Abbildungen von Hitler-Plakaten in Schulbüchern, Schlagzeilen des "Völkischen Beobachters" auf Museumstafeln oder Ausschnitte aus nationalsozialistischen Filmen in Fernsehdokumentationen – die NS-Propaganda steht heute häufig sinnbildlich für das Regime selbst und dient implizit oder explizit der Erklärung des Aufstiegs der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Ein Erfolg der Nationalsozialisten war es, dass ihrer Propaganda teils bis heute die Wirkmächtigkeit zugeschrieben wird, die Funktionäre wie der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, angestrebt und behauptet hatten. Insbesondere die damals neueren Medien Hörfunk und Film wurden zu wichtigen Stützen der Macht erklärt und mit erfolgreicher Propaganda assoziiert. Dahinter stehen Annahmen direkter und starker Medienwirkungen, die Zeitdiagnosen politischer Öffentlichkeiten lange prägten und die durch populäre Darstellungen etwa zur politischen Radikalisierung in "Filterblasen" oder "Echokammern" noch immer einflussreich sind. Thesen starker Medienwirkungen können im Zusammenhang mit der NS-Propaganda einem entlastenden Narrativ der "Überwältigung" und "Verführung" der Bevölkerung dienen. Die historische Forschung zeichnet allerdings ein differenzierteres Bild von der potenziellen Wirkung der NS-Propaganda und stützt sich dazu auch auf Erkenntnisse der kommunikationswissenschaftlichen Medienwirkungsforschung.
Aus kommunikationshistorischer Perspektive vollzog sich der Aufstieg der NSDAP ab den 1920er Jahren im Kontext einer politischen Öffentlichkeit, die sich bereits seit dem Kaiserreich maßgeblich durch medial vermittelte Kommunikation konstituierte. Die vor wie nach 1933 wichtigen Versammlungsöffentlichkeiten, etwa Demonstrationen, Kundgebungen oder Aufmärsche, erhielten auch durch ihre mediale Inszenierung und Darstellung Gewicht. Die Öffentlichkeit der Weimarer Republik war durch eine stark ausdifferenzierte Presse und die beginnende Ausbreitung von Film und Hörfunk charakterisiert. Neben Partei- und Parteirichtungszeitungen waren jüngere Zeitungstypen wie die Boulevardpresse oder Illustrierte unterschiedlicher politischer Couleur entstanden. Kinofilme transportierten zwar kaum Informationen und Meinungen zur Tagespolitik, vermittelten aber Werthaltungen und Weltbilder. Der Hörfunk gewann ab 1930 an Bedeutung als Medium der politischen Auseinandersetzung und damit auch als Wahlkampfinstrument der Nazis. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Rolle etablierten und neueren Medien beim Aufstieg des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik bis zur Festigung der diktatorischen Macht 1933 zukam.
Der Nationalsozialismus war nicht zuletzt eine Propagandabewegung, wie es charakteristisch für den Faschismus ist. Kernelemente waren die Inszenierung durch massenhafte Aufmärsche, die Verwendung visueller Symbole wie das Hakenkreuz sowie der Führerkult. Bei dieser "Ästhetisierung der Politik"
Presse in der Weimarer Republik
Leitmedium der politischen Öffentlichkeit war nach wie vor die Presse. Sie setzte Themen der öffentlichen Debatte und lieferte Deutungsangebote. Diese Wirkungen konnten stark sein, da JournalistInnen und vor allem PolitikerInnen an den Einfluss der Zeitungen und Zeitschriften glaubten. Sie beobachteten die Presseberichterstattung, nahmen sie einerseits als Ausdruck der öffentlichen Meinung wahr und unterstellten andererseits eine Wirkung auf die Bevölkerung. Entsprechend richteten sie ihr Handeln auch nach Medienberichten aus.
Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt in der Weimarer Republik war durch die Verschränkung politischer und ökonomischer Zielsetzungen charakterisiert. Durch Parteinahme oder direkte -verbundenheit war die Presselandschaft stark fragmentiert und polarisiert. Gleichzeitig verfolgten die Zeitungs- und Zeitschriftentitel ökonomische Ziele und versuchten ihren Leserkreis durch Publikumsorientierung zu erweitern. Allerdings lassen sich aus der Fragmentierung der Presse keine direkten Schlüsse auf die parteipolitische Entwicklung ziehen. Wahlergebnisse politischer Parteien sind nicht mit dem Parallelismus von Auflagen- und Verbreitungszahlen von Zeitungen und Zeitschriften mit entsprechender Parteibindung zu erklären. Vom Erfolg der nationalistisch-konservativen Presse des Unternehmers und Politikers Alfred Hugenberg profitierte nicht dessen Deutschnationale Volkspartei (DNVP), stattdessen stieg die NSDAP zur stärksten Kraft der Rechten auf. Die weite Verbreitung liberaler Titel mit Verbindungen zur Deutschen Demokratischen Partei (DDP) verhinderte nicht deren Niedergang zur Splitterpartei.
