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Blasse Erinnerung | Doppelte Staatsgründung | bpb.de

Doppelte Staatsgründung Editorial Warum es zur doppelten Staatsgründung kam Blasse Erinnerung. Der Neubeginn nach 1945 im deutschen Gedächtnis Blick zurück nach vorn. Nationalsozialistische Vergangenheit und Neubeginn 1949 Von der Gründungsgeschichte bis zur Wiedervereinigung. Die deutsche Zweistaatlichkeit im Geschichtsschulbuch Parteigründungen in der SBZ und in den Westzonen Französische Blicke auf die doppelte deutsche Staatsgründung Gründungsgeschichten. Eine Ausstellungsbegehung

Blasse Erinnerung Der Neubeginn nach 1945 im deutschen Gedächtnis

Martin Sabrow

/ 20 Minuten zu lesen

Während die eigene Staatsgründung in der DDR ritualhaft zelebriert wurde, spielte sie in der Bundesrepublik keine herausragende Rolle im öffentlichen Gedächtnis. Mit den Unsicherheiten der Gegenwart verändert sich jedoch auch der Blick auf die Staatsgründungen.

Staatliche Neugründungen pflegen über ihre Entstehungsdaten tradiert zu werden. Die USA und die Französische Republik begehen seit bald 250 Jahren den 4. beziehungsweise 14. Juli, und in Deutschland besetzt der 9. November als Tag des Revolutionsausbruchs bis heute den Gedächtnisort für den Umbruch vom Kaiserreich zur Republik. Aber die Erinnerung an den historischen Umbruch von der Barbarei zur Zivilisation nach dem Zweiten Weltkrieg bildet eine Ausnahme – sie würdigt ungleich stärker das Ende als den Anfang. Der 8. Mai als Tag des Untergangs Hitlerdeutschlands ist fest im öffentlichen Gedächtnis verankert; der Neubeginn nach 1945 ist es nicht, er erscheint eigentümlich ortlos und zeitverloren.

An seine Stelle ist die zeitweilig sehr umstrittene Rede von der „Stunde Null“ getreten, die allzu leicht die vielen Kontinuitätslinien von der NS-Zeit nach Nachkriegsdeutschland überdeckt, aber doch das zeitgenössische Empfinden eines totalen Bruchs mit dem Gewesenen von der staatlichen Verfassung über den gesellschaftlichen Denkhorizont bis zur eigenen Lebensgeschichte in prägnanter Weise zum Ausdruck bringt. Doch schon über die zeitliche Erstreckung dieser Stunde Null besteht keine Einigkeit, und noch weniger über die Frage, wann die Fokussierung auf das eigene Überleben in einer zersplitterten Welt dem Eindruck eines organisierten Neuanfangs wich, der Tatkraft verlangte und Zukunftsperspektiven öffnete.

Gründungsakte

Das Ende dieser „Niemandszeit“ oder „Wolfszeit“ (Harald Jähner) wird gern auf die Gründung der beiden deutschen Staaten im Mai beziehungsweise Oktober 1949 datiert. Unterschiedlicher hätten beide Ereignisse allerdings nicht begangen werden können. Der Gründungsakt der Bundesrepublik und die Wiederanknüpfung an ihre helle, wenngleich kurzlebige demokratische Tradition von 1848 beziehungsweise 1919 bis 1933 fand unter denkbar nüchternen Umständen statt, und nichts von dem, was 75 Jahre später dem Tag der Verkündung des Grundgesetzes an Pathos beigelegt werden sollte, prägte das Geschehen am 23. Mai 1949. „Mit der entscheidenden Abstimmung im nordrhein-westfälischen Landtag ist das ‚Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland‘ angenommen worden und bedarf zu seiner Inkraftsetzung nur noch der Verkündigung durch den Parlamentarischen Rat“, berichtete die Tagespresse eher beiläufig darüber, dass tags zuvor die Bundesrepublik gegründet worden war. Sie wich auch in ihrer Berichterstattung über die Akklamation der Länder nicht von ihrer kühlen Berichterstattung ab, die in denkbar stärkstem Kontrast zu jener von Anton von Werner im triumphalen Bild festgehaltenen Szene stand, mit der ein knappes Dreivierteljahrhundert zuvor die deutschen Bundesfürsten im Spiegelsaal von Versailles den preußischen König Wilhelm zum Deutschen Kaiser gekürt hatten.

Von Jubelstimmung und Zukunftszuversicht war an diesem bewölkten und leicht regnerischen Geburtstag der zweiten deutschen Demokratie nichts zu lesen. Weit wichtiger erschien der Publizistik in diesen Tagen die Aufhebung der Berlin-Blockade und die Suche nach einer einheitlichen Position der Westmächte zur „deutschen Frage“. Damit folgte sie allerdings nur einer in der Bevölkerung weitverbreiteten Stimmung. Den Parlamentariern war durchaus bewusst, dass sich der „Mann auf der Straße“ kaum darum kümmerte, was in Bonn beraten wurde; einer Umfrage vom März 1949 zufolge wussten die Einwohner der amerikanischen Zone mit der Frage, was ihnen „die zukünftige westdeutsche Verfassung“ bedeute, wenig anzufangen: 40 Prozent der Befragten war sie gänzlich „gleichgültig“, und gerade einmal 21 Prozent erklärten sich für „sehr interessiert“. An diesem Befund sollte sich auch in den Folgejahren wenig ändern – noch 1955 kannten 50 Prozent der Westdeutschen das Grundgesetz nicht. Sie spiegelten so die Eigentümlichkeit einer Verfassung, die von ihren Müttern und Vätern selbst für provisorisch erklärt worden war und einen Staat ohne volle Souveränität und nationale Einheit begründen sollte.

