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Editorial | Demokratie jenseits von Wahlen | bpb.de

Demokratie jenseits von Wahlen Editorial „Einstiegsdroge in die Demokratie“. Ein Gespräch über Beteiligungsmöglichkeiten und Demokratiebildung an Schulen - Interview Alltägliche Begegnungsorte der Demokratie Ziviler Ungehorsam. Irritation und Impuls für den demokratischen Rechtsstaat Bürgerräte in Theorie und Praxis Gesellschaftsdienst für alle. Ein Garant für mehr Zusammenhalt? Guerilla-Demokratie. Wie Demokratien autokratische Übergriffe verhindern und rückgängig machen können

Editorial

Leontien Potthoff

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Das Herzstück einer repräsentativen Demokratie ist der Zugang zu freien und fairen Wahlen. Aber Demokratien leben nicht allein durch den Gang zur Wahlurne, sondern sind auf Mitwirkung angewiesen: Möglichkeiten zur politischen Teilhabe lassen sich in allen Bereichen des Alltags finden. Wenn etwa Leerstand neu gedacht und mit einem Begegnungsraum neues Leben in verlassene Einkaufszentren gebracht wird, ist dies Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Auch das Engagement in einer Bürgerinitiative, Formen zivilen Ungehorsams oder die freiwillige Verpflichtung zum Gesellschaftsdienst können Zeichen einer vitalen, demokratischen Zivilgesellschaft sein. Die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen durch Engagierte prägt die Demokratie, ob im Kontext eines Bürgerrates oder friedlicher Demonstrationen.

Mit Blick auf die wachsende Unzufriedenheit mit dem Funktionieren liberaler Demokratien, die sich nicht zuletzt dadurch äußert, dass populistische Parteien bundes- und europaweit Wahlerfolge verzeichnen, sind Beispiele der alltäglichen (direkt-)demokratischen Teilhabe umso wichtiger. Denn Demokratie bedeutet Mitentscheidungsrecht und zugleich Verantwortung im Sinne des Gemeinwohls. Somit dreht sich ein demokratisches Miteinander immer auch um die Frage, wie wir als Gesellschaft leben wollen.

Impulse aus der Demokratiebildungsarbeit an Schulen zeigen, dass eine funktionierende Demokratie wesentlich mit dem Erfahren von Selbstwirksamkeit verbunden ist – und dass Demokratie immer auch Anstrengung und Arbeit bedeutet. Lohnenswert ist der Blick über den nationalen Tellerrand: Wie handhaben unsere europäischen Nachbarn die Herausforderungen der Demokratien im 21. Jahrhundert? Welche Strategien könnten auch in Deutschland fruchten?