Häufig verweisen ForscherInnen darauf, dass die Ablehnung oder zumindest Skepsis gegenüber der Weimarer Republik aus den unterschiedlichen Überzeugungen heraus in der Presse nahezu des gesamten politischen Spektrums zu finden war und somit zu einem republikfeindlichen Klima beitrug. In der rechten bis faschistischen Presse wurde darüber hinaus gar offen zum Mord jüdischer, republikanischer oder linker Politiker aufgerufen. Mehr oder weniger explizit stützen sich Forschungsarbeiten zum republikfeindlichen Klima der Presse allerdings häufig auf totalitarismustheoretische Annahmen und sehen insbesondere die kommunistische Presse wie die NS-Presse in der Verantwortung für den Niedergang der Weimarer Republik. Plausibler als solche Urteile, die den politischen Gegnern und Opfern der Nationalsozialisten eine Mitschuld an der Katastrophe 1933 geben und eine politische Nähe als Opposition zur Weimarer Republik unterstellen, sind die Thesen, dass zum einen die Logik neuerer Boulevardtitel und zum anderen ein rechtes Presseklima den Aufstieg der NSDAP begünstigten.
Neuartige Boulevardtitel verbanden inhaltliche Mittel wie Sensationalismus und Skandalisierung sowie gestalterische Elemente wie Bebilderung mit einer politischen Agenda. Die Nazis selbst bedienten sich mit Titeln wie "Der Angriff", "Der Stürmer" oder "Illustrierter Beobachter" der Mittel der Boulevardpresse. Zudem boten sie einer zunehmend auf Skandale und Sensationen gerichteten Presse unterschiedlicher politischer Tendenz Stoff und erhielten insbesondere nach ihrem Erfolg bei den Reichstagswahlen 1930, bei denen sie mit einem sprunghaften Anstieg auf 18,3 Prozent zur zweitstärksten Kraft wurden, eine hohe mediale Aufmerksamkeit. Der ständige politische Konflikt und nicht zuletzt die direkte Straßengewalt kamen der medialen Logik insbesondere der Boulevardpresse entgegen. Dabei verband sich die reißerische Berichterstattung mit politischen Zielsetzungen. Sowohl konservative Titel als auch die NS-Presse beschuldigten Kommunisten, Sozialdemokraten und Mitglieder der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold der Gewalt. Eine sensationalistische und parteiliche Berichterstattung über politisch motivierte Auseinandersetzungen suggerierte die Gefahr eines Bürgerkrieges und ermöglichte es den Nazis, sich als Bollwerk gegen eine vorgebliche kommunistische Bedrohung zu inszenieren.
Die politische Fragmentierung der Gesellschaft zeigte sich in der Mediennutzung abseits der Kernmilieus – etwa der Organisationen des politischen Katholizismus und der Arbeiterbewegung – weniger in abgeschlossenen parteilichen Teilöffentlichkeiten als in einer Polarisierung zwischen im weitesten Sinn rechts und links. So lasen beispielsweise Sozialdemokraten oder Kommunisten häufig die hochauflagigen linksliberalen Titel mit attraktiver Berichterstattung auch abseits politischer Themen. Sie konsumierten aber kaum ihnen gegenüber offen feindliche nationalistisch-konservative Zeitungen und Zeitschriften.
Insbesondere außerhalb Groß-Berlins bestimmte die nationalistisch-konservative Presse die öffentliche Kommunikation. Denn Hugenberg, ab 1928 Vorsitzender der DNVP, vertrat die Interessen von Schwerindustrie und rechten Parteien oder Verbänden nicht nur mit der Hauptstadtpresse des Scherl-Verlags wie "Berliner Lokal-Anzeiger", "Der Tag" oder "Berliner Illustrierte", die er 1916 erworben hatte. Über Anzeigenvermittlung, Kredite und Unternehmensbeteiligungen brachte er weite Teile der Provinzpresse in die finanzielle Abhängigkeit seiner Gesellschaften. Darüber hinaus nahm er durch die Nachrichtenagentur Telegraphen-Union und andere Dienste unmittelbar Einfluss auf den Inhalt der Provinzzeitungen.
