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Editorial | Islamismus | bpb.de

Islamismus Editorial Kleine Geschichte des Islamismus Gegenwart und Zukunft des globalen Islamismus Islamismus in Deutschland. Entstehung, Strukturen und gesellschaftliche Debatten Islamistische Propaganda auf Social Media Nicht von dieser Welt. Muslimisches Selbstverständnis, Islamismus und die Rolle der Islamverbände - Essay Präventionsarbeit gegen Islamismus Phänomen Co-Radikalisierung

Editorial

Sascha Kneip

/ 2 Minuten zu lesen

Islamismus ist ein vergleichsweise junges Phänomen. Zunächst als Reformbewegung im Ägypten der 1920er Jahre entstanden, hat er sich nach dem anfänglichen Kampf gegen Säkularismus, Autoritarismus und Kolonialismus zu einer politischen Ideologie verfestigt. Seine Anhängerschaft eint vor allem die Vorstellung vom Islam als wichtigster Quelle von Staat, Politik und Gesellschaft. Das heterogene islamistische Spektrum reicht heute von Gruppierungen, die ihre Vorstellungen innerhalb bestehender Rechts- und Gesellschaftsordnungen durchsetzen wollen, bis hin zu solchen, die sich den Umsturz politischer Systeme zum Ziel gesetzt haben. Uneinigkeit besteht zwischen den verschiedenen Strömungen unter anderem darüber, ob zur Etablierung eines islamischen Staats- und Gesellschaftsmodells Gewaltausübung gerechtfertigt ist – und ob auch Muslime mit vermeintlich falschem Islamverständnis bekämpft werden dürfen.

Spätestens seit den Terroranschlägen des Netzwerks al-Qaida vom 11. September 2001 und der Internationalisierung islamistischen Terrors durch den sogenannten Islamischen Staat (IS) ist das Phänomen Islamismus in den Diskursen westlicher Gesellschaften vor allem mit Terrorismus und Radikalisierung verknüpft, während Teile der Wissenschaft nicht müde werden, auf die Vielschichtigkeit des Themas zu verweisen. Einigkeit scheint zumindest darüber zu bestehen, dass Radikalisierungsprozesse – auf Social Media, aber nicht nur dort – mithilfe guter Präventionsarbeit wenn nicht gänzlich verhindert, so doch wirksam gebremst werden können.

Im Diskurs über die Gefahren des Islamismus wird mitunter übersehen, dass es demokratische Gesellschaften ein Stück weit selbst in der Hand haben, sich vor Radikalisierung jeglicher Art zu schützen: durch Wachsamkeit und Prävention, aber auch durch die Vermeidung ausgrenzender Diskurse, durch den Abbau alltäglicher Diskriminierung und durch die offene und unerschrockene Thematisierung bestehender Probleme.