Gänzlich anders vollzog sich die nachholende Staatsgründung, die am 7. Oktober 1949 die SBZ in die DDR verwandelte. „In einer Atmosphäre, die von dem Bewußtsein des historischen Augenblicks erfüllt war, konstituierte sich am Freitagnachmittag 17.30 Uhr im großen Festsaal des Hauses der DWK [Deutschen Wirtschaftskommission] die Provisorische Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik“, ließen die ostdeutschen Tageszeitungen ihre Leser an der Geburt des zweiten deutschen Staates teilhaben. Zum zeremoniellen Pathos trat die vorgespiegelte Einmütigkeit, die sich markant von den Zwistigkeiten abhob, unter denen wenige Monate zuvor das Bonner Grundgesetz verabschiedet worden war: „Die Provisorische Volkskammer nahm einstimmig ein Gesetz an, durch das die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik in Kraft gesetzt wird.“

In den folgenden vier Jahrzehnten blieb der Jahrestag der Staatsgründung in der DDR ein Legitimationsfaktor ersten Ranges, dem eine entsprechend herausgehobene Rolle im Feierkalender zukam. Jahr um Jahr wurde der „Republikgeburtstag“ zu Leistungsschauen genutzt, in denen Erfolgsbilanz und Mobilisierungsappell Hand in Hand gingen und sich besonders zum 20-jährigen Jubiläum zu einem Crescendo der Verbundenheit von Volk und Führung steigerten: „Mit der machtvollsten und begeisterndsten Demonstration, die die Hauptstadt der DDR je erlebte, bekundeten am Dienstag, dem 20. Jahrestag der DDR, vierhunderttausend Werktätige, darunter 20000 Vertreter der Generation junger Sozialisten, ihre Liebe zum sozialistischen Friedensstaat deutscher Nation, der das zwanzigjährige Werk ihrer Herzen, Hände und Hirne ist.“

Auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze hingegen fanden die Jahrestage der Grundgesetzunterzeichnung in der bundesdeutschen Öffentlichkeit über Dezennien kaum Erwähnung, wie die DDR-Presse etwa 1969 selbstzufrieden notierte: „Warum hat Bonn nicht gefeiert? Es gibt bei uns kaum jemanden, der nicht Anteil nähme am 20. Jahrestag der Republik. Unser ganzes Volk in der DDR feiert den Geburtstag seines Staates. Die meisten werden gar nicht daran gedacht haben, daß der 20. Jahrestag des westdeutschen Staates schon vorbeigegangen ist. Man hat es nicht bemerkt, denn er wurde nicht gefeiert. Da überhaupt kein Staatsfeiertag an die Gründung der Bundesrepublik erinnert, weiß man nicht so recht, welches Datum man eigentlich nennen soll. Den 8. Mai 1949, als der Parlamentarische Rat das Grundgesetz annahm? Oder den 23. Mai, an dem es in Kraft gesetzt wurde? Oder den 7. September, als der Bundestag in Bonn zusammentrat? Meistens wird das letzte Datum genannt. Doch dieser Tag ging unbeachtet vorbei, kaum daß diese oder jene Zeitung das Datum erwähnte.“ Erst vierzig Jahre nach seiner Verkündung wurde dem Grundgesetz 1989 feierliche Würdigung zuteil, als Bundespräsident Richard von Weizsäcker den Staatsakt zum 40. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik zu einer nachdenklichen Rede nutzte, die nicht verschwieg, wie fern die Bundesbürger der ersten Stunde der neuen Ordnung gestanden hatten. „Auf das Verlangen der Menschen nach gesicherter Freiheit gab das Grundgesetz überzeugende Antworten. In der Bevölkerung erwärmte sich daher ihr Verhältnis zur neuen Verfassung sehr rasch. Ihre innere Beziehung zur Bundesrepublik als einem neuen deutschen Staat wuchs dagegen erst allmählich hinterher.“

