Gemeinsam gedacht, rufen die Worte "Widerstand" und "Kuba" höchst unterschiedliche Assoziationen hervor. Einige mögen sich noch daran erinnern, wie Hunderttausende nach dem Triumph der Revolution von 1959 den USA die Stirn boten. Andere denken an die Proteste der kubanischen Opposition gegen wirtschaftliche Missstände und staatliche Repression im Juli 2021. Und wieder anderen kommen transkulturelle Widerstandsformen afroasiatischer, karibischer und europäischer Traditionen in den Sinn, die sich seit Beginn der Kolonialzeit immer wieder gegen Autoritäten jeder Couleur gerichtet haben. Im Folgenden werden einige prägnante Episoden der Widerstandsgeschichte Kubas aufgezeigt. Vieles davon ist inzwischen Teil heroischer Meistererzählungen, aus denen nicht nur die Regierungen Kubas, sondern auch zahlreiche oppositionelle Gruppen ihre Legitimation bezogen – insbesondere seit den Unabhängigkeitskriegen im 19. Jahrhundert. Kubas Nationalheld José Martí bildet in diesen Narrativen oft den zentralen Referenzpunkt und verkörpert in diesem Sinne bis heute den Widerstand gegen Unrecht und Unterwerfung.
Widerstand auf Kuba hat seinen Ursprung zum einen in den Aufständen von Indigenen wie dem Kaziken Hatuey gegen die spanische Conquista und, nach der Ausrottung der Indigenen und der Einführung der Sklaverei, in Rebellionen von Versklavten und Fluchtbewegungen sogenannter Cimarrones (entflohene Sklav:innen).
Zum anderen liegen die Wurzeln des Widerstands im Kampf kreolischer Eliten gegen die spanische Kolonialmacht: Ein 1808 zwischen spanischer Krone und Zuckeroligarchie geschlossener "kolonialer Pakt"
Die USA sicherten sich mit dem sogenannten Platt-Amendment von 1901 weitreichende Eingriffsrechte in Kuba – offiziell, um dessen Unabhängigkeit zu schützen – und läuteten damit eine Phase der neokolonialen Abhängigkeit Kubas von den USA ein,
Widerstand gegen Machado
Als Überbleibsel der Unabhängigkeitskriege war der bewaffnete Aufstand bis zum Ersten Weltkrieg immer wieder ein Mittel des politischen Machtkampfes. Dies änderte sich jedoch in den 1920er Jahren mit dem Erstarken der Zivilgesellschaft. Eine urbane Avantgarde aus Künstler:innen, Intellektuellen und Studierenden stellte bisherige Wertvorstellungen und Auffassungen von guter Regierungsführung infrage und gab der jungen Generation neue Ausdrucksformen an die Hand. Mit Gründung des Studierendenverbandes Federación Estudiantil Universitaria (FEU) unter der Leitung von Julio Antonio Mella begann eine intensive Phase der Mobilisierung von Studierenden zu Streiks und Kundgebungen, teils in Kooperation mit der Arbeiterbewegung. Die in der FEU unterrepräsentierten Studentinnen erkämpften sich im Zuge der erstarkenden Frauenbewegung mehr Partizipation in studentischen und kulturellen Organisationen. Feministinnen wie Ofelia Domínguez Navarro, die Gründerin der Alianza Nacional Feminista, brachten Themen wie die Gleichberechtigung in Universität und Berufsleben auf die Agenda.
1925 wurde mit Gerardo Machado Morales ein General der Unabhängigkeitskriege Präsident, der bald zu diktatorischen Methoden des Machterhalts überging. Mithilfe der massiv erweiterten Armee ließ er Arbeiterstreiks niederschlagen und verfolgte Studierende sowie Mitglieder der 1925 gegründeten Kommunistischen Partei Kubas, der auch Mella angehörte. Mella trat Ende jenes Jahres in einen Hungerstreik, der landesweite Proteste auslöste, wurde freigelassen und ging ins Exil nach Mexiko, wo er 1929 wohl auf Befehl Machados ermordet wurde. Er wurde daraufhin in ganz Lateinamerika zu einer Ikone des Widerstands.
