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Editorial | Kinder und Politik | bpb.de

Kinder und Politik Editorial "Ich finde, man sollte eine Lösung für alle finden, nicht nur für die Mehrheit". Ein Gespräch Globale Kinderpolitik "Angemessen" oder "vorrangig"? Zur Diskussion um "Kinderrechte ins Grundgesetz" aus kinderrechtlicher Perspektive Demokratie mit Kindern in der Kita Kinderpolitik(wissenschaft) – eine Einführung Wie geht es den Kindern in Zeiten von Corona? Leitbilder "guter Kindheit" "Ein bisschen Licht in diese Dunkelheit". Gesellschaftliche Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Kinder in Erziehungsverhältnissen

Editorial

Anne Seibring

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Im Krieg ist kaum Platz für Kinderrechte. Kinder leben in Angst, sie sitzen in Luftschutzkellern, sie fliehen, wenn sie es denn können, sie werden verletzt, sie verlieren Angehörige, sie sterben. Das gilt für den Krieg in der Ukraine ebenso wie für den in Syrien und anderswo. Kinder werden aber auch rhetorisch benutzt, wie Nele Pollatschek in der "Süddeutschen Zeitung" feststellte: "Nichts ist überzeugender als Kinder, diese unschuldigen, schützenswerten Wesen, bei deren reiner Nennung jedes Argument zusammenbricht."

Das "gefährdete Kind" ist auch in anderen Debatten eine beliebte Figur, sei es mit Blick auf Medienkonsum, Ernährung oder Spracherwerb. Immer schwingen Vorstellungen mit, was eine "gute Kindheit" ausmacht, und oft ist es ein bildungsbürgerliches Ideal, das beschworen wird. Kinder können aber auch als "gefährlich" gelten, etwa in Zeiten der Pandemie, in denen sie oft genug als Infektionstreiber markiert, zudem als "Betreuungsproblem" arbeitender Eltern adressiert wurden. Nach einer aktuellen Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks meinen nur 17 Prozent der Befragten, dass Kinderinteressen in Krisenzeiten berücksichtigt werden.

Was Kinder brauchen, was in ihrem besten Interesse liegt, ist nicht einfach zu bestimmen. Praktische Erfahrungen helfen, wissenschaftliche Erkenntnisse auch, und es hilft, Kinder und Jugendliche selbst anzuhören und den Raum für Mit- und Selbstbestimmung abhängig von Alter und Reifegrad sukzessive zu erweitern. Es hilft nicht nur, seit die Bundesrepublik 1992 die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert hat, ist es geltendes Recht. Die Ampelparteien wollen nach dem gescheiterten Versuch der Großen Koalition einen neuen Anlauf nehmen, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern, und sich dabei maßgeblich an der Kinderrechtskonvention orientieren. Möglicherweise befragen sie dabei sogar Kinder und Jugendliche.