Urknall und Umbrüche

Doch gleichviel, ob bombastisch inszeniert oder weitgehend marginalisiert – die Erinnerung der Nachkriegsdeutschen an den Wiederaufstieg haftete hüben wie drüben weniger an staatlichen Traditionsdaten denn an sozialen Einschnitten. Für die Westdeutschen wurde die am 20. Juni 1948 in Kraft getretene Währungsreform im Rückblick zum mythischen „Urknall“, und er verband sich mit der Erfahrung der vier Tage später beginnenden Berlin-Blockade und der Luftbrücke. Zusammen vermittelten beide Ereignisstränge den Bewohnern der Westzonen und der Westsektoren die Erfahrung, wieder in die zivilisierte Welt aufgenommen zu sein. „Neue Preise – Neue Währung“, hieß das Motto, unter dem die Einführung der D-Mark die Vergangenheit zu überdecken erlaubte und eine Zukunft eröffnete, die nicht als revolutionärer Umbruch erschien, sondern als Rückkehr zur zerstörten Normalität: „Das Wort ‚wieder‘ wurde zum Leitmotiv deutschen Lebens, ein Ziel, geboren aus dem Heimweh nach der verlorenen guten alten Zeit und aus der Sehnsucht nach der verschwundenen Sicherheit.“ Zu diesem Empfinden passte, dass noch Ende 1951 fast 98 Prozent der Westdeutschen der Meinung waren, dass wahlweise das Kaiserreich, die Weimarer Republik oder das „Dritte Reich“ Deutschlands beste Zeit gewesen seien, wohingegen nur zwei Prozent „die Zeit seit 1945“ nennen mochten. Ernst Reuters ikonisch gewordener Appell „Ihr Völker der Welt, Ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien!“ transportierte die Botschaft, dass aus Besatzern über Nacht Beschützer geworden waren und aus den feindlichen „Krauts“ von gestern die Opferhelden von heute. Den 350.000 Berlinern, die am 9. September 1948 auf die Wiese vor dem zerstörten Reichstag geströmt waren, vermittelte der Appell ihres Oberbürgermeisters ein „neues Selbstwertgefühl“ und die Gewissheit, wieder ein schützenswerter Gegenstand der Weltpolitik zu sein: „Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt!“

Einen gleichermaßen prägnant erfahrenen und erinnerten „Urknall“ kannte der Neubeginn in Ostdeutschland nicht, dafür aber gleich zwei einschneidende Zäsuren, deren erste sich mit dem Begriff der „neuen Zeit“ verbindet: In der unmittelbaren Nachkriegszeit herrschte in Ostdeutschland sehr viel dezidierter als in den Westzonen das durch die sowjetische Besatzungsmacht gestützte Empfinden vor, dass es nun gelte, das Schicksal wieder in die eigene Hand zu nehmen und mit der Katastrophenvergangenheit des NS-Regimes vorbehaltlos abzurechnen. Mit der Roten Armee kam nicht nur die Repression in das auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 festgelegte sowjetische Besatzungsgebiet, sondern auch die Hoffnung auf die Schaffung einer neuen, besseren Gesellschaft. Der Wille zum antifaschistischen Neuaufbau des verheerten Landes trieb die aus den Zuchthäusern und Konzentrationslagern befreiten Häftlinge an, die unverzüglich in ihre Heimatstädte oder nach Berlin strömten, um dort auf ihren Einsatz für die neue Zeit zu warten oder auf eigene Faust – alsbald aufgelöste – antifaschistische Komitees und Büros zu gründen. Für viele Nachkriegsdeutsche und insbesondere für zahlreiche in der NS-Zeit ins Exil Getriebene wurde die SBZ zum Hoffnungsort eines neuen und besseren Deutschlands. Der Glaube, dass nicht in den westlichen Besatzungszonen, sondern im sowjetisch beherrschten Gebiet der bessere deutsche Staat entstünde, fand Nahrung in einer sowjetischen Kulturpolitik, die sich zumindest bis 1947 durch „erstaunliche Liberalität“ und „bemerkenswerte Zurückhaltung“ (so der Historiker Maximilian Becker) auszeichnete und auf Befehl der sowjetischen Militäradministration bereits am 16. Mai 1945 für die Öffnung der Berliner Theater sorgte. Bereits im Juni wurde der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung“ gegründet. Nicht zur künstlerischen Avantgarde, sondern zum klassischen Bildungsschatz als „Wiederbelebung des humanistischen deutschen Geistes“ tendierte die sowjetische Theaterpolitik – und nicht zufällig wurde bis 1949 in der Ostzone kein Stück häufiger gespielt als Lessings während der Hitlerzeit verbotenes Drama „Nathan der Weise“.

Theodor Fontanes Wort „Ich fang erst an!“ ging dem befreiten KZ-Häftling Fritz Selbmann durch den Kopf, als er in Leipzig die sowjetischen Soldaten auf Panjewägelchen lachend in die Stadt einziehen sah, die bis Ende Juni 1945 von den Amerikanern besetzt war. Denen aber hatte sich Selbmann verweigert: „Wir müssen und werden mit Ihnen zusammenarbeiten, wenn … ja, wenn Sie uns die Möglichkeit geben, mit dem Alten vollständig aufzuräumen und ein neues, wirklich demokratisches Leben in Deutschland aufzubauen.“ Diese Hoffnung erfüllten ihm nicht die Amerikaner, wohl aber die Sowjets: „Als ich in Berlin eintraf, befand sich in meinem Marschgepäck auch eine Namensliste von Meistern der deutschen Kultur, deren künstlerisches Schaffen und gesellschaftliches Wirken mir ein Begriff waren“, berichtete der sowjetische Intellektuelle und Kulturoffizier Alexander Lwowitsch Dymschiz, der unmittelbar nach der deutschen Kapitulation nach Berlin befohlen worden war, um das deutsche Kulturleben zu reorganisieren. „Ich suchte sie auf, um ihnen unsere Verehrung und Achtung zu bekunden, um sie in ihrer Arbeit zu unterstützen.“

