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Editorial | Krieg in Europa | bpb.de

Krieg in Europa Editorial Die europäische Nachkriegsordnung. Ein Nachruf Europas neue (Un-)Sicherheit. Von der Friedens- zur Konfliktordnung Im Osten nichts Neues. Was der Westen übersah – oder ignorierte Unter dem deutschen Radar. Die postsowjetischen Kriege 1991 bis 2022 Zur Gegenwart der Geschichte im russisch-ukrainischen Krieg Das System Putin. Regimepersonalisierung in Russland und der Krieg gegen die Ukraine Desinformation als Waffe. Über einen Krieg, den Russland seit Jahren führt

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Am frühen Morgen des 24. Februar 2022 drang das russische Militär aus mehreren Richtungen in die Ukraine ein und begann damit eine "militärische Spezialoperation", wie es offiziell im Kreml heißt, um das Nachbarland zu "entmilitarisieren" und zu "entnazifizieren". Dem vorausgegangen war ein "Hilfegesuch" der selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk sowie eine nächtliche Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin, in der er jedem, der es wagen würde, sich von außen einzumischen, mit härtester Vergeltung drohte. In der Wahrnehmung vieler Westeuropäer kehrte mit diesem Tag der Krieg nach Europa zurück.

Tatsächlich markiert der 24. Februar weniger einen Beginn als vielmehr eine neue Eskalationsstufe: Bereits seit 2014 befinden sich russische Truppen auf ukrainischem Boden; dem Bruch des Völkerrechts durch die Annexion der Krim folgten damals jedoch keine weitreichenden Konsequenzen. Im Westen glaubte man, Putins Aggression durch enge Handelsverbindungen einhegen zu können. Auch die anderen Kriege, die Russland zuvor schon in ehemaligen Sowjetrepubliken geführt hatte, um seinen Einflussbereich zu sichern, waren mehr oder weniger ignoriert worden und blieben weitgehend folgenlos für die Beziehungen. Die neuerliche russische Invasion hat all dies nun deutlich ins Bewusstsein gerückt und damit nicht nur jegliche Illusion, sondern auch die bisherige europäische Sicherheitsordnung zerstört.

Was auf sie folgt, ist kaum abzusehen. Doch sind bereits zahlreiche politische Maßnahmen eingeleitet worden, die noch vor wenigen Monaten undenkbar erschienen und darauf hindeuten, dass die neue (Un-)Ordnung nicht mehr von Kooperation und Vertrauen, sondern von Konfrontation und Misstrauen geprägt sein wird. Ein baldiges Ende des Krieges ist in einer solchen Konstellation nicht zu erwarten.

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