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Kommune, pass dich an! | Hitze, Dürre, Anpassung | bpb.de

Hitze, Dürre, Anpassung Editorial "Man muss anerkennen, dass wir jetzt schon in einem anderen Klima leben". Ein Gespräch über das aktuelle Klimageschehen, Anpassungsmaßnahmen und den demokratischen Dialog darüber. Schwindender Reichtum. Vom Umgang mit Wasser in Deutschland Zur Entwicklung von Wasserhaushalt und Dürren in Deutschland Dürre Zeiten in Südeuropa. Das Beispiel Frankreich Kommune, pass dich an! Hitze und Trockenheit auf lokaler Ebene begegnen Hitze, Dürre, Krieg. Klimawandel als Sicherheitsrisiko "Wenn du mich siehst, dann weine". Dürren in der Vormoderne – Rekonstruktion, Anpassung, Erinnerung

Kommune, pass dich an! Hitze und Trockenheit auf lokaler Ebene begegnen

Andrea Fischer-Hotzel Anna-Kristin Jolk

/ 16 Minuten zu lesen

Städte und Gemeinden in Deutschland sind zunehmend von Hitze und Trockenheit betroffen. Kommunen sollten daher Vorsorge betreiben: Es gilt, kommunale Hitzeaktionspläne und integrierte Anpassungskonzepte zeitnah und flächendeckend auf- und umzusetzen.

Die Prognosen des Weltklimarats IPCC sind deutlich: Der Klimawandel schreitet unaufhörlich voran, es wird auch in Deutschland wärmer und trockener. Die Anzahl der heißen Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius nimmt zu, ebenso die der tropischen Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt. Hitzeperioden treten häufiger auf, sind intensiver und dauern länger als noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Gemeint sind großräumige Ereignisse, von denen viele Menschen über Wochen hinweg betroffen sein können. Folgen für Menschen ergeben sich aus hohen Temperaturen, bodennahem Ozon und UV-Strahlung. Morbidität und Mortalität – also die Leidens- und Sterblichkeitsraten – aufgrund von Hitze waren in den zurückliegenden sehr warmen Jahren hoch. Gleichzeitig ist thermische Belastung als Grund hierfür schwer erfassbar, denn oftmals verschärfen sich bestehende gesundheitliche Probleme.

Große Städte sind mit ihrer baulichen Dichte und dem gerade im Innenstadtbereich oftmals hohen Versiegelungsgrad sowie geringer Durchgrünung meist stärker betroffen. Ein ungünstiges Zusammenspiel von Sonneneinstrahlung, Gebäudeeigenschaften und menschengemachter Wärmefreisetzung führt dazu, dass die Durchschnittstemperatur bis zu zehn Grad Celsius über der des Umlands liegt und auch nachts nur eine geringere Abkühlung stattfinden kann. Es bilden sich sogenannte Hitzeinseleffekte aus. Diese können ganze Innenstadtbereiche betreffen oder sehr lokal auf einzelne Gebäude oder Straßenzüge beschränkt sein. Gleichzeitig liegen mittlerweile Stadtklimaanalysen auch für kleine Städte und ländlich geprägte Gebiete vor, die für Teilräume ähnliche Betroffenheiten durch Hitze zeigen.

Mit der Hitze geht Trockenheit einher. Bislang herrscht kein flächendeckender Wasserstress in Deutschland, es gibt jedoch regionale Unterschiede bei der Wasserverfügbarkeit. Und auch zeitlich hat sich die Verteilung von Niederschlag verändert: So fielen in den vergangenen zwei Jahrzehnten große Mengen in kurzen Intervallen – darauf folgten große niederschlagsfreie Intervalle. Sowohl Überflutungen als auch Dürreperioden bereiten so an einigen Orten Deutschlands zunehmend Probleme. Von der Dürre 2018 am stärksten betroffen waren Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dürre betrifft sowohl urbane als auch ländliche Gebiete, denn hier leiden kommunale Grünflächen wie auch Land- und Forstwirtschaft.