Den zweiten Umbruch markiert der seit 1947/48 immer stärker werdende Anpassungsdruck an die stalinistische Doktrin, nachdem im Frühjahr 1947 letzte aussichtsreiche Bemühungen um eine deutsche Einigung auf Länderebene gescheitert waren und die Siegermächte sich im Herbst desselben Jahres in London nicht mehr auf eine gemeinsame Deutschlandpolitik einigen konnten. An ihre Stelle trat die bipolare Blockkonfrontation und mit ihr die Zwei-Lager-Theorie, die sich aus westlicher Sicht als Konkurrenz von demokratischem und totalitärem System darstellte und in östlicher als Kampf zwischen imperialistischer und antiimperialistischer Hemisphäre. Die SED entwickelte sich zu einer Partei neuen, nämlichen sowjetischen Typs, ihr Vordenker Anton Ackermann widerrief nach einer entsprechenden Entschließung des SED-Parteivorstandes vom September 1946 die von ihm selbst propagierte These vom „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“, und der gelebte Antifaschismus der Nachkriegszeit wandelte sich zu dem verordneten einer sozialistischen Erziehungsdiktatur, deren Selbstverständnis im Misstrauen gegenüber der eigenen Bevölkerung gründete.

Weniger der im Feierkalender der DDR verankerte Gründungstag des zweiten deutschen Staates prägte die Erinnerung an den Neubeginn als vielmehr jene Parteikonferenz der SED, auf der Walter Ulbricht im Juni 1952 den planmäßigen Aufbau eines Sozialismus verkündete, dessen Härte geradewegs in den Juni-Aufstand 1953 führte. Die Niederschlagung dieses mit Ausnahme der Intellektuellen in breiten Schichten der DDR-Bevölkerung offen oder heimlich unterstützten Aufbegehrens gegen die Macht wurde von der SED-Führung als feindlicher Putsch und faschistische Provokation denunziert und führte doch unverhüllt den Zwangscharakter des sozialistischen Regimes vor Augen. Anders als in der Bundesrepublik, die den gescheiterten Aufstand als allmählich in Ritualisierung erstarrenden Feiertag der deutschen Einheit und der eigenen demokratischen Identität beging, blieb der 17. Juni in der DDR „ein traumatisch besetztes Datum“, das unter dem Codewort „Aktion Bollwerk“ von Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen des gesellschaftlichen Alltags begleitet wurde. Wie stark die Erinnerung an das Datum bis 1989 auch bei den Herrschaftseliten blieb, bezeugte Staatssicherheitsminister Erich Mielke, der in der finalen Krise der DDR am 31. August 1989 in einer Dienstbesprechung seiner versammelten Bezirkschefs in Reaktion auf einen Bericht aus Gera, dass mittlerweile „viele auch progressive Kräfte nachdenklich“ seien, provozierend in die Runde fragte: „Ist es so, dass morgen der 17. Juni ausbricht?“

Sinnstiftung in der Systemkonkurrenz

Doch niemals beruhte Herrschaft in der DDR allein auf Repression. Immer stand hinter ihr das Credo einer Diktatur, die ihre Macht auf die in permanenten Konsensritualen beglaubigte Zustimmung der Bevölkerung zu gründen glaubte, der sie gleichwohl bis zum Ende nicht über den Weg traute. Vor diesem Hintergrund blieb der „Legitimationsantifaschismus“ (Jürgen Danyel) die sich durch alle politischen Wandlungen hindurch gleichbleibende Raison d’Être des zweiten deutschen Staates. Er war fraglos machtgeschützt und wurde instrumentell verwendet, aber er besaß als sinnstiftender Denkhorizont dennoch bis über das Ende der DDR hinaus ein glaubwürdiges Legitimationspotenzial, das weit über die Anziehungskraft des Marxismus-Leninismus oder sozial- wie nationalstaatliche Abgrenzungsversuche gegenüber der Bundesrepublik hinausreichte. Im Glauben an die moralische Überlegenheit der als antifaschistischer Staat gegründeten DDR über die als restaurativ begriffene Bundesrepublik und ihre unbewältigte Vergangenheit suchte Christa Wolf rückblickend die Antwort, warum es die Demokratiebewegung in der DDR so schwer gehabt habe: „Weil wir als sehr junge Menschen, aufgewachsen im Faschismus, erfüllt waren von Schuldgefühlen und denen dankbar waren, die uns da herausgeholt hatten. Das waren Antifaschisten und Kommunisten, die aus Konzentrationslagern, Zuchthäusern und aus der Emigration zurückgekehrt waren und die in der DDR mehr als in der Bundesrepublik das politische Leben prägten. Wir fühlten eine starke Hemmung, gegen Menschen Widerstand zu leisten, die in der Nazizeit im KZ gesessen hatten.“

Als spiegelbildlicher Basiskonsens der Bundesrepublik diente das Antitotalitarismus-Konzept, in dem auf der anderen Seite das antikommunistische und demokratische Selbstverständnis der Bundesrepublik in der Zeit der stillen Modernisierung seinen Ausdruck fand und sie von der DDR abzugrenzen half. Der Logik des Kalten Krieges folgend, erlaubte es, der Abrechnung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit nur geringe Aufmerksamkeit zu schenken, aber umso mehr dem Bemühen, die historische Erfahrung der NS-Diktatur umstandslos gegen die kommunistische Linke ins Feld zu führen: „Wenn die Bundesregierung entschlossen ist, dort, wo es ihr vertretbar erscheint, Vergangenes vergangen sein zu lassen, in der Überzeugung, daß viele für subjektiv nicht schwerwiegende Schuld gebüßt haben, so ist sie andererseits doch unbedingt entschlossen, aus der Vergangenheit die nötigen Lehren gegenüber all denjenigen zu ziehen, die an der Existenz unseres Staates rütteln, mögen sie nun zum Rechtsradikalismus oder zum Linksradikalismus zu rechnen sein“, erklärte Bundeskanzler Konrad Adenauer in seiner ersten Regierungserklärung vom 20. September 1949.