1927 nutzte Machado seine blutig erkämpfte Machtposition für eine Verfassungsänderung, um seine Amtszeit zu verlängern. Dies führte zu breiten Protesten von Intellektuellen und Studierenden, die mit der Schließung der Universität von Havanna und einem Verbot der FEU beantwortet wurden. Die Leitung der FEU wurde in den folgenden Jahren zum Mittelpunkt des radikalen Zweigs der Studierendenbewegung und zum Ziel der Repression durch Machado. Mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 kam es erneut zu landesweiten Streiks und Demonstrationen, 1930 gar zu einem Generalstreik von 200.000 Arbeiter:innen. Ein Teil der wiedererstarkten Widerstandsbewegungen folgte der antiimperialistischen Linie Mellas, andere verbanden sich mit reformerischen oder faschistischen Kräften der Mittel- und Oberschicht. In Ostkuba agierte mit der Unidad Revolucionaria die schlagkräftigste, klassenübergreifend agierende revolutionäre Organisation Kubas, deren Anführer Antonio Guiteras Holmes war.
Die Revolution ging auch nach dem Sturz Machados im August 1933 zunächst noch weiter. Am 4. September 1933 revoltierten Unteroffiziere der Armee, angeführt durch den jungen Fulgencio Batista. Mit dessen Hilfe gelangte eine Revolutionsregierung unter Ramón Grau San Martín an die Macht, die in kürzester Zeit eine Vielzahl an sozialen Reformen durchsetzte. Doch die Machenschaften Batistas führten unter aktiver Mithilfe der US-Botschaft zu einem Scheitern der "Regierung der 100 Tage". Zwar konnte die daraufhin von Batista eingesetzte Regierung unter Carlos Mendieta noch weitere wichtige Forderungen der Regierung Grau wie die Abschaffung des Platt-Amendments und die Einführung des Frauenwahlrechts durchsetzen. Doch letztlich stoppten die von Batista und den USA gestützten Regierungen die soziale Revolution und brachen den anhaltenden Widerstand der Arbeiterbewegung mit brutaler Gewalt. Die Niederschlagung des Generalstreiks im März 1935 und die darauf folgende Repressions- und Entlassungswelle sowie die erneute Schließung der Universität Havanna bedeuteten das Ende der Revolution.
Batista und die von ihm abhängigen Regierungen regierten Kuba in jenen Jahren mit eiserner Hand. Entsprechend drastisch beschrieb die damalige "New York Times"-Korrespondentin Ruby Hart Philipps die Lage: "Kuba ist heute ein bewaffnetes Lager. Unabhängig davon, wer der nächste Präsident werden könnte, wird es das bleiben. Tausende sind in die Vereinigten Staaten, Mexiko und andere lateinamerikanische Länder ins Exil gegangen. Die Gefängnisse sind voll mit Terroristen, Regierungsgegnern und sogenannten Kommunisten. Ständig werden revolutionäre Pläne ausgeheckt, und dieser Zustand wird andauern."
Widerstand gegen Batista
Um seine Macht zu legitimieren, verfolgte Batista eine kooptative Kompromisspolitik. 1938 legalisierte er die KP unter der Voraussetzung, dass sie sich an seiner breiten Koalition beteiligte, mit der er 1940 die Präsidentschaftswahlen gewann. Kurz vor seinem Abtritt sicherte er seinen engsten Vertrauten noch eine Amnestie für die von ihnen begangenen Verbrechen. Mit der zweiten Präsidentschaft Grau San Martíns ab 1944 begann dann die bis dahin wohl demokratischste Phase der Republik.
Nach dem Beginn des Kalten Krieges vermischten sich die Interessen der Regierungen unter Grau und Carlos Prío Socarrás jedoch immer mehr mit jenen der Mafia und des Großkapitals. Korruption, Nepotismus und politisch instrumentalisierte Bandenkriminalität waren an der Tagesordnung. Zugleich arbeiteten die Regierungen den antikommunistischen Interessen der USA zu, indem sie den Einfluss von Kommunist:innen und Gewerkschaften durch gezielte Ermordungen von Führungspersönlichkeiten der Arbeiterbewegung und die Gründung eines regierungshörigen Gewerkschaftsverbands zurückdrängten. Die in Partido Socialista Popular (PSP) umbenannte KP wurde entmachtet, was dem ehemaligen Studentenführer und PSP-Gegner Eduardo Chibás zum politischen Aufstieg verhalf. 1947 gründete er aus Protest gegen die massive Korruption der Regierung die Partido del Pueblo Cubano (Partido Ortodoxo genannt), der im gleichen Jahr der junge Anwalt Fidel Castro beitrat. Obwohl Chibás sich 1951 als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat mitten im Wahlkampf das Leben nahm, wurde erwartet, dass seine Partei die Wahlen von 1952 gewinnen würde. Doch die Möglichkeit einer demokratischen Erneuerung des Landes durch die Ortodoxos, welche sich die Mehrheit der Kubaner:innen erhoffte, wurde durch den Putsch Fulgencio Batistas am 10. März 1952 zerstört.
