze Land hatte einen Modernisierungsschub erlebt, und das geschwungene Zeltdach des Olympiastadions wurde zum Symbol einer neuen Zeit.
Doch dieses Wunschbild trog. Am Morgen des 5. September 1972 überfielen palästinensische Attentäter das Quartier der israelischen Mannschaft im Olympischen Dorf und erschossen den Gewichtheber Josef Romano und den Trainer des israelischen Ringerteams, Mosche Weinberg. Neun weitere israelische Athleten nahmen sie als Geiseln. Im Zuge des katastrophal gescheiterten Befreiungsversuchs auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck starben alle Geiseln – David Mark Berger, Ze’ev Friedman, Yossef Gutfreund, Eliezer Halfin, André Spitzer, Amitzur Shapira, Kehat Shorr, Mark Slavin und Yakov Springer – sowie der Polizist Anton Fliegerbauer und fünf der acht Terroristen.
"München 1972" ist die Geschichte eines beispiellosen Behördenversagens – vor, während und nach dem Attentat. So wurde die Gefahr eines antisemitischen Anschlags bei Olympia nicht erkannt, obwohl erst 1970 sieben Jüdinnen und Juden bei einem Brandanschlag auf die Israelitische Kultusgemeinde in München getötet worden waren. Akten wurden gesperrt, Fehler vertuscht, und Angehörige müssen bis heute um Erinnerung und Entschädigung kämpfen. Konsequenzen für Entscheidungsträger gab es nicht. 2012 wurde bekannt, dass deutsche Neonazis offenbar an der Vorbereitung des Anschlags beteiligt waren. 50 Jahre nach dem Attentat ist es endlich an der Zeit, für lückenlose Aufklärung zu sorgen und so ein angemessenes Gedenken zu ermöglichen.