Wollte man nach den vergangenen beiden Jahren den Stand der Digitalisierung in Deutschland auf einen Begriff bringen, so müsste dieser vermutlich "Faxgerät" heißen. Zwar müssen die Gesundheitsämter ihre tägliche Arbeit längst nicht mehr ohne Computer- und Softwareunterstützung meistern, doch hat die Coronapandemie schonungslos die Schwachstellen der digitalen Gesellschaft aufgedeckt: die Digitalisierungsdefizite der öffentlichen Verwaltung, die schlechte digitale Ausstattung der Schulen und Universitäten, den ausbaufähigen Digitalisierungsstand der Unternehmen, die Monopolstellung internationaler Digitalkonzerne, die Polarisierung in den sozialen Medien, die digitale Spaltung der Gesellschaft in Stadt und Land und Arm und Reich.
Dabei sollte nicht übersehen werden, wie sehr uns die Digitalisierung gerade in Pandemiezeiten das Leben erleichtert – durch neue digitale Formen der Kommunikation und des Arbeitens, beim abendlichen Genuss von Filmen und Serien, ja, sogar bei der Pandemiebekämpfung – und wie weit wir auf dem digitalen Weg bereits gekommen sind. Wer heute einem Zehnjährigen erzählt, dass es noch vor gut 15 Jahren weder Smartphones noch Streamingdienste gab und private Videotelefonate bestenfalls in Science-Fiction-Filmen vorkamen, erntet meist nur ein ungläubiges Lächeln.
Gleichwohl bleiben die mit der Digitalisierung verknüpften Herausforderungen groß. Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien findet kaum ein Wort so häufig Erwähnung – und dies über nahezu alle Politikbereiche hinweg. Staat, Verwaltung und Infrastruktur sollen bürgernah digitalisiert, digitale Innovationen und Kompetenzen gestärkt, digitale Bürgerrechte und IT-Sicherheit gewährleistet und der Zusammenhalt der digitalen Gesellschaft gestärkt werden. Neuen digitalen Spaltungen und Ungleichheiten vorzubeugen – und bereits bestehende abzubauen –, dürfte dabei die größte Aufgabe sein. Ob dies gelingt, wird auch über die Qualität unserer Demokratie maßgeblich mitentscheiden.