Seine tabuisierende Kraft bewies der bundesdeutsche Antitotalitarismus, indem er das Bild des christlichen und konservativen Widerstands ebenso von unwillkommenen Zügen zu reinigen erlaubte, wie es der Antifaschismus in Bezug auf den kommunistischen Widerstand vermochte. Die von kritischen Zeitgenossen wie Dolf Sternberger schon früh als „vitale Vergeßlichkeit“ bewertete Haltung belastete die frühe Bundesrepublik mit einer unheilvollen und bis zum Anschein der Komplizenschaft reichenden Symbiose von Amnesie und Amnestie, die aus heutiger Sicht als ein empörender „Triumph des ‚Beschweigens‘“ vor uns steht, sie erlaubte aber zugleich analog zur staatlich verfolgten und gesellschaftlich verlangten Wiedereingliederungspolitik die unzweideutige Verurteilung des NS-Systems, ohne seine ehemaligen Träger und Anhänger auszugrenzen.

Seit den frühen 1960er Jahren wich das mit dem Neubeginn nach 1945 verknüpfte Glück des Wirtschaftswunders und der stillen Integration in die Nachkriegsordnung einer immer nachdrücklicheren Neubefragung. „Daß Antikommunismus keine Politik ist, weiß jeder, der von seinem Gehirn Gebrauch zu machen versteht“, befand Hans Magnus Enzensberger 1967 und hatte schon drei Jahre zuvor „Über die Schwierigkeit, Inländer zu sein“ reflektiert: „Daß ich ein Deutscher bin, diesen Umstand werde ich akzeptieren, wo es möglich, und ignorieren, wo es nötig ist.“ In der sich zur Subdisziplin ausbildenden Zeitgeschichtswissenschaft gewann das Denkmodell einer bundesdeutschen Restauration an Kraft, der zufolge die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse fortbestünden, die Hitlers Aufstieg ermöglicht hätten, und zugleich ging mit dem sich seit Ende der fünfziger Jahre vollziehenden Generationswandel die Zeit der Verdrängung und Entlastung zu Ende, die den Umgang mit der NS-Zeit bis dahin bestimmt hatte.

1958 kam das Schlagwort von der „unbewältigten Vergangenheit“ auf; im selben Jahr störte die Schändung der Kölner Synagoge durch nazistische Schmierereien Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik nachhaltig auf. Der Prozess gegen den in seinem argentinischen Versteck vom israelischen Geheimdienst aufgespürten Adolf Eichmann in Jerusalem 1961, der sogenannte Ulmer Einsatzgruppenprozess und der Frankfurter Auschwitzprozess in den darauffolgenden Jahren ließen mit dem wachsenden zeitlichen Abstand das Bewusstsein für die Ungeheuerlichkeiten des Nationalsozialismus in der Öffentlichkeit deutlicher werden. Am Ende desselben Jahrzehnts und unter dem Eindruck der Studentenbewegung, die die Frage nach der „Schuld der Väter" stellte, wich dann allmählich die Abwehr durch Marginalisierung einer in Schüben immer weiter ausgreifenden Bereitschaft, sich der Vergangenheit zu stellen. Befördert durch Medienereignisse wie die im Januar 1979 ausgestrahlte Fernsehserie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“, aber auch den Aufmerksamkeitsschub, den die vierzigjährige Wiederkehr der damals sogenannten Reichskristallnacht 1938 auslöste, bildete sich seit den siebziger und achtziger Jahren ein gesellschaftlicher Aufarbeitungskonsens heraus, der letztmalig in der in den neunziger Jahren geführten Auseinandersetzung um die (erste) Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht infrage gestellt wurde.

Herausgeforderte Erfolgsgeschichte

Mit der partei- und lagerübergreifenden Durchsetzung eines kathartischen Geschichtsdenkens, das die Shoah gleichsam zum negativen Gründungskonsens der zweiten deutschen Republik werden ließ, wandelte sich der Wirtschaftspatriotismus der Westdeutschen zu einem Verfassungspatriotismus, der durch den Zusammenbruch des SED-Regimes 1989 weiter gestärkt wurde. An das Ende des Kalten Krieges und die hoffnungsvolle Sprengung der inneren und äußeren Grenzen im zusammenwachsenden Europa schloss sich die dreißigjährige Ära einer Zeitgeschichtserzählung an, die die doppelte deutsche Zeitgeschichte vom Fluchtpunkt ihres liberaldemokratischen „Überraschungssiegers“ her als eine Geschichte des Fortschritts und Gelingens begriff.