Untersuchungen zur Hamburger und Leipziger Presse zeigen exemplarisch, wie die bürgerliche Presse auch abseits von Hugenbergs Einfluss den Aufstieg der NSDAP begünstigte. Aus Sympathie zur nationalistischen und gegen die Arbeiterbewegung gerichteten Programmatik betrachtete sie die Partei wohlwollend und warb dafür, Hitler und die NSDAP in Regierungen einzubinden. So unterstützten Titel wie die "Hamburger Nachrichten", das "Hamburger Fremdenblatt" oder die "Leipziger Neuesten Nachrichten" zwar nicht direkt die NSDAP, trugen aber zur Normalisierung der faschistischen Bewegung und zur Akzeptanz im bürgerlichen Lager bei. Neben politischer Überzeugung waren dazu auch schlicht ökonomische Erwägungen der Verlage ausschlaggebend. Als privatwirtschaftliche Unternehmen nahmen liberale oder konservative Zeitungshäuser Rücksicht auf nationalsozialistische WählerInnen als (potenzielle) LeserInnen.
Grenzen der Medienwirkung
Trotz dieser Befunde zur Fragmentierung und Polarisierung der (Boulevard-)Presse sowie zum rechten Tenor der Berichterstattung sind keine direkten Schlüsse auf die Bedeutung von Mediennutzung als Ursache des Aufstiegs des Nationalsozialismus zu ziehen. Urteile zur Fragmentierung als Folge von Mediennutzung waren bereits in der Weimarer Republik weit verbreitet. Noch heute schlagen sie sich in populären Zeitdiagnosen von "Filterblasen" oder "Echokammern" der politischen Radikalisierung durch selektive Mediennutzung online nieder. Sie vernachlässigen jedoch zum einen den sozialen Kontext der Mediennutzung, zum anderen die aktive Rolle der NutzerInnen. Der Aufstieg der NSDAP ist weniger im Sinne von Echokammer-Hypothesen mit Radikalisierungsprozessen durch den alleinigen Konsum der NS-Presse zu erklären. Der Einfluss von Medien kann stattdessen beschrieben werden als, erstens, die aktive Verarbeitung und Interpretation einer – beispielsweise antirepublikanischen, antikommunistischen und nationalistischen – Berichterstattung durch, zweitens, Personen, deren Einstellungen und Überzeugungen solchen Mustern nicht grundlegend entgegenstanden.
Auch im Bereich des Films war die weite Verbreitung von nationalistischen und militaristischen Inhalten, an die die faschistische Ideologie der NSDAP anknüpfen konnte, bedeutsamer für den Aufstieg der Nazis als ihre direkte Propaganda.
Ab Beginn der 1930er Jahre konnten sich die Nationalsozialisten zudem auf das neuere Medium Hörfunk stützen. Der unmittelbare Einfluss des Rundfunks auf den Erfolg der NSDAP lässt sich allerdings nur schwer belegen. Zwar ging die NSDAP aus den Wahlen im Juli 1932 als stärkste Partei hervor, nachdem sie erstmals im Radio um Stimmen hatte werben können. Bei den Wahlen im November 1932 verlor sie aber trotz Möglichkeiten der Rundfunkwerbung wieder an Stimmen. Gleichzeitig gelangen der KPD, obwohl sie als einzige Partei von der Rundfunkwerbung ausgeschlossen worden war, zumindest leichte Zugewinne.
Presse 1933
Die Politik der NSDAP nach der Machtübertragung auf Hitler bestand einerseits aus Repression und Verfolgung von Minderheiten und politischen Gegnern, andererseits warben die Nationalsozialisten um weitere Zustimmung in der Bevölkerung. Die Kontrolle über die öffentliche Kommunikation hatte daher hohe Priorität für das Regime, um die errungene Macht zu festigen und letztlich den Krieg und die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden propagandistisch vorzubereiten. Dies zeigt zunächst vor allem, dass auch Hitler und seine Parteigänger von der starken Wirkung von Medien überzeugt waren. Nachdem sich die Nazis unter den Bedingungen einer pluralistischen Öffentlichkeit aggressiv gegen den Weimarer Staat gerichtet hatten, betrieben sie nun eine "Integrationspropaganda" für die sogenannte Volksgemeinschaft und den Führerstaat.