Die Entsiegelung und Begrünung von Flächen zur Versickerung und Kaltluftentstehung ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Klimaanpassung – gleichzeitig müssen die Bewässerung des zusätzlichen Grüns und der Erhalt von vorhandenem Grün sichergestellt werden. Wenn es lange trocken ist, steht außerdem weniger Trinkwasser zur Verfügung, Grundwasserpegel sinken, und es fehlt damit zum Beispiel an Löschwasser. Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf, weil fehlendes Niederschlagswasser durch Trinkwasser ersetzt wird, beispielsweise bei der Bewässerung. Kommunen haben die Versorgung deswegen im Sommer bereits zeitweise eingeschränkt oder priorisiert und appellieren an Bürger*innen, Wasser zu sparen. Verboten werden dann beispielsweise die Befüllung privater Swimmingpools, das Rasensprengen oder auch die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern.

Visionen gegen Verletzbarkeit

Wenn klar ist, inwieweit ein Ort potenziell von Klimafolgen betroffen ist, kann die spezifische Verletzbarkeit, die Vulnerabilität, einer Stadt festgestellt werden: Inwiefern und wo können Hitze und Trockenheit oder Überflutungen Schaden anrichten? Besonders vulnerabel sind beispielsweise soziale Einrichtungen, die sich in Hitze-Hotspots befinden. In sozialen Einrichtungen halten sich vor allem Bevölkerungsgruppen auf, die sich aufgrund gesundheitlicher Vorbelastungen, ihres Alters oder sonstiger Hilflosigkeit kaum oder gar nicht vor den gesundheitlichen Folgen der Hitzebelastung schützen können. Das Thema Hitze hat jedoch auch eine weiterreichende soziale Dimension: Menschen in Dachgeschosswohnungen, in schlecht gedämmten Gebäuden, ohne private Gärten, in Wohngebieten mit geringer Durchgrünung oder auch Personen, die auf den in der Regel schlecht klimatisierten öffentlichen Personennahverkehr angewiesen sind, sind stärker betroffen und haben entsprechend größere Schwierigkeiten, sich anzupassen.

Weiterhin sind Städte an vielen Stellen so gestaltet, dass sich wenige Möglichkeiten zur Versickerung und damit auch zum Halten oder zur kühlenden Verdunstung von Wasser bieten. Auch Verschattung fehlt vielerorts, beispielsweise auf Plätzen oder an Haltestellen. Dadurch ist es nicht nur heiß, sondern Bewohner*innen und Besucher*innen sind UV-Strahlung ausgesetzt. Mit der steigenden Anzahl der Sonnentage und aufgrund anderer klimawandelbedingter Ursachen steigt das Risiko für hitzebedingte Leiden und gesundheitliche Schäden wie Hautkrebs.

Strategien, Konzepte und Maßnahmen zum Umgang mit Hitze und Trockenheit existieren ebenso wie gute Beispiele aus Kommunen in Deutschland oder Europa. Viele Lösungen wurden in Pilotprojekten, mit Fördergeldern und Unterstützung durch Ingenieurbüros und Forschungsinstitute entwickelt. Wichtig ist es, Kommunen für die breite Umsetzung dieser Lösungen zu befähigen. Es ist sinnvoll, die Themen Hitze und Trockenheit bei allen kommunalen Entscheidungen zu berücksichtigen, sei es in der Bauleitplanung, bei der Sanierung von Liegenschaften oder bei der Planung und dem Betrieb von Kindertagesstätten und Seniorenheimen. Kommunale Verwaltung und Politik sind gefragt, aber auch alle privaten Akteur*innen, die (Grün-)Flächen und Gebäude besitzen oder vulnerable Bevölkerungsgruppen versorgen. Die Vision einer klimaresilienten Entwicklung hilft bei der Umsetzung in der Breite. Häufig angewandt werden etwa das sogenannte Schwammstadt-Konzept sowie die Priorisierung von sogenannten blau-grünen Infrastrukturen beziehungsweise von naturbasierten Lösungen. Auch für den Umgang mit Planungskonflikten wurden Ansätze entwickelt, wie die sogenannte dreifache Innenentwicklung oder multifunktionale Flächennutzung.