Der erste Widerstand gegen Batistas Diktatur ging von entmachteten Militärs und Politikern aus, von denen der Umsturzversuch des Movimiento Nacionalista Revolucionario unter der Führung des Universitätsprofessors Rafael García Bárcena im April 1953 über die breiteste soziale Basis verfügte. Frauen waren in dieser eher durch zivilen und kreativen Protest geprägten Anfangsphase vielfach die Protagonistinnen und organisierten unter anderem Blitzdemonstrationen und Boykotts. Gruppierungen jeder Couleur wurden im Kampf gegen die Diktatur aktiv, darunter auch Stadtguerillas wie die Organización Auténtica, die dem exilierten Präsidenten Carlos Prío nahe stand. Nicht wenige Anhänger der Ortodoxos gingen zum klandestinen, teils bewaffneten Widerstand über.
Fidel Castro selbst gründete eine überwiegend studentische Kampfgruppe, die er schlicht Movimiento Revolucionario nannte. Deren Angriffe auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba, der zweitwichtigsten des Landes, und die Carlos-Manuel-de-Céspedes-Kaserne in Bayamo am 26. Juli 1953 waren militärisch ein Fiasko, dennoch gelangte Castro so zu nationaler Berühmtheit. Während seiner anschließenden Gefangenschaft sowie ab 1955 im mexikanischen Exil arbeitete er weiter am Aufbau seiner Bewegung, die nun Movimiento Revolucionario 26 de Julio (M-26-7) hieß. Auf Kuba gewann diese Bewegung unter der Führung von Frank País und Celia Sánchez weiter an Zulauf und versuchte, die Diktatur durch zivilen wie terroristischen Widerstand zu destabilisieren. Die Parteiführung der kommunistischen PSP hingegen lehnte den bewaffneten Widerstand ab und setzte stattdessen auf Demonstrationen, Streiks und Flugblätter. Große Streiks wie jener der Zuckerarbeiter 1955 wurden durch das Regime blutig niedergeschlagen. Die PSP-Jugendorganisation wiederum ignorierte häufig die Parteilinie und nahm aktiv am urbanen Widerstandskampf teil, wobei sie sich teils mit anderen Gruppierungen verbündete.
Die zunächst schlagkräftigste Bewegung entstand in der studentischen FEU. Deren Präsident José Antonio Echeverría gründete 1955 eine geheime Führung, das Directorio Revolucionario (DR), als dessen bedeutsamste Aktion der Angriff auf den Präsidentenpalast am 13. März 1957 gilt. Dabei entging Batista nur knapp dem Tod, Echevarría selbst wurde indes getötet. Sein Tod wird vielfach als Wendepunkt im Ringen um die Führung der Opposition angesehen, bei dem sich Castro schließlich durchsetzte. Das DR wurde als Directorio Revolucionario 13 de Marzo unter Faure Chomón reorganisiert und etablierte im Escambray-Gebirge eine eigene Guerillafront.
Im gleichen Jahr, am 5. September 1957, kam es zum größten Aufstand von Militärs in Cienfuegos, der sich rasch auf die ganze Stadt ausbreitete. Auf Befehl Batistas bombardierte die Luftwaffe Aufständische und Zivilbevölkerung, ein Novum in der Geschichte Kubas.
Widerstand gegen die Revolution von 1959
Mit der Revolution von 1959 kam eine Vielzahl bisheriger Widerstandsbewegungen und Akteure überhaupt erst in die Lage, offen für ihre Ziele zu kämpfen. Erstmals seit 1933 konnten die sozialen Bewegungen auf den Rückhalt von Regierung und Armee bauen, erstmals seit Beginn des Kalten Krieges wagte es ein lateinamerikanisches Land, dem Hegemon USA die Stirn zu bieten. Der Klassenkampf entbrannte immer mehr, wobei die große Mehrheit der Kubaner:innen eine soziale Revolution zunächst unterstützte und aktiv mitgestaltete. Hunderttausende organisierten sich freiwillig in Milizen zur Verteidigung der Revolution, was 1961 entscheidend für die Zurückschlagung der CIA-gesteuerten Invasion von Exilkubanern in der Schweinebucht war. Im gleichen Zug wurden Castro und Guevara für die westliche Linke und zahlreiche Befreiungsbewegungen des Globalen Südens zu Ikonen des Widerstands gegen die USA. Mit diesem Sieg schien zudem die "wirkliche" Unabhängigkeit Kubas erreicht; Castro vollendete damit in den Augen vieler das Werk von José Martí.