Die Notverordnung des Reichspräsidenten "zum Schutze des Deutschen Volkes" schränkte nur wenige Tage nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die Pressefreiheit drastisch ein. In der Folge erlassene Verbote trafen insbesondere die kommunistische und sozialdemokratische, aber auch Teile der liberalen Presse. Infolge der sogenannten Reichstagsbrandverordnung Ende Februar 1933 verbot das Regime die Publikationen ihrer linken Gegner vollständig. Die Verbote der als marxistisch bezeichneten Titel waren ein tiefer Einschnitt in die Pressefreiheit, doch standen sie auch in Kontinuität der zeitweisen Zeitungsverbote in der Weimarer Republik, die sich zuvorderst gegen die kommunistische Presse gerichtet hatten. Für eine Zäsur sorgte die NS-Medienpolitik vor allem in personeller Hinsicht: Insbesondere jüdische und linke JournalistInnen verloren ihre Betätigungsmöglichkeiten und wurden verfolgt, jüdische Verlage wurden enteignet. Im März wurde das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda als zentrale Einrichtung zur Lenkung der öffentlichen Kommunikation eingerichtet. Die personelle Kontrolle sicherte das Regime mit einem berufsständischen Kammersystem durch Zwangsmitgliedschaft in der Reichskulturkammer und schließlich dem antisemitischen und gegen ihre politischen Gegner gerichteten Schriftleitergesetz, das am 1. Januar 1934 in Kraft trat.
Allerdings konnte das Regime nicht der gesamten Presse mit Terror und Gewalt begegnen. Mit dem Großteil der Verleger und JournalistInnen der ehemals konservativen und liberalen Blätter musste es zusammenarbeiten. Auf sie waren die Nationalsozialisten sowohl aus Mangel an eigenem Personal als auch zur Integration des Bürgertums in die faschistische Diktatur und zur Außendarstellung im Ausland angewiesen. Obwohl oder gerade weil sie weniger aggressive, offen antisemitische Propaganda betrieben, übernahmen damit auch Titel wie die "Frankfurter Zeitung" oder das "Berliner Tageblatt" eine Funktion für die Festigung der Macht Hitlers.
Film und Hörfunk 1933
Wie im gesamten Medienbereich war im Film die Zäsur durch Berufsverbote und Verfolgung für jüdische MitarbeiterInnen drastisch. Inhaltlich gab es hingegen Kontinuitäten zur Weimarer Republik. Charakteristisch waren kurz nach der Machtübertragung weniger die eindeutigen Propagandafilme wie "Hitlerjunge Quex" (1933), sondern eine Orientierung an den Unterhaltungsbedürfnissen der ZuschauerInnen. NS-Unterhaltungsfilme waren jedoch nicht unpolitisch und dienten der Integration in die "Volksgemeinschaft" – und damit auch dem Ausschluss jüdischer BürgerInnen. Obgleich weiterhin Unterschiede nach Klasse, Schicht oder Milieu bestanden, wirkte diese Filmpolitik durchaus im Sinne einer völkischen Integration des Publikums.
Die intensive Verwendung des noch jungen Mediums Hörfunk zur Reichstagswahl im März 1933 durch die NSDAP nach den ersten Radiowahlkämpfen 1930 und 1932 gab Anlass zu Mutmaßungen, der Gebrauch neuerer Medien könnte zur Festigung der Macht der Nazis beigetragen haben. Mit Hitlers Amtsübernahme erhielten die Nationalsozialisten vollständigen Zugriff auf den Rundfunk. Während das Kabinett aus Mitgliedern von NSDAP, DNVP und Stahlhelm Parteienwerbung im Rundfunk verbot, gestand es sich selbst Reden und Berichte zu. Da die NSDAP allerdings selbst trotz offenen Terrors gegen ihre politischen Gegner und Einschränkungen der Wahlen "nur" 43,9 Prozent der Stimmen erreichte, kann auch der Wahlkampfkommunikation lediglich eingeschränkt Erfolg zugeschrieben werden.
Bereits die Präsidialregierung unter Franz von Papen hatte den Hörfunk 1932 vollständig verstaatlicht und eine Aufsicht über die Programme eingeführt. Angesichts der zentralisierten und staatlichen Organisation konnten die Nationalsozialisten das Medium einfach unter ihre Kontrolle bringen und dem Propagandaministerium unterstellen.