Schwammstadt, wasserbewusste Stadtentwicklung und blau-grüne Infrastrukturen

Eine Möglichkeit, die kommunale Infrastruktur an die Folgen der Klimakrise anzupassen, ist die Orientierung am Konzept der Schwammstadt oder der wasserbewussten Stadtentwicklung (Abbildung). Hierbei geht es darum, Räume so zu gestalten, dass Niederschlagswasser effektiv und naturnah zurückgehalten beziehungsweise sinnvoll genutzt werden kann. Dies geschieht durch Entsiegelung sowie die Schaffung und Erhaltung von sogenannten blau-grünen Infrastrukturen. Damit sind offene Wasserflächen, zum Beispiel Brunnen, Wasserläufe oder renaturierte Bäche, sowie Grünflächen wie Parks, Dachgärten oder straßenbegleitende Tiefbeete und Bäume gemeint. Öffentliches Grün erfüllt dabei diverse Funktionen: Klimawirksame Funktionen sind insbesondere die bioklimatische Ausgleichs- und Kaltluftfunktion, die Immissionsschutz- und Luftregenerationsfunktion sowie die Speicher- und Verdunstungsfunktion. Das in Boden und Pflanzen gespeicherte Wasser kühlt also die Luft und steht zur Versorgung des Stadtgrüns zur Verfügung. Grün in Parks und auf Plätzen dient der menschlichen Erholung und Gesundheit sowie der Schaffung und dem Erhalt der Biodiversität.

Nicht jede Kommune mag das Schwammstadtprinzip so konsequent umsetzen können oder wollen wie beispielsweise die niederländische Stadt Rotterdam. Ein "Wasserplan" sieht dort für jeden Stadtteil eine eigene Strategie vor. Gebaut werden neben nutzbaren Deichen und grünen Dächern auch sogenannte Wasserplätze, um Niederschlag zwischenzuspeichern. Als Leitbild liefert dieses Konzept jedoch wichtige Impulse – zum Beispiel für die Berliner Regenwasseragentur. Der Umbau zu einer funktionierenden Schwammstadt benötigt Zeit, da Bäume und Gehölze langsam wachsen und weil Entsiegelungsmaßnahmen aufwendig sind. Praktisch werden sie im Rahmen von ohnehin anstehenden Neubau- und Instandsetzungsvorhaben umgesetzt, beispielsweise bei der Sanierung von Straßen und Gebäuden, der Entwicklung neuer Gewerbe- und Wohngebiete oder der Neugestaltung von Parks.

Dreifache Innenentwicklung und multifunktionale Flächennutzung

Frei- und Grünraum stehen häufig jedoch nur begrenzt zur Verfügung. Der Baudruck lässt aktuell an vielen Orten neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen. Um Außenflächen zu schonen und den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist Nachverdichtung beziehungsweise Innenentwicklung das Gebot der Stunde. Dabei werden vorrangig Brachflächen und leerstehende Gebäude entwickelt, Baulücken geschlossen, Häuser aufgestockt und Flächen im Bestand bebaut, beispielsweise Hinterhöfe. Die dadurch entstehenden kurzen Wege und der effiziente Ressourceneinsatz tragen durchaus zum Klimaschutz bei. Ein Konflikt entsteht jedoch, wenn dadurch Flächen zur Kaltluftproduktion und Schneisen zur Frischluftversorgung von Quartieren bebaut werden. Im Baubestand konkurrieren die Ansprüche der Klimaanpassung ohnehin mit anderen Infrastrukturen – an der Oberfläche vor allem mit Verkehrsflächen, unterirdisch mit Leitungen zur Ver- und Entsorgung. Es bleibt wenig Raum für mehr Grün, und bestehende Bäume leiden unter zu kleinen Pflanzgruben sowie stark verdichteten und versiegelten Böden.