Im Zuge der Institutionalisierung der Revolution wurden diese Bewegungen jedoch immer stärker unter staatliche Kontrolle gestellt. Mit fortschreitender Radikalisierung des Revolutionsregimes wandten sich immer mehr Kubaner:innen ab, gingen ins Exil oder leisteten Widerstand. Ab 1959 lassen sich drei Phasen des Widerstands unterscheiden, die sich teilweise überlappen. In allen Phasen kam es neben aktivem Widerstand auch zu massiven Fluchtbewegungen.
Während der ersten Phase stellten sich zunächst Anhänger:innen Batistas und ein kleiner Teil der Oberschicht mithilfe der USA und lateinamerikanischer Diktaturen der Revolutionsregierung entgegen. Diese Gruppe ging als erste mit der Erwartung eines baldigen Sturzes Castros ins Exil. Sie sollten späteren Widerstand, der dieses Ziel verfolgte, finanziell und personell unterstützten, wozu auch die Invasion in der Schweinebucht zählte. Den batistatreuen Eliten folgen jene Teile der Bevölkerung ins Exil, die zwar den Sturz Batistas und die Umsetzung der Verfassung von 1940 befürwortet hatten, sich aber die Rückkehr zu einer repräsentativen Demokratie wünschten und einen Übergang zum Sozialismus ablehnten. Hierzu zählten auch viele anfängliche Mitstreiter:innen Castros wie der erste Präsident des revolutionären Kubas, Manuel Urrutia Lleó, und der Militärchef der Provinz Camagüey, Huber Matos. 1960/61 erreichte die gesellschaftliche Polarisierung ihren Höhepunkt: Wer sich gegen die Revolution stellte, galt als Verräter:in. Die Enteignung von Unternehmen bis hin zu Klein- und Kleinstbetrieben im Rahmen der "revolutionären Offensive" von 1968 trieb einen großen Teil der Mittelschicht ins Exil, darunter die Mehrheit der chinesischen Community Kubas.
In dieser Phase wurden viele Kubaner:innen in gegenrevolutionären Organisationen aktiv, die vor allem von Miami aus die Ermordung Castros und das Ende der Revolution als Ziele verfolgten. Eine der ersten dieser Organisationen, La Rosa Blanca (Die weiße Rose), wurde 1959 durch Rafael Díaz-Balart in New York gegründet. Ihr Name verweist auf das 1891 publizierte Gedicht "Cultivo una rosa blanca" von José Martí, in dessen Zentrum Freundschaft und Vergebung stehen. Zu den Methoden der Rosa Blanca, deren Militärchef Merob Sosa García einer der schlimmsten Schlächter Batistas war, zählten terroristische Anschläge und Aufstandsversuche auf Kuba.
Auch im Land selbst konspirierten viele in Kooperation mit den Exilorganisationen und meist finanziert durch die CIA, wobei sie ähnliche Methoden wie zuvor im Kampf gegen Batista anwandten. Im Escambray-Gebirge, wo Castros Guerilla gegen Batista nicht die Oberhoheit gewonnen hatte, fiel es der Revolutionsregierung nach 1959 schwer, die Kontrolle zu erlangen. Zwischen 1960 und 1965 tobte dort ein regelrechter Bürgerkrieg, in dem sich Zehnttausende von Revolutionsmilizionär:innen und mehrere Tausend gegenrevolutionäre Guerillas bekämpften. Mindestens 2.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Aufständischen konnten ihre Ambitionen in diesem Maß allerdings nur verfolgen, da die USA sie in bisher ungekannter Größenordnung mit staatsterroristischen Mitteln unterstützten, was besonders bei der Invasion in der Schweinebucht und der gegen das Castro-Regime gerichteten mehrjährigen CIA-Geheimoperation "Mongoose" deutlich wurde. Diese Operation wurde nochmals intensiviert, nachdem die USA am Ende der Kuba-Krise 1962 zugestimmt hatten, Kuba nicht mit eigenen Truppen anzugreifen, wenn die Sowjetunion ihre Atomraketen wieder abziehen würde. Der "schmutzige Krieg", den die USA Kuba aufzwangen, führte zu einer bis dahin beispiellosen Militarisierung Kubas.
