„Es gibt kein Ende der Einsamkeit, sie ist in den Stoff unserer Seele gewebt und gehört zu uns. Man kann nur den Umgang mit ihr ändern.“ Mit diesen Worten charakterisiert der Romanautor Benedict Wells ein tiefes Gefühl, das den Menschen seit jeher begleitet. Es gibt wohl kaum jemanden, der es noch nie empfunden hat, zumindest kurzzeitig. Einsamkeit ist dabei nicht dasselbe wie soziale Isolation oder mit einer bestimmten Lebensphase verbunden. Sie kann jeden treffen, und auch sozial gut vernetzte Menschen können sich dauerhaft einsam fühlen.
Einsamkeit ist jedoch nicht nur eine subjektive Empfindung und persönliche Belastung, sondern, wenn sie sich verfestigt, auch eine gesellschaftliche und politische Herausforderung. Denn Demokratie lebt vom fruchtbaren sozialen Austausch, von Gelegenheiten zur Vergemeinschaftung und dem Gefühl der Teilhabe und Zugehörigkeit. Es musste deshalb beunruhigen, als mit der Corona-Pandemie ab 2020 ein sprunghafter Anstieg der Einsamkeitsbelastung festgestellt wurde. Laut Einsamkeitsbarometer 2024 des Bundesfamilienministeriums sind die Werte in Deutschland inzwischen zwar wieder gesunken, sie sind aber weiterhin höher als vor der Pandemie.
Die Bundesregierung hat im Dezember 2023 eine Strategie gegen Einsamkeit beschlossen, um für das Thema zu sensibilisieren, mehr Wissen aufzubauen und besser vorbeugen zu können. Auch Länder, Kommunen und zivilgesellschaftliche Initiativen arbeiten verstärkt gegen Vereinsamung. Einsamkeitsprävention wird dabei ausdrücklich als Beitrag zur Demokratieförderung verstanden. Diesen Zusammenhang verdeutlichen auch die in dieser Ausgabe versammelten Beiträge, die die Redaktion im Rahmen eines Call for Papers aus zahlreichen Einsendungen ausgewählt hat.