Teilweise können solche Konkurrenzen aufgelöst oder zumindest abgemildert werden, beispielsweise durch die Begrünung von Gebäuden. Gründächer und begrünte Fassaden kühlen das Gebäude, versickern und verdunsten Wasser, binden Feinstaub und bieten außerdem Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Ein Dachgarten kann außerdem von Hausbewohner*innen genutzt werden. Viele Kommunen versuchen bereits nach dem Prinzip der dreifachen Innenentwicklung frühzeitig und integriert zu planen – also erstens durch bauliche Verdichtung, zweitens durch Vermehrung von Stadtgrün sowie drittens durch die Förderung raumsparender Mobilität, insbesondere durch Bevorzugung des öffentlichen Nah-, Rad- und Fußverkehrs. Das Zusammendenken mit dem Thema nachhaltige Mobilität bietet nicht nur Synergien für den Klimaschutz, sondern auch für die Klimaanpassung: Weniger Fahrbahnen und Stellplätze ermöglichen mehr entsiegelte Räume oder aber zumindest eine klimasensible Gestaltung solcher Flächen. Auch eine multifunktionale Nutzung kann Raumkonkurrenz entschärfen, indem eine Fläche zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Funktionen erfüllt – beispielsweise Spielflächen, die bei Starkregen Wasser zurückhalten und sonst als grüne und verschattete Aufenthaltsräume dienen.

Gegenmaßnahmen

Kommunen können vorsorgen – sofern sie sich strategisch aufstellen und geeignete Maßnahmen zeitnah umsetzen. In Bezug auf Hitze beschäftigen sich Kommunen in Deutschland aktuell zunehmend mit der Hitzeaktionsplanung. Auch im vorsorgenden, integrativen Ansatz der Nationalen Wasserstrategie des Bundes spielen Kommunen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus gibt es weitere strategische Ansätze zum Umgang mit Hitze und Trockenheit auf lokaler Ebene.

Hitzeaktionsplanung

Das Instrument der Hitzeaktionspläne ist nicht neu. 2008 entwickelte die Weltgesundheitsorganisation erstmals Leitlinien für die Erstellung von "Heat Health Action Plans". In Frankreich konnte die Wirksamkeit des Nationalen Hitzeaktionsplans nachgewiesen werden. In Deutschland veröffentlichte eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe daran angelehnt erstmals 2017 Empfehlungen für kommunale Hitzeaktionsplanung, auf deren Grundlage die Gesundheitsminister*innen der Länder 2020 die Erstellung von kommunalen Hitzeaktionsplänen innerhalb von fünf Jahren beschlossen. Acht Kernelemente behandeln dabei sowohl kurzfristige Sofortmaßnahmen – zum Beispiel Information und Kommunikation sowie die Reduzierung von Hitze in Innenräumen – als auch langfristig zu planende Maßnahmen im Bereich Stadtplanung und Bauwesen.

Hitzeaktionspläne erfordern eine enge Zusammenarbeit innerhalb der kommunalen Verwaltung und mit den Akteur*innen des Sozial- und Gesundheitswesens, unter anderem dem öffentlichen Gesundheitsdienst, Krankenkassen, Pflegediensten sowie ambulanten und stationären Versorgern. Kreisfreie Städte können eigene Hitzeaktionspläne erstellen. Außerhalb der kreisfreien Städte sollten zudem die Kreise aktiv werden, da das Gesundheitswesen in ihren Zuständigkeitsbereich fällt und kleine Kommunen mit der Erstellung eines eigenen Hitzeaktionsplans häufig überfordert sind.

Weitere strategische Instrumente

Kommunen können sich mit weiteren Instrumenten auf die Folgen unter anderem von Hitze und Trockenheit vorbereiten. Aktuell sind dies:

  • integrierte Klimaanpassungskonzepte,

  • Klimarisikoanalysen,

  • integrierte Stadtentwicklungskonzepte,

  • Quartierskonzepte sowie

  • Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren.

Die einzelnen Instrumente unterscheiden sich hinsichtlich Methodik, Zielsetzung und jeweiliger Datengrundlage, ermöglichen es den Kommunen jedoch auf verschiedene Weise, Klimaanpassung integriert zu betrachten und Maßnahmen zu entwickeln. Darüber hinaus gibt es gute Beispiele für Strategien oder Konzepte, um Maßnahmen für einzelne Zielgruppen oder Betroffenheiten umzusetzen, zum Beispiel zum Hitzeschutz in Kitas oder für Wohnungslose.