Möglichkeiten der Medienwirkung
Insgesamt konnte die NS-Propaganda nur wirksam sein, wenn sie sich auf Erfolge und populäre Politik beziehen konnte. Der Terror gegen die politische Linke bei der Etablierung der diktatorischen Macht 1933 war eine durchaus populäre Maßnahme, die das Regime als Erfolg darstellen konnte.
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Öffentlichkeit in der Weimarer Republik konnte die NSDAP propagandistisch erstens eine Polarisierung zwischen einer marxistischen Linken und einer nationalistischen Rechten behaupten und sich als die Kraft zur Abwehr des Kommunismus inszenieren. Dabei knüpfte sie an gesellschaftlich weit verbreitete Haltungen an: Die rechte Presse der Weimarer Republik und die NS-Propaganda hatten ihre Feindbilder etwa bei der Verbreitung der antisemitischen "Dolchstoßlegende" zum Ersten Weltkrieg nicht neu etablieren müssen. Die Ablehnung der Arbeiterbewegung und die Begründung ihrer Bekämpfung waren seit dem Kaiserreich die zentralen Elemente der bürgerlichen Weltanschauung, zu deren Verbreitung und Verfestigung Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Flugschriften seit dem 19. Jahrhundert beigetragen hatten. Zweitens konnte sich die NSDAP angesichts tatsächlicher und medial betonter Spaltungen als Kraft zur Überwindung der Fragmentierungen präsentieren, insbesondere durch die Propagierung der Idee der "Volksgemeinschaft" und der Inszenierung Hitlers als starken Führer. Drittens gelang es dem Regime, aufbauend auf abstrakteren antisemitischen Vorurteilen, die Deutung zu etablieren, es gäbe tatsächlich eine konkrete "Judenfrage", die gar durch Vernichtung zu lösen wäre.
Mit dieser Anknüpfung an vorhandene Werthaltungen und die Ausnutzung von Indifferenz und Vorurteilen konnte die Integrationspropaganda ohnehin virulente und akzeptierte Themen aufwerten und instrumentalisieren. Durch die Verbreitung von Deutungsangeboten nahmen die Nazis Einfluss, beispielsweise auf die interpersonale Anschlusskommunikation im privaten Bereich.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass den älteren wie den neueren Medien beim Aufstieg der NSDAP und bei der Etablierung ihrer diktatorischen Macht eine zentrale Rolle zukam. Allerdings bestand diese nicht darin, dass sie passive RezipientInnen mit Propaganda überwältigte oder verführte, sondern dass die Nazis Themen der politischen Öffentlichkeit in ihrem Sinne setzen und vorhandene Einstellungen mobilisieren und verstärken konnten. Potenziale und Grenzen der Medienwirkungen bewegten sich dabei in Abhängigkeit von individuellen und gesellschaftlichen Kontextfaktoren – wie Überzeugungen und Milieus in der Weimarer Republik oder als Erfolge darstellbare Maßnahmen des Regimes nach 1933.
Das ältere Medium Presse blieb auch in der Diktatur zentral für die Vermittlung politischer Informationen und Meinungen. Die faschistische Bewegung erlangte mit ihrer symbolischen Inszenierung und ihrer Brutalität in der Weimarer Öffentlichkeit eine hohe Aufmerksamkeit, insbesondere bei neueren Zeitungs- und Zeitschriftentypen, die auf Skandalisierung und Sensationalisierung setzten. Darüber hinaus konnten sich die Nazis bei ihrem Weg an die Macht auf die weite Verbreitung konservativ-nationalistischer Inhalte in Presse, Film und Hörfunk stützen. Dabei wurde nur teilweise unmittelbar für Hitler geworben, sie boten den RezipientInnen aber Deutungsmöglichkeiten im Sinne der NSDAP und der Partei selbst Anknüpfungsmöglichkeiten für ihre Propaganda.
Schließlich konnte Hitler die "Volksgemeinschaft" und den Führerstaat als Lösung zur Überwindung der fragmentierten und polarisierten Weimarer Gesellschaft und Öffentlichkeit inszenieren. Das bildete die Grundlage für die Medienpolitik nach der Machtübertragung, mit der die Nazis jegliche Opposition unterbanden, gleichzeitig aber mit einer Integrationspropaganda um Zustimmung warben.