Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Editorial | Gentechnik | bpb.de

Gentechnik Editorial Von A wie "Adenin" bis Z wie "Züchtung". Eine Einführung in die Gentechnologie Am Anfang war die Erbse. Kleine Geschichte der Gentechnik und ihrer Rezeption "Wir dürfen da noch sehr viel erwarten". Ein Gespräch über medizinische RNA-Forschung und -Therapien. Ende des Schicksals? Genomeditierung in der Medizin Recht vs. Naturwissenschaften? Die Debatte zur Regulierung grüner Gentechnik in der EU Die große Verunsicherung. Zur Resonanz grüner Gentechnik in der deutschen Bevölkerung

Editorial

Anne-Sophie Friedel

/ 2 Minuten zu lesen

Seit zehn Jahren erleben wir eine Revolution. Im August 2012 beschrieben die Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und die Biochemikerin Jennifer Doudna in der Zeitschrift "Science" eine Methode, um mithilfe eines bakteriellen Abwehrsystems bestimmte DNA-Abschnitte zu schneiden: die "Genschere" CRISPR/Cas9. Sie erlaubt einen relativ leicht zu handhabenden und vor allem punktgenauen Eingriff ins Erbgut, um einzelne Bausteine zu entfernen oder auszutauschen. Das gilt für alle Organismen, von Mikroorganismen über Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen, und eröffnet weiter reichende Möglichkeiten denn je. Eine Heilung von Erbkrankheiten scheint in greifbarer Nähe, ebenso ein klimaangepasster Getreideanbau.

Das neue Instrument der Genomeditierung bedeutet nicht nur einen enormen Fortschritt für die Gentechnik, bei deren klassischen Verfahren es vom Zufall abhängt, wo im Erbgut sich von außen eingebrachtes genetisches Material integriert. Es verschiebt auch den Diskursrahmen der öffentlichen Debatten rund um gentechnologische Anwendungen. So werden etwa vererbbare Veränderungen des menschlichen Genoms für die Zukunft nicht mehr kategorisch ausgeschlossen, sofern ihre Sicherheit und Wirksamkeit gegen schwere Gendefekte gewährleistet ist; und in der EU könnten künftig einfach genomeditierte Nutzpflanzen, denen keine fremde Erbinformation übertragen wurde, regulatorisch wie ihre herkömmlich gezüchteten Verwandten behandelt werden.

In Deutschland und Europa sehen viele Menschen den Einsatz von Gentechnik mit Skepsis, wie auch mit Blick auf die Impfstoffe gegen Covid-19 deutlich geworden ist. Insbesondere bei der Produktion von Lebensmitteln reichen die Vorbehalte bis hin zu vehementer Ablehnung. Umso wichtiger ist ein breiter und sachlicher gesellschaftlicher Aushandlungsprozess zum gemeinwohlorientierten Umgang mit den Potenzialen und Risiken der bereits allgegenwärtigen Querschnittstechnologie. Denn Gentechnik wird weiter an Bedeutung gewinnen.