Räumliche Planung

Land und Kommune können vor allem langfristig die Belastung durch Hitze und Trockenheit mit Instrumenten der räumlichen Planung steuern. Vom Regionalplan über den Integrierten Stadtentwicklungsplan bis zur Bauleitplanung können verschiedenen Aspekte der baulichen Hitzevorsorge und das Zusammenspiel von belasteten Wirkungsräumen und Ausgleichsräumen (Kalt- und Frischluftentstehungsgebiete, Luftleitbahnen, Grünflächen und anderes mehr) dargestellt werden, unter anderem:

  • Überwärmungstendenzen von Dächern, Fassaden und bebauten Flächen, etwa durch Anpassung baulicher Strukturen oder der Festsetzung von hellen Farben,

  • Verbesserung der Grün- und Freiraumausstattung,

  • hitzeangepasster Umbau des Gebäudebestands,

  • Optimierung und Sicherung klimatischer Ausgleichsräume.

Eine besondere Herausforderung für die Vorsorge gegen Hitze und Trockenheit sind Veränderungen im baulichen Bestand. Hier ist die Betroffenheit meist besonders groß und gleichzeitig die Möglichkeit zur Anpassung eingeschränkt: Bei anstehenden Maßnahmen im eigenen Einflussbereich wie beim Bau und bei der Sanierungen von öffentlichen Straßen, Plätzen oder Parks sollten Kommunen deswegen generell klimasensibel planen und bauen.

Kommunikation und Beratung

Schließlich ist es Aufgabe der Kommunen, mit den Bürger*innen zu kommunizieren und sie so auf den Umgang mit Hitze und Trockenheit vorzubereiten. Einige Kommunen setzen hier bereits innovative Formate um: So stellt unter anderem die Stadt Recklinghausen eine interaktive Online-Karte zur Verfügung, für die Bürger*innen Problemorte melden und Maßnahmenvorschläge einreichen konnten. Die Hinweise und Vorschläge wurden bei der Erstellung des Maßnahmenplans zur Klimaanpassung berücksichtigt. Auch die Stadt Karlsruhe stellt ihren Bürger*innen online einen interaktiven "Stadtplan für heiße Tage" zur Verfügung, in der kühle Orte, Gewässer und öffentliche Toiletten verzeichnet sind. Im Berliner Brunnenviertel wurden Klimaanpassungsmaßnahmen in einem partizipativen Verfahren entwickelt, das an das bereits vorhandene Quartiersmanagement anknüpfte. Unter anderem die Stadt Düsseldorf bietet "Klimaspaziergänge" an, auf denen die Bürger*innen im Rahmen einer Stadtführung auf die Klimakrise und Anpassungsmöglichkeiten vor Ort aufmerksam gemacht werden.

Wo stehen wir in Deutschland?

Der Bund hat bereits 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) beschlossen. Diese beschäftigt sich mit Klimafolgen und Anpassungsmöglichkeiten in 15 Handlungsfeldern vor allem auf Bundesebene. Konkrete Maßnahmen sind zudem im Aktionsplan Anpassung definiert. 2020 wurde der zweite Fortschrittsbericht zur DAS veröffentlicht. Aktuell werden messbare Ziele für die Klimaanpassung in Deutschland erarbeitet. Gleichzeitig bietet diese Strategie auch einen Rahmen unter anderem für Kommunen: Beispielsweise wurden mit Fördermitteln des Bundes Hitzeaktionspläne in Worms und Köln erstellt. 2022 hat das Bundesumweltministerium ein "Sofortprogramm Klimaanpassung" aufgesetzt.

Zudem haben einige Bundesländer eine Klimaanpassungsstrategie oder sind dabei, eine zu erstellen. Als erstes Land hat Nordrhein-Westfalen 2021 versucht, mit einem eigenen Klimaanpassungsgesetz der Rechtsunsicherheit in den Kommunen entgegenzuwirken. Dabei helfen soll ein Berücksichtigungsgebot: Demnach sollen die Träger öffentlicher Aufgaben, also auch Kommunen, bei ihren Planungen und Entscheidungen die Klimaanpassung fachübergreifend und integriert berücksichtigen. Außerdem wird auf die Notwendigkeit der Klimaanpassung im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge hingewiesen und eine Empfehlung zur Aufstellung und Umsetzung von Anpassungskonzepten in Kommunen gegeben. Zur Umsetzung des Berücksichtigungsgebots im praktischen Kommunalalltag stellt das Land eine Orientierungshilfe zur Verfügung. Auch in Baden-Württemberg wurde inzwischen ein Klimaschutz- und Klimaanpassungsgesetz verabschiedet. Darüber hinaus wird derzeit auf Bundesebene ein Klimaanpassungsgesetz abgestimmt. Dieses wird nach dem aktuell veröffentlichten Stand des Referentenentwurfs ebenfalls ein Berücksichtigungsgebot enthalten und an verschiedenen Stellen in Kommunen wirken.

