Infrastrukturen bilden die Grundlage unseres täglichen Lebens – oft unbeachtet, bis sie nur noch unzureichend funktionieren. So gibt es in Deutschland kaum jemanden, der oder die nicht aus eigener Erfahrung berichten kann, wie marode die Infrastruktur in vielen Bereichen ist: von baufälligen Schulen über ausfallende Züge, Funklöcher und kaputte Brücken bis hin zu fehlenden Pflege- und Kitaplätzen. Tatsächlich ist der Investitionsstau bei der öffentlichen Infrastruktur groß, und die Herausforderungen werden nicht kleiner: Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft und das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung schätzen, dass der Staat in den kommenden zehn Jahren fast 600 Milliarden Euro zusätzlich investieren müsste, um Deutschlands Infrastruktur zu modernisieren.
Es besteht Konsens darüber, dass in Deutschland jahrzehntelang zu wenig in den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur investiert wurde. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie die notwendigen Investitionen finanziert werden sollen und was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Zugespitzt formuliert: Hat sich die Bundesrepublik mit den selbst auferlegten Schuldenregeln „kaputtgespart“? Oder wurden schlicht parteiübergreifend die falschen Prioritäten gesetzt? Welche politischen und bürokratischen Hemmnisse müssen beseitigt werden, um mehr Investitionen zu ermöglichen?
Wie auch immer man Infrastruktur im Einzelnen definiert, sie ist Voraussetzung für wirtschaftliches Handeln, Mobilität und Sicherheit. Eine marode Infrastruktur ist daher nicht nur ein alltägliches Ärgernis, sondern ein politisches Problem von weitreichender Bedeutung: Es gehört zu den Kernaufgaben des Staates, mit seinen Steuereinnahmen für eine funktionierende Infrastruktur zu sorgen. Werden diese Aufgaben nicht erfüllt, droht das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Staates zu erodieren.