Das in der Systemkonkurrenz materiell und moralisch unterlegene andere Deutschland hingegen sah sich in dieser Erzählung zum historischen Irrweg und gescheiterten Experiment reduziert, in dem es ein richtiges Leben allenfalls im falschen hatte geben können. Aus dieser Perspektive blieb dem historischen Selbstbehauptungsanspruch der Ostdeutschen kaum mehr, als für eine Unterscheidung von Systemcharakter und Lebenswirklichkeit zu werben, um die eigene Biografie nicht entwertet zu wissen. Stellvertretend für 18 Millionen ehemaliger DDR-Bürger bemühte sich etwa Wolfgang Thierse, dem Leben in der DDR einen Sinn abzugewinnen, der den Vergleich mit dem im Westen nicht zu scheuen brauche: „Es bleibt weiterhin notwendig, was ich seit acht Jahren gewissermaßen als ‚politischer Wanderprediger‘ einfordere“, erklärte Thierse 1998 nach seiner Wahl zum Bundestagspräsidenten, „nämlich einen Unterschied zu machen zwischen dem Urteil über das gescheiterte System und dem Urteil über die Menschen, die in ihm gelebt haben, leben mußten, und die nicht alle gescheitert sind, gescheitert sein dürfen!“ Dennoch: Der Weg zur staatlichen Einheit vollzog sich als Beitritt zum Grundgesetz nach Artikel 23, während die in ihm vorgesehene Erarbeitung einer neuen Verfassung „nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands“ gemäß Artikel 146 unter begründeter Zustimmung auch der maßgeblichen ostdeutschen Akteure damals wie später unterblieb.

Bis vor kurzem fand diese Geschichtserzählung wenig Widerspruch, sondern führte lediglich zum Auseinanderklaffen von Diktatur- und Arrangementgedächtnis in der ostdeutschen Erinnerung an die vier Jahrzehnte des Lebens in der DDR. Nicht zuletzt mit Blick auf die „Bewältigung der schwierigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen der Wiedervereinigung“ stützte Ulrich Herbert das optimistische Fazit seiner Jahrhundertgeschichte: „So ergeben sich die für die Zukunft zu erwartenden Gefährdungen überwiegend nicht aus den inneren Spannungen und Widersprüchen dieses Landes, wie das einhundert Jahre zuvor der Fall war, wenngleich die ausländerfeindlichen Pogrome der 1990er Jahre irritierte Nachfragen aufkommen ließen (…). Gleichwohl ist das Lebensgefühl der meisten Deutschen im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts positiv gestimmt: Man fühlt sich sicher und blickt optimistisch in die Zukunft.“

So verschwand aus dem Blickfeld, dass dem vorherrschenden Denkansatz einer teleologisch angelegten Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik bis zum Ende der deutschen Teilung auch im Westen im Hintergrund immer das Gegenmodell einer ebenso einseitigen Misserfolgsgeschichte gegenübergestanden hatte. Es hatte die Weststaatsgründung in eine repressive Kontinuitätslinie der deutschen und transatlantischen Geschichte eingeordnet, deren bleierne Verhältnisse erst von der Studentenbewegung der sechziger Jahre zum Tanzen gebracht worden seien. Aus der kritischen Distanzierung vom bundesdeutschen Sozial- und Wirtschaftsmodell hatte sich auch ein anderer Blick auf die DDR ergeben, der sich von eingefahrenen Freund-Feind-Schemata zu befreien suchte. Mit dem Ziel, „einen politischen Lernprozeß in beiden deutschen Staaten in Gang zu bringen, der sich pauschalierenden Klischees widersetzt“, hatte Rüdiger Thomas schon eine 1972 erschienene Aufsatzsammlung provokant als „Modell DDR“ überschrieben. Die Zeitgeschichtsschreibung der 1970er und 1980er Jahre hatte sich in Richtung einer vorsichtigen Äquidistanz zu beiden deutschen Staatsgründungen bewegt, die ihr nach 1990 vehement zum Vorwurf gemacht wurde. Mit dankbarer Genugtuung konnte der ostdeutsche Chefpropagandist Karl-Eduard von Schnitzler in seiner agitatorischen Sendereihe „Der schwarze Kanal" die kritische Selbstbefragung wiedergeben, die eine bundesdeutsche TV-Dokumentation zum 40. Jahrestag des Grundgesetzes ausgestrahlt hatte: „Es ist immer wieder erstaunlich, mit welchem Mangel an Scham und an nationaler Würde im BRD-Fernsehen von Journalisten und gelegentlich auch Politikern – wie selbstverständlich – eingeräumt wird, daß diese BRD undemokratisch und antinational zustande gekommen ist.“

Der Untergang der DDR 1989/90 entzog allen konvergenzorientierten Überlegungen zur deutsch-deutschen Parallelgeschichte den Boden. Erst die mit dem Begriff der „Zeitenwende“ markierte Ablösung der nach 1990 dominierenden Freiheitserzählung durch ein omnipräsentes Krisengefühl, das sich ihrer bisherigen Gewissheiten abrupt beraubt sieht, hat auch die „fulminante Erfolgsgeschichte“ der Bundesrepublik wieder auf den Prüfstand gestellt. Heute sieht sie sich mit der Frage konfrontiert, warum sie sich so lange geweigert habe, die „DDR im Plural“ zu erzählen, und wie viel sie zu der Kontinuität von Eigensinn und Staatsverachtung in Ostdeutschland beigetragen hat, die sich 1989 gegen die Diktatur richtete und heute gegen die Demokratie des vereinten Deutschland. Zu bröckeln begonnen hat selbst die Gewissheit der höheren Legitimität des Grundgesetzes gegenüber der DDR-Verfassung, die noch die publizistische Würdigung seines siebzigjährigen Jubiläums 2019 kennzeichnete. Fünf Jahre später hat sie einer selbstkritischen Neubefragung Platz zu machen begonnen, die auch die Geschichte des doppelten Neubeginns nach 1945 angeht: Der Parlamentarische Rat hatte sich 1949 nach Kräften dagegen gewehrt, das von ihm ausgearbeitete Grundgesetz durch einen Volksentscheid legitimieren zu lassen, sondern sich stattdessen „durch des Volkes ‚innere Zustimmung‘“ ermächtigt gefühlt. Stand diese aus heutiger Sicht verblüffende Weigerung dem autoritären Demokratieverständnis der Nachkriegszeit in Ostdeutschland womöglich näher, als die gewohnte Erzählung des doppelten deutschen Neubeginns es lange wahrhaben wollte?