Aktuell sind in Deutschland nur wenige Hitzeaktionspläne fertig erstellt oder bereits in Umsetzung. Gleichzeitig arbeiten viele Kommunen an solchen Plänen, vor allem auch solche, die bereits in der Klimaanpassung und auch der langfristig wirksamen Hitzevorsorge im Bereich Planen und Bauen aktiv sind. Hier geht es oftmals vor allem um den Aufbau kurz- und mittelfristig wirksamer Maßnahmen wie der Etablierung fester Kommunikationsabläufe bei Hitzewarnungen oder der Fort- und Weiterbildung im Gesundheits- und Sozialbereich. Der Bedarf nach Austausch und guten Beispielen aus der Praxis ist groß. Die veröffentlichten Hitzeaktionspläne sind sehr unterschiedlich ausgestaltet und in den meisten Fällen im Rahmen von Forschungsprojekten erstellt und gefördert worden. Den ersten Plan in Eigenregie hatte Offenbach am Main 2020 erarbeitet, 2023 gab es eine erste Aktualisierung. Die Stadt Köln hat in ihrem Aktionsplan vor allem ältere Menschen umfassend in den Blick genommen. Bochum adressiert mit seinem Hitzekonzept wohnungslose Menschen. Weitere Hitzeaktionspläne gibt es in Mannheim, Worms und Nürnberg. Stadt und Landkreis Würzburg haben einen gemeinsamen Plan vorgelegt.

Düsseldorf und Karlsruhe setzen bereits verschiedene Maßnahmen zur Hitzevorsorge um und erstellen aktuell im Rahmen des Forschungsprojekts "Plan°C" eigenständig Hitzeaktionspläne in enger Anlehnung an die Handlungsempfehlungen von Bund und Ländern. Erfurt und Dresden sind weitere Beispiele für in der Hitzevorsorge aktive Städte. In Nordrhein-Westfalen hat das Landesumweltministerium kürzlich die Erstellung von Aktionsplänen gefördert, weshalb hier in Kürze neue Pläne für Kommunen verschiedener Größen zu erwarten sind.

Unterstützung durch Bund und Länder

Inzwischen stellen auch die Länder zunehmend Unterstützung für Kommunen bereit. In vielen Bundesländern bestehen Beratungs- und Kompetenzzentren, die Daten und Expertise für die Kommunen vorhalten. Darüber hinaus existieren in allen Bundesländern Hitzewarnsysteme, die auf der Grundlage von Verwaltungsvereinbarungen mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) eingerichtet wurden. Bis hinunter auf die Ebene der Kreise informiert der DWD zeitnah über Hitzeextremlagen. Die flächendeckende Weitergabe an Kommunen ist zwar erwünscht, aber nicht verpflichtend.

Brandenburg veröffentlichte im September 2022 als erstes Land ein Gutachten zur Hitzeaktionsplanung. Darin enthalten sind Maßnahmen zum hitzebedingten Gesundheitsschutz, die das Land ergreifen kann, ein Rahmen für die zusätzlich notwendigen dezentralen Hitzeaktionspläne in Kommunen und verschiedenen Institutionen sowie die Errichtung eines landesweiten Akteursnetzwerks, über das zivilgesellschaftliche Beteiligung ermöglicht werden soll. Auch das Land Hessen ist bereits aktiv geworden, Bayern und Thüringen stellen sogenannte Hitze-Toolboxen zur Verfügung. Diese Angebote unterstützen vor allem kleine Kommunen bei der Hitzevorsorge, bei denen geringe Kapazitäten zum Wissensaufbau, im Umgang mit Daten und der Umsetzung von Maßnahmen bestehen. Diese sollten sich außerdem unbedingt mit ihrem Landkreis abstimmen; idealerweise sollte dieser bei der Vorsorge unterstützen und koordinieren.

