Landwirtschaft war stets mehr als nur agrarisches Unternehmertum. Sie hat über Jahrhunderte Kulturlandschaften und Gesellschaften geprägt. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat der Agrarsektor einen tiefgreifenden Strukturwandel durchlebt: Gab es 1950 in der Bundesrepublik noch 1,6 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, sind es heute nicht einmal mehr 300000; entsprechend ist auch die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten massiv zurückgegangen. Im selben Zeitraum ist die durchschnittliche Betriebsgröße, gemessen an der bewirtschafteten Fläche, stark gewachsen, und der technologische Fortschritt hat enorme Produktivitätssteigerungen ermöglicht.
Was der Gesellschaft insgesamt Ernährungssicherheit und Prosperität brachte, schlug sich im ländlichen Raum vielfach als "Höfesterben" und im Verlust gewachsener dörflicher Lebensweisen nieder. Auch zeigen sich die negativen ökologischen Auswirkungen der intensiven Landnutzung immer deutlicher. So sehen sich Landwirtinnen und Landwirte heute nicht nur mit einem Verlust an Einfluss und Wertschätzung für ihre Branche konfrontiert, sondern zugleich mit gewachsenen Ansprüchen: Landwirtschaftliche Erzeugnisse sollen für alle ausreichend und preiswert sein, aber auch ökologisch nachhaltig und ethisch einwandfrei produziert. Gleichzeitig ist es vielen Bäuerinnen und Bauern kaum mehr möglich, ihre Höfe ohne Subventionen profitabel zu bewirtschaften.
Die 2020 von der Bundesregierung eingesetzte "Zukunftskommission Landwirtschaft" hat die erforderliche Transformation hin zu mehr Umwelt- und Klimaverträglichkeit in ihrem Abschlussbericht 2021 als "gesamtgesellschaftliche Aufgabe" bezeichnet, mit der die landwirtschaftlichen Betriebe nicht alleingelassen werden dürften. Unter anderem sei die Agrar- und Ernährungspolitik auf nationaler und europäischer Ebene gefordert, entsprechende Anreize zu setzen. Aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher können durch Konsumentscheidungen für weniger tierische Produkte einen Beitrag leisten.