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Martin Sabrow, Die „Stunde Null“ als Zeiterfahrung, in: APuZ 4–5/2020, S. 31–38.

  2. So Theodor Heuss in „Christ und Welt“ vom 16.10.1948, zit. nach Erhard H.M. Lange, Entstehung des Grundgesetzes und Öffentlichkeit: Zustimmung erst nach Jahren, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen 3/1979, S. 378–404, hier S. 381.

  3. Elisabeth Noelle/Erich Peter Neumann, Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1947–1955, Allensbach 1956, S. 157; vgl. auch Christian Bommarius, Das Grundgesetz. Eine Biographie, Berlin 2009, S. 12.

  4. Deutsche Demokratische Republik gegründet. Provisorische Volkskammer konstituiert/Verfassung in Kraft gesetzt/Otto Grotewohl mit Regierungsbildung beauftragt, in: Berliner Zeitung, 8.10.1949.

  5. So etwa in einem Beitrag zu den Vorbereitungen auf den 15. Jahrestag der DDR-Gründung in Berlin: „Fünf Ausstellungen über die wirtschaftliche Entwicklung in Industrie und Handel bereiten Großbetriebe in Mitte zum 15. Jahrestag der Republik vor.“ Vor Republikgeburtstag, in: Neue Zeit, 11.8.1964.

  6. Vorwärts ins dritte Jahrzehnt! Wir sind auf dem richtigen Weg, in: Neues Deutschland, 8.10.1969.

  7. Warum hat Bonn nicht gefeiert?, in: Neues Deutschland, 25.9.1969.

  8. Richard von Weizsäcker, 40 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – Rede bei einem Staatsakt in der Beethovenhalle in Bonn, 24.5.1989, Externer Link: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/Reden/1989/05/19890524_Rede.

  9. Vgl. Berlin-Blockade: Narben der Vergangenheit, 28.10.2010, Externer Link: http://www.spiegel.de/a-949088.html.

  10. Norbert Mühlen, Brief aus der Bundesrepublik: Das Land der großen Mitte. Notizen aus dem Neon-Biedermeier, in: Der Monat 63/1953, S. 237–244, hier S. 238, zit. nach Axel Schildt, Bürgerliche Gesellschaft und kleinbürgerliche Geborgenheit. Zur Mentalität im westdeutschen Wiederaufbau der 50er Jahre, in: ders., Annäherung an die Westdeutschen. Sozial- und kulturgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik, Göttingen 2011, S. 159–178, hier S. 162.

  11. Ebd., S. 168f.

  12. Alexander von Plato/Almut Leh, Ein unglaublicher Frühling. Erfahrene Geschichte im Nachkriegsdeutschland 1945–1948, Bonn 1997, S. 141.

  13. Ernst Reuter, Rede auf der Protestkundgebung vor dem Reichstagsgebäude am 9. September 1948 gegen die Vertreibung der Stadtverordnetenversammlung aus dem Ostsektor, in: ders., Schriften, Reden, hrsg. von Hans Emil Hirschfeld und Hans Joachim Reichhardt, Bd. 3, Berlin 1974, S. 477–479, hier S. 479.

  14. Karl-Heinz Schulmeister, Einleitung, in: …einer neuen Zeit Beginn. Erinnerungen an die Anfänge unserer Kulturrevolution 1945–1949, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED/Kulturbund der DDR, Berlin–Weimar 1980, S. 5–31, hier S. 15.

  15. Vgl. Plato/Leh (Anm. 12), S. 103.

  16. Fritz Selbmann, Alternative – Bilanz – Credo. Versuch einer Selbstdarstellung, Halle (Saale) 1975, S. 409.

  17. Alexander Lwowitsch Dymschiz, Ein unvergeßlicher Frühling, in: …einer neuen Zeit Beginn (Anm. 14), S. 138–143, hier S. 140.

  18. Vgl. Dietrich Staritz, Ein „besonderer deutscher Weg“ zum Sozialismus?, in: APuZ 51–52/1982, S. 15–31.

  19. Vgl. Gerd Dietrich, Kulturgeschichte der DDR, Bd. 1, 1945–1957, Göttingen 2018, S. 175ff.

  20. Christoph Kleßmann, Der 17. Juni 1953 im Geschichtsbild Deutschlands gestern und heute, Externer Link: http://www.17juni53.de/home/gedenk/klessmann.html.

  21. Vgl. ders., Der Aufstand vom 17. Juni 1953 – Phasen der Erinnerung, Externer Link: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/15468.

  22. Zit. nach Walter Süß, Staatssicherheit am Ende. Warum es den Mächtigen nicht gelang, 1989 eine Revolution zu verhindern, Berlin 1999, S. 181.