Auch der Bund stellt den Kommunen Unterstützungsangebote für die gesundheitsbedingte Hitzevorsorge zur Verfügung. 2021 wurde das Zentrum KlimaAnpassung gegründet, das vor allem Kommunen und weitere Träger sozialer Einrichtungen zum Thema berät, fortbildet und vernetzt. Mit dem Sofortprogramm Klimaanpassung fördert das Bundesumweltministerium Beratung für Personal in Kommunen zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Rund hundert Klimaanpassungsmanager*innen erstellen vom Bund gefördert integrierte Konzepte zur Anpassung in Kommunen. Das Förderprogramm "Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen" geht 2023 in die zweite Antragsrunde.

Weiterhin stellt das Umweltbundesamt Kommunen mit dem "Hitzeknigge" und der Kampagne "Schattenspender" Materialien zur zielgruppengerechten Information und Sensibilisierung von Bürger*innen zur Verfügung. Diese Angebote zielen vor allem auf das angepasste Verhalten bei Hitze, können auf lokale Gegebenheiten angepasst, digital oder ausgedruckt weiterverbreitet werden und sind in verschiedenen Sprachen erhältlich.

Fazit

Die Anpassung an die Folgen der Klimakrise ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die parallel zu umfassendem Klimaschutz auch in Deutschland drängt. Hitze und Trockenheit stellen Kommunen vor enorme Herausforderungen, und zwar in den verschiedensten Handlungsbereichen. Um das Wohnen und Arbeiten lebenswert zu erhalten, muss die Gesundheit der Bevölkerung ebenso geschützt werden wie die kommunale Infrastruktur. Kommunale Verwaltung und Politik sollte integriert planen, spezifische Strategien und Konzepte entwickeln und neue Aufgaben wahrnehmen. Städte, Gemeinden und Landkreise haben dafür indes nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung. Gleichzeitig bieten sich dadurch Chancen: Ziel sollte es sein, die Kommune als Wohn- und Arbeitsort wie auch für Besucher*innen zukünftig nicht nur sicherer, sondern auch attraktiver zu machen.

Hitzevorsorge ist darüber hinaus eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Zuerst und in besonderem Maße leiden vulnerable Bevölkerungsgruppen und sozial schwache Menschen während Hitzeperioden. Kommunen sollten sich daher mit Strategien, die sowohl kurz- als auch langfristig greifen, und mit konkreten Maßnahmen wappnen, um Menschen und Infrastrukturen zu schützen. Dafür bietet sich die Erstellung von Hitzeaktionsplänen an, die sich an den Handlungsempfehlungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe orientieren und die enthaltenen Maßnahmen dann auch umsetzen. Zudem müssen sich Kommunen damit auseinandersetzen, dass die Ressource Wasser zunehmend knapper wird. Diese und weitere Themen wie Starkregenvorsorge oder schleichende Veränderungen durch den Klimawandel sind integriert zu koordinieren: innerhalb der kommunalen Verwaltung und auch zwischen verschiedenen Kommunen beziehungsweise gerade bei Gemeinden gemeinsam mit dem Kreis.

Gleichzeitig kann diese Aufgabe nicht von den Kommunen allein bewältigt werden. Diese sollten vorhandene Unterstützungsangebote von Bund und Ländern in Anspruch nehmen und die Zivilgesellschaft und weitere Akteur*innen aktiv einbinden: zum einen zur Sensibilisierung, um sich selbst besser zu schützen und die Akzeptanz für Maßnahmen zu erhöhen, zum anderen, um gewisse kommunale Aufgaben ohne zusätzliche Ressourcen in Verwaltung und Haushalt bewältigen zu können. Ein Beispiel ist die Bewässerung von öffentlichem Grün, das für die Anpassung an die Klimakrise erhalten und ausgebaut werden muss, dessen Pflege jedoch bereits jetzt aufwendig und schlecht ausgestattet ist. In einer trockeneren Zukunft wird sich dieser Trend weiter verstärken.

ist promovierte Politikwissenschaftlerin und Projektleiterin im Bereich Klimafolgenanpassung am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Köln.
E-Mail Link: fischer-hotzel@difu.de

ist Diplom-Geografin und Projektleiterin im Bereich Klimafolgenanpassung am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) in Köln.
E-Mail Link: jolk@difu.de