Die Feindseligkeiten der USA und ihre anhaltende Finanzierung oppositioneller Gruppen wie der Cuban American National Foundation (CANF), die bis 1997 terroristische Anschläge auf Kuba unterstützten, intensivierten sich in den 1990er Jahren erneut und halten bis heute an – ebenso wie das US-Wirtschaftsembargo. Parallel dazu senden Radio Martí und TV Martí, dem Namen nach den Werten des kubanischen Nationalhelden verbunden, anticastristische Propaganda auf Spanisch. Einst unter US-Präsident Ronald Reagan mit Unterstützung der CANF gegründet, werden sie heute von der United States Agency for Global Media betrieben und dienen dieser wie der kubanischen Opposition als Sprachrohr.
Eine zweite Phase des Widerstands lässt sich anhand verschiedener Formen der Verweigerung skizzieren, zu denen auch unangepasstes Verhalten zählte, das vorherrschenden Gender- und Moralvorstellungen widersprach. Bereits im Sommer 1961 hatte Castro mit seinem Motto "innerhalb der Revolution alles, außerhalb der Revolution nichts" auch Intellektuellen und Künstler:innen bedingungslose politische Loyalität abverlangt. Doch viele Andersdenkende oder Homosexuelle wie der Schriftsteller Heberto Padilla hielten sich nicht daran und wollten die 1959 zunächst errungene Freiheit, die etablierte Dogmen infrage stellte, weiterhin ausleben. Homosexualität passte aber nicht in das Bild des "neuen Menschen", sondern galt Castro mindestens von Mitte der 1960er bis Ende der 70er Jahre als Auswuchs kapitalistischer Dekadenz. Die Inhaftierung von Homosexuellen und Angehörigen religiöser Gruppen in Umerziehungslagern zwischen 1965 und 1968 bildet den Tiefpunkt ihrer Verfolgung. Erst Ende der 1990er Jahre erfolgte eine schrittweise Akzeptanz von Homosexualität im öffentlichen Diskurs. Nach dem "grauen Jahrfünft" der 1970er Jahre folgte eine Annäherung an die USA unter Präsident Jimmy Carter, die der Wahlsieg Reagans jedoch wieder zunichte machte. Angesichts der ausbleibenden politischen Erneuerung und Öffnung Kubas verließen 1980 in der sogenannten Mariel-Krise über 124000 Menschen die Insel.
Die dritte Phase des Widerstands kennzeichnet die Beteiligung einer Generation, die in ihrer Jugend vom Zusammenbruch der Sowjetunion geprägt wurde und keine persönliche Bindung mehr zum revolutionären Projekt hat. Bereits Anfang der 1990er Jahre entstanden allein in Havanna an die 200 Hip-Hop-Gruppen, die trotz Missbilligung der Staatsmacht die sozialen Missstände kritisierten.
Nachdem Raúl Castro 2008 Präsident Kubas wurde, begann in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Barack Obama eine Normalisierung der Beziehungen zu den USA.
Mit Beginn der Corona-Pandemie sind die Einnahmen aus dem Tourismussektor weggebrochen, was zu den unter US-Präsident Donald Trump massiv verschärften und von seinem Nachfolger Joe Biden nicht aufgehobenen Sanktionen hinzukommt. Obendrein wurde 2021 die lange geplante Währungsreform umgesetzt. Kuba steckt seitdem in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Ende der Sowjetunion. Die Opposition ergriff 2021 diese Chance, um Proteste zu organisieren, war aber nicht auf die Eskalation vorbereitet: Als am 11. Juli 2021 teils gewalttätige Demonstrationen in San Antonio de los Baños und bald darauf in weiteren Städten ausbrachen, beteiligten sich erstmals seit Anfang der 1960er Jahre Tausende Menschen daran. Die folgende Informationssperre, Verhaftungswelle und Gegengewalt beendeten die Proteste jedoch rasch, ein Dialog zwischen Regierung und Oppositionsgruppen findet bis heute nicht statt. Von den insgesamt 381 Verurteilten erhielten 36 Haftstrafen von bis zu 25 Jahren.