  23. Christa Wolf, Schreiben im Zeitbezug, Gespräch mit Aafke Steenhuis, in: dies., Reden im Herbst, Berlin–Weimar 1990, S. 131–157, hier S. 135f.

  24. Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949, Stenographische Berichte, Bd. 1, Bonn 1950, S. 22.

  25. Dolf Sternberger, Versuch zu einem Fazit, in: Die Wandlung 4/1949, S. 700–710, hier S. 701.

  26. Norbert Frei, Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996, S. 15.

  27. Hans Magnus Enzensberger, Versuch, von der deutschen Frage Urlaub zu nehmen, in: ders., Deutschland, Deutschland unter anderm. Äußerungen zur Politik, Frankfurt/M. 1967, S. 37–48, hier S. 42.

  28. Ders., Über die Schwierigkeit, Inländer zu sein, in: ebd., S. 7–13, hier S. 13.

  29. Vgl. als instruktiven Überblick Jürgen Kocka, 1945: Neubeginn oder Restauration?, in: Carola Stern/Heinrich August Winkler (Hrsg.), Wendepunkte deutscher Geschichte 1848–1945, Frankfurt/M. 1979, S. 141–168.

  30. Zur Rezeption der vierteiligen Serie aus US-amerikanischer Produktion vgl. Katrin Hammerstein, Eine Fernsehserie schreibt Geschichte. Reaktionen auf die Ausstrahlung von "Holocaust" vor über 40 Jahren, in: Deutschland Archiv, 18.1.2019, Externer Link: http://www.bpb.de/284090.

  31. So Hans Günter Hockerts, Zeitgeschichte nach der Epochenwende, in: Jörg Calließ, Historische Orientierung nach der Epochenwende oder: Die Herausforderung der Geschichtswissenschaft durch die Geschichte, Loccum 1995, S. 95–104, hier 99f.

  32. Exemplarisch Ian Kershaw, Achterbahn. Europa 1950 bis heute, München 2018.

  33. Deutscher Bundestag, 14. Wahlperiode, 1. Sitzung, 26. Oktober 1998, Stenographischer Bericht, Plenarprotokoll 14/1, S. 6. Vgl. auch Das richtige Leben im falschen System: Wolfgang Thierse im Gespräch mit Ulrich Wickert, Stuttgart 2001.

  34. „Es gebe einfach keinen Grund“, so Wolfgang Thierse noch 2019, „ein Grundgesetz, das sich 70 Jahre bewährt habe, jetzt mit kleinen Änderungen zur Abstimmung vorzulegen. Vielmehr bestünde dann die ‚Gefahr einer geringen Beteiligung und damit einer Delegitimierung der Verfassung.‘“ Cornelius Pollmer, Höchste Freiheit. Nach dem Mauerfall beschloss der Runde Tisch in der DDR, eine neue Verfassung zu erarbeiten. Es wurde nichts daraus, die Prioritäten waren anders. Was sagt uns dieser Entwurf heute?, in: Süddeutsche Zeitung, 4./5.5.2019.

  35. Zur typisierenden Unterscheidung zwischen unterschiedlichen DDR-Gedächtnissen Martin Sabrow, Die DDR erinnern, in: ders. (Hrsg.), Erinnerungsorte der DDR, München 2009, S. 11–27.

  36. Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014, S. 1251f.

  37. Vgl. Axel Schildt, Fünf Möglichkeiten, die Geschichte der Bundesrepublik zu erzählen, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 44/1999, S. 1234–1244.

  38. Rüdiger Thomas, Modell DDR. Die kalkulierte Emanzipation, München 19733, S. 8.

  39. Vgl. Klaus Schroeder/Jochen Staadt, Der diskrete Charme des Status quo. DDR-Forschung in der Ära der Entspannungspolitik, in: Klaus Schroeder (Hrsg.), Geschichte und Transformation des SED-Staates, Berlin 1994, S. 309–346.

  40. Karl-Eduard von Schnitzler, Protokoll einer Sendung. Aus der Fernsehdokumentation "Wie die BRD entstand", in: Neues Deutschland, 20.5.1989.

  41. Vgl. Martin Sabrow, Zeitenwenden in der Zeitgeschichte, Göttingen 2023.

  42. Vgl. Thomas Hertfelder, Erfolgsgeschichte Bundesrepublik. Aufstieg und Krise einer Meistererzählung, Stuttgart 2020, S. 14.

  43. Christopher Banditt/Nadine Jenke/Sophie Lange (Hrsg.), DDR im Plural. Ostdeutsche Vergangenheiten und ihre Gegenwart, Berlin 2023.

  44. So etwa der Verfassungsrechtler Dieter Grimm in seinen Überlegungen zu der Frage, warum das Grundgesetz sich zu einer „viel gepriesenen Verfassung“ hatte entwickeln können: „Es symbolisierte sozusagen den Wiederaufstieg der Bundesrepublik aus der Katastrophe, die der Nationalsozialismus hinterlassen hatte, und auch die bessere Alternative zur DDR.“ Dieter Grimm über Vertrauen, in: Süddeutsche Zeitung, 4./5.5.2019.

  45. Vgl. Angela Bauer-Kirsch, Zur Legitimation des Bonner Grundgesetzes. Das Selbstverständnis des Parlamentarischen Rates wider die Kritik, in: Zeitschrift für Politik 2/2002, S. 171–197.

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ist Professor em. für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und ehemaliger Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Er ist Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“.